Merkel, Roth ... und sonst keine: Politikerinnen im Fernsehen
In: Frauen, Politik und Medien, S. 25-48
In der vorliegenden Studie wird das Frauen- und Männerbild in Wahlbeiträgen der Fernsehnachrichten von ARD, ZDF, RTL und SAT.1 während der heißen Phase des Bundestagswahlkampfes 2005 untersucht. Inwieweit das politische Engagement von Frauen registriert und für die Rezipienten sichtbar gemacht wurde, ist dabei ebenso von Interesse wie die Frage, ob in der Berichterstattung geschlechterspezifische Unterschiede bestanden, die dazu führten, dass Frauen seltener oder häufiger im Mittelpunkt der Berichterstattung standen als Männer. Weiterhin wird untersucht, ob weibliche und männliche Akteure gleichermaßen zu Wort kamen, über welche Personen besonders häufig berichtet wurde und welche Funktionen ihnen im Wahlkampf zukamen. Darüber hinaus ist von Interesse, ob sich die Geschlechterverteilung der Wahlbewerber für den Bundestag in den Redesequenzen der untersuchten Nachrichtenbeiträge widerspiegelt oder ob eine bestimmte Gruppe über- bzw. unterrepräsentiert war. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse zeigen, dass Frauen und Politikerinnen - abgesehen von der Spitzenkandidatin - in der Wahlkampfberichterstattung deutlich unterrepräsentiert waren. Frauen traten in Beiträgen mit Bezug zur Bundestagswahl nur äußerst selten als Hauptakteure oder Redner in Erscheinung. Der Hauptgrund für die geringe Medienpräsenz von Politikerinnen liegt nach Meinung der Autorin darin, dass sie relativ selten in wichtigen politischen Ämtern bzw. Führungspositionen tätig sind. Zum anderen sind journalistische Konventionen ausschlaggebend, nach denen weibliche Eigenschaften und Kompetenzfelder in der Politikvermittlung eher als unwichtige Randerscheinung behandelt werden. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass es weibliche Politiker auch weiterhin nicht leicht haben werden, sich in diesem Berufsfeld zu etablieren. (ICI2)