Zur Geschichte der sozialen Ideen im 19. und frühen 20. Jahrhundert
In: Handbuch Sozialpolitik, S. 12-63
Gegenstand dieses Artikels sind die unterschiedlichen sozialen Ideen, die hinter den sozialpolitischen Programmen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und den sie tragenden politischen und gesellschaftlichen Kräften standen. Zunächst wird jedoch aufgezeigt, wie die Probleme Armut und Arbeit in älteren Soziallehren aufgegriffen wurden und herausgestellt, daß diese älteren sozialen Institutionen und Traditionen tief ins 19. Jahrhundert nachwirkten. Anschließend wird auf die Grundlegung der Idee des Sozialstaates Anfang des 19. Jahrhunderts eingegangen, als die Verelendung großer Schichten (Pauperismus, soziale Frage) mit der Industrialisierung einsetzte. Weiterhin werden die Vorstellungen der utopischen Sozialisten und die Aussagen zum Sozialismus bzw. Kommunismus von Marx bis Lenin dargestellt. Skizziert werden die Soziallehre der römisch-katholischen Kirche und die sozialen Ideen und Sozialreformen im deutschen Protestantismus. Abschließend wird auf die bürgerliche Sozialreform während des Kaiserreichs eingegangen, deren sozialwissenschaftliche Träger der Auffassung waren, daß soziale Reformen zur gedeihlichen Fortentwicklung der Gesellschaft, zur Verhinderung sozialer und politischer Revolutionen notwendig seien und ein dritter Weg zwischen Kommunismus und ungezügeltem Kapitalismus möglich sei. (GF)