Parteienreform und politischer Erfolg der belgischen liberalen Parteien: Eine Scheinbeziehung?
In: Zwischen Anarchie und Strategie: der Erfolg von Parteiorganisationen, S. 259-281
Die belgischen Liberalen erreichten den Höhepunkt ihres politischen Erfolges im Jahre 1999 und wurden nicht zum ersten Mal zur größten politischen Parteiengruppierung. Zusätzlich gewannen sie erstmals das Amt des föderalen Premierministers (einschließlich wichtiger und öffentlichkeitswirksamer Ministerien wie dem Außen- und dem Finanzministerium) zusammen mit den Posten der Sprecher des föderalen Abgeordnetenhauses und Senates sowie den Posten des Ministerpräsidenten der Flämischen Region, der Region um Brüssel und des französischsprachigen Teiles. Im vorliegenden Aufsatz werden die organisatorischen Veränderungen, die Verbindungen zur Zivilgesellschaft, die internen Entscheidungsfindungsprozesse, die Verwendung von Ressourcen für den Wahlkampf und die Parteiorganisation beschrieben. Die Darstellung beginnt am Ende der 1980er Jahre, um die dramatischen Veränderungen zu verdeutlichen, die in den frühen 1990er Jahren stattfanden. Nach der These der Autoren sind die maßgeblichen Determinanten des Wahlerfolges der belgischen Liberalen trotz drastischer Veränderungen in der internen Organisations- und Funktionsweise der flämischen und frankophonen liberalen Parteien von externer Natur, wie z.B. die Krise des politischen Systems, Skandale und interne Erschütterungen der anderen Parteien. Setzt man die externe Natur ihres Erfolges voraus, so ist dieser brüchig, wie die Erosion liberaler Macht nach den Regionalwahlen 2004 zeigt. (ICI2)