Merkur, Mars, Minerva und Co. - Zur Frage nach dem Einfluss der römischen Religion im germanischen Barbaricum
Jenseits vom Rhein und den Provinzgrenzen der Germania inferior (Niedergermanien) und Germania superior (Obergermanien) lag der von den Römern als Germania magna oder Barbaricum bezeichnete Raum, dessen Funde im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen. Römische Waren machten an den Grenzen des Imperiums nicht Halt. Denkbare Transferwege zu den germanischen Kulturgruppen sind Handel, Beutegut, Auszeichnung für militärische Dienste oder diplomatische Geschenke. Ein großer Teil von römischen Objekten aus der archäologischen Sachkultur, welche im germanischen Barbaricum gefunden wurden, tragen Darstellungen von Szenen, die eindeutig der römisch-griechischen Mythologie entstammen oder religiöse Szenen aus dem römischen Kult veranschaulichen. Es handelt sich u.a. um Objekte, die zum Ess- und Trinkservice gehörten, um verzierte Terra Sigillata, um Götterstatuetten oder um verzierte Bestandteile militärischer Ausrüstung wie Schwertscheiden oder-klingen und Gürtelbeschläge. Der Gedanke ist nicht abwegig, dass der "barbarische" Besitzer oder Betrachter dieser römischen Waren von den religiösen Darstellungen in irgendeiner Form kognitiv beeinflusst wurde. Die vorliegende Dissertation spürt dieser Frage im Spiegel der archäologischen Funde nach. Teil I beschreibt sowohl die archäologisch- als auch die schriftlich überlieferte Ausgangssituation. Teil II legt das bis dato bekannte bzw. von der Autorin recherchierbare römische Fundmaterial im germanischen Barbaricum mit der Darstellung von religiösen oder kultischen Motiven in Katalogform vor, Teil III analog dazu das einheimische, germanische Fundmaterial, welches römische religiöse oder kultische Motive imitiert bzw. rezipiert. In Teil IV wird anhand ausgewählter Beispiele ein direkter Vergleich zwischen dem Bildschatz auf dem Fundmaterial aus dem Barbaricum mit den römischen Motiven gezogen. Teil V enthält die Zusammenfassung aller vorigen Teile und eine Einschätzung der Frage nach der Beeinflussung der germanischen Glaubensvorstellungen durch die Rezeption der römischen Götterwelt. ; Mercury, Mars, Minerva & Co - On the question of the influence of Roman religion in Germanic Barbaricum Beyond the Rhine and the provincial borders of Germania inferior (Lower Germania) and Germania superior (Upper Germania) was the area known by the Romans as Germania magna or Barbaricum whose findings are focused in this work. Roman goods did not stop at the borders of the Empire. Conceivable routes of transfer to the Germanic cultural groups are trade, booty, awards for military services or diplomatic gifts. A large part of Roman objects from the archeological material culture, which were found in Germanic Barbaricum, bear representations of scenes that clearly come from Roman-Greek mythology or illustrate religious scenes from the Roman cult. It concerns objects that belonged to the dining and drinking service, ornate terra sigillata, statuettes of gods or ornate components of military equipment such as sword scabbards or blades and belt fittings. It is not unreasonable to think that the "barbaric" owner or observer of these Roman goods was cognitively influenced in some way by the religious representations. This dissertation traces that question in the mirror of the archaeological finds. Part I describes the archaeological as well as the historical written sources. Part II presents the Roman found material known to date or researchable by the author in Germanic Barbaricum with the representation of religious or cult motifs in catalogue style, Part III analogously presents the indigenous, Germanic findings that imitate or adopt Roman religious or cult motifs. In Part IV, using selected examples, a direct comparison is made between the motifs on the found objects from Barbaricum and the Roman motifs. Part V contains the summary of all previous parts and an assessment of the question of how the Germanic beliefs were influenced by the reception of the Roman world of gods.