Petra GRELL beschreibt ein gelungenes Beispiel einer partizipativen, problemorientierten qualitativen Sozialforschung, das sich mit dem in der Weiterbildung häufig anzutreffenden Problem von Lernwiderständen bei den Lehrgangsteilnehmenden auseinandersetzt. Um die verschiedenen Facetten und die Motivation hinter diesem Verhalten zu analysieren, greift die Autorin auf verschiedene qualitative Methoden zurück und integriert und reflektiert erfolgreich die Verwendung von bildgestützten Verfahren. Die Arbeit ist daher sowohl vom thematischen Fokus als auch von der methodischen Reflexion und Diskussion her sehr empfehlenswert.
Der Einzelhandelssektor in Deutschland zeichnet sich, wie auch in anderen Ländern der EU, durch einen Strukturwandel aus, der vorrangig Beschäftigungsformen und räumliche Standortverteilungen berührt. Dieser Strukturwandel hat sich bisher in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern nur in mittlerer Intensität vollzogen: So sind z.B. die Konzentrationsgrade in den skandinavischen Ländern weitaus höher, während sich in den südeuropäischen Ländern bis heute eine kleinteilige und traditionelle Einzelhandelsstruktur konserviert hat. In der Literatur wird bezüglich der Frage nach einer möglichen Konvergenz der europäischen Einzelhandelsstrukturen die Vermutung geäußert, daß europaweit gleiche sektorspezifische Handlungslogiken, insbesondere vergleichbare Expansions- und Internationalisierungsstrategien großer Einzelhandelsunternehmen, existieren. In Folge dessen wird eine Angleichung der nationalen und stadtregionalen Einzelhandelsstrukturen in der EU erwartet. Entsprechend der Logik dieses Ansatzes erhalten national- und kommunal-spezifische Faktoren Bedeutung für die Erklärung bestehender Strukturunterschiede zwischen den Ländern, verlieren diese aber vermeintlich für die Ausbildung künftiger Raum- und Beschäftigungsstrukturen des (stadtregionalen) Einzelhandels. In den europäischen Ländern gibt es jedoch eine lange Tradition der lokalen Regulierung vor allem der räumlichen Versorgungsstrukturen, die auch den Kommunen Einflußmöglichkeiten auf die Gestaltung von Raum- und Beschäftigungsstrukturen eröffnet. Da wesentliche Wettbewerbsparameter konsumnaher Dienstleistungen, wie z.B. der mikroräumliche Standort, in Aushandlungsprozessen auf lokaler Ebene festgelegt werden, haben vermutlich die lokalen Regulationssysteme, d.h. die wechselseitigen Verflechtungen zwischen institutionellen Arrangements und sektorrelevanten Akteuren, einen signifikanten Einfluß auf Verlauf und Intensität des Strukturwandels im Einzelhandel. Die Einwirkungsmöglichkeiten der lokalen Regulationssysteme sollen in diesem Papier beispielhaft am Bebauungsplanverfahren in Berlin erörtert werden. Zur Analyse dieses politikfeldspezifischen Regulationsregimes wird hier der neoinstitutionalistisch fundierte Ansatz der Urbanen Regime vorgestellt Seine Leistungsfähigkeit soll im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojekts zum 'Strukturwandel im großstädtischen Einzelhandel: ein Vergleich zwischen Berlin, London und Mailand' überprüft werden. Parallel wurde von Petra Potz ein Papier zu den Governancestrukturen in Italien bzw. Mailand erstellt (Potz 2002). ; The retail industry in Germany is characterised, like in other EU countries, by a structural transformation affecting first of all forms of occupation and the spatial distribution of outlets. Comparing the intensity of this structural change in the EU countries, Germany keeps a middle-ranking position: The level of concentration in the Scandinavian countries, for instance, is much higher whereas in the Southern European countries a small scale and traditional retail structure has largely been preserved. In the literature it is assumed that a convergence of European retail structures is determined by the same sector-specific logic of action, including especially comparable expansion and internationalisation strategies of the big retail enterprises. As a result, the convergence of metropolitan retail structures in the EU is expected. According to this approach, specific factors at a national and a local level gain importance for the explanation of existing structural differences between the countries, but supposedly loose importance for the development of future spatial and occupation structures in the (metropolitan) retail trade. However, in the European countries there is a long tradition of local regulation of land use, strengthening the influence of the municipalities on spatial and occupation structures. As essential parameters of competition of consumer-oriented services, for instance the micro-spatial location, are determined in bargaining processes at the local level, local regulation systems, i.e. the interconnections between institutional arrangements and relevant actors of the sector, presumably have a significant influence on the direction and intensity of the structural change in the retail trade. This paper discusses the influence of the local regulation systems with the help of the example of the urban land-use planning procedure in Berlin. For the analysis of the regulation regime specific for this policy field (in this policy field) the neo-institutionalist approach of 'urban regimes' is introduced. Its viability will be tested in the research project on 'Structural change in the metropolitan retail trade: a comparison between Berlin, London, and Milan' funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft. Parallel to this publication, a discussion paper on the governance structures of the retail industry in Italy, notably in Milan, has been published by Petra Potz (Potz 2002).
Der Ansatz der urbanen Regime ist ein prominentes Forschungsparadigma der lokalen Politikforschung, insbesondere in der angloamerikanischen Tradition. Unter dem Oberbegriff der Governance geht es um die Beziehungen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren in den Städten, somit um die Konsensfindung über die gemeinsam zu erreichenden Ziele bzw. Agenden. Die deutsche lokale Politikforschung konzentrierte sich bislang stark auf die öffentliche Verwaltung als Untersuchungsfeld. Diese Schwerpunktsetzung steht im Zusammenhang mit der vergleichsweise hohen Autonomie der öffentlichen Verwaltung in Deutschland. Demgegenüber stehen Allianzen zwischen verschiedenen Gruppen öffentlicher und privater Akteure im Zentrum des Ansatzes der urbanen Regime. Die institutionelle Einbettung der Akteure auf lokaler und supralokaler Ebene und deren dadurch strukturierte Handlungsräume werden allerdings in diesem Ansatz bislang nur unzureichend thematisiert. Gerade bei international vergleichenden Analysen kann dies durch die Kombination mit neo-institutionalistischen Ansätzen gewährleistet werden. ; In local policy studies, the urban regime approach is one of the prominent paradigms, especially in the Anglo-Saxon tradition. The focus on the governance structures stresses the importance of blending public and private resources in the cities to realize consensus on a common agenda. The German local policy research traditionally centred around the logics of public administration in achieving public goals and strategies. This priority is due to the relatively high autonomy of public administration in Germany. In contrast, the approach of urban regimes concentrates on the alliances between different groups of public and private actors. Yet, the institutional embeddedness of the actors at the local and supralocal level for establishing and maintaining urban regimes has, on the whole, been a not adequately integrated topic. But precisely in regard to international comparisons, it is essential to make sure that this factor is acknowledged. This can be done by combining the urban regime approach with neo-institutional theories.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Organisationen und Wissen, Abteilung Internationalisierung und Organisation, Band 2006-202
"Private Equity und Hedge Fonds nach englischem und amerikanischem Modell drängen immer mehr auf die deutschen Finanzmärkte. Die Auswirkung von Hedge Fonds auf die Funktionsweise der deutschen Finanzmärkte und eine zunehmende Verflechtung zwischen deutschen und angelsächsischen Finanzakteuren sind im Allgemeinen positiv zu bewerten. Sie beanspruchen jedoch auch ein Regulierungssystem mindestens auf europäischer, wenn nicht auf globaler Ebene." (Autorenreferat)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Abteilung Organisation und Beschäftigung, Band 02-103
"Der Einzelhandelssektor in Deutschland zeichnet sich, wie auch in anderen Ländern der EU, durch einen Strukturwandel aus, der vorrangig Beschäftigungsformen und räumliche Standortverteilungen berührt. Dieser Strukturwandel hat sich bisher in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern nur in mittlerer Intensität vollzogen: So sind z.B. die Konzentrationsgrade in den skandinavischen Ländern weitaus höher, während sich in den südeuropäischen Ländern bis heute eine kleinteilige und traditionelle Einzelhandelsstruktur konserviert hat. In der Literatur wird bezüglich der Frage nach einer möglichen Konvergenz der europäischen Einzelhandelsstrukturen die Vermutung geäußert, daß europaweit gleiche sektorspezifische Handlungslogiken, insbesondere vergleichbare Expansions- und Internationalisierungsstrategien großer Einzelhandelsunternehmen, existieren. In Folge dessen wird eine Angleichung der nationalen und stadtregionalen Einzelhandelsstrukturen in der EU erwartet. Entsprechend der Logik dieses Ansatzes erhalten national- und kommunal-spezifische Faktoren Bedeutung für die Erklärung bestehender Strukturunterschiede zwischen den Ländern, verlieren diese aber vermeintlich für die Ausbildung künftiger Raum- und Beschäftigungsstrukturen des (stadtregionalen) Einzelhandels. In den europäischen Ländern gibt es jedoch eine lange Tradition der lokalen Regulierung vor allem der räumlichen Versorgungsstrukturen, die auch den Kommunen Einflußmöglichkeiten auf die Gestaltung von Raum- und Beschäftigungsstrukturen eröffnet. Da wesentliche Wettbewerbsparameter konsumnaher Dienstleistungen, wie z.B. der mikroräumliche Standort, in Aushandlungsprozessen auf lokaler Ebene festgelegt werden, haben vermutlich die lokalen Regulationssysteme, d.h. die wechselseitigen Verflechtungen zwischen institutionellen Arrangements und sektorrelevanten Akteuren, einen signifikanten Einfluß auf Verlauf und Intensität des Strukturwandels im Einzelhandel. Die Einwirkungsmöglichkeiten der lokalen Regulationssysteme sollen in diesem Papier beispielhaft am Bebauungsplanverfahren in Berlin erörtert werden. Zur Analyse dieses politikfeldspezifischen Regulationsregimes wird hier der neoinstitutionalistisch fundierte Ansatz der Urbanen Regime vorgestellt Seine Leistungsfähigkeit soll im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsprojekts zum 'Strukturwandel im großstädtischen Einzelhandel: ein Vergleich zwischen Berlin, London und Mailand' überprüft werden. Parallel wurde von Petra Potz ein Papier zu den Governancestrukturen in Italien bzw. Mailand erstellt (Potz 2002)." (Autorenreferat)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Organisationen und Wissen, Abteilung Internationalisierung und Organisation, Band 2003-201
"Der Ansatz der urbanen Regime ist ein prominentes Forschungsparadigma der lokalen Politikforschung, insbesondere in der angloamerikanischen Tradition. Unter dem Oberbegriff der Governance geht es um die Beziehungen zwischen öffentlichen und privaten Akteuren in den Städten, somit um die Konsensfindung über die gemeinsam zu erreichenden Ziele bzw. Agenden. Die deutsche lokale Politikforschung konzentrierte sich bislang stark auf die öffentliche Verwaltung als Untersuchungsfeld. Diese Schwerpunktsetzung steht im Zusammenhang mit der vergleichsweise hohen Autonomie der öffentlichen Verwaltung in Deutschland. Demgegenüber stehen Allianzen zwischen verschiedenen Gruppen öffentlicher und privater Akteure im Zentrum des Ansatzes der urbanen Regime. Die institutionelle Einbettung der Akteure auf lokaler und supralokaler Ebene und deren dadurch strukturierte Handlungsräume werden allerdings in diesem Ansatz bislang nur unzureichend thematisiert. Gerade bei international vergleichenden Analysen kann dies durch die Kombination mit neo-institutionalistischen Ansätzen gewährleistet werden." (Autorenreferat)