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Die Verfasserin legt eine hermeneutische Analyse der Selbstthematisierung der französischen Kommunikationswissenschaft im Vergleich zu Deutschland vor. Dabei bezieht sie sich auf drei Diskursebenen: den systematischen Diskurs über fachliche Gegenstände, den Metadiskurs, der die fachlichen Gegenstände erkenntnistheoretisch begründen will, und den fach- und theoriegeschichtlichen Diskurs. Ausgehend von der Konzeptualisierung von Kommunikation sowie der Quantität und Qualität von Metareflexionen in den Fächern wird die Bedeutung institutioneller Rahmungen der Kommunikationswissenschaft für die Entwicklung ihrer Theoriebildung auch konkret am Beispiel der Herkunft zentraler Personen rekonstruiert. Die Geschichte des Fachs in Frankreich wird in zwei Perioden unterteilt, die Erforschung der Populärkultur 1962-1974 einerseits, Semio-Pragmatik und sozialen Konstruktivismus (1980-2004) andererseits. (ICE2)

The subject of this article is the emigration of German-speaking communication researchers after 1933 to the US and other countries. The article focuses on Zeitungswissenschaft (newspaper studies) in Weimar Germany and its lost works. Lost, because some of the most brilliant protagonists of this new academic field, which was first established in 1918 at the University of Leipzig, were refugees from Nazi Germany. Often, they were not able to enter an international setting of communication science due to the ruptures in their lives and careers. Their books have not been translated. These theoretical approaches were mainly of sociological impact and far from simple stimulus-response models. The Third Reich, with its aims of propaganda and lack of scientific relevance in the field, marked an end-point to a very innovative process-oriented way of thinking in early communication science in Germany. Most of the protagonists of this new thinking emigrated: for example, the sociologists Karl Mannheim and Ernest Manheim, the communication researchers Walter Auerbach and Gerhard Münzner. This article outlines the theoretical background of early communication science in Germany and the context of racist and political persecution and emigration as a social and intellectual breakdown of this science. Actually, this breakdown gains new interest in the German academic community; the past of German communication science and its very dark sides have become topics of discussion and research.

Gegenstand des Beitrages ist die Emigration deutschsprachiger Kommunikationswissenschaftler in die USA und andere Länder nach 1933. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der "Zeitungswissenschaft" so wie sie sich in der Weimarer Republik entwickelt hatte und ihrer in Vergessenheit geratenen und verlorenen Arbeiten. Die Arbeiten sind verloren, weil einige der brilliantesten Protagonisten dieser neuen Wissenschaftsdisziplin, die zuerst 1918 an der Universität Leizig etabliert wurde, Flüchtlinge aus Nazideutschland waren. Wegen der Brüche in ihren Lebensläufen und Karrieren waren sie oftmals nicht in der Lage, sich in den internationalen Rahmen der Kommunikationswissenschaft einzubringen. Ihre Bücher wurden nicht übersetzt. Ihre theoretischen Ansätze waren soziologisch geprägt und weit entfernt von einfachen Stimulus-Response-Modellen. Das Dritte Reich, das alles auf Propaganda ausrichtete und der Kommunikation wenig wissenschaftliche Relevanz beimaß, markiert den Endpunkt für das sehr innovative und prozessorientierte Denken in der frühen deutschen Kommunikationswissenschaft. Die meisten Protagonisten dieses neuen Denkens emigrierten: so z.B. die Soziologen Karl Mannheim und Ernest Manheim und die Kommunikationswissenschaftler Walter Auerbach und Gerhard Münzner. Der Beitrag gibt einen Überblick über den theoretischen Hintergrund der frühen Kommunikationsforschung in Deutschland und stellt den sozialen und intellektuellen Zusammenbruch dieser Wissenschaft in den Kontext von rassistischer und politischer Verfolgung. Heute erweckt dieser Zusammenbruch neues Interesse unter deutschen Wissenschaftlern; die Vergangenheit der deutschen Kommunikationswissenschaft mit ihren sehr dunklen Seiten wird zum Thema von Forschung und Auseinandersetzungen. (UNübers.)

Seit dem Siebenten Soziologentag 1930 in Berlin werden in den Sozialwissenschaften die Begriffe "öffentliche Meinung" und "Öffentlichkeit" zugleich als Untersuchungsgegenstand und normatives Konzept gehandhabt. In einem Rückblick auf die diesbezügliche sozialwissenschaftliche Debatte seit F. Tönnies' 1922 erschienenem Buch "Kritik der öffentlichen Meinung" bis zum Ende der Weimarer Republik 1933 kommen Konzepte der Zeitungswissenschaft und Sozialwissenschaft zur Sprache, so das Meinungsbildungs-Modell von F. Tönnies, G. Münzner und K. Mannheim, die Wissenssoziologie und Kommunikationssoziologie von E. Manheim und deren Weiterführung durch ihn und K. Mannheim. Es wird gezeigt, wie diese Konzepte beim Soziologentag 1930 in einen "Öffentlichkeitspessimismus" mündeten. So wurde eine Zersplitterung der gesellschaftlichen Interessen bei gleichzeitigem Verlust der Fähigkeit zum politischen Kompromiss diagnostiziert. Für diese "atomisierte Massengesellschaft" wurde die Monopolisierung und Ökonomisierung der Presse veranwortlich gemacht. Daraus wird die Notwendigkeit abgeleitet, in der heutigen demokratischen Gesellschaft Repräsentativität und Diskursivität nicht gegeneinander zu halten, sondern zu integrieren. (BB)