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70 Jahre nach dem folgenreichen Sommer 1939 sendet der WDR am 31.8.2009 eine Dokumentation über die Entfesselung des 2. Weltkriegs unter besonderer Berücksichtigung des Lebensgefühls an der historischen Abbruchkante. Flankierend dazu das Begleitbuch des Filmemachers und Buchautors W. Biermann (zuletzt BA 7/08). In Form einer historischen Reportage lässt der für den Zeitraum vom 10. März '39 (Hitler plant den Überfall auf die Tschechoslowakei) bis zum 8. November des Jahres (missglücktes Attentat auf Hitler durch G. Elser) die Zeit und die Stimmung in Europa und den USA wieder lebendig werden. Dabei bedient sich Biermann eines didaktischen Kunstgriffs, der an W. Kempowskis "Echolot"-Projekt erinnert: Die politischen Großereignisse werden konfrontiert und verwoben mit den persönlichen Schicksalen prominenter wie auch kaum bekannter Personen - von Thomas Mann ebenso wie von A. Camus oder J.P. Sartre, von F.J. Strauß, M. Reich-Ranicki oder John F. Kennedy. Die Collagetechnik vermittelt so einen wesentlich sinnlicheren Eindruck der dramatischen Vorkriegsmonate als übliche Monografien. - Gern empfohlen. (2 S)

Hillary und Bill Clinton, Marianne und Franz Josef Strauß, Margaret und Denis Thatcher, Margot und Erich Honecker, Raissa und Michail Gorbatschow, Nancy und Ronald Reagan: Das mit Schwarz-Weiß-Fotos illustrierte Buch zur ARD-Fernsehserie über 6 Paare in Machtpositionen liest sich überaus flüssig und informativ. Journalistisch versiert, ebenso stimmungsvoll wie pointiert werden ihre Lebensthemen, Charaktere und Verhaltensmuster skizziert, ihre politischen Schachzüge und privaten Arrangements, Höhen und Tiefen ihrer gemeinsamen Zeit geschildert. Ihr jeweiliges Lebenswerk wird kritisch gewürdigt, ihre unterschiedlichen Wege zu vergleichbaren Zielen herausgearbeitet. Ansprechend aufgemacht und durch die gleichnamige Fernsehserie bereits bekannt gemacht, dürfte der Titel auf breites Interesse stoßen, auch entsprechende Unterhaltungsbedürfnisse befriedigen

Die Kapitalismuskritik der klassischen (marxistischen) Linken (vgl. z.B. die "Zukunft des Staates", ID 5/02) findet sich auch in der Diskussion um den Globalisierungsprozess wieder, ist dabei aber nur eine Stimme in einem vielstimmigen Chor (vgl. z.B. N. Hertz, in dieser Nr.). Für die beiden Hochschullehrer sind der US-Imperialismus und die Dominanz der USA auf den globalen Finanzmärkten untrennbar miteinander verbunden. In einer historischen Analyse leiten sie dieses Diktum aus der an geopolitischen Einflusssphären orientierten Politik der USA ab, die durch die Steuerung internationaler Organisationen zur Liberalisierung der Marktwirtschaften im jeweiligen Einflussbereich zusätzlich unterstützt wird. Diese Politik sei im Sinne der USA und ihrer kapitalistischen Eliten zweifellos erfolgreich gewesen. Sie stehe aber auf brüchigem Fundament, denn ethnische und soziale Konflikte in den betroffenen Regionen ließen deutliche Legitimationsdefizite erkennen. Insgesamt wenig konstruktiv, die Autoren belassen es bei ihrer Bestandsaufnahme - dass eine Oppostion fehle, "muss nicht so bleiben". (3) (Michael Reisser)

Rez.: Erscheint: April 2000