Gesellschaftlicher Wandel und Herausforderungen des Industriesystems: die Herausforderung kommunaler Politikstrukturen
In: Die Zukunft unserer Städte: politikwissenschaftliche Analysen, S. 83-119
Diagnosen des Wandels der Städte müssen die wirtschaftlichen, sozialen, staatlich-rechtlichen und ökologischen Kräfte, ihre Wirkungen und die Bezüge zwischen ihnen umfassend analysieren. Dabei ist es unumgänglich, zunächst die Arbeitsplatz- und Einwohnerentwicklung in den Städten im Zusammenhang zu sehen sowie auf die Entwicklung der Arbeitsmarktsituation und deren Folgen hinzuweisen. Am Beispiel der altindustrialisierten Stadt Duisburg wird gezeigt, daß die ökonomische Entwicklung der letzten 15 Jahre über eine zunehmende Selektivität der interregionalen Wanderungen zu einer fortschreitenden Segmentation der Gesellschaft geführt hat, deren Folgewirkungen neben der exogen-induzierten auch zu einer indogen-induzierten Schwächung der lokalen Wirtschaftskraft geführt haben. Diese ökonomisch-sozialen Entwicklungen engen den kommunalpolitischen Handlungsspielraum unerträglich ein. Die Herausforderung kommunaler Politikstrukturen wird darin gesehen, auf gleichzeitig auftretende lokale Problemdichte und Schrumpfung sowie nicht zuletzt davon mitverursachten Anpassungszwang als Abschied von der Wachstumsillusion mit einem zukunftsorientierten, d. h. gestaltenden Politikdesign reagieren zu müssen. Dabei wird für eine "neue" kommunale Politik auf gesicherten Finanzierungsgrundlagen plädiert, die auf eine Kommunalisierung des Arbeitsmarktes setzt, eine Verbesserung der Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten zum Inhalt hat und deren Erfolgsindikator am Begriff der individuellen Wohlfahrt anknüpft. (KW)