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Main description: Im Schatten der Osthilfepolitik des Reiches entstand 1926 ein weiteres regionales Förderungsprogramm für die besetzten Gebiete Deutschlands im Westen. Träger dieser "Westhilfe" waren die Reichsministerien des Innern und der Finanzen, bis 1930, als die letzten besetzten Territorien geräumt wurden, auch das "Rheinministerium". In seiner Studie, der ersten adäquaten Behandlung eines von Forschung und Literatur bislang kaum beachteten Themas, ist Fritz Blaich nicht allein eine überzeugende Analyse der Ursprünge und der Konzeption des Programms gelungen, sondern auch eine fesselnde Darstellung der Konflikte, von denen die Verwirklichung begleitet war. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung zwischen Reichspolitik und Länderinteressen, da die Reichskabinette ihre Grenzlandpolitik im Westen, anders als bei der Osthilfe, mit nicht weniger als fünf Ländern, Baden, Bayern, Hessen, Oldenburg und Preußen, abzustimmen hatten. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Rivalität zwischen Osthilfe und Westprogramm, die 1928, als die Mittel im Reichshaushalt knapper wurden, begann und in den folgenden Krisenjahren, als Parteien, Reichsressorts, Landes- und Provinzialregierungen um rapide schrumpfende finanzielle Ressourcen streiten mussten, ihren Höhepunkt erreichte. Zugleich zeigt der Verfasser, dass das Westprogramm, obwohl namentlich unter Reichskanzler Brüning mit wesentlich bescheideneren Summen ausgestattet als die Osthilfe, bemerkenswerte wirtschaftliche Wirkungen erzielte, zumal seine Gelder überwiegend für arbeitsintensive Vorhaben zur Verbesserung der Infrastruktur verwendet wurden. Den Schlusspunkt setzt die Umwandlung des Programms durch die Nationalsozialisten, denen die "Reichswesthilfe" bis zur Saarabstimmung als Instrument ihrer Saarpropaganda und danach bis zu Hitlers Einmarsch ins Rheinland als Mittel der Arbeitsbeschaffung in der entmilitarisierten Zone diente. So ist Fritz Blaichs Studie ein Beitrag sowohl zur Geschichte des deutschen Föderalismus und der Finanzpolitik des Reiches im Zeichen der Weltwirtschaftskrise wie auch zur veränderten Adaption Weimarer Politik durch das nationalsozialistische Regime.

Ausgehend davon, daß den privaten Unternehmern auch in der Weimarer Republik eine volkswirtschaftliche Schlüsselstellung zukam, wird in dem Beitrag gefragt, ob die Unternehmer bereit waren, sich am Prozeß der Willensbildung im demokratischen Parteienstaat zu beteiligen und Entscheidungen der Parlamente hinzunehmen, und ob sie gewillt waren, die Republik und die parlamentarische Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen. Dabei werden das Staatsverständnis und die politische Haltung der deutschen Unternehmer anhand von politischen Verlautbarungen und Handlungen der industriellen Spitzenverbände analysiert. Die Entwicklung der "Zentralarbeitsgemeinschaft" (ZAG), die als Verhandlungsgremien mit Vertretern der Gewerkschaften und der Unternehmen besetzt war, wird beschrieben. Angesichts ihrer bereits 1920 verlorengegangenen Integrationskraft - die Unternehmer waren nicht in der Lage, zwischen Partei und Gewerkschaft zu unterscheiden - wird gefragt, ob dieses Bündnis zwischen Kapital und Arbeit nicht als Brücke hätte dienen können, um die Industriellen allmählich von ihren autoritären Staatsvorstellungen zu einer loyalen Haltung gegenüber der pluralistischen Demokratie zu führen. Als Beispiel wird dann die Schwerindustrie an Rhein und Ruhr analysiert, die keine Bereitschaft zur Anpassung an die parlamentarische Demokratie zeigte. Es wird gezeigt, daß die Schwerindustrie mitverantwortlich war für das Scheitern der letzten parlamentarischen Koalitionsregierung 1930. Dabei wird deutlich, daß sich unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise eine Verständigung zwischen der Unternehmerschaft und der neuen politischen Kraft auf der extremen Rechten anbahnte. (RW)

Im Jahr 1939 galt das nationalsozialistische Deutschland in der Weltöffentlichkeit als hochgerüstete Nation, die ihre Wirtschaftskraft gezielt auf die Vorbereitung eines lang andauernden Krieges eingesetzt hatte. Amerikanische Fachleute stellten nach Kriegsende fest, daß sich die Westmächte vom Stand der wirtschaftlichen Kriegsvorbereitung Deutschlands ein falsches Bild gemacht hatten. Das durch diese Forschungen vermittelte Bild vom Stand der wirtschaftlichen Kriegsvorbereitungen Deutschlands im Jahre 1939 soll mit den Überlegungen dieses Beitrags etwas modifiziert werden: Zum einen wird gezeigt, daß das Regime keineswegs Kanonen und Butter herstellte, sondern daß es zugunsten seiner Kriegsbereitschaft den Weg einer "Austerity-Politik" einschlug, die allerdings aus Gründen, die erörtert werden, in verdeckter Form betrieben wurde. Zum anderen wird geprüft, ob das Urteil, daß die deutsche Wirtschaft nicht effizient gewesen sei, zutrifft, wenn man deren Organisation nicht am Maßstab der "modern standards" sondern an den Zielen mißt, welche Hitler und die Führung der NSDAP mit der Aufrüstung verfolgten, und wenn man obendrein die wirtschaftlichen und politischen Daten berücksichtigt, welche sich dem Regime bei der Kriegsvorbereitung stellten. Ziele, Mittel und Ergebnisse der Verbrauchslenkung widerlegen die These, das NS-Wirtschaftssystem habe Kanonen und Butter zugleich produziert. (KW)

Otmar Issing (Herausgeber): Geschichte der Nationalökonomie. Verlag Franz Vahlen, München 1984, 224 Seiten, 22 DM