Ausgewählte Fragen zur aktuellen Erbrechtsreform in Japan
In den letzten Jahren wurde eine umfassende Reform des geltenden japanischen Erbrechts erforderlich. Deshalb nahm die Kommission für das Zivilgesetz (betreffend das Erbrecht) im April 2015 die Arbeit an einer Erbrechtsreform auf und veröffentlichte im Juni 2016 den Zwischenentwurf für eine Reform des Zivilgesetzes (betreffend das Erbrecht). Am 13. März 2018 wurde schließlich ein Gesetzesentwurf im Parlament eingebracht und am 6. Juli 2018 das neue Erbrecht verabschiedet. Dieser Beitrag konzentriert sich auf vier Punkte. Die erste Problemstellung betrifft die Erhöhung des Ehegattenerbteils im Zwischenentwurf. Dies wurde in der Diskussion der Erbrechtsreform unter dem Gesichtspunkt des güterrechtlichen Ausgleichs vorgeschlagen, aber letztlich nicht übernommen. Das reformierte Erbrecht bleibt daher hinsichtlich des güterrechtlichen Ausgleichs im Todesfall unklar. Zweitens enthält das neue Erbrecht Bestimmungen zur Sicherung des Wohnrechts des überlebenden Ehegatten. Das neu eingeführte langfristige Wohnrecht gestattet dem Ehegatten grundsätzlich die Nutzung der Wohnung bis zu seinem Tod, räumt ihm aber nicht das Eigentum ein. Ein Nutzungsrecht wird niedriger bewertet als das Eigentum. Deshalb hat der überlebende Ehegatte zwar die Möglichkeit, in der Auseinandersetzung auch andere Nachlassgegenstände wie z. B. Sparkonten zu erwerben. Allerdings ist der Schutz des überlebenden Ehegatten durch das langfristige Wohnrecht beschränkt, weil es auf seinen Erbteil anzurechnen ist. Drittens wird die Überarbeitung der Regelungen zum Pflichtteil aufgegriffen. Dem Pflichtteilsanspruch nach geltendem japanischen Recht kommt dingliche Wirkung zu. Dies wurde jedoch kritisiert, weil es zu Streitigkeiten über die Teilung der im Miteigentum stehenden Sache führt. Der Pflichtteilsanspruch nach dem reformierten japanischen Erbrecht ist künftig ein Geldanspruch, ebenso wie nach dem deutschen Pflichtteilsrecht. Viertens werden die Maßnahmen zur Berücksichtigung von Leistungen durch andere Personen als Erben behandelt. Nach geltendem japanischen Erbrecht haben Personen, die keine gesetzliche Erben sind, wie z. B. Schwiegerkinder, keinen Ausgleichsanspruch, selbst wenn sie den Erblasser gepflegt haben. Nach der Neuregelung können Nichterben, die mit dem Erblasser verwandt sind und zur Vermehrung des Vermögens des Erblassers beigetragen haben, nach dem Eintritt des Erbfalls einen Geldanspruch gegen die Erben geltend machen. Der Kreis der Anspruchsberechtigten ist auf Verwandte beschränkt. Das bedeutet, dass auch Schwiegerkinder und Stiefkinder anspruchsberechtigt sein können, nicht aber ein nichtehelicher Lebensgefährte. In einigen Punkten ist die japanische Erbrechtsreform nicht weitgehend, aber sie bedeutet insgesamt eine tiefgreifende Änderung des geltenden Erbrechts. Das neue Gesetz tritt bis spätestens Juli 2020 in Kraft. ; A reform of the current Japanese succession law became necessary in recent years. Therefore, in April 2015 the Commission for the Civil Code (Succession Law) took up work on a reform of succession law. In June 2016 the Commission published the Interim Draft for a Reform of the Civil Code (Succession Law) etc. On 13 March 2018 the bill of the Reform was introduced in the Diet, and the bill passed on 6 July 2018. This article deals with four issues in particular. First, an increase of the surviving spouse's share in the succession had been proposed in the Interim Draft. The increase had been proposed in the context of the division of matrimonial property. But ultimately it was withdrawn from the reform of succession law. Accordingly, the reformed succession law remains unclear in terms of the division of matrimonial property in the event of death. The second topic concerns the right of a surviving spouse to live in the flat or house where he or she had lived with the deceased. The reformed law provides for a long-term right of use for the surviving spouse, which gives the surviving spouse the use of the flat or house basically until that spouse's death, but it does not grant him or her ownership. As the right of use is generally valued lower than ownership, the surviving spouse can also acquire other assets, like deposited money, in the course of the distribution of the estate. But the usefulness of the long-term right for the surviving spouse is limited because the value of the long-term right is counted as a part of the surviving spouse's share of the estate. The third topic concerns the rules on compulsory portion. Claims for a compulsory portion lead to rights in property under current Japanese law. But the current system has been criticized because the distribution of joint property can give rise to conflicts. The reformed succession law thus provides for a monetary claim just like that in German law. Lastly the acknowledgement of services performed by non-heirs is dealt with. Non-heirs, e.g. a child-in-law or a stepchild, cannot currently claim compensation for their services, e.g. caring for the deceased in old age, within the framework of succession law. The reformed succession law grants non-heirs who are relatives of the deceased and who have contributed to the increase of his or her assets a monetary claim against the heirs after the deceased's death. The persons who can raise a claim are limited to relatives of the deceased. That means children-in-law and stepchildren can make a claim but an unmarried cohabitee is excluded from the persons who can raise a claim. In some respect the reform of Japanese succession law is not very comprehensive, but this reform nevertheless includes fundamental changes of the current law. The new law will come into force no later than July 2020.