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Juden in Deutschland befinden sich heute an einem Wendepunkt: Die Überlebenden des Holocaust sterben und mit ihnen die authentische Erinnerung. Heute sind es die Kinder der russischsprachigen Einwanderer, die zahlreich nach Deutschland gekommen sind und hier mit großem Elan eine neue diasporische Kultur erschaffen. Auch das Umfeld jüdischen Lebens in Deutschland hat sich geändert. Durch die Einwanderung zahlreicher Türken und anderer Muslime sind Juden nicht mehr die einzige Minorität. Namhafte Autoren zeichnen ein differenziertes Bild von der deutschjüdischen Wirklichkeit im 21. Jahrhundert. Religiöse und Säkulare kommen zu Wort, Repräsentanten des deutschen Vorkriegsjudentums, nichtjüdische Deutsche und Beobachter aus Israel, Israel-Kritiker und Loyalisten. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, was in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird: dass die jüdische Gemeinschaft schon lange nicht mehr monolithisch, keineswegs politisch, kulturell und religiös homogen ist. Mit Beiträgen u.a. von: Maxim Biller, Michael Brenner, Esther Dischereit, Salomon Korn, Hazel Rosenstrauch, Julius Schoeps, Tom Segev, Moshe Zuckermann Die Herausgeber Y. Michal Bodemann ist Professor für Soziologie an der University of Toronto. Zahlreiche Veröffentlichungen zur klassischen Soziologie und über deutsch-jüdische Beziehungen. Auf deutsch erschien jüngst: Staatsbürgerschaft, Migration und Minderheiten: Inklusion und Ausgrenzungsstrategien im Vergleich, Wiesbaden 2010. Micha Brumlik ist seit 2000 Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Daneben leitete er von 2000 bis 2005 als Direktor das Fritz Bauer Institut in Frankfurt. Jüngste von zahlreichen Publikationen: Kurze Geschichte: Judentum, Berlin 2009.

The return of the European Jewish diaspora / Y. Michal Bodemann -- Can one reconcile the Jewish world and Europe? / Diana Pinto -- Residues of empire : the paradigmatic meaning of Jewish trans-territorial experience for an integrated European history / Dan Diner -- Can the experience of diaspora Judaism serve as a model for Islam in today's multicultural Europe? / Sander Gilman -- Learning diaspora : German Turks and the Jewish narrative / Y. Michal Bodemann and Gökçe Yurdakul -- Jewish studies or gentile studies? : a discipline in search of its subject / Liliane Weissberg -- How Jewish is it? : W.G. Sebald and contemporary German-Jewish writing / Leslie Morris -- Homo Sovieticus in Disneyland : the Jewish communities in Germany today / Judith Kessler -- Fifteen years of Russian-Jewish immigration to Germany: successes and setbacks / Julius H. Schoeps and Olaf Glöckner -- In the ethnic twilight : the paths of Russian Jews in Germany / Y. Michal Bodemann with Olena Bagno

Shares the life experiences of the children of 4 siblings who out of eight siblings, parents and grandparents, survived the Holocaust. It explores the ways in which these children from the same socio-cultural background have built diverse lives in German

While there is an abundance of literature on ethnicity and ethnic group formation, the relationship of ethnicity to the state is rarely addressed. This paper discusses some classical and contemporary approaches to this question and proposes the concept of "ideological labor": ethnic groups performing a specific ideological function within society. The case discussed here is that of postwar German Jewry. The presence of Jews in postwar West Germany, it is argued, was vital for domestic and foreign policy reasons and Jews performed the role that was expected of them.

In dem Beitrag wird, im Gegensatz zur etablierten Praxis der Antisemitismusforschung, Antisemitismus aus den spezifischen Kontexten heraus verstanden, was eine Analyse der konkreten gesellschaftlichen Rolle der Juden, ihrer individuellen sozio-ökonomischen Position wie auch der Funktion ihrer Institutionen in Gesellschaft und Politik verlangt. Es wird beschrieben, wie die politische Position der Juden in der Nachkriegszeit neu definiert wurde, in welchem Kräfteparallelogramm sie sich befanden und wie ihre politische Sozialisation vonstatten ging. Die Untersuchung zeigt, daß die Juden als Legitimatoren des christlich-restaurativen Adenauer-Staates, als sowohl verkörperlichte permanente Erinnerung wie auch als nicht immer unfreiwillige Tranquilisatoren für das unruhige Gewissen der Deutschen und als Katalysatoren der verchristlichten Staatsdoktrin ihre neue Rolle gefunden hatten, allerdings eine Rolle, die ein autonomes, auf die Werte des Judentums bezogenes jüdisches Leben in der BRD keineswegs erleichtert hat. (KW)