Dieser Beitrag berichtet vom ABC's Online-Projekt (Wilden, 2006), einer Studie zur Selbst- und Fremdwahrnehmung in einem interkulturellen englisch-deutschen Onlineaustausch. Die Studie ist in der Fremdsprachenlehr- und -lernforschung angesiedelt und untersucht mit Hilfe der inhaltlich-strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse die im Onlineaustauschprozess erhobenen Daten. Der Beitrag skizziert das inhaltsanalytische Vorgehen in der Studie und diskutiert insbesondere diesbezügliche offene Fragen: (a) Wie kann die Qualitative Inhaltsanalyse in einer Längsschnittstudie eingesetzt werden? (b) Wie kann mit der Qualitativen Inhaltsanalyse die Wechselseitigkeit und Dynamik von diskursiven Daten (aus dem Onlineaustausch) erfasst werden? In der Diskussion dieser Fragen werden verschiedene mögliche Lösungsvorschläge dargelegt. Da die Studie zum ABC's Online-Projekt noch nicht abgeschlossen ist, sind die Ausführungen zum inhaltsanalytischen Vorgehen als vorläufig zu verstehen.
Seit dem Aufkommen der evidenzbasierten Psychotherapie mit dem Ziel einer systematischen Integration individueller klinischer Expertisen ist eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis entstanden, die für alle helfenden Berufe neue Perspektiven eröffnet und Aspekte der Qualitätssicherung ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Durch die strikte Begrenzung auf operationalisierbare Therapieziele und lineare Kausalitäten evidenzbasierter Psychotherapieforschung geraten jedoch systematische Beobachtungen von Veränderungsprozessen, die KlientInnen als wirkungsvoll für sich erlebt haben, in den Hintergrund. Abgesehen von einzelnen Kasuistiken gibt es wenige regelgeleitete, vergleichende Deskriptionen, wie sich Veränderungen in Psychotherapie und Beratung tatsächlich vollziehen und wodurch sie in Bewegung gesetzt werden. Das geschilderte Forschungsvorhaben unternimmt den Versuch, über halbstrukturierte Erhebungsverfahren explizites ExpertInnenwissen und implizites KlientInnenwissen zu sammeln und einer systematischen Analyse zu unterziehen. Im Zentrum steht die Fragestellung, wie Beratung und Psychotherapie KlientInnen bei der Bewältigung komplexer Traumatisierung optimal unterstützen kann. Im Gegensatz zum quantitativ orientierten Mainstream der Psychotherapieforschung soll dabei von der subjektiven Erfahrung Betroffener ausgegangen werden und der Faktor Geschlecht besondere Aufmerksamkeit erfahren. Die problemzentrierten Interviews werden durch eine begleitende quantitative Untersuchung mit diagnostischen und therapie-evaluierenden Fragebögen ergänzt. Zur Auswertung der Interviews wird die qualitative Inhaltsanalyse mit einem geschlechtssensiblen Verfahren kombiniert werden, um der explorativen, induktiven Vorgehensweise mehr Raum zu eröffnen und dem Gender-Aspekt als Schwerpunkt des Forschungsgegenstandes gerecht zu werden. Die Ergebnisse aus den quantitativen Daten fließen in die qualitative Auswertung ein. Die Schnittstelle zwischen qualitativen und quantitativen Daten sowie ihre Chancen und Probleme in der Interpretation der Daten wird kritisch diskutiert. Die Ergebnisse könnten die Kontroverse um eine inhaltliche wie methodische Neubestimmung psychotherapeutischer Theorie und Praxis bereichern, die derzeit vielerorts diskutiert wird.
Am Beispiel einer Untersuchung mentaler kreditbezogener Strukturen von Konsumkreditnehmern wird eine neue Form sequentieller Kodierung vorgestellt. Diese Form der Kodierung basiert auf einer bewussten Auflösung von Widersprüchen in den Aussagen von Einzelpersonen. Ziel ist, durch diese Auflösung Aussagen auf Personenebene ohne Sinnverlust treffen zu können. Gleichzeitig vereinfacht die Reduktion der Codes auf Personenebene quantitative Zusatzanalysen und eine Kombination von quantitativen und qualitativen Daten.
Die Aufrechterhaltung von Aktivitäten wird in der Literatur als zentraler Faktor genannt, damit zufriedenes Altern gelingen kann. Gerade vor dem Hintergrund von Krankheit und Beeinträchtigung kommt dem Aktivsein immense Bedeutung zu, da es sich positiv auf das subjektive Wohlbefinden auswirkt. Sowohl ein pathologisch verlaufender Alterungsprozess als auch eine Institutionalisierung bringen negative Folgen für das Aktivsein mit sich. Senioren- und Pflegeheime haben die Wichtigkeit von Aktivität erkannt und bieten ihren BewohnerInnenn unterschiedliche Betätigungsfelder an. Das Projekt 'Geri-Aktiv' widmet sich der Lebenssituation von alten, beeinträchtigten Menschen. Festzustellen, wie institutionalisiertes Aktivsein aussieht und ob es möglich ist, frühere Aktivitätsgewohnheiten und lebensspannenbezogene Aktivitäten im Heim beizubehalten, war Anliegen des vorzustellenden Teilprojekts, an dem 50 Senioren- und 81 PflegeheimbewohnerInnen aus fünf Kärntner Heimen (Österreich) teilnahmen. Eine Vorgehensweise analog der qualitativen Sozialforschung wurde gewählt, um einerseits reichhaltiges Datenmaterial zu erhalten und andererseits den institutionalisierten Menschen die Möglichkeit zur sozialen Interaktion zu gewähren. Da die potenzielle Interviewbereitschaft der HeimbewohnerInnen aufgrund ihres unterschiedlichen Betreuungsbedarfes weit streute, wurde ein gestuftes Interviewverfahren (problemzentriertes Interview, Fokusgruppe und offener Fragebogen) basierend auf einem Interviewleitfaden eingesetzt. Diese Erhebungsverfahren erlauben nicht nur den unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten der BewohnerInnen begegnen zu können, sondern bilden auch die Grundlage einer Methodenkombination von qualitativen und quantitativen Analyseschritten innerhalb der Qualitativen Inhaltsanalyse. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl im Senioren- als auch im Pflegeheimbereich vielfältige aktuelle Aktivitätsmöglichkeiten bestehen. Wesentliche Unterschiede gibt es hinsichtlich der Aktivitätsausprägung in den beiden Institutionsformen und der Beweggründe für das Handeln. Dem Ausführen früherer Alltagshandlungen wird seitens der Befragten große Wichtigkeit beigemessen. Demnach ist nicht Aktivität per se für zufriedenes Altern verantwortlich. Auf der Grundlage des vorliegenden Datenmaterials wurde das '3-Ebenen-Modell', welches Aktivität mit Motiven verknüpft, konzipiert. Unter Berücksichtigung der im Alter vorhandenen Beeinträchtigungen können ausgehend von diesem Modell individuell passende und für die BewohnerInnen sinnvolle Aktivitäten abgeleitet und in den Alltag integriert werden.
"Hohe Fallzahlen gelten in der empirischen Sozialforschung nach wie vor als Garant allgemeingültiger Aussagen. Im Hinblick auf zeitökonomische Überlegungen erfolgt die Datenerhebung bei umfangreichen Stichproben vorwiegend mittels quantitativer Erhebungsinstrumente, die eine ebensolche Datenaufbereitung und -auswertung nach sich ziehen. Dem Einsatz qualitativer Erhebungs- und Auswertungsverfahren kommt in diesem Zusammenhang nur ein geringer Stellenwert zu. Die Einzelfallbezogenheit der qualitativen Sozialforschung sowie ein erheblicher Zeitaufwand und -intensität sind Argumente, die gegen den Einsatz qualitativer Methoden angeführt werden. Die Vorteile eines offenen Zugangs zum Forschungsgegenstand und die soziale Interaktion zwischen ForscherIn und Beforschten kommen bei dieser Argumentationsweise zu kurz. Für einen Forschungsbereich wie dem der Gerontopsychologie stellt sich die berechtigte Frage nach der geeigneten Forschungsmethodik, um von beeinträchtigten alten Menschen verwertbare Informationen zu erzielen. Wahl und Richter (1994) betonen, dass der Einsatz quantitativer Messinstrumente den alten Menschen inhaltlich und skalentechnisch überfordern können. Aus diesem Grund ist ein alternatives methodisches Vorgehen, wie es u. a. von Rowles und Reinharz (1988) oder Gubrium und Sankar (1994) propagiert wird, unerlässlich für eine gegenstandsangemessene Forschung. Eine Kombination bzw. Integration von qualitativen und quantitativen Forschungselementen wird erst ansatzweise diskutiert (Mayring & Jenull-Schiefer, 2005). Ziel der Studie "Aktivitäten in Senioren- und Pflegeheimen" (Miklautz, 2004) war es, über einen qualitativen Zugang Aktivitätsmöglichkeiten und -gewohnheiten von institutionalisierten alten Menschen zu erheben. Der vorliegende Beitrag widmet sich jedoch weniger den inhaltlichen Ergebnissen der Studie, sondern reflektiert den Einsatz qualitativ orientierter Forschungsstrategien, die unter der Perspektive der Gegenstandsangemessenheit sowie der Zeitökonomie zum Einsatz gekommen sind. Deshalb wurde bei der Auswahl von Verfahren darauf geachtet, dass diese den jeweiligen Kompetenzen der alten Menschen begegnen konnten sowie eine Auswertung analog den Richtlinien der qualitativen Inhaltsanalyse erlaubten. Darüber hinaus war für die Studie interessant, inwieweit sich qualitative Sozialforschung zeitökonomisch betreiben lässt." (Autorenreferat)
In der Onkologie sind schwere Beeinträchtigungen der Lebensqualität allgegenwärtig. Dennoch fehlt es im Klinikalltag häufig an einer psychosozialen Betrachtung der Problematik und ausreichenden Angeboten zur psychosozialen Einbettung der PatientInnen in ihrem stark veränderten Lebensalltag. Qualitätssicherung bei der psychosozialen Begleitung und Bewältigungsunterstützung in Kliniken ist zunehmend im Kommen, jedoch insbesondere für 'weichere Bereiche' wie die psychosoziale Versorgung ein komplexeres Unterfangen als in der medizinischen oder pharmakologischen Versorgung. Kombinationsuntersuchungen aus qualitativen und quantitativen Herangehensweisen mit halbstrukturierten Interviews auf der einen und Testverfahren auf der anderen Seite bieten sich hier an, um sich dem Gegenstand von verschiedenen Seiten zu nähern. Ein Kooperationsprojekt zwischen der Klinischen Sozialarbeit der Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg und der Alice-Salomon-Hochschule Berlin evaluiert derzeit den Beitrag der des Kliniksozialdienstes zur psychosozialen Versorgung. Im vorliegenden Artikel wird die explorative Auswertung der ersten fünf Interviews anhand eines Belegbeispieles und die daraus entwickelte Hypothesenbildung dargestellt.
"Die Reform der Lehrerinnen- und Lehrerbildung im Kanton Bern (Schweiz) wurde zum Anlass genommen, um die berufliche Karriere von Absolventinnen und Absolventen der in Auflösung begriffenen Seminare für Grund- und Hauptschullehrkräfte zu untersuchen. Im Mittelpunkt dieses Forschungsprojekt (Laufzeit: 2002-2005) steht der Vergleich zwischen Personen, die a) ohne nennenswerten Unterbruch im Lehrerberuf tätig sind, b) den Lehrerberuf verlassen haben, aber zum Zeitpunkt der Befragung wieder als Lehrperson tätig sind, c) trotz erfolgreich abgeschlossener Ausbildung nie in den Lehrerberuf eingestiegen sind und d) im Lehrerberuf tätig gewesen waren, ihn aber zu einem bestimmten Zeitpunkt verlassen haben. Das Design erlaubt eine Erweiterung der bisherigen, zumeist auf 'Überlebendendaten' beruhenden Analysen und Modelle zur Karriere von Lehrkräften. Im Rahmen des vierten Workshops 'Qualitative Inhaltsanalyse' werden das zweistufige Vorgehen der methodischen Umsetzung, bestehend aus einer schriftlichen und einer nachgeordneten mündlichen Befragung, sowie vor allem die Strategie zur Auswertung der Interviewdaten vorgestellt. Ergebnisse der Studie werden an dieser Stelle nicht referiert. Vielmehr wird ein in Anlehnung an Mayring (2003) erstelltes maßgeschneidertes Auswertungskonzept zur Analyse der 171 Interviews sowie seine Umsetzung präsentiert. Hierbei werden die Datenaufbereitung, die Generierung und Überprüfung von Forschungsfragen sowie die Entwicklung des Kategoriensystems expliziert und - im Sinne eines Erfahrungsberichts - der Diskussion zugeführt." (Autorenreferat)