Soziale Ungleichheit und Klassenstrukturen in Italien vom Ende des 18. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts
In: Klassen in der europäischen Sozialgeschichte, S. 210-232
Der Autor macht zunächst auf zwei Schwierigkeiten aufmerksam, die die Behandlung des Themas erschweren: Die erste besteht darin, daß Italien noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts lediglich ein "geographischer Ausdruck" war; wenn auch die politische Einigung bald folgen sollte, blieb Italien auch danach in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht ein heterogenes Gebilde. Die andere Schwierigkeit liegt darin, daß eine sozialhistorisch-quantitative Bestandsaufnahme der kapitalistischen Transformation der italienischen Gesellschaft noch in den Anfängen steckt. - Die Ausführungen des Autors befassen sich vor allem mit der "Italia agricola", mit der Landwirtschaft und der Agrarverfassung, mit den Grundbesitzern und mit den Bauern. Die Grundlage der sozialen Ungleichheit wird in der extrem ungleichmäßigen Verteilung von Grund und Boden gesehen, die das Ergebnis einer mehrhundertjährigen historischen Entwicklung war und auch noch für den Untersuchungszeitraum das sozialgeschichtlich bedeutsamste Faktum darstellt. Vor diesem Hintergrund wird der Übergang von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft nachgezeichnet und werden die agrarische Klassengesellschaft und die Klassenkonflikte analysiert. (ICD)