"Dieser Beitrag geht der Frage nach, wie die Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2007 die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre bewertete, welche gesellschaftlichen Gruppen diese Regelung befürworteten bzw. ablehnten, und welche Faktoren dafür ursächlich waren. Zunächst werden die Regelungen zur 'Rente mit 67' sowie ihre Auswirkungen auf verschiedene Altersgruppen skizziert. Danach werden die Einstellungen der Deutschen zur Rentenreform dargestellt und relevante Einflussfaktoren auf diese Einstellungen gezeigt." (Textauszug)
Welfare states provide services and cash benefits. Concerning the latter, main programmes (expenditure levels/number of dependents) are retirement and unemployment benefits. Individual benefit levels mostly depend on prior earnings/contributions. Benefit levels and distributions affect relative poverty/income inequality, as well as other factors (labour supply, tax/contribution burdens, etc.). Several approaches explaining welfare state development co-exist, oftenly citizens' preferences link societal/economic developments and welfare policies (ch. 2). This work shows which factors affect citizens' preferences for levels and distributions of cash benefits, and how these preferences are turned into policies. Programmes are shortly depicted in ch. 3. Current and projected financing problems inherent to PAYG pension schemes are discussed, as well as three main goals unattainable simultaneously. For unemployment benefits, causes and the changing nature of (post-industrial) unemployment are shown. Benefits affect labour supply and wage-setting. Ch. 4 shows ideal-typical entitlement principles and 30 European countries' programmes. One aspect are theories of path dependence, partially being based on effects from policies on attitudes and vice versa, in the latter case causing institutional inertia due to attitude stability. Related to this, regime-specific reactions to crisis symptoms affect income inequality/relative poverty, fiscal burdens, and employment and unemployment rates, all of which affect citizens' attitudes (shown in ch. 7.1). Ch. 5 shows attitudes' relevance. Differences on the micro/regional/inter-country level necessarily leave citizens dissatisfied. The question if survey items in ESS4 concerning government responsibility are understood as concerning basic responsibility, or if answers reflect preferences for higher or lower benefits, is raised in ch. 6. Policies and macroeconomic factors determine attitudes (ch. 7.1). For some macro effects, links on the micro level can be shown in ch. 7.2. This chapter shows that views about justice, dependants as well as about policies' effects are relevant. These factors are affected by self-interest in a narrow sense, but far more relevant for citizens´ attitudes. Estimates of high standards of living of pensioners/unemployed reduce support for gov. responsibility. These estimates are unrelated to pension levels, but they are affected by long-term unemployment benefits. This also explains why support for unemployment benefits is unaffected by short-term benefit levels, whereas long-term benefit level has strongest negative effects on support for government responsibility. According to most figures, higher benefits for higher earners are supported primarily where benefits are positively earnings-related. With generous benefits for the long-term unemployed, welfare policies strongly reducing relative poverty are self-destructing. Country and region mean values are shown in ch. 8. Country values are strongly correlated to results from the 1990s, so that aggregated attitudes are stable. Support for government responsibility for the old is on the strong positive side, to a lesser degree this also applies to the unemployed. Intra-EU differences are small in both cases. Citizens prefer higher benefits for higher earners. This applies more to pensions than to unemployment benefits. Differences between countries are strong. Further, some countries display strong regional differences. Lastly, it can be seen that CEE citizens vastly differ in their preferences for gov responsibility. In Western Europe, party supporters' attitudes differ as expected from regime theory (ch.9). In Southern Europe this is only partially the case, in CEE not. Part of the explanation is that differences between party supporters are smaller in CEE. This is partially caused by welfare outlays being lower there (this pattern holds within non-CEE countries). Aggregated and partially distorted due to electoral rules and coalition making, voting decisions determine cabinet compositions. Ch. 10 shows how cabinet strength of three different ideologies in different time periods since 1945 affects policies. Within countries, cabinet predominance of certain ideologies is very stable between periods 1945-1974, 1975-1990 and 1991-2008, so that it cannot be ascertained which period is relevant for today's policies. Therefore, path dependence of programmes after initial set-up cannot be shown, but this stability may reflect path dependence mechanisms. Primarily for Western Europe it can be shown that economically left parties spend more, Christian democratic/religious parties slightly less and liberal/secular conservative parties markedly less on welfare. Christian democratic/religious parties introduce earnings-related benefits (and contributions), whereas both other party groups are more in favour of equal benefits (on different levels). In Western Europe, citizens' attitudes matter for policies. ; Wohlfahrtsstaaten bieten Dienstleistungen und Barleistungen an. Unter jenen nehmen Renten und Zahlungen an Erwerbslose in Bezug auf die Gesamtausgabenhöhe sowie die Anzahl betroffener Personen eine hervorgehobene Stellung ein. In den meisten europäischen Ländern hängen Leistungen vom vorherigen Einkommen (und den Sozialbeiträgen) ab. Die einzige Ausnahme hier sind Zahlungen an Langzeiterwerbslose. Sowohl Höhe als auch Verteilung der Barleistungen beeinflussen relative Armut und Einkommensungleichheit, als auch andere Faktoren wie Arbeitskräfteangebot und Steuer- und Abgabenbelastung. Die meisten Erklärungen wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung beruhen auf Annahmen, welche die Einstellungen der Bürger als Bindeglied zwischen gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen und wohlfahrtsstaatlicher Politik benötigen (Kapitel 2). In dieser Arbeit wird gezeigt, welche Faktoren auf der Makro- und die Mikroebene die Einstellungen der Bürger zur Höhe und Verteilung von Barleistungen beeinflussen, und wie diese Einstellungen über den demokratischen Prozess Politikinhalte beeinflussen. In Kapitel 3 werden wohlfahrtsstaatliche Entwicklungen kurz dargestellt. In Bezug auf Renten werden gegenwärtige und zukünftige Finanzierungsprobleme umlagefinanzierter Systeme gezeigt sowie drei Lösungen, die nicht gleichzeitig erreicht werden können. Zudem werden Gründe für Arbeitslosigkeit und der Wandel der Arbeitslosigkeit in postindustriellen Gesellschaften dargestellt. Höhe und Verteilung von Renten als auch Arbeitslosengeld beeinflussen das Arbeitskräfteangebot sowie Lohnhöhen. Die idealtypischen Verteilungsprinzipien von Wohlfahrtsstaaten und die Programme 30 europäischer Länder in Bezug auf Höhe und Einkommensabhängigkeit werden in Kapitel 4 dargestellt. Einerseits, weil Makrokennziffern die Komplexität von Programmen nur teilweise erfassen können. Zum anderen wird davon ausgegangen, dass Entwicklungen in jüngerer Vergangenheit und sie begleitende Diskurse die Einstellungen der Bürger beeinflussen. Ein Aspekt dieser Entwicklungen sind Theorien der Pfadabhängigkeit. Teilweise gründen sie auf der Annahme, dass wohlfahrtstaatliche Politik die Einstellungen der Bürger beeinflusst, bzw. dass im umgekehrten Fall die Stabilität und politische Relevanz der Einstellungen institutionellen Wandel blockiert. Damit zusammenhängend beeinflussen regimespezifische Krisenreaktionen Einkommensungleichheit bzw. relative Armut, fiskalische Belastungen sowie Erwerbs- und Erwerbslosenquoten, die wiederum die Einstellungen der Bürger beeinflussen (Kapitel 7.1). Kapital 5 zeigt die Relevanz dieser Einstellungen für die Politikgestaltung und politische Unterstützung. Einstellungsunterschiede auf der Individualebene sowie regionalen Ebene führen notwendigerweise zu Unzufriedenheit; dies trifft im Falle europäischer Wohlfahrtspolitik auch auf Unterschiede zwischen Ländern zu. Der empirische Teil beginnt in Kapitel 6, in dem die Frage aufgeworfen wird, ob Fragen nach der Staatsverantwortung als Fragen grundsätzlicher Zuständigkeit oder als Fragen nach präferierten Leistungserhöhungen- oder Senkungen verstanden werden. Kapitel 7.1 zeigt, welche Makrofaktoren die Einstellungen der Bevölkerung beeinflussen. Dazu gehören wohlfahrtsstaatliche Politik und, teilweise davon beeinflusst, makroökonomische Faktoren. Für manche der Makrofaktoren kann die Verbindung auf der Mikroebene in Kapitel 7.2 gezeigt werden. Hier wird gezeigt, dass Vorstellungen über gerechte Einkommensverteilungen, abhängige Gruppen sowie Auswirkungen wohlfahrtsstaatlicher Politik relevante Mikrofaktoren sind. Sie werden zwar von Eigeninteresse beeinflusst, sind aber einstellungsrelevanter. Darüber hinaus wird die Einflussstärke und somit Interessengegensätze unterschiedlicher Gruppen nicht in erwarteter Richtung von regimespezifischen Politikinhalten beeinflusst. Für Effekte von wohlfahrtsstaatlicher Politik auf Einstellungen kann gesagt werden: Die Einschätzung, Rentner seien finanziell gut situiert, führt zwar zu Ablehnung von Staatsverantwortung für diese Gruppe, wird ihrerseits aber nicht von der Rentenhöhe beeinflusst (dementsprechend hängen Rentenhöhe und Unterstützung für hohe Renten positiv zusammen). Ebenso führen hohe Einschätzungen des Lebensstandards von Arbeitlosen zur Ablehnung von Staatsverantwortung, aber diese Einschätzungen resultieren aus der Höhe von Langzeitarbeitslosengeld. Dies erklärt auch, warum die Unterstützung von Arbeitslosengeld durch die Höhe von Kurzzeitarbeitslosengeld nicht beeinflusst wird, wohingegen die Höhe des Langzeitarbeitslosengeldes starke negative Effekte auf diese Unterstützung hat. Die meisten Zahlen zeigen, dass die Bürger einkommensabhängige Renten in Ländern befürworten, wo diese einkommensabhängig sind, was noch mehr auf Arbeitslosengeld zutrifft. Mit hohen Leistungen an Langzeitarbeitslose sind gerade diejenigen Politikinhalte selbstzerstörend, die mit am stärksten die relative Armut verringern. Kapitel 8 zeigt Länder- und Regionenmittelwerte. Erstere korrelieren stark mit Ergebnissen aus den 1990ern, d.h. auf Aggregatebene sind die Einstellungen stabil. Staatsverantwortung für Alte wird stark unterstützt, für Arbeitslose etwas weniger. Unterschiede zwischen EU-Ländern sind gering. Die Bürger präferieren höhere Leistungen an Rentner mit höheren vorherigen Einkommen. Dies trifft auch für Arbeitslose zu, jedoch liegt hier der Ländermittelwert näher an der Einkommensneutralität. In Bezug auf die Einkommensabhängigkeit sind die Unterschiede zwischen den Ländern groß; in manchen Ländern wird positive Einkommensabhängigkeit stark unterstützt, andere liegen leicht auf der negativen Seite. Europäische Wohlfahrtspolitik würde nicht in Bezug auf die Höhe, jedoch in Bezug auf die Verteilung der Auszahlungen (und Beiträge) die Bürger mancher Länder unzufrieden stellen. Zudem gibt es in manchen Ländern starke regionale Unterschiede, so dass Staatenregierungen notwendigerweise in manchen Regionen Unzufriedenheit schüren müssen. Zuletzt kann gesehen werden, dass trotz gemeinsamer Geschichte die Bürger Mittel- und Osteuropas (MOE) stark unterschiedliche Präferenzen für Staatsverantwortung haben. Kapitel 9 zeigt die erste von zweien Verbindungen zwischen den Einstellungen der Bürger und wohlfahrtsstaatlicher Politik. In konservativen, sozialdemokratischen und liberalen Wohlfahrtsstaaten Westeuropas unterscheiden sich die Unterstützer von Parteien wie es von der Regimetheorie zu erwarten wäre. Dies ist in Südeuropa nur teilweise, in MOE nicht so. Das liegt teilweise daran, dass hier die Unterschiede von Parteien unterschiedlicher ideologischer Ausrichtungen geringer sind, was wieder teilweise mit niedrigeren Wohlfahrtsausgaben erklärt werden kann (das Muster besteht auch außerhalb MOEs). Aggregiert und teilweise verzerrt durch Wahlrecht und Koalitionsbildungen bestimmt das Wahlverhalten die Kabinettszusammensetzung. Kapitel 10 zeigt, wie die Kabinettsstärke von drei politischen Ideologien die Höhe und Verteilung von Renten und Arbeitslosengeld beeinflusst. Innerhalb der Länder ist die Dominanz einzelner Ideologien zwischen den Zeiträumen 1945-1974, 1975-1990 und 1991-2008 sehr stabil, so dass nicht gesagt werden kann welcher Zeitraum für heutige Politik entscheidend ist. Darum können pfadabhängige Verläufe von Programmen nach ihrer Einführung nicht gezeigt werden, jedoch können sich in erwähnter Stabilität Mechanismen der Pfadabhängigkeit widerspiegeln. Vor allem für Westeuropa kann gezeigt werden, dass ökonomisch linke Parteien höhere Lohnersatzquoten, christdemokratische/religiöse Parteien etwas niedrigere und liberale/säkular-konservative wesentlich geringer veranlassen. Christdemokratische/religiöse Parteien führen einkommensabhängige Barleistungen (und Beiträge) ein, die beiden anderen Parteiengruppen präferieren eher gleiche Bezüge (auf unterschiedlicher Höhe).
In recent years among the OECD countries, Germany has witnessed the largest increase in the employment rates of older people. This increase, and general German employment rates, are associated with both supply side measures in the fields of pensions and unemployment policies and employment promotion policies. Yet, supply side measures and Germany's shift from conservative towards liberal policy goals and policies in the case of older workers have resulted in economic inequality. These policies could be complemented by pro‐employability measures in order to become fully effective. This article describes recent policy reforms in the main policy fields of retirement, unemployment, and employment promotion, considers their effects on employment and inequality, and offers reform suggestions to raise further older worker employment rates without increasing inequality.
Increasing the employment of older working-age adults can entail numerous benefits, including higher individual incomes, higher future pension entitlements, stimulation and retention of cognitive skills, and better mental health. Policy makers must implement interventions designed to encourage the re-employment of older unemployed people.
ZusammenfassungDer vorliegende Beitrag untersucht die psychische Erschöpfung bei Erziehern und Erzieherinnen in den Jahren 2006, 2012 und 2018 und die emotionale Erschöpfung in den Jahren 2012 und 2018 jeweils im Vergleich zu den Angehörigen anderer Berufsgruppen (Datenbasis: "Erwerbstätigenbefragungen" des Bundesinstituts für Berufsbildung [BIBB] und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin [BAuA]). Innerhalb der beiden Gruppen (Erzieherinnen und Erzieher/andere Berufe) werden ebenso Untergruppen nach Alter und Geschlecht untersucht. Gemäß ihrer psychischen und emotionalen Erschöpfung werden die Erzieherinnen und Erzieher in vier Gruppen unterteilt. Zunächst wird die Verteilung verschiedener Belastungs- und Unterstützungsfaktoren bei pädagogischen Fachkräften einerseits sowie bei den Angehörigen anderer Berufe andererseits dargestellt. Im Anschluss wird ermittelt, wie diese Faktoren die Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit zur besonders stark belasteten Gruppe beeinflussen. Schließlich wird dargelegt, welche Belastungsfaktoren reduziert werden können, um die psychische und emotionale Erschöpfung bei Erzieherinnen und Erziehern zu reduzieren. Es kristallisieren sich einzelne Belastungsfaktoren heraus, bei denen aufgrund hoher Werte bei Erzieherinnen und Erziehern Spielraum für Verbesserungen vorhanden ist und die gleichzeitig bedeutsam für die Erschöpfung sind.
Policymakers in all European countries have implemented reforms aimed at delaying retirement and extending working lives mainly to mitigate financial pressure on public pay-asyou-go pension systems and to increase the supply of skilled labour. This could be a reason for an increase of older workers' labour force participation. This increase was particularly strong in Germany. In the paper at hand, we will answer two research questions: i) how can this steep increase in German older workers' employment rate be explained? Furthermore, and related to this: ii) have policies for longer working lives fostered inequality? We base our analysis on an extensive literature review and descriptive data analysis. We conclude that the rise of the employment rate of older workers in Germany has several causes. First, the German labour market has performed very well, so that the policy debate has shifted from unemployment to a lack of (skilled) labour. Second, there is a strong increase of female labour market participation. Third, due to cohort effects, today's older workers are healthier and better skilled than their predecessors. Finally, the pension and labour market reforms aimed at delaying retirement had an effect. However, we also find that lowskilled and low-income workers increasingly have to delay their retirement due to financial reasons. It seems that social inequalities in the retirement transition are increasing in Germany.
Wie ergeht es Menschen in ohnehin schon schwierigen Lebenslagen während der Corona-Krise? Ziel des Sammelbandes ist es, die Perspektive von Adressat*innen und Nutzer*innen Sozialer Arbeit auf die durch die Corona-Krise bedingten Veränderungen ihrer Alltagswelten und die Angebote Sozialer Arbeit empirisch aufzuzeigen. Hierzu werden im Sammelband sowohl erste empirische Analysen dargestellt als auch die vorliegenden Ergebnisse übergreifend auf Theoriedebatten sowie Impulse für Praxis und Forschung Sozialer Arbeit hin diskutiert. The aim of the anthology is to empirically demonstrate the perspective of addressees and users of social work on the changes in their everyday worlds and the offers of social work caused by the Corona crisis. For this purpose, the first empirical analyses will be presented in the anthology and the results will also be discussed in terms of theory debates as well as impulses for social work practice and research.
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