Henrik (Hendrik, Henrich) Steffens, Naturwissenschaftler, Philosoph, Verfasser politischer Schriften und umfangreicher Novellen, wurde 1773 in Stavanger geboren. Seine Mutter war Dänin, sein Vater Deutscher. Steffens lehrte an den Universitäten Kiel, Kopenhagen, Halle, Breslau und Berlin, war mehrmals Rektor und gehörte zu den Universitätsreformern um Wilhelm von Humboldt. Schelling, Tieck und Schleiermacher waren die bekanntesten unter seinen vielen Freunden. Die rund 3000 Seiten umfassende Autobiographie, die Steffens in seinen letzten Lebensjahren schrieb, ist eine wichtige, auch heute noch lesenswerte, wenn auch hier und da durch großen zeitlichen Abstand zwischen Ereignis und Niederschrift etwas getrübte Quelle für die Zeit zwischen Französischer Revolution und 1840. Steffens starb 1845 in Berlin. Eine der Gedenkreden hielt Schelling. Thema der vorliegenden, 1961 abgeschlossenen Dissertation ist Steffens als Diagnostiker seiner Zeit - Zeit verstanden als Epoche - und seiner unmittelbaren Gegenwart. Für ihn bedeutete dies, ausgehend von der Vorstellung, Geschichte sei ein in seinen Grundzügen festliegender, sich kontinuierlich offenbarender Prozess, den gegenwärtigen Stand und die Richtung dieses Prozesses sowie die Charakteristika des jeweils Erreichten zu bestimmen. Für Steffens war die Geschichte Deutschlands im Mittelalter und der Neuzeit vor allem durch drei große Gegensätze bestimmt: durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Ost und West, durch das Ringen von Kaiser und Papst um die Vorherrschaft und durch die Feindschaft von Deutschen und Franzosen, die weit mehr sei als nur die gegenseitige Abneigung zweier Völker, nämlich Konfrontation zweier grundverschiedener, unvereinbarer Geisteshaltungen - eine Konfrontation, die auch mit den militärischen Siegen über Frankreich keineswegs ausgestanden war. Im Zentrum der Dissertation steht das erste große zeitdiagnostische Werk Steffens': "Die gegenwärtige Zeit und wie sie geworden, mit besonderer Rücksicht auf Deutschland". Es erschien 1817. Der Zeitpunkt war günstig: Für wenige Jahre nach dem Wiener Kongress war der Griff der Zensoren gelockert, konnten auch Gedanken und Thesen publiziert werden, die nicht mit der Meinung der Herrschenden übereinstimmten. Bei den "Caricaturen des Heiligsten", die 1819 und 1821 in zwei Bänden erschienen, hatten sich die Voraussetzungen für eine derartige Publikation schon wieder geändert: die Karlsbader Beschlüsse griffen. Aber auch die politischen Ansichten des Autors waren nicht mehr die gleichen. Um 1815 war Steffens fest überzeugt, mit dem Sieg in den Befreiungskriegen habe ein neues Zeitalter begonnen. Deutschland sei "wiedergeboren" worden und gebe nun Anlass zu den schönsten Hoffnungen. Nach dem vorangegangenen geistigen Aufbruch - für Steffens vor allem repräsentiert durch die Romantik und die Schellingsche Naturphilosophie - stehe nun auch auf politischem Gebiet ein epochaler Einschnitt unmittelbar bevor. Nach 1817 begann er, Diagnose und Prognose in Frage zu stellen. Er zweifelte zunehmend daran, dass wirklich eine neue Epoche begonnen habe für das politische Deutschland und sah in der Gegenwart mehr und mehr nur ein Vorspiel zu einer bedeutenden, sich aber erst ankündigenden Zukunft. Und 1822, in seiner "Anthropologie", sprach Steffens überhaupt nicht mehr von einer politischen Wende. Hier äußerte er nur noch vage Hoffnungen auf eine bedeutende Zukunft in den Natur- und Geisteswissenschaften wie auf religiösem Gebiet. Parallel zu dieser Erosion der Gewissheiten, Überzeugungen und Hoffnungen in wenigen Jahren vollzog sich bei Steffens ein Wandel von überwiegend liberalen zu konservativen Ansichten. Am deutlichsten wird dies beim Vergleich der Spielräume, die er für individuelles Handeln sieht. 1817 noch gesteht er dem Einzelnen durchaus Möglichkeiten zu, innerhalb gewisser Grenzen und unter bestimmten Bedingungen Richtung und Tempo der geschichtlichen Entwicklung zu beeinflussen. Von 1819 an aber dominieren Prädetermination und Eigengesetzlichkeit der Zeit so sehr, dass individuelles Handeln kaum noch Chancen hat, auf den Lauf der Dinge einzuwirken. Auch an anderen Stellen sind erhebliche Akzentverschiebungen zu beobachten: Nicht mehr die Freiheit als Wert an sich ist anzustreben, sondern ein ausbalanciertes Verhältnis, ja die "Identität" von Freiheit und Notwendigkeit, und die Forderung nach allgemeiner Gleichheit ist ersetzt durch das Plädoyer für eine "organische" Gliederung des Volkes, in der die Einzelnen je nach ihren Gaben und den ihnen gestellten Aufgaben ihren Platz einzunehmen haben. ; Henrik (Hendrik, Henrich) Steffens, natural scientist, philosopher, author of political writings and short novels, was born in 1773 at Stavanger, Norway. His mother was Danish, his father German. Steffens lectured at the Universities of Kiel, Copenhagen, Halle, Breslau and Berlin. He was a rector several times and joined the circle of university reformers headed by Wilhelm von Humboldt. Schelling, Tieck and Schleiermacher are the best known among his many friends. His extensive 3000- page autobiography written near the end of his life is an important testimony of the time between the French Revolution and 1840 and is still worthwhile reading, despite some errors caused by time intervals between the events and writings on them. Steffens died 1845 in Berlin. One of the commemorative adresses was held by Schelling. The topic of this dissertation, which was completed in 1961, is Steffens as a diagnostician of his time - time understood as an epoch and its immediate presence. He was led by the idea that history was a process whose main structures are predetermined and continuously reveal themselves. For him the diagnosis of time therefore meant to discover the current stage of the historical process and the direction of its movement as well as the characteristics of what was already achieved. Steffens was convinced that Germany's past in medieval and modern times was primarily dominated by three fundamental contradictions: by the wars between East and West, by the struggle for hegemony between the Emperor and Pope, and by the antagonism between the Germans and French. According to Steffens, the latter was much more than a mutual antipathy between two peoples. In his view it was the confrontation between two fundamentally incompatible mentalities - a confrontation, which by no means was obsolete after the victories against France. The dissertation mainly focuses on the first work by Steffens dealing with the diagnosis of time: "Die gegenwärtige Zeit und wie sie geworden, mit besonderer Rücksicht auf Deutschland" (The present time and how it emerged, with particular regard to Germany). The book was published at a favorable time in 1817. For a short time after the Congress of Vienna the power of censorship was reduced and it was possible to publish thoughts and ideas, which were not congruent with the opinions of the rulers. In 1819 and 1821, when the two volumes of the "Caricaturen des Heiligsten" (Caricaturies of the Holiest) were published, the condotions for such a publication had once again changed. The Resolutions of Carlsbad were taking effect, but the polotical views of the author had changed, too. Around 1815 Steffens was deeply convinced that a new epoch had begun with the victories in the Wars of Liberation (Befreiungskriege). He believed that Germany was "born again" and that there were strong reasons for hope. Steffens expected a fundamental political shift in Germany to soon follow the spiritual awakening, which in his view was represented first of all by the (German) Romanticism and Schelling's philosophy of nature. After 1817 Steffens began to question the diagnosis and prognosis. He increasingly doubted whether a new epoch for political Germany had really begun and he increasingly recognized the present only as a prelude to a significant future, which had yet to come. In 1822, Steffens did not even mention a political shift in his "Anthropology". In that publication he only expressed vague hopes of an important future in natural sciences and arts as well as in religion. Corresponding with the erosion of certainties, convictions and hopes, Steffens' views changed from primarily liberal to conservative in just a few years. This is most evident when comparing the scopes for individual action which he identified. In 1817 he granted individuals the possibility to influence the direction and speed of historical developments within certain limits and under certain circumstances. After 1819 however, predetermination and the entelechy of time became dominant to such an extent that individual action has almost no chance anymore to affect thecourse of events. Sigificant shifts in focus can be observed in other places as well: freedom as a value in itself is no longer strived for, rather a balance or, more precisely, the "identity" of freedom and necessity. And the demand for the universal equality of men is replaced by the plea for an "organic" structure of the people, in which individuals must assume their roles corresponding to their abilities and the tasks given to them by the authorities.
Przebieg i zasięg zachodniej oraz północnej granicy Rzeczypospolitej Polskiej ukształtowany został w kilku etapach. Jednym z nich była operacja wojskowa, która miała miejsce w drugiej połowie stycznia oraz pierwszej dekadzie lutego 1920 r. Była ona bezpośrednią konsekwencją odpowiednich postanowień traktatu zawartego w Wersalu 28 czerwca 1919 r. pomiędzy zwycięskimi mocarstwami a pokonanymi podczas I wojny światowej Niemcami. Oddany Rzeczypospolitej na tej podstawie przez Niemcy obszar, choć tylko częściowo uwzględniał polskie postulaty terytorialne, obejmował prawie całą Prowincję Poznańską oraz Prowincję Zachodnio-Pruską – w tym także Toruń.W studium tym przygotowanym w oparciu o źródła archiwalne oraz publikowane dokumenty, wspomnienia i pamiętniki, a także na podstawie odpowiedniej – obszernej – literatury przedmiotu, autor przedstawił polityczne i wojskowe przygotowania strony polskiej mające na celu przejęcie Pomorza i Torunia z rąk niemieckich. Poza tym opisał on również siły Wojska Polskiego przeznaczone do zajęcia Torunia oraz przebieg akcji ich wkraczania do miasta i związane z tym uroczystości, w których w dniach od 18 do 21 stycznia 1920 r. wzięła udział znacząca część polskich mieszkańców ówczesnego Torunia. ; Der Verlauf und die Ausdehnung der West- und Nordgrenze der Republik Polen wurden in mehreren Stufen festgelegt. Eine davon war die Militäroperation, die in der zweiten Januarhälfte und in den ersten zehn Tagen Februar 1920 stattfand. Sie war eine direkte Folge der entsprechenden Bestimmungen des Vertrags von Versailles vom 28. Juni 1919 zwischen den Siegermächten und dem während des Ersten Weltkriegs besiegten Deutschland. Das von Deutschland an die Republik Polen auf dieser Grundlage abgetretene Gebiet umfasste, obwohl es nur teilweise polnische Gebietsforderungen berücksichtigte, fast die gesamte Provinz Posen und Westpreußen - einschließlich Toruń.In dieser Studie, die auf der Grundlage von archivalischen Quellen und veröffentlichten Dokumenten, Memoiren und Tagebüchern sowie auf der Grundlage einschlägiger - umfangreicher - Literatur zu diesem Thema erstellt wurde, präsentiert der Autor die politischen und militärischen Vorbereitungen der polnischen Seite, die darauf abzielen, Pommerellen und Toruń aus deutschen Händen zu übernehmen. Darüber hinaus beschrieb er auch die Truppen der polnischen Streitkräfte, die Toruń besetzen sollten, sowie den Verlauf ihres Einrückens in die Stadt und die damit verbundenen Festlichkeiten, an denen am 18. bis zum 21. Januar 1920 ein bedeutender Teil der polnischen Einwohner des damaligen Toruńs teilnahm. ; The course and extent of the western and northern borders of the Republic of Poland were formed over several stages. One of them was the military operation that took place in the second half of January and the first ten days of February 1920. It was a direct consequence of the relevant provisions of the Treaty of Versailles of 28 June 1919 between the victorious powers and Germany defeated during the Great War. The area given to the Republic of Poland on this basis by Germany, although only partially considering Polish territorial demands, covered almost the entire Province of Poznań and the Province of West Prussia - including Toruń.In this study, prepared on the basis of archival sources, published documents, memoirs and diaries, as well as on the basis of relevant - extensive - literature on the subject, the author presented the political and military preparations of the Polish side aimed at taking over Pomerania and Toruń from the German hands. In addition, he also described the forces of the Polish Army designated to occupy Toruń and the course of their entry into the city along with the related ceremonies, which took place on 18-21 January 1920 with the participation of a significant portion of the Polish inhabitants of Toruń.
Der Verlauf und die Ausdehnung der West- und Nordgrenze der Republik Polen wurden in mehreren Stufen festgelegt. Eine davon war die Militäroperation, die in der zweiten Januarhälfte und in den ersten zehn Tagen Februar 1920 stattfand. Sie war eine direkte Folge der entsprechenden Bestimmungen des Vertrags von Versailles vom 28. Juni 1919 zwischen den Siegermächten und dem während des Ersten Weltkriegs besiegten Deutschland. Das von Deutschland an die Republik Polen auf dieser Grundlage abgetretene Gebiet umfasste, obwohl es nur teilweise polnische Gebietsforderungen berücksichtigte, fast die gesamte Provinz Posen und Westpreußen - einschließlich Toruń.In dieser Studie, die auf der Grundlage von archivalischen Quellen und veröffentlichten Dokumenten, Memoiren und Tagebüchern sowie auf der Grundlage einschlägiger - umfangreicher - Literatur zu diesem Thema erstellt wurde, präsentiert der Autor die politischen und militärischen Vorbereitungen der polnischen Seite, die darauf abzielen, Pommerellen und Toruń aus deutschen Händen zu übernehmen. Darüber hinaus beschrieb er auch die Truppen der polnischen Streitkräfte, die Toruń besetzen sollten, sowie den Verlauf ihres Einrückens in die Stadt und die damit verbundenen Festlichkeiten, an denen am 18. bis zum 21. Januar 1920 ein bedeutender Teil der polnischen Einwohner des damaligen Toruńs teilnahm. ; The course and extent of the western and northern borders of the Republic of Poland were formed over several stages. One of them was the military operation that took place in the second half of January and the first ten days of February 1920. It was a direct consequence of the relevant provisions of the Treaty of Versailles of 28 June 1919 between the victorious powers and Germany defeated during the Great War. The area given to the Republic of Poland on this basis by Germany, although only partially considering Polish territorial demands, covered almost the entire Province of Poznań and the Province of West Prussia - including Toruń.In this study, prepared on the basis of archival sources, published documents, memoirs and diaries, as well as on the basis of relevant - extensive - literature on the subject, the author presented the political and military preparations of the Polish side aimed at taking over Pomerania and Toruń from the German hands. In addition, he also described the forces of the Polish Army designated to occupy Toruń and the course of their entry into the city along with the related ceremonies, which took place on 18-21 January 1920 with the participation of a significant portion of the Polish inhabitants of Toruń. ; Przebieg i zasięg zachodniej oraz północnej granicy Rzeczypospolitej Polskiej ukształtowany został w kilku etapach. Jednym z nich była operacja wojskowa, która miała miejsce w drugiej połowie stycznia oraz pierwszej dekadzie lutego 1920 r. Była ona bezpośrednią konsekwencją odpowiednich postanowień traktatu zawartego w Wersalu 28 czerwca 1919 r. pomiędzy zwycięskimi mocarstwami a pokonanymi podczas I wojny światowej Niemcami. Oddany Rzeczypospolitej na tej podstawie przez Niemcy obszar, choć tylko częściowo uwzględniał polskie postulaty terytorialne, obejmował prawie całą Prowincję Poznańską oraz Prowincję Zachodnio-Pruską – w tym także Toruń.W studium tym przygotowanym w oparciu o źródła archiwalne oraz publikowane dokumenty, wspomnienia i pamiętniki, a także na podstawie odpowiedniej – obszernej – literatury przedmiotu, autor przedstawił polityczne i wojskowe przygotowania strony polskiej mające na celu przejęcie Pomorza i Torunia z rąk niemieckich. Poza tym opisał on również siły Wojska Polskiego przeznaczone do zajęcia Torunia oraz przebieg akcji ich wkraczania do miasta i związane z tym uroczystości, w których w dniach od 18 do 21 stycznia 1920 r. wzięła udział znacząca część polskich mieszkańców ówczesnego Torunia.
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit den beiden Dramentexten Woyzeck und Der Weibsteufel. Dabei gliedert sich die Arbeit in zwei Teile, wobei der erste Teil der Analyse der beiden Dramen gewidmet ist, während der zweite Teil die Gemeinsamkeiten der beiden Stücke untersucht.Georg Büchner wurde 1813 im Großherzogtum Hessen geboren und verstarb bereits im Alter von 23 Jahren. Trotz dieser kurzen Lebensspanne hinterließ er drei Dramen, eine Erzählung, sowie eine politische Flugschrift. Die Kritik an den sozialen Umständen seiner Zeit, ist all seinen Werken eingeschrieben. Das in der vorliegenden Arbeit behandelte Dramenfragment Woyzeck gilt auch heute noch als eines der meistgespielten Stücke im deutschsprachigen Raum. Büchner beeinflusste durch seine für die damalige Zeit ungewöhnliche 'Modernität viele nachfolgende Generationen von Schriftstellern und Dramatikern.Karl Schönherr wurde 1867 in Tirol geboren, verbrachte jedoch den größten Teil seines Lebens in Wien. Zu seinen Lebzeiten galt er neben Arthur Schnitzler als erfolgreichster Dramatiker. Trotzdem geriet sein dramatisches Werk zunehmend in Vergessenheit, was nicht zuletzt auch mit dem ihm anhaftenden Ruf, patriotische Heimatdramen zu verfassen, zu tun hatte. Die vorliegende Diplomarbeit versucht, dieses Vorurteil zu entkräften, indem sie zeigt, dass Schönherrs Dramen trotz Situierung in der Tiroler Bauernwelt und Verwendung von stilisiertem Dialekt, keinerlei verklärende Elemente in sich tragen. Viel mehr beschäftigt auch er sich mit sozialen Konflikten. Dies, genauso wie die Darstellung einer fatalen Dreiecksbeziehung, die in beiden Dramen eine zentrale Rolle spielt, wird im zweiten Teil dieser wissenschaftlichen Arbeit behandelt. Dabei wird das Verhältnis der Geschlechter zur Zeit Schönherrs und Büchners analysiert, bevor auf die soziale Komponente der beiden Dramen eingegangen wird, die zeigt, dass eine Traditionslinie von Büchner zu Schönherr gezogen werden kann. ; This diploma thesis is trying to give a comparison of the two dramatic plays Woyzeck and Der Weibsteufel. While the first one is well known in many parts of the world, the second one never got that much recognition and popularity.Georg Büchner, the author of Woyzeck, plays an important role in all German literature reference works. Born in 1813 in Hessen, Büchner died at the age of 23 leaving three dramatic plays, one novella and one pamphlet as cultural heritage. Because of a specific innovational approach, which is characteristic for his works, he has influenced upcoming literary eras. Schönherr was born 1867 in Tyrol, but spent most of his adult life in Vienna, where he was appreciated as a playwright as much as Arthur Schnitzler. However, his fame didnt last very long as he has often been considered a typical member of patriotic Heimatliteratur, mainly because many of his dramatic plays are set in the rural Tyrol. Additionally, Schönherr also uses dialect in his plays, which is another reason why the National Socialists tried to label him as a patriotic writer. One concern of this diploma thesis is to state that Schönherrs work is not to be seen anywhere near National Socialist literature nor did he produce Heimatdramen. He did not even see himself as a playwright of Volksdramen.His drama Der Weibsteufel was written in 1914, shortly after the premiere of Woyzeck. In fact, both dramas have some similarities. These common features are topic of the second part of this diploma thesis. Mainly a love triangle between two men and a woman plays an important role in both dramatic plays. Therefore, this thesis tries to investigate the roles of the sexes at the time of Büchner and Schönherr. Furthermore, there is a critical point of view on social injustice in both plays. This shows the big impact that Büchners work has had on forthcoming playwrights such as Schönherr who can in fact be seen in the same literal tradition the social drama. ; vorgelegt von MMag.phil. Anja Cermenek ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2019 ; (VLID)3619684
In dieser Masterthesis wird anhand von historischer und aktueller Medienbeobach-tung und von Interviews untersucht, inwiefern sich die Kommunikation zwischen Landespolitikern, Kommunalpolitikern, der Presse und letztendlich der Bevölkerung in Bezug auf Gemeindefusionen geändert hat. Die Verfasserin analysierte Zeitun-gen, Radio, Fernsehen und Meldungen im Internet. Die erste Welle der Gemeinde-zusammenlegungen wurde in den 1960-iger Jahren unter Landeshauptmann Josef Krainer sen. vollzogen, damals wurden mehr als 1000 Gemeinden auf fast die Hälfte reduziert. Bei den Landtagswahlen 2010 ging die SPÖ als Sieger hervor und gemeinsam mit der ÖVP kündigten der Landeshauptmann und sein Stellvertreter dann im Frühjahr 2011 eine Gemeindestrukturreform an. Die Zahl der steirischen Gemeinden sollte reduziert werden, bis Jänner 2015 wurden tatsächlich die 542 Verwaltungseinheiten zu 287 Gemeinden fusioniert. Dieser Prozess schürte zum einen Unmut in der Be-völkerung, aber er sorgte auch für positive Reaktionen bei den Bürgern. Es ging aber auch so weit, dass sich Bürgermeister der Koalitionsparteien gegen ihre Par-teispitzen auflehnten. In den Medien wurde vor allem von Kommunikationslöchern zwischen den so genannten Reformpartnern (Landeshauptmann Mag. Franz Voves und LH-Stv. Hermann Schützenhöfer) und der Bevölkerung bzw. den Bürgermeis-tern gesprochen. Die Strukturreform begann mit der Zusammenlegung von einzel-nen Bezirken, dann folgten zwei Pioniergemeinden in der Obersteiermark und in der Oststeiermark: am 1.1.2013 schlossen sich Trofaiach mit Hafning und Gai zusam-men, und auch Buch-Geiseldorf mit St. Magdalena am Lemberg. Im Jänner 2015 waren dann alle Gemeindefusionen vollzogen. Diese Umstellung wurde von zahlrei-chen Medienberichten begleitet. Diese Berichte werden in dieser Masterthesis do-kumentiert und analysiert, genau so wie die politische Zukunft der verantwortlichen Reformer. ; This masters thesis provides an overview of the media coverage of the municipality fusions ("Gemeindefusionen") that occurred in the southern Austrian province of Styria, from the consolidations in 1969-1970 up to the reforms in 2015. By examin-ing the relevant media accounts of these events, the author analyzes and contrasts the styles of communication between politicians, media and citizens that character-ized the two eras.In the late 60s, Governor Josef Krainer condensed 1000 communities down to 500, a structure which remained basically intact for almost 50 years. In Spring 2011, the Govenor Franz Voves announced a total structural reform of the province of Styria, with the goal of combining 542 villages into 288 counties. Not all members of the Styrian government were pleased about these plans. The people affected were ei-ther completely dissatisfied with the proposed fusions or positively driven by the way of restructuring their counties. There was extensive media coverage criticizing the lack of communication between the so-called "Reform partners" (i.e. Governor Franz Voves and his Deputy Hermann Schützenhöfer) and the people, with many mayors even complaining vociferously about the heads of their own parties. This masters thesis analyzes the styles of communicating, during the period of Governor Josef Krainer and the era of Governor Franz Voves and reflects the political future of both persons. And the summary shows the phenomena of consolidations in the future.The mergers were carried out in a stepwise manner. First, some provinces were po-litically connected, then there were two villages in Upper Styria and in the East of Styria, who are announced as pioneer communities: the fusion of the city of Trofai-ach, Hafning and Gai was accomplished on 1st of January 2013, also the smaller villages of Buch-Geiseldorf and St. Magdalena am Lemberg were politically assem-bled at this date. By January 2015 all municipality fusions have been finished in Styria, accompanied by dozens of news articles. ; Bettina Zajac-Thelen ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2016 ; (VLID)1255752
Thema der Diplomarbeit ist der Roman Malina (1971/2004) und dessen kroatische Übersetzung. Der Roman Malina der österreichischen Autorin Ingeborg Bachmann, die bis zur Publikation dieses Prosawerkes vor allem als Lyrikerin bekannt war, wurde von Truda Stama? 1992 ins Kroatische übersetzt. Der Roman zeichnet sich durch den spezifischen Sprachstil Ingeborg Bachmanns, durch zahlreiche Stilmittel, vor allem Rekurrenz und Ellipse, Anspielungen und Verweise auf Musik und Literatur aus.In der vorliegenden Arbeit wird davon ausgegangen, dass die eben erwähnten charakteristischen Stilmittel in der Übersetzung nicht zum Vorschein kommen und somit sowohl Inhalt, als auch der unverkennbare Stil Bachmanns verändert dargestellt werden. Die Sprache des Originals, einschließlich der inhärenten Verweise und Anspielungen, findet sich in der Übersetzung nicht wieder und so wird die intendierte Wirkung einer Würdigung Ingeborg Bachmanns als Prosaautorin verfehlt. Zur Überprüfung dieser Hypothese wird die Übersetzungskritik von Margret Ammann, basierend auf der scenes-and-frames-semantics von Fillmore, herangezogen. Dazu werden in einem ersten Schritt die Funktionen von Translat und Ausgangstext festgestellt, anschließend einzelne Textstellen aus Original und Übersetzung zuerst getrennt voneinander analysiert und hierauf zueinander in Beziehung gesetzt. Aus den untersuchten Textstellen geht hervor, dass sich die Übersetzerin einer anderen Stilebene bedient. Das Stilelement der Wiederholungen, das von Bachmann gerne und oft im Roman eingesetzt wurde, kommt in der Übersetzung kaum zum Vorschein und wirkt sich dadurch auf die Lesart der Übersetzung aus. Das Stilmittel der Ellipse, die vor allem bei Telefongesprächen zum Einsatz kommt, konnte zumeist ausreichend erhalten werden. Die Hypothese, dass sich durch die Veränderung des Stils auch die scenes bzw. Eindrücke bei dem/der LeserIn schwerwiegend verändern und sich somit der Zieltext vom Ausgangstext abhebt, wurde bestätigt. ; The Subject of this diploma thesis is the novel Malina (1971), which was written by the Austrian author Ingeborg Bachmann, and its Croatian translation of Truda Stama? (1992). The novel is characterised by a specific style of speech, by a great number of allusions, references of music and literature, as well as by the proper composition of each word. In the present diploma thesis it is assumed that these stylistic devices do just rarely appear in the translation - and therefore not only the content, but also the distinctive style of Bachmann, are represented differently. Furthermore it is assumed that the inherent references and allusions cannot be clearly recovered in the translation. Thus, the intended effect of appreciating Ingeborg Bachmann as a novelist could not be achieved. Margret Amman?s translation review, which is based on the scenes-and-frames-semantics of Fillmore, is used to verify this hypothesis. For a correct use of the model ?Übersetzungskritik?, it is important to consider certain steps. Firstly, the functions of the translation and the original text have to be determined. In a second step, it is necessary to analyse passages of both the translation, and the source text, independently. Ultimately, after an analysis of each individual text, it is necessary to inter-link both of them. As a result of this analysis, it is particularly obvious that the stylistic element of repetition, which Bachmann uses in the novel repeatedly, barely appears in the translation or is highly modified ? whereas the ellipsis, which is primarily used in telephone conversations, is a stylistic device that is adequately transferred from the original text.The hypothesis has proven that scenes and impressions of the readership of a translated text change, when the stylistic register of the original text is altered. The fact that the two texts display a certain divergence can be verified by using the above-mentioned analyzing tool. ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Text dt., teilw. kroat. ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Dipl.-Arb., 2012 ; (VLID)217507
In der Tagespresse bestehen Berichte über Nordkorea meistens aus Schreckens-meldungen: Von Nuklearem Wahn, Menschenrechtsverletzungen oder Terror ist hier die Rede. Gleichzeitig ist die Informationspolitik dieses Landes so restriktiv, dass kaum anderweitige Informationen nach außen dringen. Dies macht es in den Augen vieler Menschen umso gefährlicher, weil es dadurch unbegreiflich und unkalkulierbar erscheint. Nach dem Zusammenbruch der DDR und der Öffnung von bislang unzugänglichen Archiven hat diese Undurchdringlichkeit Risse bekommen, und es erschlossen sich der Forschung vollkommen neue Quellen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, mit Hilfe der nun zugänglichen Dokumente einen Teil der Informationslücken über Nordkorea und vor allem über seine Beziehungen zur DDR zu schließen. Neben der Entwicklung der bilateralen Beziehungen in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur wird hier auch ein besonderer Aspekt der bilateralen Beziehungen untersucht: Nordkoreas Umgang mit seiner Abhängigkeit von der DDR und dem damit verbundenen Sicherheitsrisiko. Zu diesem Zweck wird anhand konkreter Fallbeispiele die Zusammenarbeit zwischen der DDR und Nordkorea analysiert. Obwohl auch in anderen Gebieten Abhängigkeiten bestanden, ist die wirtschaftliche Abhängigkeit im Zusammenhang mit einem möglichen Sicherheitsrisiko von besonderer Relevanz. Dieses Risiko definiert sich in diesem Zusammenhang als Gefährdung der inneren Sicherheit Nordkoreas. Nordkorea ist seit seiner Gründung ein Staat, der seine Bürger aufs Äußerste überwacht, um ihre vollständige Indoktrination zu gewährleisten. Da die nord-¬koreanische Regierung eine eigene, künstliche Wirklichkeit für die Bewohner des Landes erschaffen hatte, musste alles, was diese Wirklichkeit in Frage stellte, als Sicherheitsrisiko eingeschätzt werden. Dazu gehörte z.B. das Sichtbarwerden von Abhängigkeit, weil hierdurch der selbsterhobene Anspruch der Chuch"e-Ideologie "alles aus eigener Kraft" konterkariert wurde. Gleichfalls musste der Kontakt mit einer anderen Wirklichkeit als der koreanischen ein Sicherheitsrisiko darstellen, wenn sich dadurch die Einstellung zur koreanischen Realität änderte. In diesem Zusammenhang spielen vor allem die nordkoreanischen Studenten, die in der DDR studierten, eine besondere Rolle. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass der Umgang Nordkoreas mit seiner Abhängigkeit von der DDR durchaus einer Logik entsprach und sich daraus Handlungsmuster ergaben, die diesen Umgang prägten. Zunächst versuchte die nordkoreanische Regierung, sich immer aus bestehenden Abhängigkeiten zu befreien oder sie zum größtmöglichen eigenen Vorteil zu nutzen. Dabei schreckte sie auch nicht vor illegalen Maßnahmen wie Industriespionage zurück. Das oberste Primat der nordkoreanischen Politik lag jedoch in der Wahrung Innerer Sicherheit und damit in der Regimestabilität. Diesem Ziel wurden alle anderen Ziele wie auch Entwicklung der Wirtschaft untergeordnet. Ergaben sich für das Erreichen von Wirtschaftszielen Abhängigkeiten, dann wurden diese nur so lange in Kauf genommen, wie sie die Innere Sicherheit nicht gefährdeten. Wurde hier allerdings ein Sicherheitsrisiko wahrgenommen, dann wurden alle Mittel eingesetzt, um dieses auszuschalten oder zu minimieren. Dabei spielte es keine Rolle, wie drastisch diese Maßnahmen waren und wer von ihnen betroffen war. Vergleicht man dieses Verhalten mit der heutigen nordkoreanischen Politik, so finden sich kaum Unterschiede. Die Innere Sicherheit ist für Nordkorea das oberste Ziel geblieben. Um es durchzusetzen, werden alle als notwendig erachteten Maßnahmen ergriffen, von der Bespitzelung der eigenen Bevölkerung bis hin zu Internierung und Terror. Was für den Umgang der nordkoreanischen Regierung mit dem eigenen Volk gilt, lässt sich auch in seiner Außenpolitik nachvollziehen. Die Regimestabilität bleibt das oberste Ziel. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung, die Volksrepublik sei in ihrer Politik nicht kalkulierbar, macht das Wissen um dieses Ziel Nordkorea zu einem sehr berechenbaren Staat. In Übereinstimmung mit dem Primat der Inneren Sicherheit wird die nordkoreanische Führung alles ablehnen, was diese gefährden könnte. Konkret ergibt sich daraus z.B., dass Nordkorea sein Nuklearprogramm niemals aufgeben wird, weil das Einstellen seiner Ambitionen auf diesem Gebiet die Führung in P"yÅngyang angreifbar machen könnte. ; Since the day of its founding the Democratic People- Republic of Korea (DPRK) had been depending on the support of other socialist countries. The present thesis focuses on the mentioned dependence and seeks answers to the question whether this posed a security risk for North Korea and if so how P"yÅngyang dealt with it. In this context the study centers on the bilateral relations between the DPRK and the former German Democratic Republic (GDR). After illustrating the relations on a political, economic and cultural level the author analyses case studies, in which a closer contact between North Koreans and East Germans was established. They include for instance North Korean students who spent several years at East German universities and returned home or East German specialists who were sent to North Korea helping to reconstruct war struck cities and factories. For the systematic examination of DPRK-GDR relations and the cases studies documents of former GDR-archives were consulted. They partly provide a completely new insight into the bilateral relations of both countries. At the same time they represent unique information material about the system and life in Kim Il-sÅng- North Korea.
Zwölf Jazzmusiker, eine Jazzsängerin und drei Schriftsteller afroamerikanischer Herkunft wurden vom Autor zwischen 1992 und 1996 zu Einstellungen und Verhaltensweisen hinsichtlich ihrer Rassismuserfahrung und deren Bewältigung befragt. Dabei standen Fragen zu Marktzugang, Gesellschaft, Rezeption und kultureller Identität im Mittelpunkt. Die Interviews waren ursprünglich zu journalistischen Zwecken durchgeführt worden, für diese Arbeit wurden sie in der Originalsprache transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Hinsichtlich ihrer politischen Intention und Haltung überwiegt der Wunsch, mit der Musik gesellschaftlich Einfluss nehmen zu wollen. Die Verknüpfung mit einer sozialen Bewegung wird vermisst, die Möglichkeit wird geschätzt, auf die Herkunftskultur zurückzugreifen und darüber künstlerische Kompetenz zu begründen. Die Kontroverse um die Bildung eines verbindlichen Kanons von (afro)amerikanischen Jazz-Meisterwerken wird als ökonomischer Verteilungskampf um knappe Ressourcen diskutiert. Während des Untersuchungszeitraumes erschien den Befragten der Ausgang der Auseinandersetzung noch offen. Im darauffolgenden Jahrzehnt sollte es den Neotraditionalisten um Wynton Marsalis gelingen, den Jazz auf der hochkulturellen Ebene zu institutionalisieren und somit durchzusetzen. In den Äußerungen zu gesellschaftlichen und politischen Fragen entwerfen die Befragten ein heterogenes Meinungsgefüge, das nicht mit der Rezeption einer als homogen empfundenen schwarzen Kultur korreliert. Die Erwartung, dass Jazzmusiker sich entsprechend ihrem favorisierten musikalischen Stil politisch positionieren würden, wird von den Ergebnissen dieser Untersuchung nicht gestützt. Die Forschungsfrage, wie die Befragten die Erfahrung von Rassismus und Diskriminierung in ihrer Wirkung auf das künstlerische Werk reflektieren, führt als Ergebnis der Untersuchung zur Bildung von heterogenen Haltungstypen. Eine essentialistische Variante drückt sich in einer Sehnsucht nach einer homogen konstruierten, antiimperialistisch orientierten schwarzen Kultur aus. Ein Blues-idiomatischer Typus symbolisiert den Kampf um die hochkulturelle Anerkennung und Förderung des (afro)amerikanischen Jazz. Eine trans-idiomatische Position zielt auf eine Neubestimmung künstlerischer Artikulation unter den Bedingungen von Globalisierung und internationaler Netzwerkbildung. ; Twelve jazz musicians, a jazz singer, and three writers of Afro-American origin were interviewed by the author between 1992 and 1996 about their attitudes and reactions in regard to their experiences with racism and how they coped with it. Questions regarding market access, society, reception and cultural identity were centered. The interviews were originally undertaken for journalistic purposes; for this study they were transcribed in their original language and evaluated by means of qualitative content analysis. Regarding their political intentions and attitudes, there is a common desire to exercise societal influence through music. While the link with a social movement is missing, the possibility of accessing their ancestral culture as a means of establishing artistic authority is valorized. The controversy over the establishment of an obligatory canon of (Afro)-American jazz masterpieces is framed as an economic struggle over the distribution of scarce resources. During the period of the study, the outcome of this debate still seemed undecided to the interviewees; over the ensuing decade, the neotraditionalists around Wynton Marsalis succeeded in institutionalizing jazz at the level of high culture. In their statements concerning social and political questions, the interviewees project a heterogeneous texture of opinions that does not correlate with the notion of a homogeneous black culture. The expectation that jazz musicians would position themselves politically in accordance with their preferred musical style is not supported by the results of this study. The research question of how the interviewees reflect upon the impact of experiences of racism and discrimination on their artistic work leads to an investigation of diverse kinds of attitudes as a primary result of this study. An essentialist alternative is expressed in a longing for a homogeneously constructed, anti-imperialistically oriented black culture. The blues-idiomatic figure symbolizes the struggle of (Afro)-American jazz for high-cultural recognition and patronage. A trans-idiomatic position aims at a new definition of artistic articulation under the conditions of globalization and international networking.
Attempts of economic and administrative reforms of the commandries of the Knights of the Order of St. John in Ost-Pomerania in the 14th century The Order of the Hospitallers of St. John the Baptist found its way into Pomerania at the end of the 12th century. The first establishments of the Hospital of Jerusalem in this region were built in 1198. The basis of their foundation was the bestowal of Starograd Gdański, few of the nearby villages, the Church of the Holy Trinity in Lubiszewo, and all its endowments to the Hospitallers. The author of this donation was Grzymisław, the ruler of Świecie and Lubiszewo. This charter is considered in the Polish source literature as a good example of the way of endowing the monastic institutions in Poland and Pomerania at the end of the 12th century. In the 13th century, the Hospitallers of the religious houses in Starogard and Lubiszewo came into conflict with the prince of Lubiszewo and Tczew, Sambor II. It resulted in the removal of the Hospitallers from the Pomerania by Sambor II. They could not return to their former domains until the 1270s. Their return was connected with the favourable attitude towards the Order of St. John by Mściwoj II, Duke of Gdańsk. Not only did he exile Sambor II from Pomerania, but he also started to return their lost goods back to the Knights step by step. With Mściwoj II the local Pomeranian dynasty ended in 1294. After a period of struggles, Pomerania was taken over by the Teutonic Order in 1308. The victim of the rivalry over Pomerania was the Polish prince Władysław I the Elbow-high. The Pomeranian representatives of the Order of St. John were adversaries of Władysław. They recognized that the cooperation with the Teutonic Order might yield the stability of their assets in Pomerania. As a result, the Order of St. John the Baptist was deprived of its demesnes in Lesser Poland and Kuyavia. The above-described events and the general crisis of the military orders, which resulted from the fall of the Christian countries in the Holy Land, also caused a decline of interest in and support for the Hospitallers in Pomerania. In effect, the then existing Pomeranian commanderies of the Order, in Lubiszewo and Szkarszewy, were governed and filled with the brothers from Mecklenburg and the Margraviate of Brandenburg. It was these brothers who, in the 14th century, took upon themselves the labour of reforming the administration of the demesnes of the Order in Pomerania. The reforms consisted in locating the endowments of the Order under a new settlement law, mainly Kulm law. Their implementation was also manifested by passing the administration of the commanderies of the Hospitallers into the hands of Henning von Wartenberg ‒ a knight who was not a brother of the Order of St. John. The studies on his person showed that he was an ex-Templar connected with the commandery of the Knights Templar in Chwarszczany, in New March. Thanks to his familial ties to some of the officials of the Order of St. John, after the dissolution of the Knights Templar in 1312, he found employment as an administrator/lessee of the demesnes of the Knights of the Order of St. John from the neighbouring Pomerania.Unfortunately, there is no way of assessing the effectiveness of the reform attempts of the 14th-century Hospitallers from Pomerania. Between 1366 and 1370, the Hospitallers sold all of their Pomerania demesnes to the Teutonic Order. ; The Order of the Hospitallers of St. John the Baptist found its way into Pomerania at the end of the 12th century. The first establishments of the Hospital of Jerusalem in this region were built in 1198. The basis of their foundation was the bestowal of Starograd Gdański, few of the nearby villages, the Church of the Holy Trinity in Lubiszewo, and all its endowments to the Hospitallers. The author of this donation was Grzymisław, the ruler of Świecie and Lubiszewo. This charter is considered in the Polish source literature as a good example of the way of endowing the monastic institutions in Poland and Pomerania at the end of the 12th century. In the 13th century, the Hospitallers of the religious houses in Starogard and Lubiszewo came into conflict with the prince of Lubiszewo and Tczew, Sambor II. It resulted in the removal of the Hospitallers from the Pomerania by Sambor II. They could not return to their former domains until the 1270s. Their return was connected with the favourable attitude towards the Order of St. John by Mściwoj II, Duke of Gdańsk. Not only did he exile Sambor II from Pomerania, but he also started to return their lost goods back to the Knights step by step. With Mściwoj II the local Pomeranian dynasty ended in 1294. After a period of struggles, Pomerania was taken over by the Teutonic Order in 1308. The victim of the rivalry over Pomerania was the Polish prince Władysław I the Elbow-high. The Pomeranian representatives of the Order of St. John were adversaries of Władysław. They recognized that the cooperation with the Teutonic Order might yield the stability of their assets in Pomerania. As a result, the Order of St. John the Baptist was deprived of its demesnes in Lesser Poland and Kuyavia. The above-described events and the general crisis of the military orders, which resulted from the fall of the Christian countries in the Holy Land, also caused a decline of interest in and support for the Hospitallers in Pomerania. In effect, the then existing Pomeranian commanderies of the Order, in Lubiszewo and Szkarszewy, were governed and filled with the brothers from Mecklenburg and the Margraviate of Brandenburg. It was these brothers who, in the 14th century, took upon themselves the labour of reforming the administration of the demesnes of the Order in Pomerania. The reforms consisted in locating the endowments of the Order under a new settlement law, mainly Kulm law. Their implementation was also manifested by passing the administration of the commanderies of the Hospitallers into the hands of Henning von Wartenberg ‒ a knight who was not a brother of the Order of St. John. The studies on his person showed that he was an ex-Templar connected with the commandery of the Knights Templar in Chwarszczany, in New March. Thanks to his familial ties to some of the officials of the Order of St. John, after the dissolution of the Knights Templar in 1312, he found employment as an administrator/lessee of the demesnes of the Knights of the Order of St. John from the neighbouring Pomerania.Unfortunately, there is no way of assessing the effectiveness of the reform attempts of the 14th-century Hospitallers from Pomerania. Between 1366 and 1370, the Hospitallers sold all of their Pomerania demesnes to the Teutonic Order. ; Attempts of economic and administrative reforms of the commandries of the Knights of the Order of St. John in Ost-Pomerania in the 14th century The Order of the Hospitallers of St. John the Baptist found its way into Pomerania at the end of the 12th century. The first establishments of the Hospital of Jerusalem in this region were built in 1198. The basis of their foundation was the bestowal of Starograd Gdański, few of the nearby villages, the Church of the Holy Trinity in Lubiszewo, and all its endowments to the Hospitallers. The author of this donation was Grzymisław, the ruler of Świecie and Lubiszewo. This charter is considered in the Polish source literature as a good example of the way of endowing the monastic institutions in Poland and Pomerania at the end of the 12th century. In the 13th century, the Hospitallers of the religious houses in Starogard and Lubiszewo came into conflict with the prince of Lubiszewo and Tczew, Sambor II. It resulted in the removal of the Hospitallers from the Pomerania by Sambor II. They could not return to their former domains until the 1270s. Their return was connected with the favourable attitude towards the Order of St. John by Mściwoj II, Duke of Gdańsk. Not only did he exile Sambor II from Pomerania, but he also started to return their lost goods back to the Knights step by step. With Mściwoj II the local Pomeranian dynasty ended in 1294. After a period of struggles, Pomerania was taken over by the Teutonic Order in 1308. The victim of the rivalry over Pomerania was the Polish prince Władysław I the Elbow-high. The Pomeranian representatives of the Order of St. John were adversaries of Władysław. They recognized that the cooperation with the Teutonic Order might yield the stability of their assets in Pomerania. As a result, the Order of St. John the Baptist was deprived of its demesnes in Lesser Poland and Kuyavia. The above-described events and the general crisis of the military orders, which resulted from the fall of the Christian countries in the Holy Land, also caused a decline of interest in and support for the Hospitallers in Pomerania. In effect, the then existing Pomeranian commanderies of the Order, in Lubiszewo and Szkarszewy, were governed and filled with the brothers from Mecklenburg and the Margraviate of Brandenburg. It was these brothers who, in the 14th century, took upon themselves the labour of reforming the administration of the demesnes of the Order in Pomerania. The reforms consisted in locating the endowments of the Order under a new settlement law, mainly Kulm law. Their implementation was also manifested by passing the administration of the commanderies of the Hospitallers into the hands of Henning von Wartenberg ‒ a knight who was not a brother of the Order of St. John. The studies on his person showed that he was an ex-Templar connected with the commandery of the Knights Templar in Chwarszczany, in New March. Thanks to his familial ties to some of the officials of the Order of St. John, after the dissolution of the Knights Templar in 1312, he found employment as an administrator/lessee of the demesnes of the Knights of the Order of St. John from the neighbouring Pomerania.Unfortunately, there is no way of assessing the effectiveness of the reform attempts of the 14th-century Hospitallers from Pomerania. Between 1366 and 1370, the Hospitallers sold all of their Pomerania demesnes to the Teutonic Order.
Attempts of economic and administrative reforms of the commandries of the Knights of the Order of St. John in Ost-Pomerania in the 14th century The Order of the Hospitallers of St. John the Baptist found its way into Pomerania at the end of the 12th century. The first establishments of the Hospital of Jerusalem in this region were built in 1198. The basis of their foundation was the bestowal of Starograd Gdański, few of the nearby villages, the Church of the Holy Trinity in Lubiszewo, and all its endowments to the Hospitallers. The author of this donation was Grzymisław, the ruler of Świecie and Lubiszewo. This charter is considered in the Polish source literature as a good example of the way of endowing the monastic institutions in Poland and Pomerania at the end of the 12th century. In the 13th century, the Hospitallers of the religious houses in Starogard and Lubiszewo came into conflict with the prince of Lubiszewo and Tczew, Sambor II. It resulted in the removal of the Hospitallers from the Pomerania by Sambor II. They could not return to their former domains until the 1270s. Their return was connected with the favourable attitude towards the Order of St. John by Mściwoj II, Duke of Gdańsk. Not only did he exile Sambor II from Pomerania, but he also started to return their lost goods back to the Knights step by step. With Mściwoj II the local Pomeranian dynasty ended in 1294. After a period of struggles, Pomerania was taken over by the Teutonic Order in 1308. The victim of the rivalry over Pomerania was the Polish prince Władysław I the Elbow-high. The Pomeranian representatives of the Order of St. John were adversaries of Władysław. They recognized that the cooperation with the Teutonic Order might yield the stability of their assets in Pomerania. As a result, the Order of St. John the Baptist was deprived of its demesnes in Lesser Poland and Kuyavia. The above-described events and the general crisis of the military orders, which resulted from the fall of the Christian countries in the Holy Land, also caused a decline of interest in and support for the Hospitallers in Pomerania. In effect, the then existing Pomeranian commanderies of the Order, in Lubiszewo and Szkarszewy, were governed and filled with the brothers from Mecklenburg and the Margraviate of Brandenburg. It was these brothers who, in the 14th century, took upon themselves the labour of reforming the administration of the demesnes of the Order in Pomerania. The reforms consisted in locating the endowments of the Order under a new settlement law, mainly Kulm law. Their implementation was also manifested by passing the administration of the commanderies of the Hospitallers into the hands of Henning von Wartenberg ‒ a knight who was not a brother of the Order of St. John. The studies on his person showed that he was an ex-Templar connected with the commandery of the Knights Templar in Chwarszczany, in New March. Thanks to his familial ties to some of the officials of the Order of St. John, after the dissolution of the Knights Templar in 1312, he found employment as an administrator/lessee of the demesnes of the Knights of the Order of St. John from the neighbouring Pomerania.Unfortunately, there is no way of assessing the effectiveness of the reform attempts of the 14th-century Hospitallers from Pomerania. Between 1366 and 1370, the Hospitallers sold all of their Pomerania demesnes to the Teutonic Order. ; The Order of the Hospitallers of St. John the Baptist found its way into Pomerania at the end of the 12th century. The first establishments of the Hospital of Jerusalem in this region were built in 1198. The basis of their foundation was the bestowal of Starograd Gdański, few of the nearby villages, the Church of the Holy Trinity in Lubiszewo, and all its endowments to the Hospitallers. The author of this donation was Grzymisław, the ruler of Świecie and Lubiszewo. This charter is considered in the Polish source literature as a good example of the way of endowing the monastic institutions in Poland and Pomerania at the end of the 12th century. In the 13th century, the Hospitallers of the religious houses in Starogard and Lubiszewo came into conflict with the prince of Lubiszewo and Tczew, Sambor II. It resulted in the removal of the Hospitallers from the Pomerania by Sambor II. They could not return to their former domains until the 1270s. Their return was connected with the favourable attitude towards the Order of St. John by Mściwoj II, Duke of Gdańsk. Not only did he exile Sambor II from Pomerania, but he also started to return their lost goods back to the Knights step by step. With Mściwoj II the local Pomeranian dynasty ended in 1294. After a period of struggles, Pomerania was taken over by the Teutonic Order in 1308. The victim of the rivalry over Pomerania was the Polish prince Władysław I the Elbow-high. The Pomeranian representatives of the Order of St. John were adversaries of Władysław. They recognized that the cooperation with the Teutonic Order might yield the stability of their assets in Pomerania. As a result, the Order of St. John the Baptist was deprived of its demesnes in Lesser Poland and Kuyavia. The above-described events and the general crisis of the military orders, which resulted from the fall of the Christian countries in the Holy Land, also caused a decline of interest in and support for the Hospitallers in Pomerania. In effect, the then existing Pomeranian commanderies of the Order, in Lubiszewo and Szkarszewy, were governed and filled with the brothers from Mecklenburg and the Margraviate of Brandenburg. It was these brothers who, in the 14th century, took upon themselves the labour of reforming the administration of the demesnes of the Order in Pomerania. The reforms consisted in locating the endowments of the Order under a new settlement law, mainly Kulm law. Their implementation was also manifested by passing the administration of the commanderies of the Hospitallers into the hands of Henning von Wartenberg ‒ a knight who was not a brother of the Order of St. John. The studies on his person showed that he was an ex-Templar connected with the commandery of the Knights Templar in Chwarszczany, in New March. Thanks to his familial ties to some of the officials of the Order of St. John, after the dissolution of the Knights Templar in 1312, he found employment as an administrator/lessee of the demesnes of the Knights of the Order of St. John from the neighbouring Pomerania.Unfortunately, there is no way of assessing the effectiveness of the reform attempts of the 14th-century Hospitallers from Pomerania. Between 1366 and 1370, the Hospitallers sold all of their Pomerania demesnes to the Teutonic Order. ; Attempts of economic and administrative reforms of the commandries of the Knights of the Order of St. John in Ost-Pomerania in the 14th century The Order of the Hospitallers of St. John the Baptist found its way into Pomerania at the end of the 12th century. The first establishments of the Hospital of Jerusalem in this region were built in 1198. The basis of their foundation was the bestowal of Starograd Gdański, few of the nearby villages, the Church of the Holy Trinity in Lubiszewo, and all its endowments to the Hospitallers. The author of this donation was Grzymisław, the ruler of Świecie and Lubiszewo. This charter is considered in the Polish source literature as a good example of the way of endowing the monastic institutions in Poland and Pomerania at the end of the 12th century. In the 13th century, the Hospitallers of the religious houses in Starogard and Lubiszewo came into conflict with the prince of Lubiszewo and Tczew, Sambor II. It resulted in the removal of the Hospitallers from the Pomerania by Sambor II. They could not return to their former domains until the 1270s. Their return was connected with the favourable attitude towards the Order of St. John by Mściwoj II, Duke of Gdańsk. Not only did he exile Sambor II from Pomerania, but he also started to return their lost goods back to the Knights step by step. With Mściwoj II the local Pomeranian dynasty ended in 1294. After a period of struggles, Pomerania was taken over by the Teutonic Order in 1308. The victim of the rivalry over Pomerania was the Polish prince Władysław I the Elbow-high. The Pomeranian representatives of the Order of St. John were adversaries of Władysław. They recognized that the cooperation with the Teutonic Order might yield the stability of their assets in Pomerania. As a result, the Order of St. John the Baptist was deprived of its demesnes in Lesser Poland and Kuyavia. The above-described events and the general crisis of the military orders, which resulted from the fall of the Christian countries in the Holy Land, also caused a decline of interest in and support for the Hospitallers in Pomerania. In effect, the then existing Pomeranian commanderies of the Order, in Lubiszewo and Szkarszewy, were governed and filled with the brothers from Mecklenburg and the Margraviate of Brandenburg. It was these brothers who, in the 14th century, took upon themselves the labour of reforming the administration of the demesnes of the Order in Pomerania. The reforms consisted in locating the endowments of the Order under a new settlement law, mainly Kulm law. Their implementation was also manifested by passing the administration of the commanderies of the Hospitallers into the hands of Henning von Wartenberg ‒ a knight who was not a brother of the Order of St. John. The studies on his person showed that he was an ex-Templar connected with the commandery of the Knights Templar in Chwarszczany, in New March. Thanks to his familial ties to some of the officials of the Order of St. John, after the dissolution of the Knights Templar in 1312, he found employment as an administrator/lessee of the demesnes of the Knights of the Order of St. John from the neighbouring Pomerania.Unfortunately, there is no way of assessing the effectiveness of the reform attempts of the 14th-century Hospitallers from Pomerania. Between 1366 and 1370, the Hospitallers sold all of their Pomerania demesnes to the Teutonic Order.
Der rege Einsatz sozialer Medien für politische Mobilisierungen ließ sich auch im vergangenen Jahr 2020 vermehrt beobachten. Beispiele für das Wirken von Videos auf Facebook, Twitter und YouTube sind innerhalb eines sehr breiten politischen Spektrums zu finden: Von progressiven Protestbewegungen wie Black Lives Matter bis zu dem Pandemie-bedingten Erstarken verschwörungstheoretischer Gruppen wie Q-Anon oder der rechtsextremen Identitären Bewegung. Schon seit dem Arabischen Frühling 2011 wird in Feuilleton und Wissenschaft der Einsatz und Nutzen von Bildern im Internet für Formen des politischen Protests thematisiert. Eine differenzierte Betrachtungsweise der unterschiedlichen politischen Akteure und ihrer Mediennutzung zwischen manipulativer Propaganda und zivilgesellschaftlichem Aktivismus erfolgt in diesen Debatten oft nur partiell. Bewegungsbilder. Politische Videos in Sozialen Medien stellt im Hinblick auf die Prominenz des Themas eine schon länger überfällige Rahmung aus film- und medienwissenschaftlicher Perspektive im deutschsprachigen Raum dar. Denn konnte man in den letzten Jahren immer wieder Artikel und Publikation über Formen eines gegenwärtigen aber auch historischen Medienaktivismus finden, so fokussierten sich diese meist auf spezifische Fragestellungen und Phänomene (bspw. Snowdon 2020; Zutavern 2015) oder gaben als Sammelbände einen Blick auf mitunter sehr unterschiedliche Aspekte der Politiken des Dokumentarischen und insbesondere des Dokumentarfilms (bspw. Büttner/Öhner/Stölzl 2018; Hoffmann/Wottrich 2015). Das von Jens Eder, Britta Hartmann und Chris Tedjasukmana veröffentlichte Buch gestaltet sich als eine nachvollziehbare und wohl abgestimmte Einführung in das Thema. Basierend auf dem Forschungsprojekt Aufmerksamkeitsstrategien des Videoaktivismus im Social Web werden grundlegende Fragen zur Bedeutung von politischen Videos in Sozialen Medien gestellt und Ähnlichkeiten sowie Unterschiede zu vorherigen politischen Film- und Videoaktivismen dargelegt. Zentral in dieser Auseinandersetzung ist dabei die Frage nach der Argumentation und dem Wirken der politischen Videos, wenn diese "[…] Zuschauer*innen emotional bewegen und sie zum Handeln motivieren" (S. 7). Insofern ist es nur folgerichtig, dass gleich zu Beginn die schon erwähnten eher sinisteren medienpolitischen Äußerungen aus den Bereichen des Neonazismus, des Terrors und der verschwörungstheoretischen Fakes als Untersuchungsgegenstand ausgeschlossen werden. Zwar arbeiten diese mit ähnlichen Kommunikationsstrategien und Plattformen wie die im Buch thematisieren Videoaktivist*innen, teilen jedoch, wie im fünften Kapitel sehr schön dargelegt wird (vgl. S. 91), keine demokratische Grundlage im Sinne einer Teilhabe an medienpolitischer Vielfalt. Dadurch wird gleich zu Beginn deutlich: Videoaktivismus wird hier in Anlehnung an den Begriff Gegenöffentlichkeit verstanden, welcher wiederum radikaldemokratischen Prinzipien folgt. Auf die notwendige Definition von Bewegungsbildern als "[…] audiovisuelle Bewegtbilder aus sozialen Bewegungen, die Menschen emotional und politisch bewegen sollen" (S. 11), folgen im zweiten Kapitel Die Macht politischer Videos weitere Erläuterungen über die Funktionen und Medienkontexte des Videoaktivismus im Netz. Die gleich zu Beginn herausgestellten vier Katalysatoren politischen Handelns sind für das weitere Verständnis besonders hilfreich. Videos im Netz "handeln" demnach: epistemisch, appellativ, affektiv und performativ. Eine produktive Unterscheidung für die Analyse aktivistischer Videos, die ebenso auf die historischen Vorläufer im Dokumentarfilm und im militanten Kino angewendet werden könnte. Aktivistische Videos in den sozialen Medien passen die "politischen Praktiken der Dokumentation, Bildung, Kritik, Mobilisierung, Selbstdarstellung und Selbstermächtigung den gegenwärtigen Medienumgebungen an" (S. 19), so die These. Folglich unterteilen die Autor*innen trotz heterogener Formenvielfalt in fünf verschiedene Typen politischer Videos: Zeugenvideos, Webdocs, Vlogs, Mobilisierungsvideos und Kommunikationsguerilla-Videos. Das diese Typen im Gegensatz zu ihren Vorgängern stark mit dem "hybriden Mediensystem" des "Social Web" verbunden sind, und daher auf einer neuen "Logik des konnektiven Handelns" (S. 22) basieren, erscheint zunächst offensichtlich, ist jedoch für ein Verständnis der "emotionalen Involvierung" und der "psychologischen Gruppendynamiken" (S. 25) im Internet unverzichtbar. Der diagnostizierte kommunikative Umbruch durch soziale Medien ist daher besonders durch die Macht der Algorithmen strukturiert. Für die Wirksamkeit politischer Botschaften im Internet stellt sich die Frage, wie Aktivist*innen die bestehenden Plattformen nutzen, Schlupflöcher suchen, um mit und gegen den Plattform-Kapitalismus zu arbeiten. Das sich dabei politische Videos verselbstständigen können, zu Falschinformationen führen und ethische Probleme sowie Diffamierungen mit sich bringen, ist nur ein Aspekt der von den Autor*innen immer wieder betonten Fragilität der vielfältigen Mediensituation aktivistischer Videos im Netz. Im dritten Kapitel wird auf die Geschichte des politischen Dokumentarfilms eingegangen. Für ein Verständnis politischer Medien im Netz sind für die Autor*innen besonders die "ästhetischen Standortbestimmungen" sowie "ethischen Positionierungen" vergangener Konzepte des politischen Films von Interesse. Das Kapitel eröffnet einen Blick auf politisches Filmemachen seit den 1930ern und definiert die Forderung nach Repräsentation und nach politischer Haltung als eines der Hauptziele der medienaktivistischen Vorläufer. Eingebettet in soziale Bewegungen agitieren insbesondere seit den 1960er Jahren politische Filme und setzen in ihrem Politikverständnis neben einer anklagenden Beweisführung ebenfalls auf Partizipation. Die, in Auseinandersetzung mit den 1968 an der DFFB entstandenen Filmen aufgestellte, Unterteilung zweier Pole einer politischen Filmästhetik in "ästhetische" und "politische" Linke erscheint aus filmhistorischer Perspektive etwas zu verkürzt. Das filmtheoretische Beziehungsgefüge zwischen den Vorkriegsavantgarden und der Filmpolitik um 1968 ist wohlmöglich komplexer zu betrachten – zumal die Diskussion um eine "ästhetische" oder "politische" Linke zunächst als eine Debatte über Filmkritik in der gleichnamigen deutschen Zeitschrift geführt wurde. Dennoch ist die Unterscheidung für ein Verständnis von politischen Filmemachens wichtig, da die Streitfrage um eine "Ästhetisierung der Politik" oder eine "Politisierung der Ästhetik" auch für die, das dritte Kapitel abschließende, Thematisierung des frühen Videoaktivismus einen immer noch schwelenden Konflikt innerhalb der Debatten um Filmpolitik darstellt. Das vierte Kapitel befasst sich mit den affektiven Wirkungen politischer Videos. Der "Impact", also jenes Vermögen, Aufmerksamkeit bei gleichzeitiger Beeinflussung zu schaffen, steht dabei eng in Verbindung mit kollektiven Prozesses der Aushandlung und Aneignung. Videos wie das erwähnte "Zerstörung der CDU" des YouTubers Rezo können kurzzeitig eine breite mediale Öffentlichkeit erlangen. Die Aufmerksamkeitsökonomie von Videoplattformen lässt einen Großteil politischer Videos jedoch im "long tail" des Internet verschwinden. Der Kampf um Aufmerksamkeit wird daraufhin sehr plausibel im Kontext der deutschen Migrationsdebatte im Jahr 2015 analysiert. So verdeutlichen die Autor*innen, dass sich NGO's für einen Erfolg ihrer politischen Videos im Netz auf ähnliche Kommunikationsstrategien wie Werbekampagnen stützen müssen. Kollektive Emotionen und Affekte treiben Debatten, Diskurse aber besonders auch die Verteilung der Aufmerksamkeit an. Die verschiedenen eingesetzten Kommunikationsstrategien im Netz werden in "Produktionsstrategien", "Gestaltungsstrategien" und "Verbreitungsstrategien" unterteilt (S. 76). Um Emotionen hervorzurufen und "sharebility" sowie "spreadability" zu erwirken, wird wiederum in die Gestaltungsstrategien Zeigen, Erzählen, Miterleben, Argumentieren und Symbolisieren unterschieden. Die Distribution der Videos hingegen ist eng an eine Interaktion mit der Öffentlichkeit geknüpft: von der für die "crowd production" entscheidende Adressierung der Zuseher*innen bis zum strategischen "seeding" durch ausgewählte Multiplikatoren und Verlinkungen. Es wird deutlich, dass für die politischen Videos im Netz das Vermögen, eine Öffentlichkeit zu finden, entscheidend für ihren Erfolg ist. Das fünfte Kapitel thematisiert in Auseinandersetzung mit Hannah Arendts politischer Theorie, Jürgen Habermas und agonistischen Modellen der politischen Theorie den Begriff der Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit der sozialen Medien ist von diversen Machtgefällen, Affekten und Kämpfen um Deutungsmacht geprägt. Zwar eröffnen die Plattformen direkte Kommunikationswege, müssen sich jedoch gleichzeitig den automatisierten Zensur-Algorithmen unterordnen und die Verwertung ihrer Daten akzeptieren. Videoaktivismus in den sozialen Medien ist so nur im fragilen Gefüge von politischen Handlungsspielräumen und technischen wie ökonomischen Abhängigkeiten zu verstehen. Mit dem Beispiel der Black Lives Matter-Bewegung werden die komplexen Zusammenhänge von hybriden Mediensystemen und veränderter Öffentlichkeit für Formen des Videoaktivismus und ihrer Forderung nach Teilhabe an einer demokratischen Gesellschaft abschließend analysiert. Bewegungsbilder führt anhand medienwissenschaftlicher Fragestellungen durch ein vielfältiges und nicht immer eindeutig zu bewertendes Feld zeitgenössischer und historischer Beispiele medienpolitischer Mobilisierung. In einer übersichtlichen und sehr verständlichen Weise werden Problemfelder erörtert und wichtige Fragen gestellt, ohne jedoch alle zu beantworten. Hierin liegt auch das Potential des Buchs, welches besonders durch seine Begriffsarbeit als eine gelungene Grundlage für weitere Fallstudien und Analysen der vielfältigen Formen zeitgenössischer wie historischer Bewegungsbilder dienen kann. Literatur: Büttner, Elisabeth/Öhner, Vrääth/Stölzl, Lena: Sichtbar machen – Politiken des Dokumentarfilms. Berlin: Vorwerk 8 2018. Hoffmann, Kay/Wottrich, Erika (Hg.): Protest, Film, Bewegung. Neue Wege des Dokumentarischen. München: Edition Text + Kritik 2015. Snowdon, Peter: The People Are Not an Image. Vernacular Video After the Arab Spring. London: Verso 2020. Zutavern, Julia: Politik des Bewegungsfilms. Marburg: Schüren 2015.
Aus der Einleitung: Die neue Regierung in Nepal hat 2008 den 'Three Year Interim Plan' verabschiedet. Darin wird unter anderem das für meine Arbeit entscheidende Gesundheitswesen neu bewertet. Doch kann dieser Prozess zu einer Verbesserung der Lage im Land beitragen? Wie in meinem einleitenden Zitat von Nyerere kann Entwicklungszusammenarbeit (EZ) nur sinnvoll und fruchtbar sein, wenn die Bewohner die Möglichkeit haben, alle Entscheidungen sie betreffend mitzugestalten. In dieser Arbeit wird dargestellt, was EZ ist und welche Akteure sich auf dem Spielfeld von Politik und Wirtschaft, nachhaltigen Hilfeleistungen und fragwürdigen Projektzielen befinden. Anhand der Entwicklung des Gesundheitswesens in Nepal wird die Frage erörtert, wie die lokale Bevölkerung ein ernst zu nehmender Partner werden kann und welche Rolle die Soziale Arbeit dabei spielt. Von April bis August 2006 war ich bei der Nichtregierungsorganisation (NRO) Mountain Spirit Nepal im Rahmen meines Praxissemesters tätig. Dabei konnte ich direkt Einblick in die Projektarbeit – ein wichtiger Bestandteil der EZ – in Chyangmityang, einem entlegenen Bergdorf im Solukhumbu-Distrikt, gewinnen. Das war der Ausgangspunkt, mich mit der Möglichkeit auseinander zu setzen, wie die Bevölkerung selbst an der Entwicklung des Gesundheitssystems beteiligt werden kann. In der Arbeit versuche ich nachzuweisen, dass nur diese Herangehensweise Erfolg verspricht. Neben meinen persönlichen Erfahrungen habe ich unter anderem folgende Literatur genutzt: Einen Überblick über den historischen Verlauf der EZ konnte ich mit 'Einführung in die Entwicklungspolitik' von Ihne und Wilhelm gewinnen. Mit der Diplomarbeit von Satish Shroff 'Soziale Arbeit im Spannungsfeld von Medizin und Kultur' erhielt ich wichtige Informationen zum Gesundheitswesen Nepals, zu traditionellen Heilmethoden und zu Sozialarbeit zwischen Kultur, Medizin und sozialen Gegebenheiten. 'Ritual und Heilung' von Greifeld (Hg.) enthielt zahlreiche Hinweise zum weltweiten Nebeneinander traditioneller und allopathischer Medizin und zur Entwicklung von Gesundheitssystemen im allgemeinen. Um mehr von traditionellen Heilmethoden zu erfahren, beschäftigte ich mich einerseits mit dem Werk von Bramsiepe 'Die Anwendung der tibetischen Medizin in Indien und Nepal', andererseits mit Keßlers 'Wirksamkeit von Ayurveda bei chronischen Erkrankungen'. Das Befassen mit dem Gegenstück zur westlichen Schulmedizin ist wichtig, da traditionelle Heilmethoden im kulturellen System Nepals besonderes Gewicht und starken Einfluss besitzen. Das Buch 'Community involvement in health development. A review of concept and practice' von Kahssay und Oakley (Hg.) gab mir lohnenswerte Impulse zur praktischen Umsetzung einer Methode, welche den traditionellen und den schulmedizinischen Ansatz zu verbinden vermag. Entscheidend für das Gelingen der Arbeit und eine annähernd vollständige Bearbeitung des Themas notwendig, war es, auf verschiedene Internetquellen zurück zugreifen. Viele vor allem aktuelle Daten und Statistiken sind nur auf diesem Wege einzusehen. An dieser Stelle will ich nur einige nennen: Das Länderprofil der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation - WHO) enthält alle relevanten Daten zu den Entwicklungen der letzten Jahre (z.B. Fertilitäts- und Mortalitätsraten, Ressourcen des Gesundheitswesens und damit zusammenhängenden Faktoren wie Verfügbarkeit von Wasser). Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Program - UNDP) veröffentlicht jedes Jahr umfassende Berichte zur Lage Nepals, die mir ebenfalls sehr hilfreich waren. Zum Aufbau der Arbeit: Der Hauptteil ist in fünf Teile gegliedert: Im Ersten wird das große Feld der EZ historisch und inhaltlich beschrieben. Die Entwicklung von Gesundheitssystemen sowie die EZ mit Nepal wird eingehender beleuchtet. Entscheidend zum Verständnis ist die Kenntnis der Lebensbedingungen vor Ort und der traditionellen Heilmethoden, die ich im zweiten und dritten Abschnitt darstelle. Unter einem vierten Abschnitt erläutere ich das Modell 'Community Involvement in Health' der WHO. Damit zeige ich, wie die Bevölkerung Verantwortung an Entscheidungsprozessen übernehmen kann, um die Angebote an Gesundheitsdiensten nach ihren Bedürfnisse zu gestalten. Bei diesem Prozess übernimmt die Soziale Arbeit eine wichtige Rolle, was ich nachfolgend erkläre. Der Hauptteil endet mit dem Bericht über meine Projektarbeit in einer NRO in Nepal. In den Schlussbemerkungen lege ich Ergebnisse und Forschungsdesiderate dar und gebe einen Ausblick auf Chancen und Möglichkeiten, die die Beteiligung und Aktivierung der Bevölkerung vor Ort bieten.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: IEinleitung und Fragestellung1 IIHauptteil3 1.Wandel der Entwicklungszusammenarbeit3 1.1Die Entwicklung des Gesundheitssektors11 1.2Entwicklungszusammenarbeit mit Nepal15 1.3Ein Projektbeispiel17 1.4Die Entwicklung des Gesundheitssystems in Nepal19 2.Die Lebensbedingungen in Nepal: Was macht Nepal zum Entwicklungsland?22 2.1Der Guerillakrieg, der Sturz des Königs und die aktuelle politische Situation22 2.2Die sozioökonomische Situation Nepals24 3.Kulturelle Hintergründe des Krankheitsverständnisses der nepalesischen Bevölkerung27 3.1Tibetische Medizin29 3.1.1Tätigkeitsbereiche eines tibetischen Arztes30 3.1.2Der Krankheitsbegriff in der Tibetischen Medizin31 3.1.3Diagnose32 3.1.4Behandlungs- und Therapiemethoden34 3.2Ayurvedische Medizin37 3.2.1Gesundheit in der Ayurvedischen Medizin38 3.2.2Diagnose39 3.2.3Behandlungs- und Therapiemethoden40 3.2.4Exkurs: Einfluss der Ernährungsgewohnheiten auf die Krebsinzidenz42 3.3Schamanistische Heilung und traditionelle Heiler43 3.4Welchen Entwicklungsbedarf gibt es für das medizinisch System Nepals?46 3.5Wer legt diesen Bedarf fest?51 4.Community Participation in Primary Health Care in Nepal52 5.Die Rolle des Sozialarbeiters in Nepal55 6.Praxisbeispiel58 IIISchlussbemerkungen62 IVLiteratur- und Quellenverzeichnis64 VAnhang69Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.1, Tibetische Medizin: In diesem Abschnitt beziehe ich mich vor allem auf die Dissertation 'Die Anwendung der tibetischen Medizin in Indien und Nepal' von Mirja Marie Bramsiepe, die im Mai 2007 an der Medizinischen Fakultät der Universität Halle vorgelegt wurde. Im 8. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gyüshi, das wichtigste Lehrbuch der tibetischen Medizin, von Indien nach Tibet gebracht. '.Das Gyüshi wird am Besten mit 'Vier Tantras' oder auch 'Vierwurzelschrift' übersetzt. Die genaue Übersetzung lautet 'Ambrosia Herz-Tantra: Die geheime mündliche Unterweisung über die acht Zweige der Wissenschaft vom Heilen'. Es enthält die komplette tibetische Medizin, wie sie auch heute noch von Studenten erlernt wird.'. Das Gyüshi ist in poetischer Geheimsprache verfasst. Es ist nur mit zusätzlichen Kommentaren verständlich. Dies soll eine fehlerfreien Übertragung des Wissens von dem Lehrer auf den Studenten ermöglichen und nur den Medizinern zugänglich sein. Die Texte des Gyüshi müssen auswendig gelernt werden. Nach der Kulturrevolution in Tibet wurde 1961 ein Institut für tibetische Medizin Men- Tsee Khang, in Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Regierung im Exil, gegründet. Die drei Institutionen, an denen heute tibetische Medizin unterrichtet wird, befinden sich in Dharamsala, Varanasi und Darjeeling, also alle in Indien. Nach erfolgreichem Studium an einer dieser drei Einrichtungen wird ein Doktortitel verliehen. Beispielhaft soll der Ausbildungsablauf am Chakpori Institut in Darjeeling dargestellt werden: In den ersten fünf Jahren wird auf der Grundlage des Gyüshi unterrichtet. Zwei darauf folgende Jahre verbringen die Studenten mit der Hospitation bei einem erfahrenen Arzt und dem Erlernen der Herstellung von Medikamenten. Bevor der Doktortitel verliehen wird, müssen die Studenten zwei weitere Jahre bei einem erfahrenen Arzt mitarbeiten. Die Ausbildung dauert insgesamt also neun Jahre. Daneben gibt es Ärzte, die von unterschiedlichen Lehrern und Medizinern ausgebildet wurden, und Generationenärzte, die von ihrem Vater in tibetischer Medizin unterrichtet wurden. Hat ein Arzt nicht an einer der drei Institutionen studiert, wird er als Amchi bezeichnet, um ihn von einem Arzt mit Doktortitel zu unterscheiden. Da die Ausbildungsstandards nicht genau bestimmt sind, ergeben sich sehr unterschiedliche Tätigkeitsbereiche der Ärzte. Tätigkeitsbereiche eines tibetischen Arztes: Neben der Arbeit in einer Praxis kann ein Arzt in der Produktion der Medikamente oder als Übersetzer des Gyüshi arbeiten, oder auf einem Spezialgebiet neben der Praxisarbeit andere Nebentätigkeiten ausüben. Tibetische Mediziner in den großen Städten müssen sich zunehmend neben den allopathischen Ärzten behaupten. Außerdem praktizieren und unterrichten viele Mediziner inzwischen weltweit. Während meines Praktikums 2006 habe ich im tibetischen Kloster Thupten Chholing im Solukumbu Distrikt einen Arzt besucht. Der Besuch ergab sich spontan, weshalb ich mir im Vorfeld keine Fragen überlegen konnte. Der Tibeter ist drei Monate im Jahr in München tätig, wo er nach eigenen Angaben aufgrund der Nachfrage kaum alle Patienten diagnostizieren und behandeln kann. Viele Patienten im Ausland sind von der allopathischen Medizin unzureichend oder erfolglos behandelt worden und erhoffen sich von der tibetischen Medizin Heilung durch ihre gegenüber der Schulmedizin alternativen Heilmethoden. Der Krankheitsbegriff in der Tibetischen Medizin: In der tibetischen Medizin stellt Gesundheit ein Gleichgewicht zwischen den drei Körperenergien Wind, Galle und Schleim dar. Im Krankheitsfall muss eine körperliche oder geistige Störung noch nicht erkennbar sein. '.Tibetische Ärzte sagen, dass sie die Krankheiten schon zwei Wochen vor Auftreten der ersten Symptome feststellen können.'. Außerdem werden heiße und kalte Krankheiten definiert. In weiteren Unterkategorien werden karmische Krankheiten, Krankheiten des Lebens, von Geistern ausgelöste Krankheiten und oberflächliche Krankheiten unterschieden. Karmische Krankheiten oder Krankheiten des Lebens wurden durch negative Handlungen in einem früheren Leben oder einer vergangenen Periode eines Lebens verursacht. Oberflächliche Leiden entstehen durch falsche Ernährung oder falsche Verhaltensweisen. '.All diese Gruppen können noch in weitere Untergruppen unterteilt werden, so dass man in der tibetischen Medizin insgesamt von 84000 Krankheiten spricht.'. In der tibetischen Medizin geht man also eher von einem ganzheitlichen System aus, von feinstofflichen Prinzipien und Körperenergien, die im Idealfall im Gleichgewichtstehen. Die Schulmedizin beschreibt Symptome und Störungen. Die Behandlung bezieht sich meistens allein auf die diagnostizierten Symptome. Deshalb ist es nicht möglich in Krankheitsbild von der allopathischen Medizin direkt in die tibetische Medizin zu übertragen. Laut Bramsiepe kann aus einer Diagnose in der tibetischen Medizin sowohl auf eine Schleim- als auch eine Windkrankheit geschlossen werden.
This report describes the SLE study concerning quality infrastructure in three value chains and its potential to contributing to economic growth in southern Kyrgyzstan. In the context of GIZ's Sustainable Economic Development Programme in Kyrgyzstan, the German development agency tasked SLE to perform the study out its Jalal-Abad office, with the following subtasks: - Studied three value chains (apple, tomato and plum) partly; - Has interviewed companies producing and processing those commodities and - Has analyzed the national quality infrastructure (NQI) serving the three. Following a similar task in Ghana, SLE developed a qualitative research methodology with a five week stay in Kyrgyzstan. Through 60 interviews mainly with food processors, but also including farmers, quality infrastructure (QI) service providers and GIZ partners, the three staff SLE team prepared recommendations after verifying them in workshops. Three recommendation groups were developed: 1. Strengthen utilization of formal market demands as driver for improved Food Safety and QI 2. Widen scope of Kyrgyz QI services and increase clients' satisfaction in order to boost QI utilization 3. Flank intervention in quality management through facilitating investment climate Background and Task This summary condensates the SLE study on how quality infrastructure in three value chains can contribute to economic growth in southern Kyrgyzstan. In the context of GIZ's Sustainable Economic Development Programme in Kyrgyzstan, the German development agency operates an office in the rural South Fergana Valley. Based out of that office in Jalal-Abad, this research consultancy has: • Studied three value chains (apple, tomato and plum) partly; • Has interviewed companies producing and processing those commodities and • Has analyzed the national quality infrastructure (NQI) serving the three. These steps were taken in order to come up with recommendations how to support economic growth in rural Kyrgyzstan through specific interventions. The Kyrgyz national economy is still much depending on Russia, 27 years after Soviet Union's breakup. Yet, many young Kyrgyz people migrate to Russia instead of farming on their families' properties with the consequence of them not being available in the Kyrgyz national labor market. Stemming from Soviet's era, the Quality Infrastructure (QI) subsector serves companies and their customers alike through Metrology, Standardization, Testing, Certification and Accreditation. The -mostly governmental- NQI operates on the policy level out of the capital, the regional hubs such as Osh being relevant to Jalal Abad and on the county level (oblast). Besides supplying national Kyrgyz markets, exports play a particular role as they are relevant to apple and plum products. Since the accession of Kyrgyzstan to the Eurasian Economic Union (EAEU) with Russia, Belarus, Armenia and Kazakhstan, export regulations are expected for summer 2017. In light of this the client defined the main research questions as to how to improve food safety and how quality infrastructure services can contribute to creating job opportunities, especially for youth. Methodology Having completed a study of Ghana's national quality infrastructure in 2015, the Seminar Ländliche Entwicklung (SLE) has been commissioned by GIZ to perform this task, replicating partially the methods and partly in personal union. Given the explorative character of the Kyrgyzstan study, and in coordination with the client during the inception phase, a qualitative approach was adopted. Given the results of the research in Ghana showing the best chances of QI utilization on the medium size company level, the Kyrgyzstan study focused on food processors. The three expatriate SLE consultants designed a five week field phase, flanked by two national Kyrgyz experts. Supported by GIZ's logistics, the SLE team spent a week in each value chain. The interviews covered 20 food processing companies; three farmers and one retailer were interviewed. 18 interviews were conducted with service providers in the quality infrastructure sector. The total of sixty interviews included also six with development agencies, partly in GIZ partnership. During the final stages, recommendation workshops were hold in Jalal Abad and Bishkek with the purpose of verifying the results and recommendations. Findings and Observations Some out of many observations shall be reflected here: The interviews with producers revealed that EAEU markets, especially Russia are highly relevant to them and will become even more once compliance with customs regulations become obligatory, foreseen in 2017. Looking at the type of producer and processor, the research found a "dual-economy" existing with informal markets for fresh products and formal markets requiring certifiable quality management. Given the formal markets concluding contracts between producers, processors and their clients also concerning quality characteristics, it results in a higher chance of quality management and QI services playing a role. Pondering obligatory and voluntary use of QI, this research applied the assumption that formal markets impose quality regimes sparing the authorities from obligating farmers, processors and exporters as well as policing compliance. On paper, Kyrgyz NQI should function, but in reality this is barely in position to check compliance of products being exported to EAEU countries. While the EAEU is supposed to equip Kyrgyz QI providers even in regions, much is left to be done. Since soviet past, the line ministries for agriculture and health shared the task of maintaining QI services. However, given the nowadays' involvement of the state inspectorate, exporters have to check compliance for each authority the same characteristics. This duplication withholds willing QI customers and frustrates them, instead of facilitating their work. With 28'000 out of the total 150'000 tones annual apple production, apple products are subject to export regulations. In so far, EAEU's customs union is very relevant, which can even become restrictive, like it was observable with potatoes evading quality infrastructure. Apple juice, which is examined by health authorities additionally for sanitary reasons, requires quality infrastructure services, but does lack inspection. Given this situation, Kyrgyz apples or products more generally do not reach lucrative markets. Like apple, the pomicultures plum is growing in orchards typically planted back in Soviet times. The up to 20'000 tons of Plums produced annually, are dried in order to conserve them with the few micro-drying facilities. However, even more is sold to intermediaries who partly export them to more lucrative markets, through Uzbekistan and Tajikistan. Hardly any QI service utilization was observed. Tomatoes are produced on some 10'000 ha of fields in Southern Kyrgyzstan. 60% of these tomatoes are processed to juices and paste, where hygiene and quality regimes apply. On the fields, fertilizer is applied leading to a necessity to analyze Nitrate concentrations, yet hardly any QI utilization has been observed. In all three value chains, it would be required using Hazard Analysis and Critical Control Points (HACCP) because it is the most effective and economic way to combat food safety problems. Nevertheless, HACCP is not mandatory in the EAEU quality management and training has been too theoretical. While organic products do not play any role on Kyrgyz national markets, there is an opportunity for European markets. Already now, Kyrgyz Walnuts, plums and other are exported to Turkey, and partly re-dispatched onwards to the EU. A few European processors even invest directly, such as in Kyrgyz nuts. However, in order to do so, they utilize their own company based quality management. Nevertheless, given the growing EU organic market, an opportunity arises for Kyrgyz plums, dried apples, herbal spices and more. This is even more relevant, given the national quality infrastructure contributing. Looking at job opportunities, income generation and youth's migration, the youth's multitude of motives for leaving the country presented itself. Youth also leaves rural South in order to be in reach of urban opportunities from mobile phone access to training opportunities. The research concludes that in order to influence migration, the necessary condition is an integrated program offering job opportunities Results and recommendations Summarizing all three value chains, quality infrastructure is utilized rarely by farmers and micro-scale processors, also because National QI is concentrated in Bishkek. In order to solve this, QI services need to be offered on the producer level in relevant villages. Extending services on village level also involves consultancy as to how translating the QI results in a proper HACCP management. Already now, Quality infrastructure is not utilized sufficiently to access profitable markets. The reason is partly the high cost, the unawareness by producers and partly the poor presence in relevant fields and area. Given the poor scope of tests and compliance checks, farmers and processors risk having to check twice quality properties. Consequently, and in order to comply with EAEU regulations already during 2017, the rejection risk of Kyrgyz products grows. In light of this, it is recommended to stimulate QI utilization, widen the scope of QI services and facilitate general economic conditions as follows: 1. In order to use formal market demand as driver for improved Food Safety and QI – service utilization in selected value chains (VC) it is necessary to: a. improve the linkage of local VC actors with formal markets b. facilitate compliance of local VC actors with market requirements 2. QI utilization should grow through fulfillment of two recommendations. a. In order to increase QI service utilization, the necessary condition is to increase its scope. b. The sufficient condition is customers satisfied with easy access, speed and precision of service. 3. Besides these two main recommendations, general conditions should augment room for change.
Inhaltsangabe: Einleitung: Während der Vorbereitung auf die Weinbauprüfung im Rahmen der Diploma-Ausbildung der "WSET" (Wines and Spirits Education Trust) bin ich 2002 auf das Buch von Gladstone "Viticulture and Environment" gestoßen. In diesem Buch wird dargestellt, wie Weinbaugebiete anhand von Klimaparametern auf ihre Eignung zum Anbau spezifischer Rebsorten geprüft werden können. Dies erfolgt durch die Bestimmung der Wärmesumme, die der Rebe während der Vegetationsperiode für die physiologische Entwicklung zur Verfügung steht. Im umfangreichen Tabellenteil des Werks sind auch die Daten und die Bewertung der klimatischen Verhältnisse für den Weinbau in Wien angeführt. Die damals durchgeführte Überprüfung der Werte mit aktuellen Daten hatte ergeben, dass es zu einem Anstieg der Wärmesumme gekommen war. Zeitgleich erschien auch ein Zeitungsartikel, dass es durch die Klimaänderung zu einem Temperaturanstieg in Österreich gekommen war und die 90er Jahre die wärmsten waren, seit es Temperaturaufzeichnungen gibt. Das Thema hatte begonnen mich zu interessieren, und meine erste Arbeit war die Diplomarbeit für die WSET-Ausbildung mit dem Titel "Klimaänderung als Voraussetzung für das Österreichische Rotweinwunder". In dieser Abhandlung habe ich argumentiert, dass die Klimaänderung einen wesentlichen Beitrag zu den österreichischen Top-Rotweinqualitäten, die in der zweiten Hälfte der 90er Jahre entstanden sind, geleistet hat. Im Jahr 2004 habe ich mich entschlossen, die nun vorliegende Dissertation zu verfassen. Es war von Anfang an klar, dass ich dies auf meiner Alma Mater, der Wirtschaftsuniversität Wien tun möchte und thematisch hat sich das Institut für Angewandte Regional- und Wirtschaftsgeographie angeboten. Die Geographie hat sich schon immer als Brückenfach verstanden; seit jeher war die Geographie sowohl eine Natur- als auch eine Sozialwissenschaft. Das hat sich auch dadurch bestätigt, dass Herr Professor Christian Staudacher sofort bereit war, die Arbeit zu betreuen. Ich möchte ihm ganz besonders danken für die Anregungen und Gespräche, die mir immer wieder neue Perspektiven eröffnet haben und auch dafür, dass ich mich durch seine Anleitungen in meinem Forschungsvorhaben immer unterstützt und nie eingeschränkt gefühlt habe. Mein Dank gilt auch den wissenschaftlichen Mitarbeitern am Institut für die Anregungen, kritische Hinterfragung der Konzepte und Diskussionen im Rahmen der Seminare. Als Zweitbegutachterin habe ich eine anerkannte Meteorologin gewinnen können, Frau Professor Helga Kromp-Kolb. Sie hat sichergestellt, dass auch der meteorologische Teil der Arbeit in der notwendigen Breite und Tiefe abgehandelt werden konnte. Auch ihr gilt mein Dank, für ihre Anregungen, die kritische Auseinandersetzung mit meinen Ausführungen und ihre Bereitschaft, eine interdisziplinäre Arbeit zu betreuen. Herrn Doktor Herbert Formayer danke ich für seine Unterstützung bei der Analyse der Wetterdaten. Das Klima der Erde hat einen wesentlichen Einfluss auf die Lebensbedingungen von Menschheit und belebter Natur. Die atmosphärische Konzentration von Kohlendioxid, Methan und Distickstoffoxid hat seit 1750 durch menschliche Aktivitäten merklich zugenommen, und die Werte der Zeit vor Beginn der Industrialisierung weit übertroffen. Die Erhöhung der Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre und der Meere ist mittlerweile eindeutig nachweisbar, und ein weiterer Temperaturanstieg wird vorhergesagt. Selbst wenn die Konzentration der Treibhausgase und Aerosole auf dem Niveau von 2000 bleibt, wird eine weitere Erwärmung von ca. 0,1C pro Dekade erwartet. Die Klimaänderung wird die menschlichen Lebensverhältnisse und die Ökosysteme deutlich verändern. Das Ausmaß dieser Veränderung hängt davon ab, wie stark und wie schnell dieser Prozess voranschreitet, und welche Fähigkeiten die Gesellschaft und die Ökosysteme entwickeln, um sich an diesen anzupassen. Weinbau und Klima sind untrennbar miteinander verbunden, und die klimatischen Verhältnisse einer Region spiegeln sich in den weinbaulichen Praktiken (Erziehungsform, Ausrichtung der Weingärten, Bewässerungsanlagen, etc.) wider. Oft findet Weinbau in klimatischen Grenzregionen statt, und die besten Weinbaugebiete der Welt befinden sich innerhalb enger klimatischen Grenzen. Durch die Klimaänderung ergeben sich neue Herausforderungen -Risiken wie Chancen - für den Weinbau. In der aktuellen Paradigmendiskussion der Geographie spielt das Verhältnis von "objektiver Realität", sprich dem "Raum" und der Bedeutungszuweisung räumlicher Strukturen auf das Handeln eine grundlegende Rolle. Das ganze läuft unter dem Schlagwort "Raumdeterminismus" bzw. "Raumexorzismus". Es geht dabei um die Frage, ob und wie und ob überhaupt Physis, Materie, Raum, aber auch Bedeutungen, Regeln, Gesetze, Prominenzen usw. für das Handeln und für soziale Prozesse relevant sind und Wirkung haben bzw. diese sogar determinieren. Aus wissenschaftlicher Sicht für das Fach Geographie stellt die Arbeit einen empirischen Beitrag zur Paradigmendiskussion unter dem Stichwort "Natur-Gesellschaft-Beziehung" dar. Eine realistische Voraussage vom Ausmaß und Wirkung der Klimaänderung - global und regional - ist eine große Herausforderung für die Wissenschaft, die hohe gesellschaftliche Relevanz besitzt. Die Verbindung zwischen Klimaänderung und Umweltwandel ist auf der lokalen Skala noch sehr wenig untersucht worden. Umweltwandel führt dazu, dass die Menschen Anpassungen vornehmen, um umweltbedingte Störungen zu vermindern bzw. korrigieren oder die geänderten Bedingungen zum Vorteil ausnützen. In der Arbeit sollen die durch die Klimaänderung verursachten Anpassungsprozesse im Weinbau in der Region "Wachau" untersucht werden: Neben einer objektiven Bewertung der Klimaänderung durch die Analyse regionaler Klimadaten und den daraus entstehenden Herausforderungen im Weinbau soll in dieser Arbeit analysiert werden, wie die unmittelbar betroffenen Winzer die Klimaänderung wahrnehmen und beurteilen und welche Anpassungsmaßnahmen sie planen, um den Folgen der Klimaänderung zu begegnen. Veränderte klimatische Bedingungen haben nicht nur eine hohe Relevanz für die laufende Bewirtschaftung der Weingärten, sie reichen so weit in die Zukunft, dass es notwendig werden kann, die weinbaulichen Praktiken (z.B. Sortenstrategie, Erschließung neuer Weinbaulagen, etc.) zu ändern. Es ist wichtig zu erforschen, inwieweit die Klimaänderung bereits stattgefunden hat, welche Szenarien für die Zukunft möglich sind und wie weit oder nahe die Winzer von den tatsächlichen Gegebenheiten in der Planung und Durchführung ihrer Anpassungsmaßnahmen entfernt sind. Für das Abschätzen von zukünftigen Handlungen (Prognose) ist es entscheidend, die "Beeinflusser" (= Handelnden) selbst über ihr zukünftiges Handeln zu befragen. Die Ergebnisse dieser Befragung ergeben zwar keine Fakten im Sinne des tatsächlichen Eintritts, können aber ganz wesentlich zur Erhellung einer zukünftigen Entwicklung beitragen. Sollte sich herausstellen, dass die bereits umgesetzten oder geplanten Anpassungsmaßnahmen nicht ausreichen, um den Folgen einer Klimaänderung zu begegnen, dann besteht individueller und (gesellschafts-)politischer Handlungsbedarf, damit die Winzer durch entsprechende Maßnahmen (Trainings, Infokampagnen, Förderungen) in die Lage versetzt werden, sich der Herausforderung Klimaänderung zu stellen. Zur Untersuchung der Bewertung der Klimafolgen durch die Weinproduzenten und der Anpassungsmaßnahmen werden qualitative Methoden der Sozialforschung angewendet. Der Untersuchungsgegenstand ist noch nicht in der Tiefe erforscht worden, dass die sehr komplexen Zusammenhänge in unterscheidbare Variablen zerlegt und deren Wirkung darüber isoliert und geprüft werden können. Ausgehend von der Tatsache, dass die Klimaänderung auch in Österreich stattfindet, möchte ich mit meiner Dissertation anhand der Weinbauregion Wachau folgende Gruppen von Themenstellungen behandeln: Klimafolgenforschung: Wie vulnerabel (verwundbar) ist das "System" Weinbau gegenüber Veränderungen des Klimas? Wie können Toleranzgrenzen des "Systems" Weinbau, ab der die möglichen Folgen der Klimaänderung eine Gefahr für das System darstellen, definiert werden? Klimaforschung: Hat die Klimaänderung in der Wachau bereits stattgefunden? Welche klimatischen Verhältnisse sind in der Wachau in den nächsten Jahrzehnten zu erwarten? Weinbauökonomie: Welche Auswirkungen hat die Klimaänderung auf den Weinbau? Welche (weinbau-)technischen Anpassungsmaßnahmen sind geeignet, um die Folgen der Klimaänderung zu mindern bzw. auszunützen? Wahrnehmungs- und Handlungstheorie: Wie wird die Klimaänderung von den Winzern wahrgenommen und bewertet? Welche Anpassungsmaßnahmen planen die Winzer, bzw. können sie sich vorstellen umzusetzen? Change Mangement: Wie erfolgt der organisationale und individuelle Umgang mit Widersprüchen die sich aus den Änderungen der Umwelt ergeben?Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Inhaltsverzeichnis3 1.EINLEITUNG14 1.1Forschungskonzept15 1.1.1Problemstellung15 1.1.2Forschungsziel16 1.1.3Forschungsfragen18 1.1.4Forschungshaltung19 1.2Methoden21 1.2.1Analyse vergangenes Klima und zukünftiges Klima in der Wachau21 1.2.2Einfluss des Klimas auf den Weinbau21 1.2.3Untersuchung der subjektiven Bewertung (= Einstellungen) der Klimaänderung22 1.2.4Individuelle Strategien im Umgang mit Veränderung22 1.3Auswahl der Interviewteilnehmer – Sampling22 1.3.1Fallkonstruktion im Sample, Fallgruppen- und Fallauswahl24 1.3.2Auswahl der Betriebe für die Durchführung der Interviews25 1.4Qualitätssicherung und Vermeidung von Bias27 1.4.1Qualitätssicherung27 1.4.2Vermeidung von Bias28 1.5Reichweite der Forschung28 1.6Vorwissen30 1.7Aufbau der Arbeit31 2.UNTERSUCHUNGSREGION: WEINBAUGEBIET WACHAU34 2.1Österreichs bekanntestes Weinanbaugebiet: Die Wachau34 2.2Das Klima der Wachau37 2.3Bodenverhältnisse in der Wachau40 2.4Rebsorten in der Wachau40 2.5Weinkategorien der Wachau41 2.6Vinea Wachau - die Qualitätsvereinigung42 2.7Betriebsstrukturen in der Wachau44 2.7.1Arbeitskräfteeinsatz47 2.7.2Ertrag48 3.KLIMAFOLGENFORSCHUNG49 3.1Anpassung an die Klimaänderung51 3.1.1Aspekte der Anpassung an die Klimaänderung52 3.2Impact Assessment und Vulnerabilität55 3.2.1Impact Assessment55 3.2.1.1Zusammenfassung - Impact Assessment59 3.2.2Vulnerabilität60 3.2.2.1Konzept der Vulnerabilität60 3.2.2.1.1Vulnerabilität als Risk-of-Exposure61 3.2.2.1.2Vulnerabilität als Social-Constructed-Phenomenon62 3.2.2.1.3Synthetische Ansätze64 3.3Methodische Konsequenzen67 4.WETTER - KLIMA – KLIMAÄNDERUNG69 4.1Temperaturschwankungen im 20. Jahrhundert72 4.2Das Klimasystem der Erde77 4.3Klimaantrieb79 4.3.1Astronomischer Klimaantrieb80 4.3.2Tektonischer Klimaantrieb82 4.3.3Anthropogener Klimaantrieb82 4.3.3.1Treibhauseffekt83 4.3.3.2Landnutzungsänderungen87 4.4Wechselwirkungen im Klimasystem88 4.5Klimamodelle91 4.6Unsicherheiten in Klimamodellen95 4.7Direkte Beobachtungen neuester Klimaänderungen100 4.8Klimaänderung in Österreich104 5.KLIMA UND WEINBAU106 5.1Weinbau109 5.1.1Natürliche Faktoren des Anbaugebietes109 5.1.1.1(Makro-)Klima und die individuellen klimatische Ausprägungen109 5.1.1.2"Licht Qualität"112 5.1.1.3Lage/Topographie (Mesoklima)112 5.1.1.4Weinbautechnik113 5.1.1.5Boden113 5.2Phänologie113 5.2.1Physiologische Entwicklungszeit115 5.3Modelle zur Bestimmung der Wärmesumme116 5.3.1Modell zur Bestimmung der Wärmesumme nach Gladstone116 5.3.1.1Zentrale Annahmen und Voraussetzungen im Modell von Gladstone117 5.3.1.2Zentrale Komponenten im Modell von Gladstone117 5.3.1.3Standardklimadaten als Grundlage für die Bewertung der Weinbaugebiete119 5.3.1.4Wärmesummen-Index nach Gladstone – Berechnung120 5.3.1.5Gruppierung der Rebsorten nach benötigten Growing-Degree-Days121 5.3.2Modell zur Bestimmung der Wärmesumme nach Huglin122 5.3.2.1Huglin Indizes für wichtige Rebsorten122 5.4Berechung der Wärmesumme - Modellanwendung aufdie Weinbauregion Wachau123 5.4.1Wärmesumme nach Gladstone - Erläuterung der Berechnung123 5.4.2Interpretation der Daten125 5.4.2.1Station Krems - Interpretation der Daten125 5.4.2.2Station Joching - Interpretation der Daten126 5.4.2.3Der westliche Teil der Wachau – Spitz126 5.4.3Huglin Index - Berechnung und Interpretation der Werte127 5.5Toleranzbereich des Systems127 5.6Ausgewählte Studienergebnisse - Klimaänderung und Weinbau130 5.7Zusammenfassung - Auswirkungen der Klimaänderung auf den Weinbau136 5.8Weinbauliche Anpassungsmaßnahmen an die Klimaänderung137 6.VERGANGENE UND ZUKÜNFTIGE KLIMATISCHE VERHÄLTNISSE IN DER WACHAU141 6.1Daten und Methoden zur Analyse des Klimas141 6.2Homogenitätsprüfung der Daten der Wetterstation Krems145 6.2.1Berechnung der Korrekturfaktoren149 6.2.2Tabelle der ermittelten Korrekturfaktoren153 6.3Analyse der Wetterdaten - "Vergangenes Klima"154 6.3.1Temperaturauswertungen154 6.3.1.1Ganzjahrestemperatur154 6.3.1.2Temperatur während der Vegetationsperiode (April - Oktober)155 6.3.1.3Temperatur im Quartal Q2 (April-Juni)157 6.3.1.4Huglin Index und Wärmesummenindex nach Gladstone158 6.3.2Phänologie160 6.3.2.1Beginn der Rebblüte160 6.3.3Besondere Tage161 6.3.4Niederschlag162 6.3.5Zusammenfassung der Ergebnisse164 6.3.5.1Einschub - westliche Wachau (Joching, Spitz)166 6.4Zukünftiges Klima167 6.4.1Projekt reclip:more167 6.4.1.1Zuverlässigkeit der Modellergebnisse (Unsicherheit)169 6.4.1.2Ergebnisse des reclip:more Projektes170 6.4.2Klimaszenariofür die Wachau172 6.4.3Toleranzbereich des Systems - Analogie auf die zukünftigen Verhältnisse176 6.4.4Zusammenfassung der Ergebnisse178 7.EINSTELLUNGEN ZUR UMWELT UND ANPASSUNGSMAßNAHMEN181 7.1Einstellungen183 7.1.1Erwerb von Einstellungen183 7.2Einstellungen und Verhalten/Handeln185 7.2.1Exkurs - Verhalten und Handeln186 7.2.2Einstellungen gegenüber Objekten und spezifischen Verhaltensweisen187 7.2.3Einstellungen gegenüber einem Verhalten "Theory of planned Behavior"188 7.2.3Methodische Konsequenzen190 8.ANPASSUNG AN VERÄNDERUNG192 8.1Einflussfaktoren auf landwirtschaftliche Entscheidungen193 8.1.1Externe Einflussfaktoren der Produktionsentscheidung195 8.1.1.1Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union195 8.1.1.2Kapitalisierung und Technologisierung der Landwirtschaft199 8.1.2Interne Einflussfaktoren der Produktionsentscheidung202 8.1.2.1Motive und Ziele von Landwirten als Einflussfaktoren auf Entscheidungen206 8.1.2.2Rolle der Familie als Einflussfaktor auf Entscheidungen von Landwirten207 8.1.3Landwirtschaft als Ausdruck der Natur-Gesellschaft-Beziehung210 8.2Methodische Konsequenzen213 8.2.1Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung und Entwicklung des Interviewleitfadens213 8.3Umgang mit Veränderung - Change Management219 8.3.1Organisationaler Umgang mit Widersprüchen219 8.3.2Widerstand gegen Wandel221 9.ERFASSUNG UND AUSWERTUNG DER EINFLUSSFAKTOREN AUF DAS ANPASSUNGSVERHALTEN DER WINZER224 9.1Erfassung der Einflussfaktoren - Qualitative Inhaltsanalyse224 9.1.1Technik der qualitativen Inhaltsanalyse224 9.1.2Festlegung des Materials224 9.1.3Analyse der Erhebungssituation225 9.1.4Formale Charakteristik des Materials225 9.1.5Richtung der Analyse226 9.1.6Theoriegeleitete Differenzierung der Fragestellung226 9.1.7Hauptfragestellungen an das Analysematerial227 9.1.8Ablaufmodell der Analyse227 9.2Auswertung der Einflussfaktoren auf das Anpassungsverhalten230 9.2.1Betriebliche Einflüsse230 9.2.1.1Gute und schlechte Jahre230 9.2.1.2Gesellschaftliche Entwicklungen232 9.2.1.3Staatliche Regelungen und Gesetze232 9.2.1.4Wirtschaftliche Entwicklungen233 9.2.1.5Technologische Entwicklungen234 9.2.1.6Umwelteinflüsse234 9.2.1.7Zukünftige Chancen und Risiken236 9.2.1.8Zusammenfassung - Betriebliche Einflüsse237 9.2.2Klimaänderung - Wahrnehmung und Einstellungen238 9.2.2.1Wahrnehmung der Klimaänderung238 9.2.2.2Einfluss der Klimaänderung auf die Region/Betrieb239 9.2.2.3Wahrnehmung verschiedener Ausprägungen des Klimas240 9.2.2.4Wahrnehmung und Einstellungen gegenüber konkreten Ausprägungen der Klimaänderung in der Vergangenheit241 9.2.2.5Einstellungen gegenüber möglichen zukünftigen klimatischen Verhältnissen242 9.2.2.6Zuordnung der Aussagen zu den drei Einstellungskomponenten242 9.2.2.7Anpassungsmaßnahmen244 9.2.2.8Zusammenfassung -Wahrnehmung und Einstellungen246 9.2.3Einstellungen gegenüber potentiellen Anpassungsmaßnahmen an die Klimaänderung248 9.2.3.1Zusammenfassung -Einstellungen gegenüber Anpassungsmaßnahmen253 9.2.3.2Subjektive Verhaltenskontrolle253 9.2.3.3Subjektive Normen255 10.DAS "CHANGE MANAGEMENT" DER WINZER257 10.1Umgang mit Veränderung durch die Winzer259 10.2Widerstand gegen Veränderung durch die Winzer260 10.2.1Einstellungen gegenüber Veränderungen – Änderungsbereitschaft261 10.2.2Einstellung gegenüber Veränderungen – Änderungsfähigkeit265 11.HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN269 ANHANG A - STRUKTURIERUNGSDIMENSIONEN INTERVIEW272 LITERATURVERZEICHNIS274Textprobe:Textprobe: Kapitel 5.2.1, Physiologische Entwicklungszeit: Die physiologische Entwicklungszeit ergibt sich aus der Wärmesumme, die eine Pflanze benötigt, um ihre Entwicklung abzuschließen. Die Wärmesumme wird als Summe der "Growing Degree Days" GDD (Wärmegradtagen) angegeben. Folgende Parameter werden verwendet um den Temperatureffekt auf das Wachstum und die Entwicklung abzubilden: unterer Temperatur-Schwellenwert: die Entwicklung der Pflanze setzt ein bzw. stoppt, wenn die Temperatur unter den Schwellenwert fällt; oberer Temperatur-Schwellenwert: die Entwicklungsrate der Pflanze flacht ab; Ein Growing Degree Day (GDD) berechnet sich folgendermaßen: GDD=(tmax + tmin) /2 - tbase GDD = Growing Degree Days (Wärmegradtage = Wärmegrade pro Tag) tmax = tägliche Maximumtemperatur tmin = tägliche Minimumtemperatur (tmax + tmin) / 2 entspricht der Durchschnittstemperatur t tbase = Basistemperatur ab der das Wachstum der Rebe einsetzt tbase ist unterschiedlich für die verschiedenen Pflanzen und wird meist experimentell ermittelt. Für die Rebe wird tbase generell mit 10°C angenommen, d.h. ab dieser Temperatur setzt das Wachstum der Rebe ein, während bei niedrigeren Temperaturen das Wachstum eingestellt ist. Zum Beispiel würde über eine 5-Tages-Periode mit einem Maximum von 30C und einem Minimum von 15C jeder Tag zur Wärmesumme [(30 + 15) 2)] – 10 = 12,5 beitragen und die Wärmesumme 5 × 12,5 = 62,5 GDD betragen. Die Wärmesumme, welche eine Pflanze benötigt, um die Entwicklung abzuschließen, ist immer gleich. D.h., mit dem Klimaparameter Temperatur kann bestimmt werden, ob der Wärmebedarf einer bestimmten Pflanze (Rebe) unter den vorherrschenden (regionalen) klimatischen Verhältnissen erreicht wird. Kapitel 5.3, Modelle zur Bestimmung der Wärmesumme: Die Rebe ist eine ziemlich empfindliche Pflanze und sie stellt hohe Ansprüche an das Klima. Deshalb ist es kein Wunder, dass sie längst nicht überall auf der Erde wächst. Die Weinanbaugebiete liegen fast ausschließlich zwischen dem 30. und dem 50. Breitengrad Nord sowie dem 30. und 40. Breitengrad Süd. Außerhalb dieser Zonen ist es der Rebe entweder zu kalt oder zu warm. Innerhalb der genannten Zonen sind bzw. sollten verschiedene Traubensorten an die jeweiligen Standortverhältnisse optimal angepasst sein. Um den Einfluss des Klimas (und im speziellen der Temperatur) auf die Traubenreife bestimmen zu können, bedarf es eines Modells, das es ermöglicht, ein bestimmtes Anbaugebiet anhand klimatischer Daten zu bewerten und in weiterer Folge abzuleiten, ob die Voraussetzungen zur Produktion bestimmter Rebsorten gegeben sind. Kapitel 5.3.1, Modell zur Bestimmung der Wärmesumme nach Gladstone: Gladstone beschäftigt sich seit 1960 mit den Auswirkungen des Klimas auf die Physiologie von Pflanzen. Im Jahr 1992 hat er seine Erkenntnisse in dem viel beachteten Buch "Viticulture and Environment" publiziert. Dieses Buch ist 1994 mit einem Preis des "Office International de la Vigne et du Vin" (OIV) ausgezeichnet worden. Das von Gladstone entwickelte Modell ermöglicht es, anhand klimatischer Daten zu bestimmen, ob die thermischen Bedingungen zum Anbau bestimmter Rebsorten in einem Gebiet (Region und Einzellagen) erfüllt sind. Kapitel 5.3.1.1, Zentrale Annahmen und Voraussetzungen im Modell von Gladstone: Es ist möglich, die Traubenreife anhand von standardisierten Klimadaten zu bestimmen. Da sich die Rebsorten hinsichtlich des Reifezeitpunkts unterscheiden, ist es notwendig, diese in Gruppen nach benötigter Wärmesumme zu unterteilen (siehe Tab. 5.3). Kapitel 5.3.1.2, Zentrale Komponenten im Modell von Gladstone: Das Modell basiert auf den GDD (Growing Degree Days = Wärmegradtage), die für die Vegetationsperiode der Weinrebe (April – September/Oktober) berechnet werden (siehe Kap. 5.3.1.4). In Abb. 5.2 ist dargestellt, wie sich das physiologische Wachstum einer Rebe in Abhängigkeit von der Temperatur verhält. Diverse Untersuchungen in kontrollierten Umgebungen haben gezeigt, dass die stärkste physiologische Entwicklung zwischen 10°C-19°C (unterer und oberer Temperatur-Schwellenwert) stattfindet und dann stark abnimmt. Dies hat zentrale Bedeutung im Modell von Gladstone und entscheidenden Einfluss auf seine Berechnungen.
Aus der Einleitung: Erfahrungen und Erkenntnisse aus der aktuellen Praxis und Forschung zeigen, dass sich Beziehungsstrukturen in den letzten 50 Jahren auf Grund einer veränderten Kindheit gewandelt haben. Populärwissenschaftler sprechen sogar von einem Beziehungsnotstand bzw. einer neuen Beziehungslosigkeit. Wird der Blick auf die Medien gerichtet, so wird deutlich, dass vielfältige Erziehungsratgeber, Fernsehbeiträge und Theaterstücke wie z. B. die 'Supernanny', das 'Erziehungscamp' oder das Hallenser Theaterarrangement 'Opferpopp' Ausdruck dieser Beziehungslosigkeit sind. Denn sie zeigen eine zunehmende Alltagsüberforderung und Erziehungsverunsicherung bei den Eltern auf. Sie veranschaulichen aber vor allem auch, dass Kinder und Jugendliche der heutigen Zeit häufig haltlos sind und stets nach Sicherheit, Liebe und nach ihrer eigenen Identität suchen. Sie fragen sich: Wer bin ich?, Wo gehöre ich hin?. Wer akzeptiert mich so wie ich bin? Doch finden sie auf ihre Fragen oft keine Antworten, denn nur wenige oder gar keine Menschen fühlen sich für ihre Interessen, Probleme und Beziehungsbedürfnisse verantwortlich. Selbst Lehrer sind zunehmend hilflos und können mit den Problemen ihrer Schüler im sozialen und emotionalen Bereich nur schwer umgehen. Sie klagen über Disziplinprobleme und Gewalt in der Schule aber auch inneren Rückzug und Angst bei den Schülern. Nicht selten vermitteln sie auffällige Schüler schnell an den Schulpsychologen oder gar an eine andere Schule, an der der Schüler mit dem Stigma verhaltensauffällig bereits gekennzeichnet ist. Der Beziehungsaufbau gestaltet sich dann umso schwieriger, da von dem Schüler verlangt wird, dass er sich so schnell wie möglich an die neue Situation anpasst. Zudem soll er neue Beziehungen eingehen, obwohl er soeben erst einen oder mehrere Beziehungsabbrüche erfuhr. Eigene Praxiserfahrungen bestätigen diese Ausführungen und bilden für mich den Grundstein dieser Arbeit. Denn sie zeigen eine persönliche Relevanz des Themas für meinen künftigen Beruf auf. Mehr denn je erscheint guter Unterricht von harmonischen Beziehungen zwischen allen Beteiligten der Institution Schule abhängig zu sein. Doch werden Lehrer nur ungenügend darauf vorbereitet, was es heißt, gute Beziehungen zu führen. An der Universität wird größtenteils nur eine Fachdidaktik angeboten. Wäre es aber nicht auch sinnvoll über eine Beziehungsdidaktik nachzudenken? So belegen Ausführungen von Teuteberg die große Bedeutsamkeit einer Beziehungsdidaktik. Denn seine Untersuchungen zeigen auf, dass jedes Individuum zuverlässige Bindungsbeziehungen benötigt, um sich gesund entwickeln zu können. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, war es notwendig, sich mit dem Konzept der Bindungstheorie von John Bowlby zu beschäftigen. Bowlby gehörte in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu den ersten, die auf dem Hintergrund der Erfahrungen mit Waisenkindern und dem Hospitalismusphänomen erkannten, dass dem Säugling die Fähigkeit angeboren ist, sich auf soziale Beziehungen einzulassen. Ferner wies Bowlby konsequent darauf hin, dass ein Kleinkind das Bedürfnis hat, frühzeitig eine feste und sichere Bindung zu seiner Mutter aufzubauen. Kinder, die keine sichere Bindung aufbauen konnten, weil sie etwa von ihren Eltern getrennt waren, litten dagegen nicht weniger als Erwachsene unter intensiven psychischen Schmerzen wie Sehnsucht, Leid, Trauer, Apathie und Rückzug. Das Beschreiben der Folgen durch Deprivation auf lange Sicht rundeten Bowlbys Forschungen schließlich ab. Trotz großer Kritik seitens der Psychoanalytiker gelang es Mary Ainsworth in den folgenden Jahren die Thesen von Bowlby der empirischen Forschung zugänglich zu machen. Seitdem wuchs das Interesse an der Bindungsforschung und zahlreiche Studien wurden in der ganzen Welt eingeleitet. Wissenschaftler wie Main, Bretherton, Sroufe und Marris aus den USA, Parkes, Heard, Byng-Hall und Hinde aus Großbritannien sowie Spangler und die Grossmanns aus Deutschland haben die Bindungstheorie weiterentwickelt. Sie alle untersuchten oftmals mit eigenen Forschungsmethoden das Bindungsverhalten bzw. die Bindungsqualität sowie deren Ursachen und Auswirkungen in der entwicklungspsychologischen, frühpräventiven, therapeutischen und pädagogischen Praxis. Die folgende Arbeit konzentriert sich primär auf Kinder und Jugendliche mit Gefühls- und Verhaltensstörungen. Denn im pädagogischen Alltag zeigt sich, dass es diesen Schülern besonders schwer fällt, Beziehungen einzugehen und diese zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln. Problemstellung: Bezüglich dieser Thematik ergeben sich aus der Theorie und Praxis heraus folgende Fragestellungen: Inwieweit können sich veränderte Lebenswelten und insbesondere frühkindliche Bindungserfahrungen auf das Beziehungsverhalten von Kindern und Jugendlichen mit Gefühls- und Verhaltensstörungen auswirken? Wie können Schule und Unterricht auf veränderte Beziehungsstrukturen, die aus den Lebenswelten resultieren, reagieren, und Bindungstypen gegebenenfalls verändern? Geht doch die Theorie davon aus, dass Bindungstypen in ihrer Qualität über Generationen hinweg relativ konstant bleiben bzw. nur sehr schwer veränderbar sind. Mit welchen Problemen sieht sich Schule konfrontiert? Daraus ableitend verfolgt die Arbeit das Ziel, die Ergebnisse der Bindungsforschung sowohl für Schüler als auch für Lehrer verwendbar zu machen. Ergebnis soll es sein, Möglichkeiten des Beziehungslernens im pädagogischen Alltag vorzustellen und zu diskutieren. Ferner sollen die Ausführungen dazu beitragen, dass Lehrer Bindungsunterschiede und deren mögliche Ursachen sowie Folgen für die Beziehungsgestaltung erkennen. Denn nur wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, können adäquate Interventionen entwickelt werden. Das Einleitungskapitel stellt zunächst die Grundlage für diese Arbeit dar, denn es beschreibt die Bedeutung von Familien- und Peerbeziehungen sowie Chancen und Risiken des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen in einer postmodernen Gesellschaft. Ziel soll es sein, anhand eines Fallbeispiels veränderte Beziehungsstrukturen und vor allem Grenzen des Beziehungsaufbaus in der Schule aufzuzeigen. Im zweiten Kapitel stehen grundlegende Erkenntnisse der Bindungstheorie von Bowlby und Ainsworth im Mittelpunkt der Betrachtung. Auf der Grundlage von allgemeinen klassischen Methoden der Bindungsforschung und ihren Ergebnissen werden im Anschluss daran Bindungstypen von Schülern mit Gefühls- und Verhaltensstörungen reflektiert. Zudem werden Faktoren, die auf die Entwicklung einer sicheren bzw. unsicheren Bindungsbeziehung einen Einfluss ausüben genannt, sowie der Entwicklungsverlauf einer Bindungsbeziehung und deren Stabilität erläutert. Denn diese Kenntnisse sind notwendig für Pädagogen, die mit diesen Kindern und Jugendlichen arbeiten. Anschließend wird im dritten Kapitel der Frage nachgegangen, welche Zusammenhänge zwischen einem unsicheren Bindungsmuster und einer Psychopathologie bestehen. Die vorher angeführte Studie von Julius sowie eigene Beobachtungen, die aufzeigen, dass Schüler in der Schule zur Erziehungshilfe noch andere Bindungsmuster als die traditionellen nach Ainsworth zeigen, bilden den Ausgangspunkt. Infolgedessen wird der Blick auf verschiedene Bindungsstörungen gerichtet, bevor am Ende auf Konsequenzen unterschiedlicher Bindungsqualitäten für die Entwicklung aufmerksam gemacht wird. Vorrangig werden dabei Auswirkungen im sozialen Kompetenzbereich sowie in der Emotionsregulation beschrieben, da viele Schwierigkeiten bei Schülern mit Gefühls- und Verhaltensstörungen besonders in diesen Bereichen auftreten. Zudem stehen sie unmittelbar mit dem Beziehungsverhalten der Heranwachsenden in Verbindung. Das abschließende Kapitel führt die Erkenntnisse der Bindungstheorie und -forschung sowie der veränderten Lebenswelten zusammen. Entsprechend wird das Ziel verfolgt, auf der Grundlage einer Beziehungsdidaktik Aufgaben und Ziele einer Schule und ihrer Pädagogen im bindungstheoretischen Kontext zu beschreiben sowie beziehungsorientierte Interventionen im Hinblick auf Schule und Unterricht vorzustellen, zu entwickeln und zu hinterfragen.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Inhaltsverzeichnis1 Einleitung6 1.Problemlage: Die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen im 21. Jh. und deren Veränderung hinsichtlich bestimmter Beziehungsstrukturen10 1.1Beziehungen und Bindungen - Begriffliche Grundlagen10 1.2Fallbeispiel: Felix - 'eine Kindheit zwischen den Stühlen'11 1.3Lebenswelt Familie13 1.3.1Die Bedeutung der Familie15 1.3.2Veränderungen im Familienbild16 1.4Lebenswelt Freizeit22 1.5Lebenswelt Peergruppe24 1.5.1Gleiche unter Gleichen - Begriffliche Grundlagen24 1.5.2Peerbeziehungen und deren Bedeutung25 1.6Zusammenfassung28 1.7Lebenswelt 'Schule in den Antinomien der Moderne' (Helsper 1990, S. 175)30 1.7.1'Pädagogik zwischen Autonomie und Zwang' (ebd. 1995, S. 19)31 1.7.2'Pädagogisches Handeln in der Spannung von Organisation und Interaktion' (ebd., S. 20)33 1.7.3Pädagogisches Handeln zwischen Nähe und Distanz36 1.8Zusammenfassung39 2.Die Bindungstheorie41 2.1Theoretische Grundlagen41 2.1.1Grundlagen der Bindungstheorie43 2.1.2Die Entstehung einer Bindungsbeziehung und deren Entwicklung im Kindes- und Jugendalter45 2.1.3Innere Arbeitsmodelle48 2.2Konsolidierung der Bindungstheorie durch Mary Ainsworth et al.51 2.2.1Die 'Fremde Situation'51 2.2.2Das Adult-Attachment-Interview (AAI)52 2.2.3Die Bindungstypen53 2.2.3.1Bindungssicheres Verhalten 54 2.2.3.2Bindungsunsicheres Verhalten54 2.3Bindungstypen in der Schule zur Erziehungshilfe59 2.4Welche Faktoren üben Einfluss auf die Entwicklung unterschiedlicher Bindungstypen aus?62 2.4.1Feinfühligkeit der Bindungsperson63 2.4.2Das Temperament des Kindes65 2.4.3Kulturelle Einflüsse67 2.4.4Der Einfluss anderer Bezugspersonen68 2.5Stabilität und transgenerationale Weitergabe von Bindungstypen69 2.6Zusammenfassung71 3.Gefühls- und Verhaltensstörungen als möglicher Ausdruck einer gestörten Bindungsbeziehung74 3.1Begriffliche Grundlagen74 3.1.1Zum Begriff der 'Gefühls- und Verhaltensstörung'74 3.1.2Zum Begriff der 'Bindungsstörung'75 3.2Typologie von Bindungsstörungen im Kindes- und Jugendalter77 3.3Konsequenzen von Bindungsunterschieden für die Entwicklung sozialer Kompetenzen sowie für die Entwicklung der Emotionsregulation84 3.4Zusammenfassung88 4.Bindungstheorie und 'veränderte Kindheit' - eine Herausforderung für Schule und Unterricht!?90 4.1Grundzüge einer Beziehungsdidaktik90 4.2'Die Schule als 'Caring'-Community' (Opp 1997, S. 146) - Aufgaben und Ziele der Schule (zur Erziehungshilfe) im Kontext der Bindungstheorie94 4.3Vom Ich und Du zum Wir als Team - Die Schulklasse als Lerngruppe und soziales Netzwerk98 4.3.1Lehrerinnen und Lehrer als Bezugspersonen und Beziehungsorganisatoren - Die Lehrer-Schüler-Beziehung aus bindungstheoretischer Sicht99 4.3.1.1Pädagogische Strategien für ambivalent gebundene Schüler101 4.3.1.2Pädagogische Strategien für vermeidend gebundene Schüler104 4.3.2Möglichkeiten des Beziehungslernens im Unterrichtsprozess108 4.3.2.1Alternative Lernformen108 4.3.2.2Regeln und Rituale115 4.3.2.3Pädagogisch-therapeutische Arbeitsformen117 4.3.2.4Peer-Education123 4.4Zusammenfassung128 5.Schlussbetrachtungen131 Literaturverzeichnis133 Abkürzungsverzeichnis141 Anhang142 Interviewausschnitte aus dem Separation Anxiety Test (SAT)143 Beispiel 1143 Beispiel 2143 Beispiel 3144 Beispiel 4145 Beispiel 5145 Klassifikation von Bindungsstörungen im ICD-10146 Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen (F91.1)146 Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters (F93.0)146 Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters (F94.1)146 Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung (F94.2)147 Entspannungsgeschichte 'Der Wüterich aus Knete'148 Malspiel 'Pinselkampf und Versöhnungsmalen'150 Lied 'Wenn du fröhlich bist, dann klatsche in die Hand'151 Eidesstattliche Erklärung152Textprobe:Textprobe: Kapitel 1.7.3, Pädagogisches Handeln zwischen Nähe und Distanz: Die Schulen der Moderne sind konfrontiert mit einer wachsenden Anzahl von sozial auffälligen, vernachlässigten Kindern und Jugendlichen. Traurige, depressive Schüler, Schüler mit Aufmerksamkeitsstörungen in Kombination mit Hyperaktivität und Impulsivität sowie ängstliche und gewaltbereite Schüler sind keine Seltenheit mehr. Im Umgang mit diesen Schülern wird Lehrern sehr viel abverlangt. Einerseits sollen sie auf das Verhalten, insbesondere auf das Beziehungsverhalten der schwierigen Kinder und Jugendlichen einwirken. Dazu ist es notwendig, Beziehungen einzugehen. Andererseits sollen sie aber dem Schüler nicht zu nahe kommen. Denn ein freundschaftliches Verhältnis würde ihre Lehrerprofessionalität in Frage stellen. Damit stehen Lehrer im Konflikt. Sie müssen sich stets fragen, wie viel Nähe sie zulassen und wie viel Distanz sie wahren sollten. Im Hinblick auf das Fallbeispiel könnten z. B. folgende Kontroversen entstehen: Der Lehrer steht im Konflikt, wenn er sich z. B. fragt, ob es richtig und vor allem gut ist, Felix jeden Tag in den Arm zu nehmen, weil er Liebe und Geborgenheit ein Leben lang gesucht und nicht gefunden hat. Er steht im Konflikt, wenn Felix ihn fragt, ob er mit zu ihm nach Hause kommen darf. Ginge es ihm bei dem Lehrer doch so gut. Und schließlich steht der Pädagoge im Konflikt, wenn er bemerkt, dass Felix in ihm den Elternersatz sucht. Es sind Konflikte, die besonders in der Schule zur Erziehungshilfe aber längst auch an anderen Schulen eine Rolle spielen. Helsper verweist darauf, dass sich die Problematik bzw. die Spannung eines Zuviel oder Zuwenig an emotionalem Engagement insbesondere auch in den Vorwürfen der Gesellschaft widerspiegelt. Dementsprechend sind Lehrer in Zeiten von Pisa besonders aufgefordert, Wissen zu vermitteln. Sie sollen die Schüler rüsten für die Anforderungen einer leistungsorientierten Welt. Orientieren sich Lehrer jedoch zu sehr an der Vermittlung von Fachinhalten wird ihnen die Vernachlässigung des Erziehungsauftrags vorgehalten. Andererseits entstehen schnell Vorwürfe, wenn sich der Pädagoge umfassend an der Schülerpersönlichkeit orientiert. Es heißt dann, der Lehrer greife unzulässig in die Privatsphäre der Heranwachsenden und in ihre Familien ein. Nach Helsper wurzelt diese Spannung darin, daß die Verberuflichung pädagogisches Handeln aus der affektiven und einzigartigen Beziehung der Eltern-Kind-Intimität herauslöst. Elternteil kann man nicht für acht Stunden sein, wohl aber LehrerIn oder HeimerzieherIn. Zudem können Eltern nicht beliebig zu einem anderen Kind wechseln. Lehrkräfte dürfen bzw. müssen dagegen zwangsläufig und zum Teil Stunde für Stunde andere Kinder unterrichten und erziehen. Weiterhin ist die Grundlage der Eltern-Kind-Beziehung die Liebe. Pädagogen müssen aber auch mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, denen sie distanziert, ja mitunter sogar ablehnend gegenüber stehen. Jedes Kind zu lieben erscheint unmöglich und vor allem unprofessionell. Dem gegenüber stehen Positionen, die das Handeln der Pädagogen durch den pädagogischen Eros kennzeichnen. Strömungen der Reformpädagogik sahen etwa in der geistigen Liebe zwischen einem pädagogischen Führer und seinen Zöglingen die eigentliche pädagogische Kraft. Wobei Helsper diesbezüglich auf Nohl verweist, der anführt, dass der pädagogische Eros nicht mit einer begehrenden Liebe verwechselt werden darf. Eher kann die pädagogische Liebe als eine hebende Liebe zum Ideal des Kindes gesehen werden. Doch auch wenn die begehrende Liebe ausgeschlossen wird, die affektive Hingabe zum Kind wird dennoch betont. Somit entsteht ein Widerspruch bzw. eine Spannung zwischen den beiden Polen Nähe und Distanz. Einerseits wird die Liebe zum Kind insbesondere in der Reformpädagogik als Grundlage für pädagogisches Handeln angesehen. Andererseits ist es in der Praxis aufgrund der Schulstrukturen und der Lehrerrolle nicht möglich und unprofessionell, den pädagogischen Eros umzusetzen. Doch nicht nur das. Die Liebe zu jedem Kind erzeugt einen hohen, oft überfordernden Anspruch an den Pädagogen. Die Gefahr eines Burnouts ist groß, sind Lehrer in stärkste emotionale Konflikte der Schüler verwickelt. Die Begriffe Nähe und Distanz sowie Ganzheitlichkeit und Professionalität haben demnach m. E. jeder für sich ihre Berechtigung. Doch können sie nur schwer miteinander in Einklang gebracht werden. Das Spannungsfeld von Nähe und Distanz, von Empathie und Leistungsforderung muss von jedem Pädagogen tagtäglich neu ausgelotet werden. Helsper selbst versucht diesen Spannungsbogen aufzulösen. Er schlägt vor, Liebe durch Verlässlichkeit und durch eine einfühlende Fürsorge zu ersetzen, die sich ihrer Grenzen bewusst ist. In Bezug auf Helsper ziehe ich die Schlussfolgerung, dass Lehrer sich begrenzen müssen, wobei Begrenzung nicht heißen soll, kühl und abgeklärt gegenüber den Schülern zu werden. Begrenzung und damit Professionalität heißt m. E., Nähe zulassen aber auch Grenzen aufzeigen zu können. Was genau damit gemeint ist, wird im Kapitel vier beschrieben, geht es darum, Möglichkeiten des Beziehungsaufbaus und -erhalts vorzustellen. Zum Abschluss einige zusammenfassende Bemerkungen: Neben der familiären Lebenswelt spielt die Schule eine herausragende Bedeutung im Leben eines jeden Einzelnen. Sie ist ein Ort, an dem viele Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Kultur, unterschiedlichen Geschlechts etc. zusammenkommen und miteinander sowie voneinander lernen können. Sie ist ein Ort, an dem in ständigen Interaktionen Beziehungsverhalten geübt werden kann. Denn tagtäglich bilden sich dort ganze Netze von Beziehungen. Schule kann aber auch Beziehungen verhindern. So konnten exemplarisch einige Bedingungen angeführt werden, die Beziehungen zwischen allen Beteiligten der Institution Schule erschweren bzw. unsicher oder sogar unmöglich machen. Deutlich wird dabei vor allem, dass es sich bei Beziehungskonflikten nicht ausschließlich um Probleme des Schülers, des Lehrers oder der Schulklasse handelt. Viele Beziehungskonflikte resultieren aus schulischen und gesellschaftlichen Verhältnissen: z. B. durch die Gewalt der Zensurengebung, durch die Missachtung kindlicher Interessen oder durch die schulbedingte Bewegungseinschränkung. Kapitel 1.8, Zusammenfassung: Die angeführten Lebenswelten bilden den Rahmen in dem die Sozialisation von Heranwachsenden erfolgt. Aufgezeigt werden konnte, dass Kindern und Jugendlichen einerseits Beziehungserfahrungen ermöglicht, andererseits aber vorenthalten werden. So schränkt die technisierte, medialisierte und familiäre Welt den Raum der Beziehungsmöglichkeiten teilweise stark ein. Gesprochen wird in der Literatur auch von einer verhäuslichten, verplanten sowie verinselten Kindheit. Die Schule steht in diesem Zusammenhang vor völlig neuen Herausforderungen. Einerseits muss sie dem gesellschaftlichen Druck standhalten und Wissen vermitteln. Auf der anderen Seite ist sie aber auch aufgefordert, familiäre Erziehungsaufgaben zu bewältigen. Daraus resultieren Widersprüche, die nur schwer miteinander zu verbinden sind. Die Praxis zeigt dennoch, dass es vielen Kindern und Jugendlichen gelingt, mit den heutigen Lebens- und Sozialisationsanforderungen zurechtzukommen. Diese Kinder und Jugendlichen sind die Modernitätsgewinner, wie Opp sie m. E. treffend beschreibt. Es gibt aber leider auch viele Heranwachsende Modernitätsverlierer, deren Lebenswelten immer mehr in Einzelteile zerfallen. Diese Kinder und Jugendlichen sind mit den Anforderungen, welche an sie gestellt werden, überfordert. Denn sie müssen mit Schwierigkeiten fertig werden, die sich vor allem im Elternhaus, in der Freizeitgestaltung, in den Peerbeziehungen und in der Schule zeigen. Infolge der Überforderung reagieren viele mit Verhaltensweisen, die signalisieren, dass sie ihr Leben allein nicht bewältigen können. Gefühls- und Verhaltensstörungen können dadurch entstehen. Pieper und Hurrelmann verweisen jedoch darauf, dass Gefühls- und Verhaltensstörungen keine Lösungsmöglichkeit darstellen. Sie haben zwar kurzfristig eine entlastende Funktion, lassen aber die Ursachen der Probleme und Schwierigkeiten unangetastet, sodass die Belastungen eher noch wachsen als abnehmen. Im Beziehungskontext wird innerhalb der Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen ersichtlich, dass ein erheblicher Teil der menschlichen Entwicklung von Beziehungen geprägt ist. Innerhalb dieser Beziehungen spielen Bindungen eine große Rolle. In den letzten Jahren wurde in der Wissenschaft viel darüber diskutiert und gestritten, wie diese Bindungen entstehen und wie sie in ihrer Gestaltung zu verstehen sind. Gab es bis in die Mitte der 50er Jahre hinein nur die Ansicht, dass Bindungen zwischen Individuen deshalb entstehen, weil man für die Befriedigung seiner Triebe und Wünsche einen anderen Menschen benötigt, so führt heute die Bindungstheorie von Bowlby, zu einer anderen Sichtweise.