20. Wieviel Wirklichkeit gehört zur Geschichte?: Standortbestimmung einer Wissenschaft
In: Liberalismus und Antiliberalismus, S. 281-288
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In: Liberalismus und Antiliberalismus, S. 281-288
In: Arab–Israeli Military/Political Relations, S. 383-383
In: Proliferation, Plutonium and Policy, S. 361-361
In: Klassen in der europäischen Sozialgeschichte, S. 137-165
Soziale Ungleichheit in irgendeiner Form charakterisiert alle bekannten Gesellschaften. Weder die Sozialgeschichte noch die historisch interessierte Soziologie kann von dieser Tatsache und Grunderfahrung des menschlichen Zusammenlebens absehen. In den Beiträgen des Sammelwerkes werden in vergleichender Perspektive Strukturen und Entwicklungen der sozialen Schichtung vom späten 18. bis zum 20. Jahrhundert in England, Frankreich, Deutschland, Italien und den USA historisch und systematisch analysiert. Gefragt wird dabei nach den jeweiligen Veränderungen des sozialen Systems, nach den Bedingungen unter denen sich die Auflösung der ständisch gegliederten Gesellschaft und die Herausbildung der Klassengesellschaft vollzog. Eine in mehrfacher Hinsicht entscheidende Problematik der europäischen und amerikanischen Sozialgeschichte wird analytisch dargestellt. Dabei werden insbesondere Übereinstimmungen und nationale Verschiedenheiten des mit dem Aufstieg und dem Fortschreiten des Industriekapitalismus verbundenen gesellschaftlichen Transformationsprozesses herausgearbeitet. Jeweils zwei Historiker übernehmen die Diskussion der neuzeitlichen Entwicklung sozialer Ungleichheit in England, in Frankreich und in Deutschland. Ergänzende und kontrastierende Beiträge behandeln die Entwicklung in Italien und den USA.
In: Soziologische Analysen: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der ad-hoc-Gruppen beim 19. Deutschen Soziologentag (Berlin, 17.-20. April 1979), S. 108-115
In: Soziologische Analysen: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der ad-hoc-Gruppen beim 19. Deutschen Soziologentag (Berlin, 17.-20. April 1979), S. 986-996
Einleitend wird die zunehmende Bedeutung historischer Daten für die Soziologie beschrieben. Im zweiten Abschnitt wird beklagt, daß die Soziologen in Deutschland nicht ausgebildet sind, historische Daten zu erheben. Auf Initiativen, dieses Defizit zu beheben wird hingewiesen. Darüber hinaus wird über die Daten berichtet, die durch eine Quantum-Erhebung (1976) zukünftig für sekundäranalytische Nutzungen zur Verfügung stehen. Zugleich werden die Schwerpunkte dieser Sammlung maschinenlesbarer Daten genannt: historische Stadt- und Regionalforschung; kollektive Biographie; Wählerverhalten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert; wirtschaftliche Entwicklung; Fragen kollektiver Werte und Partizipation. Abschließend werden die technischen und methodischen Voraussetzungen der Sekundäranalyse maschinenlesbarer historischer Forschungsdaten thematisiert. (RW)
In: Moderne Stadtgeschichte, S. 238-265
Sozialwissenschaftler und Historiker, die sich mit der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts beschäftigten, haben eine Anzahl von Modellen in bezug auf städtisches und ländliches Leben entwickelt, die häufig auf Stadt-Land-Unterschiede im demographischen Verhalten hindeuten. Von den umfangreichen demographischen Daten aus, die für die städtischen und ländlichen Bevölkerungsteile des 19. und 20. Jahrhunderts existieren, sollten diese Modelle mit systematischem Beweismaterial konfrontiert werden, da sich gerade das demographische Verhalten für quantitative Studien eignet. Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit, die die Stadt-Land-Unterschiede in Deutschland hinsichtlich der Heiratshäufigkeit, Fruchtbarkeit, Unehelichkeit und Säuglingssterblichkeit eingehend behandelt und einer kritischen Überprüfung unterzieht, ist die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, besonders die Zeit um 1880. Die Untersuchung der Bedeutung des städtischen bzw. ländlichen Wohnsitzes für das demographische Verhalten zeigt, daß er nur für einige Aspekte des demographischen Verhaltens von Bedeutung ist. Stärkere Unterschiede ergaben sich bei den verschiedenen Verwaltungsbezirken und Ländern, so daß angenommen werden kann, daß die Schlüsseldeterminanten für städtische und ländliche Bewohner desselben Gebiets gleichermaßen bestimmend waren. (SD)
In: Sozialer Wandel in Westeuropa: Verhandlungen des 19. Deutschen Soziologentages in Berlin 1979, S. 386-411
Ziel dieses Beitrags ist es, basierend auf einer vergleichenden Analyse der europäischen Erfahrungen der Modernisierung in der Mitte des 19. und im frühen 20. Jahrhundert die grundlegenden theoretischen Annahmen der Modernisierungstheorien und der Konvergenztheorien zu prüfen. Einleitend wird an die Erkenntnis erinnert, daß es nicht einen einzigartigen Weg der Modernisierung gibt. Im zweiten Abschnitt werden die historische Entwicklung der Modernisierungstheorie und die Bedeutung von T. Parsons für die Entwicklung skizziert. Die seit Anfang, aber hauptsächlich seit Mitte der 60er Jahre beginnende weitreichende Kritik an den Annahmen der frühen Modernisierungstheorien sind Gegenstand des folgenden Abschnitts: Die Hauptkritikpunkte waren Ahistorizität und Eurozentrismus. Die aus diesen Entwicklungen (sowohl der Theorie wie auch der Realität) hervorgehende Erkenntnis wird im vierten Abschnitt beschrieben: Es ist die Möglichkeit einer neuen Perspektive des historischen Prozesses im allgemeinen und des Modernisierungsprozesses im speziellen. Dabei wird ein Bereich besonders erörtert: das Wesen der Tradition und ihr Ort im sozialen Leben. Während diese neue Sichtweise bislang nur auf nicht-westliche Gesellschaften angewandt wurde, wird sie im fünften Abschnitt auf westliche Gesellschaften bezogen. Ansatzpunkt ist die Analyse der spezifischen Kombination von kulturellen Orientierungen und strukturellen Charakteristika der westeuropäischen Gesellschaften. Diese Analyse kommt zu dem Schluß: Im modernen Europa entwickelte sich der Versuch einer rationalen Kultur, effizienten Ökonomie, zivilen Klassengesellschaft und eines Nationalstaats. Im folgenden Abschnitt werden die Voraussetzungen dafür skizziert, um anschließend an diese für alle europäischen Gesellschaften gültigen Merkmale die Variationen zu nennen. Abschließend wird auf die Unterschiede zwischen den USA (und anderen ehemaligen Kolonien) und den westeuropäischen Ländern eingegangen, um sie in den Rahmen einer vergleichenden Analyse einzubinden. (RW)
In: Soziologische Analysen: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der ad-hoc-Gruppen beim 19. Deutschen Soziologentag (Berlin, 17.-20. April 1979), S. 293-300
Ausgehend von Beschreibungen des alexithymischen Verhaltens wird aus soziologischer Perspektive die theoretische Kategorie der instrumentellen Orientierung als Suchmuster für Präzisierungs- und Erklärungsversuche dieser Erscheinung behandelt. Ziel ist es, ausgehend von den vorliegenden theoretischen und empirischen Beiträgen zum Begriff der instrumentellen Orientierung ein einschlägiges Instrument zu entwickeln, das in einem ersten Zugriff im Sinne einer Pilotstudie die Möglichkeit bietet, die theoretische und empirische Fortsetzung des Zusammenhangs von Erscheinungen, wie sie die Alexithymieforschung aufzeigt, unter der Kategorie der instrumentellen Orientierung zu begründen. Das empirische Vorgehen des Projekts, die Testkonstruktion, die Entwicklung einer Einzelskala über eine Itemanalyse werden kurz vorgestellt. Einige Überlegungen gelten dem Problem der Validierung der Skala, einem Projektschritt, der noch nicht abgeschlossen ist. Der Prototyp des Instruments wurde zur Überprüfung der grundsätzlichen Validität der zentralen Hypothese einer Stichprobe von 22 Ulcus-Kranken vorgelegt. Im Ergebnis stellt sich heraus, daß sich in der Patientengruppe eine deutliche Erhöhung des Skalenwerts gegenüber der Vorhersage zeigt. Damit wird die Hypothese bestätigt, daß bei psychosomatischer Erkrankung mit einer erhöhten Ausprägung instrumenteller Orientierung zu rechnen ist. (RW)
In: Industrialisierung und Raum : Studien zur regionalen Differenzierung im Deutschland des 19. Jahrhunderts, S. 105-131
Das neue Interesse an regionalökonomischen Fragestellungen (auch angesichts des Wohlfahrtsgefälles zwischen Industrie- und Entwicklungsländern und im Hinblick auf eine Überprüfung der bisherigen Wachstumsstrategien) weist auf die Bedeutung empirischer regionalspezifischer und regionaldifferenzierter Untersuchungen. Die räumlichen Disparitäten, die im deutschen Industrialisierungsprozeß festzustellen sind, bieten empirisches Material für theoretische Erklärungsversuche hinsichtlich ungleichgewichtiger Entwicklungen generell. Der Verfasser erläutert die Konzentration der historischen Analyse auf Württemberg, indem er auf die Tatsache hinweist, daß Baden-Württemberg heute (1976) das ökonomisch stärkste Land in der Bundesrepublik ist; hier kann nach Bedingungsfaktoren und früheren Entwicklungsphasen gefragt werden. Die Südwestregion Deutschlands wurde bislang in der Industrialisierungsforschung vernachlässigt; die möglichen Gründe werden diskutiert. Die eigentliche Analyse, die der vorliegende Artikel vorstellt, versucht (für die Jahre 1832 bis 1939) das "Verlaufsmodell" (Zeitreihenanalyse) Württemberg im Vergleich mit den nationalen Durchschnittswerten einerseits und mit Angaben für andere deutsche Regionen andererseits herauszuarbeiten. Spezifische Entwicklungslinien und Parallelen zu benachbarten Räumen können sichtbar gemacht werden. Verschiedene Phasen (zeitweise sind andere Regionen wirtschaftlich stärker als Württemberg) lassen sich unterscheiden. Der Verfasser erörtert verschiedene Erklärungsfaktoren für die jeweiligen Entwicklungsprozesse: die württembergische Industrialisierung wird als wirtschaftlich abhängige Entwicklung präsentiert. Mögliche theoretische Erklärungsmodelle (Alexander Gerschenkron; Bert F. Hoselitz) werden erörtert. Der kritische Kommentar (Jürgen Brockstedt), der dem Beitrag beigefügt ist, weist auf verschiedene Untersuchungsschwächen und auf unbeantwortete Fragen hin. (JL)
In: Industrialisierung und Raum : Studien zur regionalen Differenzierung im Deutschland des 19. Jahrhunderts, S. 132-164
Ausgehend von allgemeinen Überlegungen zur Notwendigkeit einer kleinräumlichen Betrachtungsweise in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte stellt der Artikel eine Untersuchung zur Konjunkturdifferenzierung auf der Ebene eines Bundesstaates (Baden) vor. Für die Jahre 1900 bis 1918 (bei Konzentration auf die Kriegszeit) werden Haltungen und Maßnahmen der badischen Regierungsbehörden zu Wirtschaftsprozeß und Wirtschaftsstruktur analysiert. Im einzelnen wird das Problem der Indikatoren diskutiert, mit deren Hilfe regionale Unterschiede in der ökonomischen Entwicklung zu erfassen sind. Regionale Untersuchungseinheiten sind die Handelskammer-Bezirke Badens. Durch die gezielte Verknüpfung quantitativer und qualitativer Indikatoren wird versucht, regionale Konjunkturdifferenzierungen abzubilden. Aufgrund der regionalen Konzentration der industriellen Branchen spiegeln die branchendifferenzierten Konjunkturen auch räumliche Differenzierungen wider. Im einzelnen wird vor allem die Kriegswirtschaft (die Kriegsjahre werden in vier Phasen unterteilt) untersucht; die Kriegserfordernisse waren mit wirtschaftlichen Impulsen und Schwächungen verbunden, die über die verschiedenen Branchen unterschiedlich verteilt waren (entsprechend unterschiedlich waren auch die regionalen Konsequenzen). Der dem Beitrag beigefügte Kommentar (Toni Pierenkemper) weist kritisch auf ungelöste Untersuchungsprobleme und verschiedene offene Fragen hin (Replik des Verfassers). (JL)
In: Soziologische Analysen: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der ad-hoc-Gruppen beim 19. Deutschen Soziologentag (Berlin, 17.-20. April 1979), S. 301-306
In Abgrenzung zu Ansätzen der Psychoanalyse, der Sozialpsychiatrie und der psychiatrischen Soziologie wird bei dem vorgestellten Ansatz davon ausgegangen, daß im Zusammenleben mit schizophren Erkrankten die Beziehungen innerhalb der Familiengruppe starken Belastungen unterworfen sind und Anpassungsleistungen von den Einzelnen gefordert werden. Damit stehen subjektive Erlebnis-, Wahrnehmungs- und Verarbeitungsformen der Angehörigen sowie die aus der Konfrontation mit dem Kranken resultierende Interaktions- und Konfliktdynamik in der Familiengruppe im Mittelpunkt der Untersuchung. Die Exploration erfolgte in einem Gruppengespräch mit den Elternpaaren von vier schizphren erkrankten jungen Männern im Alter von 18 bis 22 Jahren. Die vorliegende Arbeit basiert auf der systematischen qualitativen Analyse des Inhalts von 15 Gruppensitzungen von ca. 90 Minuten Dauer, die auf später transkribierten Tonbändern dokumentiert wurden. Der Beitrag konzentriert sich auf die Darstellung der Wahrnehmung belastender Verhaltensweisen durch die Eltern und auf deren Interpretationsversuche als handlungsleitende Orientierungen für die dann jeweils gewählten Kontrolltechniken und Bewältigungsstrategien. Die von den Eltern wahrgenommenen problematischen Verhaltensweisen der Söhne werden in vier Bereiche eingeordnet: Neigung zu Inaktivität, Verwahrlosung, fehlende emotionale Bezogenheit und Konstanz, Irrationalität des Denkens und Planens. Es wird ermittelt, daß die Interpretationsmuster der Angehörigen vor allem dazu dienen, die eigene Angst und Verunsicherung zu reduzieren. Unterschiede bei den Eltern werden dahingehend herausgearbeitet, daß Väter die Krankheit als Dissozialität interpretieren, die Mütter als Problemverhalten im Rahmen einer ausgeweiteten Normalität. Belegt werden die Ergebnisse anhand von Ausschnitten aus den Tonbandprotokollen. (RW)