Konfuzianismus und Civil Society
In: Europa und die Civil Society: Castelgandolfo-Gespräche 1989, S. 196-221
Um die Beziehungen zwischen Konfuzianismus und Civil Society zu analysieren, wird in dem Beitrag zunächst einmal auf begriffliche Schwierigkeiten hingewiesen: Den Begriff "Civil Society" gibt es im Chinesischen nicht; ebensowenig können chinesische Begriffe einfach mit "bürgerlich" übersetzt werden. Es wird herausgearbeitet, in welchen konfuzianischen Elementen zivile Tugenden auftauchen bzw. enthalten sind. Dabei wird festgestellt, daß in den Sprüchen des Konfuzius implizit eine Pyramide staatlicher Macht unterstellt wird. Vor diesem Hintergrund wird die konfuzianische Denkweise erläutert. Es wird gezeigt, daß die Haltung des Konfuzius fast ausnahmslos die einer Sympathie mit dem einfachen Volk ist, während er dem Herrscher gegenüber als Mahner auftritt. Die Verantwortung für die Welt wird dem Herrscher zugeschrieben. Der zentrale konfuzianische Begriff der Selbstkultivierung wird beschrieben. Bei der Analyse der Civil Society im China von heute wird festgestellt, daß etwas von der chinesischen Zivilität und Solidarität die Katastrophen der Befreiung und der Kulturrevolution überdauert hat. (ICA)