Die Studie analysiert die Steuerpolitik im Dritten Reich und arbeitet sowohl deren Bedeutung für die Staatsfinanzierung als auch die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft heraus. Sie zeigt, dass auch die Steuerpolitik im Dritten Reich kein von Fachleuten betriebener ideologiefreier Politikbereich darstellte, sondern dass das Reichsfinanzministerium die Steuerpolitik vielfach zur Realisierung nationalsozialistischer Ziele wie etwa einer höheren Geburtenrate einsetzte. Hierfür werden die fiskalischen Ziele und die Entscheidungsprozesse in zahlreichen finanzpolitischen Fragen (Kriegsfinanzierung, Steuerbelastung der Bevölkerung etc.) untersucht, aber auch die durchaus nicht machtlose Stellung des Reichsfinanzministeriums innerhalb des NS-Regimes betrachtet, das deren Kriegskurs erst ermöglichte. Auch der Beitrag von Minister Schwerin von Krosigk und dessen Staatssekretär Reinhardt sowie der Ministerialbürokratie an NS-Unrechtstaten wie der steuerlichen Diskriminierung von Juden wird detailliert herausgearbeitet. Schließlich nimmt die Studie verschiedene steuerpolitische Einzelmaßnahmen wie z.B. die Reaktion der Steuerzahler oder die Strafverfolgung von Steuerhinterziehungen unter dem Gesichtspunkt der NS-Ideologie in den Blick.
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Main description: Im ersten Teil des Werkes zeichnet der Autor die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors von 1933 bis 1939 nach und arbeitet zugleich die Rahmenbedingungen und die Entscheidungen der verschiedenen Unternehmen in dieser Branche heraus. Besonderes Augenmerk legt er innerhalb der sektoralen Marktanalyse auf das unternehmerische Handeln der Aktiengesellschaft Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler (Degussa) als Marktführer der Branche und größter deutscher Scheideanstalt. Zusammen mit der Darstellung des deutschen Edelmetallbewirtschaftungssystems bis 1939 ermöglichen dann die Ergebnisse dieser Branchenstudie ein Verständnis der Verwertungswege der geraubten Edelmetalle im Zweiten Weltkrieg. Im zweiten Teil der Studie werden die Beschlagnahme und der Raub von Edelmetallen in Deutschland und den besetzten Gebieten sowie der Transfer der Edelmetalle ins Reich und ihre dortige Verwertung durch die verschiedenen staatlichen Institutionen, aber auch privaten Unternehmen untersucht. Die genauen Umstände dieser räuberischen Beschaffungsaktionen werden anhand zahlreicher Fallbeispiele für die einzelnen Länder sowie anhand konkreter Ausbeutungsvorgänge in den Vernichtungslagern betrachtet. Dabei werden die Antriebsfaktoren herausgearbeitet und die Handlungsspielräume der jeweiligen Akteure ausgelotet, die in einem polykratischen Konkurrenzsystem ohne zentrale Lenkung operierten. Für die Kriegszeit richtet sich das Interesse der Analyse aber auch auf die Konkurrenz der deutschen Edelmetallunternehmen und die Motive für ihre Beteiligung an der Raubgutverwertung. Auch das Wissen der Unternehmen um die Herkunft der Edelmetalle sowie die aus den Geschäften stammenden Gewinne werden untersucht. Das Buch von Ralf Banken zeichnet sich durch dreierlei aus: 1. Die Ergebnisse der Archiv- und Literaturstudien werden in die allgemeine Geschichte des "Dritten Reiches" eingebunden. Auf diese Weise werden Besatzungs-, Holocaust-, Wirtschafts- und Politikgeschichte miteinander verbunden. 2. Der Autor analysiert sämtliche Handlungsebenen. Dadurch werden sowohl das Vorgehen und die Interessen der verschiedenen raubenden Institutionen vor Ort sowie die Reaktionen der verschiedenen Opfergruppen als auch die Politik der verschiedenen Ministerien und das Vorgehen der Unternehmen berücksichtigt. 3. Die Untersuchung beschränkt sich nicht allein auf den Edelmetallraub in nur einem Gebiet, sondern nimmt die Konfiskationen in allen besetzten Gebieten vergleichend in den Blick.
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Although the Dutch timber trade from the seventeenth to the nineteenth century has been the subject of many historical studies, the development of the capital-intensive timber wholesale trade has remained rather underexposed by economic historians with regard to the actors involved. This is surprising since a capital of up to 600,000 Reichstaler had to be raised for the Dutch timber trade; amounts that were hardly invested in any other commercial enterprise in Germany at the time. The article therefore focuses on the timber wholesalers of the eighteenth century and analyzes in detail, based on our own archival research and previous research results, how the timber wholesalers organized their business (business strategies, business practices, etc.) and what significance their income had for the economic development of the participating economic regions of West and South-West Germany in the long term. It appears that around 1750 the German timber wholesaler and the timber companies from the Black Forest had long since driven out their Dutch competitors and acquired large fortunes. With the Dutch timber trade, capitalist practices (creation and management of companies, accounting, new methods of credit financing, etc.) also spread, which also formed an important building block for the further development of the South-West and West German economy. However, the most important thing was undoubtedly the emergence of a risk-loving entrepreneurial class with a sufficient capital base and business knowledge, which had long since broken away from 'artisan' self-reliance. Because the timber wholesalers often also invested their capital acquired in the Dutch timber trade in other industries, and these often formed a crystallization point for the West and South-West German industrialization after 1815, it can be said that the timber trade with the Netherlands not only generated an enormous volume in the eighteenth century and supported West German economic growth from 1740 onwards, but in the long term also contributed to the economic and social structural changes of the nineteenth century.
Abstract In addition to the well-known mefo bills and other types of state debts, National Socialist tax policy was also of great importance for the financing of armament before the war began. Nevertheless, the leaders of the Nazi regime could not agree on the general course of tax policy due to the already high tax burden since spring 1935. As the Reich Ministry of Finance was only able to push through a few small tax increases despite a stricter tax collection practice, the tax coverage of Reich expenditures sank further and further and the short-term national debt increased. This development led to a severe liquidity crisis of the Reich's finances in 1938 due to the ever accelerating armament, which was overcome for the time being mainly by issuing short-term treasury bonds. This ad hoc solution became entrenched during the war due to those groups in the Nazi regime that continued to block tax policy and formed the basis for the silent financing of the war.
Der vorliegende Band widmet sich für den Zeitraum von 1815 bis heute dem deutsch-französischen Verhältnis in 15 Einzelstudien, die entweder kulturwissenschaftlich ausgerichtet sind oder die dem Thema vor Ort in regionalen Fallbespielen nachgehen. Gemeinsame Klammer ist dabei der Rhein und dessen Anliegerregionen, womit die Herausgeber sich an neuere historische Forschungstrends anschließen. Anders als bisher wird der Rhein allerdings weder als deutschnationaler Fluss noch als natürliche französische Grenze wie vor 1945, aber auch nicht wie heute vielfach als europäisches Symbol verstanden, sondern als hybrider Raum, in dem verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Interessen unter gegebenen Rahmenbedingungen aufeinandertrafen, was zu speziellen Prozessen und hybriden Strukturen in den jeweiligen Regionen führte. Das Ziel, die bisher dominierenden politisch motivierten Interpretationen in Frage zu stellen und die regionalen Besonderheiten und Widersprüche genauer wahrzunehmen, um die vorherrschenden nationalen und europäischen Interpretationen besser einzuordnen, erreicht der Band dabei vor allem durch die auf breiter Archivalienbasis erstellten Beiträge. .
Für die Entwicklung der Warenhäuser in der Bundesrepublik fehlte bis heute nicht nur eine Gesamtdarstellung, sondern auch eine ausreichende Datenbasis, speziell über einen längeren Zeitraum. Der Beitrag von Ralf Banken versucht, diese Lücke zu schließen. "Dieses Desiderat der für die Wirtschafts- und Konsumgeschichte der Bundesrepublik Deutschland so wichtigen Warenhäuser soll die Zusammenstellung zumindest für die wichtigsten Indikatoren der Warenhausentwicklung in langjährigen Datenreihen und den Zeitraum 1949 bis 2000 beseitigen" (Banken, R., a.a.O., S. 3). Die Schwerpunkte der Datenbasis bilden Indikatoren zum Gesamtumsatz der Warenhäuser, zum Umsatz der Warenhausunternehmen, zu den betriebswirtschaftlichen Ergebnissen, die Jahresüberschüsse und Umsatzrenditen sowie die Sortimentsstruktur der Warenhäuser. Berücksichtigt sind insbesondere die Warenhausunternehmen Karstadt, Kaufhof, Hertie und Horten. Die Datenbasis wurde für die Studie "Ralf Banken, "Was es im Kapitalismus gibt, gibt es im Warenhaus". Die Entwicklung der Warenhäuser in der Bundesrepublik 1949 – 2000", Zeitschrift für Unternehmensgeschichte (2012) erstellt.
Datentabellen in HISTAT: A.01: Der Gesamtumsatz der Warenhäuser (1949-2004) A.02: Der Umsatz der Warenhausunternehmen, in Mio. DM (1949-2007) A.03: Betriebswirtschaftliche Ergebnisse der Warenhausunternehmen (1949-2005) A.04: Die Jahresüberschüsse und Umsatzrenditen der Warenhausunternehmen (1969-2002) A.05: Die Sortimentsstruktur der Warenhäuser (1949-1992)
Abstract The article focusses on the development of companies' legal forms and the institutionalisation of modern enterprises in the early 19th century German economic system. It demonstrates that the development of multiple modern enterprises in Germany after 1800 preceded the evolvement of statutory company legal forms, as modern company law was not introduced until the Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch of 1861. By this time, the economic systems surrounding modern enterprises were already widespread and had become generally accepted institutions in economic life. The article concludes by analysing the institutionalisation of a company as a case in hand. The case study demonstrates – by taking Werner Sombart's consideration of businesses "gaining independence" from their owners into account – that even the institutionalisation of one of the early large-scale enterprises –the Gutehoffnungshütte concern – involved a lengthy process, and was not achieved by the enterprises' foundation or its choice of company legal form alone.
Abstract The article investigates two issues, currently widely neglected: the fact that enterprises did not become the dominant form of organisation for the production of goods and services in western economies until after 1800; and that these institutions did not play a major role in the Early Modern Age. It argues that the understanding of modern enterprises as industrial-technical organisations and the production of machinery as the sole cause for the evolvement of modern companies – which has dominated up until now – as lacking, as numerous service companies had already developed in the early phase of industrialisation. Based on a functional concept of enterprises, the article attributes the early modern proto-enterprises a major role before 1800 and elaborates on what conditions were necessary to allow for the plentiful occurrence of modern enterprises in the phase of early industrialisation. In so doing it elucidates a clearer understanding of how modern enterprises institutionalised over time.
Die Studie enthält Tabellen zur quantitativen Entwicklung des bundesdeutschen Einzelhandels von 1949 bis zum Jahr 2000 mitsamt einer detaillierten Beschreibung der Datenreihen. Die Daten spiegeln dabei gut die Entwicklung der bundesdeutschen Massengesellschaft in diesem Zeitraum wieder.
Der Wirtschaftszweig des Einzelhandels erlebte seit der Währungsreform nicht nur eine Vervielfachung des Umsatzes mit einem bis heute wachsenden Warenangebot, sondern auch die Marktstrukturen wandelten sich radikal. Heute prägen nicht mehr Tante-Emma-Läden, inhabergeführte Fachgeschäfte und betulicher Wettbewerb das Bild der Branche, sondern preisaggressive Discounter, SB-Warenhäuser, Filialketten, Fachmärkte und Großkonzerne, die sich seit den 1960er Jahren im Zuge einer anhaltenden Unternehmenskonzentration durchsetzten. Eine massive Rationalisierung ermöglichte den rasant steigenden Warenumschlag und die Sortimentsausweitung der Geschäfte. Die Dynamik des Einzelhandels und sein Strukturwandel sind Kennzeichen für die Entwicklung der bundesdeutschen Gesellschaft in eine Massenkonsumgesellschaft.
Aufgrund ihrer starken Orientierung auf die industrielle Produktion haben sich bislang weder die Wirtschafts- noch die Unternehmensgeschichte intensiv dem Einzelhandel nach 1945 zugewendet. Auch die neuere Konsumgeschichte schenkte diesem Wirtschaftszweig keine größere Aufmerksamkeit, sieht man von wenigen Ausnahmen ab.
Ohne Zweifel ist das Fehlen langfristiger quantitativer Studien für einen längeren Zeitraum, die den strukturellen Wandel des Einzelhandels (Marktanbieter, Betriebsformen, Umsatzstrukturen inklusive einzelner Warenbereiche) beleuchten, auch auf die schwierige Datenlage zurückzuführen. Denn aufgrund der mehrfachen Änderung der Erhebungsgrundlagen des Statistischen Bundesamts, erfordert bereits die Erstellung einer Datenreihe über den Gesamtumsatz des Einzelhandels für die Zeit der Bundesrepublik (1949 bis 2000, z.T. 2004) einen erheblichen Aufwand. Die vorliegende Studie basiert auf einem völlig neu konstruierten Datensatz, der statistisches Material des Statistischen Bundesamtes (Umsatzsteuerstatistik), des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (Umsatzentwicklung einzelner Warenbereiche, Handelsspannen etc.) und der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsliteratur (Betriebsformen u. a.) zusammenfasst, vergleichbar macht und lange Zeitreihen rekonstruiert. Der Primärforscher untersucht im ersten Teil seiner Studie die Geschichte und den Strukturwandel des bundesdeutschen Einzelhandels seit 1949 insbesondere mittels quantitativ auswertbarer Parameter wie die Zahl der Unternehmen, die Betriebsformen, die Entwicklung des Umsatzes u.a. mehr. Die der Studie zugrundeliegenden einzelnen Datenreihen liegen in ausführlich dokumentierter Form vor. Der Primärforscher musste zahlreiche Datenreihen aufgrund der schwierigen Quellenlage entweder aus verschiedenen Quellen zusammenstellen oder aufgrund unterschiedlicher Bemessungsgrundlagen standardisieren.
Themen:
Datentabellen in HISTAT (Thema: Groß- und Einzelhandel, Gastgewerbe): Tab. 01: Der Umsatz im bundesdeutschen Einzelhandel nach der Umsatzsteuerstatistik in 1.000 DM (1950-2004) Tab. 02: Der volkswirtschaftliche Anteil des Einzelhandels (1950-2004) Tab. 03: Die Unternehmen im Einzelhandel nach Größenklassen (1956-1997) Tab. 04: Die Zahl der Einzelhandelsunternehmen (1950-2004) Tab. 05: Der Umsatz des Einzelhandels nach Angaben des HDE in DM (1949-2001) Tab. 06: Die Verkaufsfläche im Einzelhandel in Mio. qm (1962-2005) Tab. 07: Die Verkaufsfläche im Einzelhandel in Mio. qm (1962-2005) Tab. 08: Der Umsatz im Einzelhandel nach Umsatzbereichen in Mrd. DM (1950-1994) Tab. 09: Der Umsatz im Einzelhandel nach Betriebs- und Vertriebsformen, in Mrd. DM (1962-1980) Tab. 10: Umsatzanteil verschiedener Betriebsformen im Einzelhandel in % (1980-2000) Tab. 11: Die Zahl der steuerpflichtigen Unternehmen (1962-1992) Tab. 12: Die Beschäftigung im Einzelhandel (1949-2001) Tab. 13: Verkaufsfläche und Umsatz nach Betriebsformen (1956-1987) Tab. 14: Die Sortimentsentwicklung (Artikelzahl) im Lebensmitteleinzelhandel (1958-1988) Tab. 15a: Die Entwicklung der SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte u. SB-Discounter (1966-1988) Tab. 15b: Die Entwicklung der SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte (1968-1979) Tab. 15c: Die Zahl der Verbrauchermärkte und SB-Discounter (1968-1972) Tab. 16: Die Entwicklung der Lebensmitteldiscounter (1955-1997) Tab. 17: Der Umsatz im Einzelhandel nach Unternehmensbereichen in Mio. DM (1962-1992) Tab. 18: Der Umsatz im Einzelhandel nach Betriebsformen in Mio. DM (1962-1980) Tab. 19: Die Lebensmittelläden nach Betriebs- und Vertriebsformen, Zahl der Unternehmen (1957-1988) Tab. 20: Die Entwicklung von Aldi (1955-1997) Tab. 21: Zahl der Discounterfilialen (1979, 1997)
Die Habilitationsschrift von Ralf Banken zeichnet Bewirtschaftung, Raub und Verwertung von Edelmetallen im "Dritten Reich" quellenbasiert und in großem Detail nach. "In der vorliegenden Untersuchung ist die Frage nach dem Raub von privatem Eigentum ein zentraler Aspekt, wobei der Raub von Edelmetallen in allen praktizierten Formen sowie das System des Transfers und der wirtschaftlichen Verwertung von Edelmetallen beispielhaft für die deutsche Ausbeutungspolitik analysiert wird. Darüber hinaus steht die Entwicklung des Edelmetallsektors und der Edelmetallbewirtschaftung von 1933 bis 1939 im Vordergrund der Untersuchung. Außer der offensichtlichen Tatsache, dass die geraubten Edelmetalle im deutschen Gewerbe eingesetzt wurden und zudem zur Finanzierung von Außenhandels-geschäften dienten sowie der vereinzelten Beteiligung einiger Unternehmen bei der direkten Übernahme von Edelmetallen in den besetzten Gebieten, besteht jedoch auch ein weiterer kausaler Zusammenhang zwischen den beiden Untersuchungsaspekten. Aufgrund der staatlichen Wirtschaftspolitik, einer verstärkten Aufrüstung und der Abkoppelung von den außenwirtschaftlichen Märkten sowie des daraus resultierenden Devisenmangels bzw. der vollständigen Devisenbewirtschaftung konnte ab 1934 der größte Teil, der für die deutschen Verarbeiter benötigten Edelmetalle nur noch mit staatlicher Genehmigung importiert werden. Der steigenden Nachfrage nach Edelmetallen, die durch den konjunk¬turellen Aufschwung bzw. durch die verstärkte Rüstungsproduktion hervorgerufen wurde, standen jedoch sinkende Edelmetallimporte gegenüber. Diese Nachfragelücke führte in einem schleichenden Prozess von 1934 bis 1938 zur vollständigen Bewirtschaftung aller kommer¬ziell genutzten Edelmetalle in Deutschland … Der Raub der Edelmetalle von 1938 bis 1945 selbst war wegen der stets das Angebot übersteigenden Nachfrage schon im Bewirtschaftungssystem und der nationalsozialistischen Politik angelegt. Die fehlenden Importmöglichkeiten durch die alliierten Wirtschaftssperren und der Devisenmangel führten zum Raub von Edelmetallen, die für die Rüstungsproduktion und als Devisen verwendet wurden. Die Bewirtschaftung des Edelmetallmangels vor Kriegsausbruch führte in der Logik des NS-Systems zwangsläufig zu einer Großraubwirtschaft im Krieg. In dieser Situation waren die eng mit dem staatlichen Bewirtschaftungssystem verbundenen Unternehmen des Edelmetallsektors vor die Alternative gestellt, prinzipiell die Produktion aufzugeben oder aber die die geraubten Edelmetalle zu verarbeiten. Ausgehend von diesem Szenario werden daher in dieser Studie folgende konkrete Fragen untersucht: 1. Wie entwickelten sich die Edelmetallbranche und die Bewirtschaftung der Edelmetalle von 1933 bis 1945 und wie und warum handelten die einzelnen Akteure in Unternehmen und Staat? 2. Wie erfolgte die Beschaffung und Finanzierung der Edelmetalle von 1938 bis 1945 und wozu wurden sie anschließend von wem verwandt? 3. Wer profitierte von dem Bewirtschaftungs- und/oder Beschaffungssystem? Gab es Alternativen zu den herausgebildeten Strukturen oder Handlungsspielräume für die einzelnen Akteure?" (Banken, 2009, a. a. O., S. 17, S. 19). Die Untersuchung ist aus Gründen der überschaubaren Darstellung in zwei große Abschnitte aufgeteilt: Im ersten Teil der Untersuchung wird die Entwicklung des deutschen Edelmetallsektors von 1933 bis 1939 aufgezeigt. Zugleich werden die Rahmenbedingungen und die Entscheidungen der verschiedenen Unternehmen in dieser Branche herausgearbeitet. Innerhalb der sektoralen Marktanalyse liegt der Fokus auf dem unternehmerischen Handeln der Aktiengesellschaft Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler (Degussa) als Marktführer der Branche und größter deutscher Scheideanstalt. Zusammen mit der Darstellung des deutschen Edelmetallbewirtschaftungssystems bis 1939 ermöglichen die Ergebnisse dieser Branchenstudie ein Verständnis der Verwertungswege der geraubten Edelmetalle im Zweiten Weltkrieg. Banken verdeutlicht, dass die Bewirtschaftung der Edelmetalle Gold, Silber und Platin auf keiner sorgfältig durchdachten Konzeption beruhte, sondern sich als "ein System, das keiner anstrebte" (Banken 2009, a. a. O., S. 117) im Zuge von ad hoc-Maßnahmen schrittweise und für die einzelnen Edelmetalle zeitlich versetzt entwickelte. Die Goldbewirtschaftung begann bereits im Verlauf der Devisenkrise von 1934, da Gold eben nicht nur als Rohstoff, sondern vor allem als internationales Zahlungsmittel benötigt wurde. Die Silberbewirtschaftung setzte im Herbst 1935 nach Auslaufen der Lohnscheideaufträge aus der UdSSR ein; die Platinbewirtschaftung wurde im Verlauf der forcierten Aufrüstung ab Mitte 1937 notwendig. Ziel dieser Bewirtschaftungssysteme war es jeweils, angesichts der vorherrschenden Devisenknappheit – Gold, Platin und zu großen Teilen auch Silber mussten importiert werden – die deutsche Rüstungs- und Exportindustrie zu Lasten des einheimischen Verbrauchs von Konsumgütern (wie zum Beispiel Schmuckwaren) mit hinreichenden Mengen an Edelmetallen zu versorgen. Im zweiten Teil der Studie werden die Beschlagnahme und der Raub von Edelmetallen in Deutschland und den besetzten Gebieten (Kapitel 4) sowie der Transfer der Edelmetalle ins Reich und ihre Verwertung durch die verschiedenen staatlichen Institutionen, aber auch privaten Unternehmen (Kapitel 5) untersucht. Auch wenn zum Beispiel die Vereinnahmung der Gold- und Devisenreserven der Nationalbanken in den besetzten Ländern nicht unberücksichtigt bleibt, widmet sich Banken in diesem Teil seiner Arbeit doch vorrangig der Ausplünderung der europäischen Juden. Im Kriegsverlauf und insbesondere in Osteuropa vollzog sich eine Radikalisierung des Edelmetallraubs: Der Einsatz von Gewalt bis hin zum Raubmord ersetzte zunehmend den Einsatz von administrativen Lösungen bei der Inbesitznahme der jüdischen Vermögen. In dem fünften Kapitel untersucht Banken auch die Verwertung der geraubten Edelmetalle und kommt zu dem Ergebnis, dass Gold vorrangig zur Finanzierung der Einfuhr kriegswichtiger Güter, Platin und Silber hingegen für die inländische Rüstungsproduktion eingesetzt wurde. Den Schlussfolgerungen Götz Alys widerspricht Ralf Banken hier wiederum deutlich, wenn er betont, dass "die Raubpolitik bei den Edelmetallen dabei fast ausschließlich der Kriegsrüstung und keinesfalls dem Konsum der deutschen Bevölkerung" diente (Banken 2009, a. a. O., S. 846).
Datentabellen in HISTAT (Thema: Produktion: Bergbau, verarbeitendes Gewerbe, Industrie): Die Datentabellen in HISTAT stellen eine Auswahl der Archivtabellen dar. Die vollständigen Archivtabellen (= Anhangstabellen aus der Publikation) können auf Anfrage unter der Studiennummer ZA8443 bereitgestellt werden. A.02 Edelmetallproduktion der deutschen Unternehmen (1924-1945) A.03: Deutsche Gesamtproduktion von Edelmetallen in kg (1913-1943) A.04a Auswärtiger Handel Deutschlands mit Edelmetallen: Einfuhr, Ausfuhr (1913-1942) A.04b Deutsche Platineinfuhr (1935-1938) A.04c Der Import von Gold und Silber aus der UdSSR (1926-1938) A.07 Die Edelmetallversorgung Deutschlands, in kg (1913-1932) A.12 Die Silberproduktion in Deutschland, in kg (1929-1940) A.13 Der Gesamtbestand von Silber in der Bewirtschaftung (1936-1940) Tab.33 Die offiziellen und geheimen Goldreserven der Reichsbank, in Mio. Dollar und RM (1933-1939) A.34 Die Platineinfuhr des Deutschen Reiches (nach Quiring), in kg (1929-1939)