"Aus einer lebenslaufsoziologischen Perspektive markieren Schritte zur finanziellen, räumlichen und sozialen Selbständigkeit den Übergang von der Jugend zum Erwachsensein. Da der Erwerb höherer Bildungszertifikate dazu führt, dass junge Menschen mehr Jahre in Bildungsinstitutionen verbringen, geht der Beitrag der Frage nach, ob sich bildungsspezifische Unterschiede im Vollziehen von Schritten zum Erwachsensein zeigen. Die empirischen Analysen erfolgen auf Grundlage retrospektiver Angaben zu ersten Statusübergängen von jungen Frauen und Männern im Alter von 18 bis 32 Jahren mit der zweiten Erhebungswelle des DJI-Survey AID:A. Insgesamt weisen Zeitpunkt, Reihenfolge sowie zeitlicher Abstand verschiedener Übergänge darauf hin, dass diejenigen mit Abitur die Verselbständigungsschritte verdichteter durchlaufen als diejenigen mit niedrigerer Bildung und Männer die einzelnen Schritte unabhängiger voneinander vollziehen als Frauen." (Autorenreferat)
In life course theory finishing school, leaving home, beginning a job, marriage and childbirth are usually considered the five classical transition markers in the status passage from youth to adulthood. It is commonly recognised as a process, which takes place over several decades of a young person's life. Young people usually finish school in their teenage years or in their early 20s, while transition markers like marriage and childbirth often happen in their 30s nowadays. While transition markers used to be homogeneous and linear, it is assumed that these 'have become less linear, more complex and also reversible' (Biggart and Walther 2006, 42). Becoming an adult is supposed to have become more destandardised over the course of the 20th century. Stauber and Walther (2002, 42) have coined the term 'yo-yoisation' to describe this process. However, there are also empirical results, covering several generations, which indicate a far less de-standardised process in the transition to adulthood (e.g. Brückner and Mayer 2005; Nico 2014). Many of the major political, cultural and economic events during the 20th century have affected European countries differently and thus can be hypothesized to influence young people's life-courses in different ways. We investigate whether these patterns of transition into adulthood have changed across cohorts born between the pre-1930s until the mid-1960s. Using the SHARELIFE data collected in waves 3 (2009) and 7 (2017) of the SHARE study we are able to compare life-courses of over 90,000 individuals from 28 countries. Our focus will be on the comparison of ordering and timing of transition markers across countries as well as across birth cohorts within countries.
Der Beitrag untersucht, welche Rolle öffentliche Kinderbetreuung bei der Erwerbsentscheidung und dem Erwerbsumfang von Müttern aus Paarhaushalten nach der Elternzeit spielt. Betrachtet werden Einstellungen der Mütter zur Kinderbetreuung und die tatsächliche Nutzung verschiedener Betreuungsmöglichkeiten während der Elternzeit sowie die Betreuungsquote auf Kreisebene. Datengrundlage sind die Paneldaten der DJI-Länderstudie der Jahre 2012 bis 2014. Für die Entscheidung wieder in den Beruf einzusteigen sind insbesondere der geplante Zeitpunkt der Rückkehr und der gewünschte Stundenumfang von Bedeutung. Eine positive Einstellung zur öffentlichen Betreuung von Kindern im Alter von ein bis zwei Jahren und die Betreuung in einer Kita oder in Tagespflege während der Elternzeit, sowie eine höhere Kinderbetreuungsquote auf Kreisebene, führen dazu, dass Mütter in höherem Umfang wieder erwerbstätig werden.
"Der vorliegende Artikel analysiert die Aussagen von Paaren zur Verteilung der Entscheidungsmacht innerhalb der Partnerschaft. Mit den Daten der zweiten Welle der Panelbefragung 'Arbeitsmarkt und soziale Sicherung' wird insbesondere die Machtverteilung bei Paaren in materiell prekären Lagen untersucht, die die Autoren über den Arbeitslosengeld-II-Bezug (ALG II, ugs. 'Hartz IV') definieren. Über größere Anschaffungen entscheidet in prekären Lagen eher die Frau alleine. Die Freizeitgestaltung wird dagegen bei diesen Paaren seltener alleine von der Frau bestimmt. In multinomialen, logistischen Regressionsmodellen zeigt sich, dass für die Verteilung der Entscheidungsmacht bei den ALG-II-Paaren z.T. andere Einflussfaktoren maßgeblich sind als bei Paaren ohne Bezug. Die ökonomischen Ressourcen, die die beiden Partner in die Partnerschaft einbringen, haben im Wesentlichen nur für Paare ohne ALG-II-Bezug Bedeutung. Eine modernere Geschlechterrolleinstellung ist den Analysen nach in beiden Gruppen häufiger mit einem egalitären Entscheidungsverhalten bzgl. größerer Anschaffungen verknüpft. Bei Entscheidungen über die Freizeitgestaltung ist dieser Einfluss wiederum nur bei den Nicht-Beziehern zu finden. Daneben zeigen sich weitere Faktoren, die die Verteilung der Entscheidungsmacht beeinflussen. Auffällig ist z.B. das egalitärere Entscheidungsverhalten von Personen mit niedriger Bildung im ALG-II-Bezug." (Autorenreferat)
Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit dem durchschnittlichen Alter beim Erleben des ersten Geschlechtsverkehrs sowie den soziodemografischen und entwicklungsbezogenen Einflussfaktoren auf dieses Ereignis. Die Daten stammen aus der zweiten Befragungswelle des Large-Scale-Surveys "Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten" (AID:A II), in der für die 18- bis 32-Jährigen (n = 9.482) retrospektive Angaben zum Zeitpunkt ihres ersten Geschlechtsverkehrs erfasst wurden. Kaplan-Meier-Schätzungen ergeben ein Medianalter von 17 Jahren für den ersten Geschlechtsverkehr. 63 % der Befragten erleben den ersten Geschlechtsverkehr im Alter zwischen 15 und 18 Jahren, 29 % mit 19 Jahren und älter, nur 8 % mit 14 Jahren und jünger. In Bezug auf die Vorhersage des Übergangsalters zeigte sich, dass Schritte der Autonomiegewinnung (erste feste Partnerschaft, Auslandsaufenthalt), ein mittlerer Schulabschluss sowie die Trennung der Eltern ein jüngeres Übergangsalter vorhersagen, während u.a. eine Religionszugehörigkeit zum Islam sowie die Herkunft aus einer Region mit Verstädterungstendenz ein späteres Übergangsalter vorhersagen. Junge Erwachsene, die "face-to-face" befragt wurden, berichteten häufiger von einem späteren "ersten Mal" als diejenigen, die telefonisch befragt wurden.
Nach Arnett charakterisiert sich die Eigenständigkeit der Lebensphase "emerging adulthood" in einem spezifischen subjektiven Empfinden junger Menschen, sich in dieser Zeit weder als "noch" jugendlich noch als "schon" erwachsen zu beschreiben, sondern als "dazwischen". Die Daten des Survey AID:A 2019 bieten die Möglichkeit, die biografische Selbstwahrnehmung für 12- bis 32-Jährige empirisch zu untersuchen. Die Studie kann damit einen Beitrag zur Debatte um "emerging adulthood" leisten, die bislang vor allem im anglo-amerikanischen Raum geführt wird, seltener im Kontext der Jugendforschung in Deutschland. In dem vorliegenden Beitrag soll in einem ersten Schritt die biografische Selbstwahrnehmung junger Menschen zwischen 12 und 32 Jahren beschrieben werden. In einem zweiten Schritt soll für die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen die biografische Selbstwahrnehmung auf Zusammenhänge mit verschiedenen soziodemografischen Merkmalen, Merkmalen der Lebenssituation und Ereignissen im Lebenslauf geprüft werden.
Was macht das Erwachsenwerden Jugendlicher und junger Erwachsener heutzutage eigentlich aus? Das Buch geht dieser Frage nach, indem es die Lebenslagen und vielfältigen Formen des Ausprobierens, der Identitätsentwicklung und des Selbstständigwerdens junger Menschen verständlich aufbereitet. Das Aufwachsen Jugendlicher und junger Erwachsener wird dabei jenseits von pauschalisierenden Jugendbildern und einer in den Medien weit verbreiteten Defizitperspektive auf Jugend beschrieben. Grundlegend für das Verständnis der Lebensphase Jugend ist vielmehr - so zeigt dieses Buch - das Anerkennen der spezifischen Anforderungen an junge Menschen in dieser wichtigen Zeit ihres Lebens. (Verlagsinformation)
Kien Tran, Anne Berngruber, Andreas Herz und Nora Gaupp stellen im dritten Beitrag dar, welche Erfahrungen Jugendliche und ihre Peers in der Corona-Pandemie gemacht haben. Der Beitrag fragt nach der Praxis von Peerbeziehungen junger Menschen im Kontext der Corona-Pandemie, nach Veränderungen in den sozialen Bezügen in dieser Zeit und auch danach, in welchen sozialen Beziehungen junge Menschen einen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie leisteten. Die Autorinnen und der Autor beziehen sich auf empirische Befunde der Studie "Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten" des Deutschen Jugendinstituts (DJI), auf deren Basis sie auch vergleichende Aussagen zur Lebenssituation junger Menschen vor und während der Corona-Pandemie treffen. Ein wichtiger Befund ist, dass junge Menschen ihre Freundinnen und Freunde nach wie vor ganz überwiegend in realen Settings kennenlernen und nicht online. Diese Möglichkeit war während der Pandemie allerdings deutlich eingeschränkt. Die Beziehungspflege konnte dagegen auch online erfolgen. Herausgearbeitet wird auch die Familialisierung von sozialen Beziehungen in Pandemie-Zeiten.
Die zunehmende gesellschaftliche Diversität ist ein drängendes Thema unserer Zeit, das sowohl im wissenschaftlichen als auch im öffentlichen Diskurs eine hohe Aufmerksamkeit erfährt. Wir fokussieren auf Jugendliche und junge Erwachsene und fragen, welche individuellen Merkmale und Lebensumstände ihre Positionierung gegenüber gesellschaftlicher Diversität beeinflussen. Auf Basis von Daten de DJI-Surveys "Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten" (AID:A 2019) zeigen wir mithilfe multivariater Analysen, dass vor allem eigene Diversitätserfahrungen und ein umfangreicher und eng vernetzter Freundeskreis mit einer signifikant niedrigeren Ablehnung von Diversität einhergeht. Der vermutete Zusammenhang zwischen sozialem und politischem Engagement und der Positionierung zu gesellschaftlicher Diversität konnte in der Untersuchung jedoch nicht bestätigt werden.
"Analog zur Typisierung der SGB-II-Träger und Agenturbezirke im Hinblick auf ähnliche Arbeitsmarktbedingungen sollte eine Typisierung von Haupt-, Real- und Gesamtschulen entstehen, die unterschiedliche Rahmenbedingungen für den Übergang der Abgänger mit Haupt- oder Realschulabschluss in Ausbildung abbildet. Die Machbarkeitsstudie sollte klären, ob, und wenn ja, unter welchen Bedingungen dies unter Einhaltung wissenschaftlicher Standards überhaupt möglich ist und ggf. Lösungsansätze finden, die eine angestrebte Umsetzung möglich machen könnten. Bei einer grundsätzlichen Machbarkeit wäre der Steuerung ein Instrument in die Hand gegeben, das für den Aufbau eines Benchmarkingsystems für die vertiefte Berufsorientierung und die modellhafte Erprobung von Maßnahmen zur frühzeitigen Förderung von benachteiligten Jugendlichen in Schulen eingesetzt werden kann." (Autorenreferat)