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In achtzehn Kapiteln rund um die Zeit erzählt Lothar Baier von dem historischen Wandel des Zeitbegriffs und des Zeitgefühls, zeigt die philosophischen und politischen Bezüge und die physikalischen und sozialen Konzepte, auf denen unser Zeitverständnis beruht. In dieser klugen und nachdenklichen Betrachtung über die Zeit steht immer die Frage im Mittelpunkt: Wie wollen wir leben? Ein brillant geschriebener Rettungsversuch der kostbarsten Ressource des Menschen, der Zeit.

Lothar Baier: "Jahresfrist". Erzählung. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1985. 224 S., br., 16,80 DM

Über die Urheber der Ausschreitungen gegenüber Juden im Nachkriegs-Polen (z. B. Pogrom in Kielce am 4.7.1946) gibt es unterschiedliche Vermutungen (Polizei, antijüdische polnische Faschisten, Zionisten). Marc Hillel ("Le massacre des survievants en Pologne 1945-1947", Paris 1985) hat Aussagen von Überlebenden des Massakers gesammelt und veröffentlicht. Danach war zwar die Miliz beteiligt, aber Tausende von Bewohnern Kielces seien von sich aus zu dem jüdischen Gemeindehaus gelaufen, um die Pogromisten anzufeuern, und zwar aus spontanem Judenhaß, "entfesselt von der seit dem Mittelalter als Zünder funktionierenden Ritualmordlegende" (These von der Ermordung von Christenkindern durch Juden). Nach Hillel sind zwischen 1945 und 1947 in Polen fünfzehnhundert Juden Pogromen zum Opfer gefallen. "In keinem Land ist es Hitler so perfekt gelungen wie in Polen, die einen Opfer seines Terrors gegen die anderen aufzuhetzen und den Unterdrücker als Vollstrecker eines heimlichen Mehrheitswillens ertragen zu lassen." (EZ)