Ressourcen und Belastungen der sozialen Lage und die Gesundheit von Frauen
In: Armut im Überfluss - Gesundheit als Privileg: eine Dokumentation des Gesundheitsforums 1999, S. 41-57
Die Kategorie "Geschlecht" wurde in der bisherigen Gesundheitsforschung nach Meinung der Autorin nicht systematisch berücksichtigt, obwohl geschlechtsspezifische Unterschiede auf allen Ebenen der Analyse (Merkmale zur Beschreibung von sozialer Ungleichheit, Gesundheit und vermittelnden Faktoren) zu vermuten sind. Sie erläutert zunächst die verschiedenen Einflussfaktoren im Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und Gesundheit sowie den Stellenwert von Ressourcen und Belastungen anhand eines theoretischen Modells, um im Anschluss daran die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur sozialen Lage und zur Gesundheit von Frauen vorzustellen. Die Daten beziehen sich auf die dritte Erhebungswelle des Nationalen Gesundheitssurveys von 1990/91; durch die Angaben zur Ausbildung und beruflichen Stellung der Frauen konnten zehn verschiedene Cluster gebildet wurden. Die gesundheitsrelevanten Belastungen wurden dabei für die Erwerbs- und Familienarbeit, die Bewältigungsressourcen (z.B. soziales Netzwerk, Lebenszufriedenheit), die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und die gesundheitsrelevanten Lebensstile untersucht. In der Oberschicht lassen sich die Typen der "hochgebildeten Vereinbarkeitsfrauen" und der "berufsorientierten Singlefrauen" erkennen. In der Mittelschicht gibt es die "berufsorientierten verheirateten Frauen", die "vereinbarkeitsorientierten Frauen", die "berufsorientierten geschiedenen Frauen" und die "Erwerbsunterbrecherinnen". In der Unterschicht lassen sich die Gruppen der "Rentnerinnen", der "Wiedereinsteigerinnen", der "Familienfrauen" und der "Vereinbarkeitsfrauen" voneinander unterscheiden. Die Ergebnisse zeigen insgesamt, dass die jeweilige Lebenssituation eng mit der wahrgenommenen Lebensqualität in den drei Schichten verbunden ist und dass sich daraus bestimmte Ressourcen und Belastungen ergeben. Trotz einer vergleichbaren sozioökonomischen Lage konnten darüber hinaus erhebliche Unterschiede bei anderen Faktoren sozialer Lebensbedingungen festgestellt werden. (ICI)