In: Orient: deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients = German journal for politics, economics and culture of the Middle East, Volume 55, Issue 1, p. 11-16
"This paper aims at elucidating the socio-political factors and subjective motives behind the Gezi Park Protests in Istanbul in the summer 2013. Throughout the summer, the protests were not only in Turkey, but also in the Western world high on the policy agenda and there was media debates about the nature, origins and possible consequences of the Gezi Park Protesters. Therefore, this article deals with two questions: (1) Who were the Gezi Park protesters and (2) what factors were behind the Gezi Park Protests?" (author's abstract)
Der Verfasser geht zunächst auf einige Aspekte der Forschung zur Mobilität von Hochqualifizierten ein. Anschießend werden Bezug nehmend auf die zur Verfügung stehenden Daten und die Forschungsliteratur die wichtigsten Aspekte des sozialen Wandels in der Türkei und des transnationalen Sozialraums Türkei-Deutschland umrissen sowie ihre Bedeutung bei der Abwanderung der Untersuchungsgruppe thematisiert. Der Verfasser zeigt, dass transnationale Orientierungen sowie Migrations- und soziale Netzwerke bei der Abwanderung von türkischstämmigen Hochqualifizierten aus Deutschland nach Istanbul von Bedeutung sind. Untermauert werden diese Ausführungen mit leitfadengestützten Interviews, die im Rahmen eines empirischen Forschungsprojekts von Mai bis Oktober 2011 in Deutschland mit abwanderungswilligen und in der Türkei mit bereits abgewanderten türkeistämmigen Hochqualifizierten durchgeführt wurden. Der Beitrag schließt mit allgemeinen Schlussfolgerungen hinsichtlich der Migrationsforschung. (ICE2)
"Der Aufbau des Beitrags ist wie folgt: Zunächst wird ein knapper Überblick über die deutsche Brain-Drain-Kontroverse gegeben, um die Debatte über die Abwanderung türkeistämmiger Hochqualifizierter in einen größeren diskursiven Kontext zu stellen (1). Anschließend werden einige relevante Eckdaten zur Ab-und Zuwanderung von Hochqualifizierten aus bzw. nach Deutschland vorgestellt (2). Im nächsten Schritt wird - mit einem Seitenblick auf die Brain-Drain-Kontroverse - die Ab- und Zuwanderung von Hochqualifizierten aus der bzw. in die Türkei skizziert (3). In den folgenden Abschnitten wird die Abwanderung türkeistämmiger Hochqualifizierter aus Deutschland in die Türkei in den Blick genommen - zunächst die strukturellen Aspekte (4), anschließend die subjektiven Motive und Beweggründe (5). Der Beitrag schließt mit einem Fazit (6)." (Textauszug)
Diskussionen um die Abwanderung türkischer Bildungsinländer aus Deutschland in die Türkei gewinnen in der Forschung, Politik und in den Medien zunehmend an Bedeutung und haben jüngst eine Kontroverse über ein mögliches Brain Drain ausgelöst (vgl. Jacobsen 2009, Flocke 2008). Neben ökonomischen und wissenschaftlichen Erwägungen geht es dabei zugleich um politische Überlegungen wie etwa nach der Einbindung von Hochqualifizierten türkischer Herkunft in das Gesellschaftssystem und ihrer Identifikation mit dem kulturellen Wertesystem in Deutschland.
In: Orient: deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients = German journal for politics, economics and culture of the Middle East, Volume 50, Issue 3, p. 48-62
Der Einsatz der türkischen Regierung für die Türkeistämmigen in Deutschland ist Teil einer politischen Strategie, die auf die Stärkung der Diasporaorganisationen gerichtet ist. Aus der Sicht Ankaras zwingt die Globalisierung die Türkei dazu, sich im Geflecht der internationalen Beziehungen neu zu positionieren und die Potentiale der weltweit verstreuten Türkeistämmigen für das Land nutzbar zu machen. Es ist daher davon auszugehen, dass die türkeistämmige Diaspora in Deutschland weiterhin im Fokus der Türkei bleiben wird.
Die deutsche Politik lässt sich bei der Beurteilung der türkischen Diaspora und der von Ankara betriebenen Diasporapolitik häufig vom Schreckbild einer »fünften Kolonne« bzw. eines »trojanischen Pferdes« leiten. Die integrativen Komponenten sowohl der Diaspora als Lebensform als auch der Diasporapolitik geraten dabei ganz aus dem Blick. Aus der Diasporapolitik Ankaras ergeben sich aber nicht nur Herausforderungen für die deutsche Außenpolitik, sondern auch Chancen für die hiesige Integrationspolitik. Was die türkischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger den Türkeistämmigen in Deutschland nahelegen, nämlich die hier gegebenen Bildungschancen besser zu nutzen, sich stärker um den sozialen Aufstieg zu bemühen, aktiv am gesellschaftlichen Leben und auch an der politischen Willensbildung teilzunehmen, ist nur zu erreichen, wenn sich die Angesprochenen moderne Verhaltensdispositionen und einen aufgeschlossenen Habitus zu eigen machen. Insofern verhält sich die türkische Diasporapolitik komplementär zur deutschen Integrationspolitik und zu den Integrationsbemühungen der Türkeistämmigen. (Autorenreferat)