Seine "sittliche Aufführung war guth", bescheinigte sein Reifezeugnis Karl Marx. Bismarck war mit seinem Gymnasium sehr zufrieden, während Wilhelm II. als Abiturient über 11stündige Arbeitstage klagte. Ein Bildungsexperte verurteilte 1910 die Abituranforderungen als "verwerfliches und unsittliches Folterverfahren". Konrad Adenauer entzog sich dem wenigstens zum Teil - er brachte die Abituraufgaben Deutsch und Latein schon vorher in Erfahrung. Gut und lebendig geschrieben, führt das Buch vom ersten Abiturreglement in Preußen 1788 bis zur Oberstufenreform der 1970er Jahre und den aktuellen Neuerungen Zentralabitur und G 8. Es ist ein weiter Weg, der hier nachgezeichnet wird, vom Tor zur Universität für eine verschwindend kleine Bildungselite im 19. Jahrhundert bis zur Erlangung der Hochschulreife für 45 % eines Jahrganges heute.
Angesichts der seit Jahren in der Öffentlichkeit erhobenen Forderungen nach einem bundesweiten Zentralabitur stellt sich die Frage nach dem Modellcharakter des französischen Baccalauréat, das ein zentrales und anonymes Prüfungsverfahren par excellence darstellt. Auf einen Überblick über die Entwicklung des Bac seit 1808 und seine gegenwärtige Struktur folgt eine kritische Betrachtung des aktuellen Prüfungs- und Korrekturverfahrens. Sodann wird die Bedeutung dieser Prüfung für den Hochschulzugang untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchung sowie die aktuell in Frankreich geführte Debatte über den Wert des Bac ergeben einen im Hinblick auf dessen möglichen Modellcharakter problematischen Befund. (DIPF/Orig.) ; In view of the demand for a nation-wide central school leaving exam - a demand which has been raised by the public for years now - the question arises whether the French baccalaureate, which constitutes a central and anonymous examination procedure par excellence, could prove to be a model for the German system. A survey on the development of the baccalaureate since 1808 and on its present structure is followed by a critical look at the most recent examination and correction procedures. Subsequently, the significance of this exam for access to university education is investigated. The results of the study as well as the ongoing debate on the value of the baccalaureate in France yield a somewhat problematic finding with regard to the baccalaureate's potential as a possible model. (DIPF/Orig.)
"Seit bald 175 Jahren führt der Weg zum Studium in Deutschland über das Reifezeugnis einer höheren Schule. Der Beitrag schildert den Wandel der Anforderungen vom 19. Jahrhundert über die Oberstufenreform 1972 bis zu den aktuellen Entwicklungen um Zentralabitur und achtjähriges Gymnasium." (Autorenreferat)
"Die schnell steigende Arbeitslosigkeit ausgebildeter Lehrer ist in den achtziger Jahren zu einem bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Problem ersten Ranges geworden. Sie stellt indessen kein Novum dar, denn in den letzten zwei Jahrhunderten haben sich Phasen der Überfüllung und des Mangels an Lehrern mit einer frappierenden Regelmäßigkeit abgewechselt. Diese Entwicklung wird am Beispiel des höheren Lehramts und des Volksschullehramts in Preußen sowie des Lehrerarbeitsmarktes in der Bundesrepublik nachgezeichnet. In diesem Kontext fügen sich auch die neuesten Prognosen über die Perspektiven des Teilzeitarbeitsmarktes Schule bis zum Ende des Jahrtausends ein. Vor dem Hintergrund langfristiger Entwicklungstendenzen wird dann die Frage zu beantworten versucht, warum bisher allen Versuchen einer bedarfsorientierten Nachwuchssteuerung der beabsichtigte Erfolg versagt blieb. Dabei steht besonders die geringe Wirkung von Warnungen vor dem Lehramtsstudium zur Diskussion. Sodann werden die in den achtziger Jahren erörterten Vorschläge zur Umverteilung des Arbeitsvolumens in der Schule (Pflichtstundenreduzierung bei gleichzeitiger Gehaltskürzung, vorgezogene Pensionierung, Teilzeitarbeit) vorgestellt und auf ihren Beschäftigungseffekt hin untersucht. Solche Maßnahmen können - ebenso wie die Umqualifizierung und Beschäftigung von Lehrern in der Wirtschaft - die derzeitige Lehrerarbeitslosigkeit zwar lindern, aber nicht beseitigen. Eine nachhaltige Besserung der Beschäftigungssituation ist erst in den neunziger Jahren zu erwarten, wobei allerdings nach Schulstufen und Unterrichtsfächern differenziert werden muß." (Autorenreferat)
In dem Aufsatz werden Ursachen und Verlaufsformen von Überfüllungs- und Mangelkrisen auf dem Arbeitsmarkt am Beispiel des höheren Lehramtes und des Volksschullehreramtes in Preußen zwischen 1780 und 1939 sowie des Lehrerarbeitsmarktes in der Bundesrepublik untersucht. Daran anschließend werden Möglichkeiten und Grenzen der Steuerung des Lehrernachwuchses analysiert sowie Strategien zur Verhinderung von Lehrerarbeitslosigkeit und zur Umverteilung des Arbeitsvolumen erörtert. Der Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß die Entwicklung des Lehrerarbeitsmarktes in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert durch eine periodische Wiederkehr von Überfüllung und Mangel gekennzeichnet ist, die für wesentliche Merkmale des Lehrerberufs wie Ausbildung und Besoldung von großer Bedeutung sind, zumal es keine Alternativen zur im wesentlichen staatlichen Beschäftigung der Lehrer gibt. (KIL)
"Die schnell steigende Arbeitslosigkeit ausgebildeter Lehrer ist in den achtziger Jahren zu einem bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Problem ersten Ranges geworden. Sie stellt indessen kein Novum dar, denn in den letzten zwei Jahrhunderten haben sich Phasen der Überfüllung und des Mangels an Lehrern mit einer frappierenden Regelmäßigkeit abgewechselt. Diese Entwicklung wird am Beispiel des höheren Lehramts und des Volksschullehramts in Preußen sowie des Lehrerarbeitsmarktes in der Bundesrepublik nachgezeichnet. In diesen Kontext fügen sich auch die neuesten Prognosen über die Perspektiven des Teilzeitarbeitsmarktes Schule bis zum Ende des Jahrtausends ein. Vor dem Hintergrund langfristiger Entwicklungstendenzen wird dann die Frage zu beantworten versucht, warum bisher allen Versuchen einer bedarfsorientierten Nachwuchssteuerung der beabsichtigte Erfolg versagt blieb. Dabei steht besonders die geringe Wirkung von Warnungen vor dem Lehramtsstudium zur Diskussion. Sodann werden die in den achtziger Jahren erörterten Vorschläge zur Umverteilung des Arbeitsvolumens in der Schule (Pflichtstundenreduzierung bei gleichzeitiger Gehaltskürzung, vorgezogene Pensionierung, Teilzeitarbeit) vorgestellt und auf ihren Beschäftigungseffekt hin untersucht. Solche Maßnahmen können - ebenso wie die Umqualifizierung und Beschäftigung von Lehrern in der Wirtschaft - die derzeitige Lehrerarbeitslosigkeit zwar lindern, aber nicht beseitigen. Eine nachhaltige Besserung der Beschäftigungssituation ist erst in den neunziger Jahren zu erwarten, wobei allerdings nach Schulstufen und Unterrichtsfächern differenziert werden muß." (Autorenreferat)