In der politischen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gilt der Asylkompromiss von 1992/93 als höchst kontroverse Entscheidung, die bis heute, rund 20 Jahre später, Auswirkungen auf die Asylmigration hat. In diesem Band analysieren Wissenschaftler das damalige Flüchtlingsgeschehen, die Interessen der politischen Akteure sowie die Europäisierung der Flüchtlingspolitik. Zeitzeugen aus der Politik und Journalisten diskutieren, inwieweit die angestrebten Ziele erreicht wurden oder ob sich die Kritik an der Entscheidung als gerechtfertigt erwiesen hat. Vertreter von Flüchtlingsorganisationen sowie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zeigen Perspektiven des Flüchtlingsschutzes auf.
Die Dissertation befasst sich mit den in der Architekturgeschichtsschreibung bislang weitgehend vernachlässigten Protagonisten der kommerziellen Bauproduktion – den Generalbaufirmen. Im großstädtischen Hochbauwesen hatten diese an der Wende zum 20. Jahrhundert eine bedeutende Marktposition inne: Firmen, die in der Lage waren, in kurzer Zeit, auf eigenes Risiko und möglichst kostensparend große Bauvolumen zu bewältigen, indem sie die einzelnen Bauleistungen an Subunternehmen weitervergaben, und die in bislang unbekanntem Maße Großbauprojekte bis hin zu ganzen Stadtteilen unter den Aspekten wirtschaftlicher Kalkulation realisierten. Für die im 19. Jahrhundert gegründeten Generalbaufirmen war das formale Ergebnis Teil des Bau- und Konstruktionsprozesses und weniger Resultat einer bestimmten künstlerischen Haltung. Sie stellten im Konkurrenzkampf des großstädtischen Bauwesens mit den zunehmend privat tätigen Architekten wirtschaftliche Erwägungen im Bauprozess in den Vordergrund, realisierten Großprojekte und setzten technische Maßstäbe, an die die Masse zeitgenössischer Architekturbüros nicht anknüpfen konnte. Mit der Übernahme verschiedenster Bauaufgaben inklusive Planung, Finanzierung, Betrieb der gebauten Objekte, einer offensiven, vielschichtigen Werbestrategie, der Anwerbung fähiger und ehrgeiziger junger Architekten mit z.T. hohen Gehaltsangeboten und dem bewusst großzügigen Umgang mit Urheberrechten geriet die Firma Boswau & Knauer wie kaum eine andere in das Zentrum reformorientierter und standespolitischer Architekturdebatten. Von der Gründung als Stuckaturbetrieb 1892 bis zum Tod des Firmeninhabers 1909 entwickelte sich das Unternehmen zur Großbaufirma; zu den um die 200 recherchierten Projekten von Boswau & Knauer zählen u.a. Grand Hotels, Theater, Kaufhäuser und Banken, verteilt über das Deutsche Reich. In verschiedenen gerichtlichen Auseinandersetzungen unterlag die Firma um die Aneignung des noch ungeschützten Titels des "Architekten" – in einer Zeit, als die zunehmende Zahl universitär ausgebildeter Architekten nicht mehr in den Baubehörden Fuß fassen konnte und sie sich den Markt mit Technikern verschiedener Ausbildung, kleinen, mittelständischen und großen Firmen zu teilen begannen. Mit der Hinwendung zu diesen bisher von der Fachhistoriographie weitgehend vernachlässigten Aspekten setzt sich die Dissertation von tradierten Fragestellungen ab und richtet das Augenmerk auf neue Formen der Bauorganisation und auf den mit ihnen verbundenen grundlegenden Wandel in den Strukturen des Bauwesens.
Zentrales Ziel der Pflegeversicherung war und ist, zu einer qualitativ guten pflegerischen Versorgung im Alter beizutragen – auch unabhängig von der individuellen familiären Situation und angesichts demografischer und gesellschaftlicher Veränderungen. Wenn es darum geht, 20 Jahre nach Einführung der Gesetzlichen Pflegeversicherung ihre Erfolge vorläufig zu bewerten, scheiden sich aber die Geister. Aus der Sicht der einen ist die Pflegeversicherung eine Erfolgsgeschichte für Pflegebedürftige, ihre Angehörigen und die Pflege als professionelles Handlungsfeld. Aus Sicht anderer sind die Leistungen der Pflegeversicherung zu gering und Qualität und Arbeitsbedingungen in der Pflege unzureichend. Ziel des Beitrags ist es, die bestehenden Mythen in der deutschen Pflegepolitik darzustellen, kritisch zu untersuchen und mit empirischen Fakten zu konfrontieren, um so eine sachliche Bewertung der Reformoptionen für die Gesetzliche Pflegeversicherung zu erlauben. ; The main purpose of the German long-term care insurance was — and still is — to contribute to an adequate supply with and a good quality of long-term care services for older people — regardless of their individual family situation and in the light of demographic and societal changes. When seeking to preliminarily assess the benefits 20 years after the introduction of the statutory long-term care insurance, opinions tend to differ. From some people's point of view the long-term care insurance is a success story for people in need of care, their families and nursing as a profession. Others consider the capped benefits of the long-term care insurance as insufficient and the quality and working conditions as inadequate. This article therefore aims to describe the current "myths" in German long-term care politics, critically assess them and contrast them with empirical facts that allow for a fact-based appraisal of the various options for statutory long-term care insurance reform.
Das arabische Wort "Khalifa" in der Bedeutung "Stellvertreter" oder "Nachfolger" wird im Koran, dem heiligen Buch der Muslime an zwei Stellen verwendet (Sure 7, Vers 69 und Sure 38, Vers 26). Darin wird der Mensch als der Stellvertreter Gottes auf Erden bezeichnet. Im historischen Kontext entsteht der Begriff nach dem Tod des Propheten Muhammad im Jahr 632. Die ersten vier Nachfolger in der politischen Führung der Gemeinde werden in der sunnitischen Geschichtsschreibung als die "Raschidun" (die Rechtgeleiteten) bezeichnet. In dieser Zeit, also zwischen 632 und 661, entsteht auch der Begriff "Amir al-Muminin" (Beherrscher der Gläubigen) als Titel des Kalifen, mit dem die Herrscher auch angeredet wurden. Die Frage der Nachfolge des Propheten Muhammad entwickelte sich zu einem grundlegenden Streitpunkt innerhalb der jungen muslimischen Gemeinde. Aus diesen Auseinandersetzungen heraus entstand dann die konfessionelle Spaltung der muslimischen Welt in die sunnitische Mehrheit und die schiitische Minderheit. Grundlegend gibt es Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen den zwei Hauptströmungen der islamischen Gemeinde, den Sunniten und Schiiten. Der Umfang der Meinungsverschiedenheiten zwischen Sunniten und Schiiten sind mehr als deren Ähnlichkeiten, obwohl diese Unterschiede auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Die Wurzeln all dieser Differenzen sind darauf zurückzuführen, dass die Schiiten nach dem Hinscheiden des Propheten die Dogmen ihres Glaubens von den Ahl al-Bayt (Angehörige des Hauses Man darf das Thema Kalifat als den Schwerpunkt aller anderen Diskrepanzen der Glaubensauffassungen der sunnitischen und schiitischen Gelehrten betrachten. ; The Arabic word "Khalifa" in the meaning "deputy" or "successor" has been used in the Coran, the holy book of the Muslims at two locations: sura 7, verse 69 and sura 38, verse 26. In These verses is the human being known as God''s representative on earth. In historical context, the term arises after the death of Prophet Muhammad in 632. The first four successors of him in the political leadership of the community calls in the Sunni historiography as the "Rashidun" means (the rightly guided). During this time, i. e. from 632 to 661, the term "Amir al-Mu''minin" (Commander of the Faithful) was created as the title for the Caliphs; thereby the rulers were also addressed. The question of the succession of the Prophet Muhammad became a fundamental point of conflicts within the young Muslim community. From these contentions arose then the confessional division of the Muslim world in the Sunni majority and the Shia minority. Basically, there are similarities and differences between the two mainstreams of the Islamic community, the Sunnis and Shiites. The dimensions of disagreements between Sunnis and Shiites are more than their similarities, although these differences at first glance are not recognizable. The roots of all these differences are due to the fact that the Shiites after the passing away of the Prophet adopted the dogmas of their faith from the Ahl al-Bayt (solely 13 members of the house of the Prophet) and the Sunnis from others. It must be considered, that the issue Caliphate is the focus of all other discrepancies in the beliefs of the Sunni and Shiite scholars.
Die Entstehung des Islam im 7. Jahrhundert war zweifelsohne eines der wichtigsten Ereignisse der Weltgeschichte. Denn die originäre Lehre dieser Religion forderte nicht nur eine universale Aufklärung auf religiöser und sozialer Ebene, sondern verhalf zudem den Arabern, große politische Macht zu erlangen. Die Araber, die aus zersplitterten und untereinander zerstrittenen Stämmen bestanden und keinen organisierten Staat kannten, konnten zum ersten Mal unter der Führung des Propheten Muhammed (570-632) politisch und religiös vereint werden. So wurde der neu entstandene arabische Staat schon kurze Zeit nach dem Tod Muhammeds zu einem neuen politischen und militärischen Machtfaktor im Nahen Osten, der unmittelbar an der Südgrenze zweier Großmächte, des Byzantinischen Reiches und des Sassanidenreiches, lag und eine neue Religion vertrat. Unter den ersten vier Kalifen (632-661) wurden nicht nur die von diesen Reichen abhängigen Gebiete Ägypten, Syrien, Palästina, Jerusalem, Ostanatolien und Irak erobert, sondern selbst das gigantische Sassanidenreich. Dadurch kam auch der Islam in diesen Gebieten zur Verbreitung. Auch der Kaukasus, der damals wie heute wegen seiner geostrategischen Lage und seiner reichen natürlichen Ressourcen als sehr wichtige Region galt, gehörte zu den Gebieten, die größtenteils erobert wurden. Ihre Lage am Knotenpunkt der Handelswege war ein weiterer wichtiger Faktor für das Interesse an dieser Region. Daher war sie einst ein Spielball des Byzantinischen und Sassanidischen Reiches. Der Kaukasus war aber nicht nur Schauplatz des politischen, militärischen und wirtschaftlichen Konkurrenzkampfes dieser Großmächte, sondern auch der Konkurrenz zwischen den Religionen. Während die Byzantiner das Christentum durchsetzen wollten, versuchten die Sassaniden, den Zoroastrismus zu verbreiten. Die Bergbewohner hingegen hielten an ihren Naturreligionen fest. Unmittelbar nach der Unterwerfung dieses wichtigen Gebietes durch die Araber begann auch eine schnelle Ausbreitung des Islam. Die Islamisierung des Kaukasus war ein langer und komplizierter Prozess, der vom 7. bis zum 20. Jahrhundert dauerte. Unter der arabischen Herrschaft konnte zwar der Islam im Kaukasus festen Fuß fassen, aber seine Verbreitung musste sich auf die Gebiete an der Westküste des Kaspischen Meeres beschränken, d.h. auf Aserbaidschan und die Stadt Derbend in Dagestan sowie nördlich auf manche chasarischen Gebiete. Ein Grund dafür war, dass die Chasaren fast 150 Jahre gegen die Araber kämpften, um die Verbreitung des Islam dadurch zu verhindern. Den eigentlichen Beitrag zum Islamisierungsprozess leisteten nach dem Zerfall der arabischen Herrschaft, insbesondere die Seldschuken, die Sufis, die einheimischen Akteure, später die Osmanen und die sogenannten Muriden. In diesem Prozess, den man als zweite Periode der Verbreitung des Islam im Kaukasus bezeichnen kann, breitete sich der Islam auch im restlichen Dagestan und Aserbaidschan, unter Tscherkessen und Abchasen, Karatschai-Balkaren und Tschetschenen-Inguschen und sogar teilweise unter Alanen-Osseten und Georgiern aus. Das Ergebnis des allgemeinen Islamisierungsprozesses im Kaukasus ist jedenfalls bemerkenswert: der Islam ist heute die dort vorherrschende Religion. Die vorliegende Studie, in der der Schwerpunkt auf der Untersuchung der arabischen Herrschaft im Kaukasus liegt, befasst sich daher mit dem gesamten Entwicklungsprozess der dortigen Verbreitung des Islam, weil dieses Thema von der Forschung, insbesondere im Westen, weitestgehend vernachlässigt wurde. Eine erschöpfende Darstellung war im Rahmen dieser Arbeit allerdings nicht möglich. Sie bietet jedoch anhand arabischer, persischer, osmanischer und deutscher Quellen eine gute Grundlage zur detaillierten Erforschung der Verbreitung des Islam in den jeweiligen kaukasischen Gebieten.
Das südsteirische Schloss Retzhof ist heute als Bildungshaus des Landes Steiermark imErwachsenenbildungsbereich weithin bekannt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mitden Entwicklungen, die an diesen Punkt geführt haben nämlich mit der Bildungsgeschichteder Einrichtung im 20. und 21. Jahrhundert. Dabei wird die spezifische Nutzung desSchlosses für pädagogische Aktivitäten im Zeitraum zwischen 1933 und 2013 erhoben undmit den jeweiligen historischen, gesellschaftlichen und (bildungs)politischen Veränderungenin Beziehung gesetzt. Die Brüche und Kontinuitäten dieser institutionellen Geschichte werdendabei besonders ins Auge gefasst, denn die Bildungsaktivitäten am Retzhof vollzogen sichunter verschiedenen Regimen, unter verschiedenen Akteur/innen, im Licht verschiedenerideologischer Grundhaltungen und im Kontext einer im ständigen Wandel begriffenenGesellschaft.Anhand von Originaldokumenten aus in- und ausländischen Archiven, Interviews,Programmheften, Zeitungsartikel und Sekundärliteratur zeichnet diese Arbeit auf Basis einerqualitativen Inhaltsanalyse die wechselhafte Geschichte des Schlosses Retzhof im genanntenZeitraum nach. Dabei wird erstmals Licht auf die bisher unbekannte Vergangenheit desHauses als Gebietsführerschule der Hitlerjugend sowie auf die Geschichte der letzten privatenBesitzer/innen des Hauses geworfen. Letztere stehen auch in engem Zusammenhang mit denschwierigen Rahmenbedingungen erster Bildungsaktivitäten am Retzhof nach 1948. Diesewaren ebenfalls lange in Vergessenheit geraten und werden in dieser Arbeit fundiertdargelegt. Somit wird ein wichtiger Beitrag zur Vervollständigung des institutionellenGedächtnisses geleistet und die weitere Entwicklung der historischen Kompetenz derEinrichtung unterstützt. ; Retzhof castle is located in the South of Styria. Today it is well-known as an adult educationfacility maintained by the regional government of Styria. The facility however has a historyand the present research concentrates on this educational past of the Retzhof in the 20th and21st century. In doing so, the specific use of the castle for pedagogical activities of any sort ispresented. This happens in relation to the respective historical, societal and politicaldevelopments of the 80 years between 1933 and 2013. Special attention is given to themoments of continuity and disruption of this educational history as these kinds ofdevelopments evolved under the influence of different political regimes, different agents,different ideologies and in constant relation to societal developments and changes.A qualitative content analysis merges data from original documents of national andinternational archives, interviews, programs, newspapers and literature in order to (re)tell thealternating history of this educational institution. In doing so this research for the first time sheds light on the unknown past of the castle as training facility of the Hitler Youth as well ason the history of the last private owners of the place. The latter are important to fullyunderstand the complex and complicated conditions of the first post Second World Wareducational activities that were held at the Retzhof from 1948 on. These difficulties had alsobeen forgotten or had simply just not been narrated for a very long time. By (re)telling thishistory, the present work contributes to the completion of the Retzhofs institutional memoryand also fosters the further development of the institutions historical competence. ; vorgelegt von Lisbeth Matzer ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassungen in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2014 ; (VLID)292871
Marcus Otto unternimmt eine systemtheoretisch inspirierte genealogische Wiederbeschreibung eines Metanarrativs der Moderne, das sich als Imperativ politischer Inklusion historisch wirkmächtig an der Figur des Subjekts entfaltete. Dies impliziert die Dekonstruktion eines übergreifenden Willens zum Subjekt, der bis heute nicht nur in politischen und gesellschaftlichen Selbstbeschreibungen, sondern auch in der Historiographie vorherrscht. Mithin ist in einem umfassenden Sinne, der sich an der Figur des Subjekts kristallisiert, also der "Kopf des Königs noch immer nicht gerollt", wie Foucault einst bezogen auf das politische Denken formuliert hat.
Der Beitrag skizziert die bedeutsame Rolle der liberalen badischen Mädchenschulpolitik im Rahmen der ersten Koedukationsdebatte um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Die Erfahrungen mit der 'Koinstruktion' von Mädchen in badischen Knabenschulen widerlegten zahlreiche Argumente der KoedukationsgegnerInnen, die sich vorwiegend auf eine 'naturgewollte' physische und psychische Andersartigkeit – in der Regel einer Inferiorität – von Frauen stützten und daraus eine spezifische weibliche Bestimmung ableiteten. Je größer die angenommene und sozial erwünschte Konstruktion einer scharfen Geschlechterdifferenz betont wurde, umso vehementer wurde auch der gemeinsame Schulbesuch von Mädchen und Jungen abgelehnt. Postulierte Geschlechterdifferenzen und Geschlechterrollen spielen in der aktuellen Diskussion um Geschlechtertrennung nach wie vor eine Rolle. Zwar liefern Geschlechterdifferenzen heute keine tragfähige argumentative Grundlage mehr für die Konstruktion von Geschlechterrollen, aber sie werden noch immer argumentativ herangezogen, um Vorteile der institutionellen Trennung zu unterstreichen.
Die beiden noch jungen Nationen Deutschland und Amerika richteten gegen Ende des 19. Jahrhunderts sogenannte \"Kolonialausstellungen\" im Rahmen von Welt- und Gewerbeausstellungen aus. Damit wünschten sie sowohl vor der eigenen Bevölkerung, als auch internationalem Publikum ihre erzielte Fortschrittlichkeit zu demonstrieren. Im gleichen Zug proklamierten sie ihre Weltmachtstellung. Anhand ausgestellter \"eigener Fremder\" wurde die Wehrhaftigkeit, das ökonomische und politische Potential, die Modernität und Zivilisierung der ausrichtenden Nation herausgestellt. Beide Länder wünschten anhand der offensichtlich besiegten und/oder gezähmten \"Wilden\" die eigene Spitzenposition und daraus resultierend das Verantwortungsbewusstsein gegenüber weniger privilegierten \"Rassen\" auszustellen. \"Koloniale\" Abteilungen informierten jedoch nicht wie nachdrücklich untermauert über Expansion, Besitzungen und deren Bevölkerung, sondern fungierten ausschließlich als Instrumentarium zur Übermittlung \"imperialistisch\" geprägter Botschaften. Insbesondere die gerade erst professionalisierten Wissenschaften Anthropologie und Ethnologie profitierten von den Veranstaltungen, in denen sie ihre \"Rassentheorien\" bestätigt fanden. Im Gegenzug legitimierten sie deren Ausrichtung, versicherten vermeintliche Authentizität und versteckten Schaulust unter dem Deckmantel von Erziehung, Belehrung und Wissenschaftlichkeit.:1 Einleitung 7 1.1 Forschungsstand 1.1.1 Methodik 16 1.1.2 Fragestellung 24 1.1.3 Quellen 27 1.1.4 Begriffsklärung 32 2 Hintergründe der mit Auß ereuropäern bevölkerten Sektionen 37 2.1 \"Zurschaustellungen\". Historische Einbettung–Unterschiedliche Formen 37 2.1.1 Begri fflichkeiten 38 2.1.2 Vorgeschichte von \"Zurschaustellungen\" außereuropäischer Völker in Europa 40 2.1.3 Carl Hagenbecks \"Zurschaustellungen\" 52 2.1.4 \"Buffalo Bill\''s Wild West\" 56 2.2 Afrikanischer Kontinent/Geheimnisvoller \"Orient\": Assoziationsräume europäische Ängste und Wünsche 59 2.2.1 Der \"dunkle Kontinent\" 60 2.2.2 \"Exotischer Orient\" 61 2.3 Welt- und Gewerbeausstellungen 62 2.3.1 Anfänge und Entwicklung des Ausstellungswesens 62 2.3.2 Weltausstellungen 66 3 Deutsche \"Kolonialausstellungen\" im Rahmen von Gewerbeausstellungen 69 3.1 Die Berliner Gewerbeausstellung (1896): Visionen einer Weltausstellung 69 3.1.1 Die Erste Deutsche Kolonialausstellung 69 3.1.2 Vorbereitung, Eröffnung und kaiserliche Rezeption 69 3.1.3 Kolonialausstellung 72 3.1.4 Der Wissenschaftlich-Kommerzielle Teil 99 3.1.5 Abbildung einer konstruierten Wirklichkeit 107 3.1.6 Die Sonderausstellung Kairo 120 3.1.7 Kairo versus Schutzgebiete 130 3.2 Die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbeausstellung 135 3.2.1 Das Leipziger Ausstellungswesen 135 3.2.2 Deutsch-Ostafrika in Leipzig 138 3.2.3 Bildliche Repräsentation 150 3.2.4 Bewertung und Rezeption 165 4 The World\''s Columbian Exposition (WCE), Chicago 1893. Amerika präsentiert sich der Welt 168 4.1 Anthropologie und Ethnologie. Wissenschaftliche Neulinge in seriösen Kontext gesetzt? 174 4.1.1 Anthropologie in Ausstellung. Klassifizierung und Typenbildung 175 4.1.2 Amerikanische Ureinwohner. Fremde im eigenen Land 179 4.1.3 Abteilung M: Ethnologisches und Anthropologisches Gebäude 187 4.2 Die \"schwarze Zukunft\"? Afroamerikaner als besondere \"Rasse\" 208 4.2.1 The Reason Why the Colored American Is not in the World\''s Columbian Exposition 212 4.2.2 Colored People\''s Day 216 4.2.3 Mehr \"Bestie\" als Mensch: Dahomey auf der Midway 221 4.3 Anerkannte Fremde und ihre Darstellung. Japan besiegelt seinen Eintritt unter den \"Kulturnationen\" 229 4.4 Au ßereuropäer auf der Midway: Vergnügung und Besuchermagnet 233 4.4.1 Chinas Beitrag? 234 4.4.2 Der Orient erobert Amerika 238 4.5 Bilanz und Auswirkungen 254 5 Louisiana Purchase Exposition. St. Louis 1904 258 5.1 Amerika: Vollendet \"imperialistische\" Großmacht? 258 5.2 Japan und China 262 5.2.1 Japan: Wehrhaftes \"Imperium\"–pittoreske Kulturnation 262 5.3 Anthropologische Abteilung 280 5.3.1 Assimiliert oder Ausgerottet. Das \"gelöste\" Indian-Problem 300 5.3.2 Alte und Neue \"Schutzbefohlene\" 311 5.4 \"Our Philippine Problem\"? Amerikas Aufstieg zum \"vollständigen\" Imperium? 312 5.4.1 Lebendige Trophäen der amerikanischer Expansion 322 5.4.2 Präsentierte Zivilisationsentwicklung 352 5.4.3 Erfolgsgaranten: Kannibalen, Freaks und Zeremonien 355 5.4.4 Hinter der Maskerade. Zeugnisse Ausgestellter und weitere Hintergründe 357 5.4.5 Bewertung der Philippinen-Ausstellung 361 5.5 Herausgestellte \"Color Line\". Afroamerikaner auf der LPE 365 5.6 Offi zielle Abbildungen 367 5.7 Die Pike. Wunder fur Jedermann 369 5.8 \"Barbaren\" im sportlichen Wettkampf. Olympische Spiele. St. Louis 1904 379 5.9 Rezeption 381 6 Resümee 384 6.1 Nationaler Vergleich 386 6.1.1 Berlin versus Leipzig: Ungleichheit zum Vergleich gestellt? 386 6.1.2 Chicago versus St. Louis 390 6.2 Deutschland versus Amerika 394
Die sprachwissenschaftliche Forschung in der Sowjetunion war über Jahrzehnte politisch- ideologisch geprägt. Die umfassenden Forschungsmöglichkeiten im großen Vielvölkerstaat konnten leider kaum genutzt werden, bevor die Forschung "von oben" einen Knebel verpasst bekam. Die Wissenschaften wurden in den Dienst des Sozialismus gestellt, alle anti-marxistischen Ansichten wurden verboten und ihre Vertreter verfolgt. Die indigenen Sprachen der einzelnen Sozialistischen Sowjetrepubliken wurden in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhundert noch gefördert, unter der Herrschaft Stalins wurden nationalistische Tendenzen jedoch massiv unterdrückt und versucht, unter gleichzeitiger Abwertung der lokalen Sprachen mit allen Mitteln das Russische als "zweite Muttersprache" einzuführen. Die Sprachplanung wurde von der Regierung in Moskau gesteuert. Besonders in den Staaten Zentralasiens hatten die Vorgaben Russlands weitreichende Auswirkungen. Die zentralasiatischen Länder hatten teilweise eine Jahrhunderte lange islamische Tradition, die indigenen Sprachen waren von persischen und arabischen Einflüssen geprägt, die von Russland als Bedrohung dargestellt wurden. Aus diesem Grund wurden innerhalb eines halben Jahrhunderts die Alphabete der zentralasiatischen Sprachen zwischen arabischer, kyrillischer und Lateinschrift umgestaltet und sowohl Orthographie als auch Vokabular im Dienste des Sozialismus tiefgreifenden Änderungen unterzogen. All diese Maßnahmen führten zur Zurückdrängung der indigenen Sprachen und brachten für die Bevölkerung mehr Schaden als Nutzen, da jene Personen, die gerade noch in der Lage gewesen waren, zu lesen und zu schreiben durch die Umstellung des Alphabets plötzlich zu Analphabeten wurden. Ziel dieser Arbeit ist es, die Auswirkungen politischer Maßnahmen des sowjetischen Regimes auf die Sprachentwicklung in den zentralasiatischen Staaten, insbesondere Usbekistan, Kirgisistan und Kasachstan, in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts aufzuzeigen. ; Linguistic research in the Soviet Union was politically shaped over several decades. The wide variety of research possibilities provided by the huge multinational state could not be completed before Soviet research was censored "from above". Science was to serve the socialist idea exclusively; any anti-Marxist opinions were prohibited and their advocates persecuted. During the first decades of the 20th century, native languages were encouraged and supported, while under the rule of Stalin, all nationalist tendencies were massively suppressed. The Soviet regime tried to denigrate all local languages and introduce the Russian language as a "second mother tongue" all over the Soviet Union. Language planning was regulated by the government in Moscow. Especially in the region of Central Asia, Soviet precepts had far-reaching effects. The Central Asian countries had been practicing Islamic traditions for centuries; the native languages were characterized by Persian and Arabian influences which were considered dangerous by the Soviet authorities. For this reason, the alphabets of the Central Asian languages were changed between Arabic, Latin and Cyrillic script within only half a century, accompanied by changes in orthography and vocabulary. All these measures led to repression or even the disappearance of native languages. Central Asian people were forced, at least three times, to acquaint themselves with different kinds of spelling, orthography and vocabulary. Those who had been literate in the Arabic script were being turned into illiterates with the change to the Latin script overnight. The same phenomenon occurred again only ten years later when the spelling was changed to the Cyrillic script. The aim of this thesis is to point out the effects of the political measures of the Soviet Union on the development of languages in Central Asia, with special focus on Uzbekistan, Kyrgyzstan and Kazakhstan in the first half of the 20th century. ; vorgelegt von Elisa Florina Ozegovic ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Text überw. in dt., teil. in russ. ; Teilw. in kyrill. Schr. ; Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2014 ; (VLID)242706
Die vorliegende Arbeit untersucht die österreichisch-ungarische Bevölkerungsentwicklung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert am Beispiel der Massenauswanderung in die USA. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 kam es vor allem in Europa aufgrund der zunehmenden Landflucht und der wachsenden Industrie zu enormen Wanderungsbewegungen. Die Vereinigten Staaten von Amerika standen bereits im 19. Jahrhundert an der Spitze der Einwanderungsländer, da es von Vielen als Land der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten und des schnellen Reichtums gesehen wurde. Das Jahr 1907 stellte mit fast 140. 000 AuswanderInnen den Höhepunkt der österreichisch ? ungarischen Massenauswanderung in die USA dar. Erste AuswandererInnen, AuswanderungsagentInnen und Medien waren für die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen aus der neuen Heimat für viele potentielle AuswanderInnen essentiell. Durch den Ausbau der Infrastruktur wurden den Menschen oftmals neuere und einfachere Wege eröffnet, das Heimatland zu verlassen. Das Dampfschiff stellte das Haupttransportmittel dar und die preiswerten Fahrkarten aufgrund des bestehenden Konkurrenzkampfes begünstigten die Auswanderung zusätzlich. Obwohl die kontinuierlich steigenden Abwanderungen sowohl der Staatspitze als auch dem Militärapparat aufgrund fehlender junger Männer ein ?Dorn im Auge? waren, waren die gesetzlichen Regelungen der Auswanderung innerhalb der Monarchie sehr sporadisch. Ein großer Teil der österreichischen AuswanderInnen hatte jedoch nicht vor, das gesamte restliche Leben in den USA zu verbringen. Stattdessen wollten sie genügend Geld verdienen um danach wieder in die Heimat zurückzukehren und dort Land zu erwerben und eine Familie zu gründen. Andere wiederrum, reisten allein in die USA, versuchten dort Fuß zu fassen und holten einige Jahre später ihre Familie zu sich um gemeinsam ein neues Leben anzufangen. Was jedoch fast alle AuswanderInnen gemeinsam hatten, war der Wunsch nach Wohlstand und Abenteuer. ; This thesis examines the Austrian-Hungarian population development in the late 19th and early 20th century, considering the mass emigration to the United States of America. Until the beginning of World War I in the year 1914, enormous migration movements took place throughout Europe. At that time, the United States of America was the most popular country of immigration. It was seen as a country of unlimited possibilities and quick wealth. In the year 1907, the mass emigration from Austria ? Hungary to the United States reached its highest peak with nearly 140.000 emigrants. Pioneers, emigration agents and the media were essential for the transmission of information and experiences to future emigrants. The emigration was supported by the improvement of infrastructure throughout the country. The steamer was the major form of transport. The cheap ticket sale, caused by the existing competition, also pushed the emigration movement further. Neither the government nor the army was pleased with the increasing number of emigrants. Nevertheless, there were no strict legislative regulations as far as the emigration from Austria ? Hungary was concerned. Many emigrants did not want to stay in the United States for the rest of their lives. Their major intention was to earn enough money in order to return to their country of origin, buy some land and have a family. Others went to the USA on their own, tried to settle down and a few years later, their families joined them in order to live there together. What most emigrants had in common was the desire of wealth and prosperity. ; vorgelegt von Silvia Böhm ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2014
Im Jahr 2013 feierten die BerufsInfoZentren (BIZ) des AMS ihr mittlerweile 25-jähriges Jubiläum, im Jahr 2014 das gesamte AMS sein nunmehr 20-jähriges Bestehen, nachdem es 1994 aus der vormaligen Arbeitsmarktverwaltung (AMV) hervorgegangen ist. Beide Jubiläen sind Grund genug, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Dies nicht zuletzt, um den anstehenden (und alles andere als geringen) Herausforderungen der kommenden Jahre rund um den demographischen Wandel, die Entwicklung multikultureller Gesellschaften, die weiter voranschreitende Auflösung traditioneller Familienformen oder die Dynamik stark wissensbasierter und globalisierter Arbeitsmärkte besser begegnen zu können. Anlässlich dieser beiden Jubiläen versteht sich der vorliegende AMS report daher als "Markstein" wie "Wegweiser" und stellt eine langjährige Projektschau zum vielschichtigen Themenfeld "Aktive Arbeitsmarktpolitik und Berufsorientierung für Jugendliche und junge Erwachsene" dar, indem er chronologisch von 2003 bis 2014 die einschlägigen Publikationen der von der Abt. Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation herausgegebenen Reihe AMS info vereinigt und somit allen Interessierten einen leichten Zugriff auf die in diesem Zeitraum entstandenen wissenschaftlichen Arbeiten zu den einschlägigen Aktivitäten des AMS ermöglicht. Damit bildet der vorliegende Sammelband eine Nachfolgepublikation zu dem im Jahr 2013 erschienenen AMS report 94/95, der sich in ähnlicher Herangehensweise dem Qualitätsthema in Berufsinformation, Berufsorientierung und Berufsberatung widmet und ebenfalls eine profunde Handreichung zur Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen (wie auch mit anderen Zielgruppen) darstellt.
Der Band enthält die Tagungsmaterialien des deutsch-russichen Symposiums zum Thema "Verfassungsentwicklung in Russland und Deutschland", welches am 25. und 26. September 2013 in Potsdam stattfand. Die Tagung wurde anlässlich des 20. Jahrestages der russischen Verfassung vom Dezember 2013 durchgeführt. Die inhaltlichen Schwerpunkte bilden die Themen: Verfassungsentstehung, Verfassungsänderung, Verfassungsprinzipien, Landesverfassungen, Fortentwicklung der Verfassung durch die Verfassungsgerichtsbarkeit und Grundrechte, die jeweils aus russischer und deutscher Sicht behandelt werden. Ergänzend befasst sich jeweils ein Betrag mit aktuellen Problemen der Menschenrechtsverwirklichung in Russland und der Ausländerintegration in Deutschland und Russland im Vergleich.
E-Portfolios sind die neuen Werkzeuge zur Dokumentation und Reflexion von Kompetenzen in der beruflichen Bildung. Sie werden von der Berufsvorbereitung bis zu Weiterbildungsberatung eingesetzt. Der Band stellt maßgebliche Konzepte und Umsetzungen von E-Portfolios in unterschiedlichen Bereichen der Bildungspraxis vor. Dazu gehören u.a. der eProfilPASS, das mobile Ausbildungsportfolio, das Online-Berichtsheft BLok und der Berufswahlpass. Weitere Beiträge analysieren den Stellenwert und die berufspädagogischen Potenziale von E-Portfolios. Abschließend werden technologische, konzeptionelle und bildungspolitische Herausforderungen beim Einsatz von E-Portfolios benannt und Denkanstöße für die Weiterentwicklung gegeben.
Am Potsdamer MenschenRechtsTag – zeitlich in Nähe zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember gelegen – diskutiert das MenschenRechtsZentrum der Universität Potsdam wichtige Menschenrechtsthemen mit einem konkreten gesellschafts- und oder rechtspolitischen Bezug. Ende 2012 lag der Fokus auf den Menschenrechten von Zuwanderern. Aus einer grundlegenden philosophischen Perspektive wurde erläutert, dass Beschränkungen des menschenrechtlichen Status dieser Personengruppe nur schwer und in Einzelfällen begründbar sind; eine praktische und rechtspolitische Sichtweise legte konkreten Reformbedarf im Asylverfahren offen, dem inzwischen immerhin zum Teil entsprochen wurde.