Sozialisation und Selektion: zur Rekrutierung des spanischen Offizierkorps
In: Sicherheit und Militär: Genese, Struktur und Wandel von Meinungsbildern in Militär und Gesellschaft ; Ergebnisse und Analyseansätze im internationalen Vergleich, S. 182-198
In einer empirischen Untersuchung des spanischen Militärs am Beispiel der Nachwuchsrekrutierung wird nachgewiesen, daß normalerweise traditionell orientierte Organisationen wie das Militär, Prozesse des sozialen Wandels zu demokratischen Verhältnissen nur mit Schwierigkeiten und Zeitverzögerung zu vollziehen vermögen. So unterscheiden sich die Offiziersbewerber vollständig von ihrer vergleichbaren Altersgruppe. Sie zeigen deutliche Präferenzen für rechte bzw. extrem-rechte Parteien, beurteilen soziale Verhaltensweisen restriktiver und traditioneller und akzeptieren Ziele mit autoritärer Prägung. Als Ursache wird nachgewiesen, daß beim Offizierskorps in erheblichem Umfang Selbstrekrutierung stattfindet, und daß sich die Bewerber in der Phase der Berufswahl an die Normensysteme der Organisation anpassen. Dieser Prozeß wird antizipatorische Sozialisation genannt. (RW2)