Ist Alter(n) die Höchststrafe in unserer auf jung geschminkten Kultur? Das suggeriert zumindest eine Bezeichnungspraxis, die das Wort »alt« vermeidet und stattdessen von »Best Agern« oder der »Generation 50 plus« spricht. Auch Themen wie Langsamkeit und Zurücknahme haben im gesellschaftlich-kulturellen Leben wenig Platz und Wert. Die älteren Menschen selbst haben das Credo längst verinnerlicht: sich permanent weiter »fit« für das gesellschaftliche Leben halten. Im Modus der Aktivität wird versucht, das Alter auf Abstand zu halten.Cornelia Behnke ermuntert zu einer Kehrtwende: Damit das Alter seine eigene Macht und Würde entfalten kann, ist es nötig, dass die Alten sich trauen, alt zu sein!
In den letzten Jahren hat vor allem bei jüngeren Sozialforscherinnen und Sozialforschern das Interesse an der Arbeit mit qualitativen Methoden einen erstaunlichen Zuwachs erfahren. Zugleich sind die Methoden und Verfahrensweisen erheblich ausdifferenziert worden, so daß allgemein gehaltene Orientierungstexte kaum mehr in der Lage sind, über die unterschiedlichen Bereiche qualitativer Sozialforschung gleichermaßen fundiert zu informieren. Notwendig sind deshalb Einführungen von kompetenten, d. h. forschungspraktisch erfahrenen und zugleich methodologisch reflektierten Autorinnen und Autoren. Mit der neuen Reihe soll Sozialforscherinnen und Sozialforschern die Möglichkeit eröffnet werden, sich auf der Grundlage handlicher und überschaubarer Texte (80-110 S.) gezielt das für ihre eigene Forschungspraxisrelevante Erfahrungs- und Hintergrundwissen über Verfahren, Probleme und Anwendungsfelder qualitativer Sozialforschung anzueignen. Zwar werden auch grundlagentheoretische, methodologische und historische Hintergründe diskutiert und z.T. in eigenständigen Texten behandelt, im Vordergrund steht jedoch die Forschungspraxis mit ihren konkreten Arbeitsschritten im Bereich der Datenerhebung, der Auswertung, Interpretation und der Darstellung der Ergebnisse. In diesem Band: Die Fundierung der Geschlechterforschung in der Frauenforschung und deren methodologische Diskussion werden nachgezeichnet. Zentrale forschungspraktische und methodische Probleme der Geschlechterforschung werden anhand empirischen Materials diskutiert
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Mit dem Begriff "Doppelkarrierepaar" ist mehr gemeint, als dass beide Partner erwerbstätig sind. Entscheidend ist, dass beide Partner eine professionelle Karriere verfolgen. Beide Partner verfügen gewöhnlich über höhere, zumeist akademische Bildungsabschlüsse, beide haben ein hohes Maß an "commitment" hinsichtlich des Berufs sowie eine lebenslange Aufstiegs- bzw. Karriereorientierung. Die Berufsarbeit ist nicht nur ein Job, sie wird als primäre Quelle persönlicher Erfüllung gesehen. Anders als in den USA und in Großbritannien gibt es in der BRD kaum sozialwissenschaftliche Forschungen zu Doppelkarrierepaaren. In der vorliegenden Studie befassen sich die Autorinnen zum einen mit den partnerschaftlichen und familialen Arrangements, mit denen Doppelkarrierepaare die Entgrenzung von Beruf und Familie zu bewältigen versuchen, und zum anderen mit den institutionell-organisatorischen Rahmenbedingungen, innerhalb derer solche Arrangements getroffen werden. Die Datenerhebung erfolgte mittels biografisch-narrativer Paarinterviews einerseits und Experteninterviews andererseits. Untersuchungsfelder waren jeweils freie Berufe, der wissenschaftliche Bereich sowie das Management in großen Unternehmen. Die Untersuchung beschränkt sich auf die Arrangements junger Paare. (ICA2)
Männer müssen sich immer öfter und immer selbstverständlicher mit Partnerinnen arrangieren, die nicht mehr (nur) die Rolle der karriereunterstützenden Ehefrauen einzunehmen bereit sind, sondern darüber hinaus eigene berufliche Karriereanstrengungen unternehmen. Die Lebensform des Doppelkarrierepaares, die vor diesem Hintergrund als Alternative zur Single-Existenz erscheint, erweist sich dabei allerdings nur in weitgehend konkurrenzentlasteten beruflichen Kontexten als für das Berufs- und Privatleben gleichermaßen erfolgversprechendes Paar-Arrangement, wie die Autoren an den Beispielen eines Freiberufler-Paares und eines Manager-Paares zeigen. Ihrer These zufolge bedeutet die Entgrenzung von Beruf und Familie bei Doppelkarrierepaaren, dass die im Alltag der Berufspraxis wirksame Struktur- und Handlungslogik die Struktur des Paararrangements in erheblichem Maße mitbestimmt. Die Art und Weise, wie im Berufsleben soziale Beziehungen strukturiert werden, macht sich auch im partnerschaftlichen Alltag geltend. Die Gestaltung des privaten Zusammenlebens ist daher nicht nur eine Frage individueller Entscheidungen. (ICI2)
Der folgende Aufsatz knüpft an zwei Thesen von Meuser zum Verhältnis von Professionalisierungsprozessen und Geschlechter-Wissen an: Im Anschluss an die Einleitung werden im zweiten Kapitel seine Überlegungen zur wachsenden Nachfrage nach Geschlechter-Wissen und Geschlechter-Kompetenz aufgenommen. In diesem Teil kann der Aufsatz als Plädoyer dafür gelesen werden, dass sich die Geschlechterforschung im Kampf verschiedener gesellschaftspolitischer Akteure und Akteur_innengruppen um Definitionsmacht darüber, was Geschlechter-Wissen und Geschlechter-Kompetenz ausmacht, einmischt. Argumentiert wird, dass es gerade angesichts der wachsenden Spannung zwischen und Ausdifferenzierung von Geschlechter-Wissen gilt, eine engere Kommunikation zwischen Wissenschaft und außerwissenschaftlicher Praxis herzustellen, deren Voraussetzung allerdings die Anerkennung und die Wahrung von Distanz zwischen den unterschiedlichen Wissenstypen zu Geschlecht ist. Weiter geht es darum, zu zeigen, dass Qualitätskriterien und Standards für Geschlechter-Kompetenz und für einen gelungenen Wissenschafts-Praxis-Transfer zu Geschlechter-Wissen auszuformulieren sind. Die Formulierung von Qualitätsstandards und -kriterien für eine hochwertige Geschlechter-Expertise und Geschlechter-Beratung verweist wiederum auf notwendige Professionalisierungsprozesse, in denen diese Standards vermittelt werden. Die Entstehung einer Profession, dies zeigen die Arbeiten an der Schnittstelle von Geschlechter- und Professionsforschung, ist wiederum dergestalt eng mit Machtprozessen im Geschlechterverhältnis verbunden, dass der Prozess in der Regel mit einer Aufwertung des Arbeitsfeldes und einer Vermännlichung einhergeht. Was bedeutet dies wiederum für die eingangs aufgeworfene Frage nach dem Strukturwandel von Geschlechterpolitik? Im dritten Kapitel wird der Frage nach dem Stand des Professionalisierungsprozesses von Gleichstellungspolitik und den Auswirkungen nachgegangen. (Autorenreferat)
Die Autorinnen stellen einen Personenkreis - männliche Führungskräfte der mittleren Managementebene in Industriebetrieben - vor, der in erheblichem Maße von betrieblicher Modernisierung betroffen ist. Die vorgestellten Interviewausschnitte stammen aus dem Forschungsprojekt "Lebensarrangements von Führungskräften", das von 1997 bis 2000 am Institut für Soziologie der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt wurde. Um herauszufinden, ob und inwieweit sich auch bei diesem Personenkreis Veränderungen in der Beziehung von "Arbeit und Leben" abzeichnen, wurde eine biographische Perspektive gewählt, die es erlaubt, langfristige Erfahrungen und Entwicklungsgeschichten in den Blick zu nehmen. Die empirische Analyse macht deutlich, dass nicht die Integration von Arbeit und (Familien-)Leben, sondern die Verteidigung der Arbeit gegenüber den Ansprüchen aus der familialen Sphäre das zentrale Anliegen von Männern in Führungspositionen ist. Das so genannte Vereinbarkeitsproblem von Arbeit und Familie stellt sich für diese Männer als ein "Verteidigungsproblem" dar, wobei jedoch Familie und Partnerschaft als wichtige Ressource und notwendiger sozialer Rahmen erfahren werden, innerhalb dessen Berufsarbeit ge- und erlebt werden kann. (ICI2)