Sever: Saloznik i zertva
In: Svobodnaja mysl': meždunarodnyj obščestvennyj žurnal, Heft 1/1470, S. 57-65
ISSN: 0869-4435
Die Russische Föderation weist mit 65 Prozent ihres Staatsgebiets einen höheren Anteil am polaren (arktischen) Norden auf als die UdSSR mit 49 Prozent. Trotz des größeren Gewichts, das die rohstoffreiche Region nördlich und östlich des Ural damit gewonnen hat, droht sie zum Opfer vorschneller Privatisierungsmaßnahmen sowie eines übereilten "Ausverkaufs" an ausländische Investoren zu werden. Der Autor stellt fest, daß jene administrativen und wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die sich anderenorts bewährt haben, nicht auf die besonderen Strukturen des Nordens übertragbar sind: "Leider verhalten sich die Verfasser jener Konzepte, die im Zentrum sowie in den Regionen ausgeführt werden, allzu großzügig gegenüber allem, was mit der ausländischen Invasion (letzteres ohne Anführungszeichen) einhergeht. Man kann sie verstehen, ihnen aber nicht zustimmen: Die Lage im Norden ist verzweifelt, und die Ausländer sieht man als Rettungsanker. Gleichwohl muß man an die Konsequenzen denken: an die drohende Gefahr, daß Rußland in ein Kompradorenland verwandelt werden könnte, an den Verlust der Unabhängigkeit, den Verlust des Nationalstolzes." Der Autor fordert staatlichen Protektionismus und beklagt, daß die Russische Föderation im arktischen Bereich bereits ihre traditionelle Führungsrolle sowohl in der Wissenschaft, als auch in der Militärpräsenz verloren habe: "Die Zerstörung der UdSSR führte zu einem 'Abmähen' des übrigen Landes gegenüber dem Norden und Osten. Losgelöst vom einstigen, starken sowjetischen Raum, gerieten die nördlichen und östlichen Gebiete unter der Bedrohung des Übergangs unter den Einfluß anderer geopolitischer Zentren: der USA, der NATO, Japans und Chinas. Im Zusammenhang damit erheben sich berechtigte Forderungen zur Stärkung dieser Gebiete im Bereich des Verkehrs und der sonstigen Infrastruktur." Kompliziert werde die Lage ferner durch die "Autonomisierung" und "Souveränisierung", die nicht von den etwa fünf bis zehn Prozent Ureinwohnern - etwa 200.000 Menschen - verlangt werde, sondern von den Hinzugezogenen. Das vom Goskomsewer (Staatskomitee der Russischen Föderation für Fragen des Nordens) ausgearbeitete "Föderale Programm zur sozio-ökonomischen Entwicklung bis zum Jahr 2000" beruhe auf staatlichem Paternalismus und stehe im Gegensatz zu der positiven Entwicklungspolitik anderer Staaten, namentlich Kanadas, gegenüber ihren Ureinwohnern. (FUB-Hfm)