Metamorphosen des liberalen Regierungsdenkens: politische Ökonomie, Polizei und Pauperismus
In: Velbrück Wissenschaft
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In: Velbrück Wissenschaft
In: Marx-Engels-Jahrbuch, Volume 2015, Issue 1, p. 135-159
ISSN: 2192-8215
In: Der moderne Staat und 'le doux commerce', p. 157-180
In: Der moderne Staat und "le doux commerce": Politik, Ökonomie und internationale Beziehungen im politischen Denken der Aufklärung, p. 157-180
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Volume 66, Issue 6, p. 557-565
ISSN: 2510-4179
Der Autor problematisiert die Einführung eines psychologischen Fragebogens in den Alltag der Job- und Sozialzentren der Arbeitsagenturen. Er kritisiert die Tatsache, dass psychosoziale "Unzulänglichkeiten" von Erwerbslosen mit wissenschaftlichen Methoden erfasst, als "Vermittlungshemmnisse" ausgewiesen und in eine administrative Prozedur eingefügt werden, an deren Ende die Selbstreflexion, Selbstoffenbarung und Selbstpositionierung der Betroffenen steht. Tatsächlich entsteht hier eine "politische Technologie" im Sinne Michel Foucaults. Der Staat entwickelt Methoden, um Randgruppen der Gesellschaft, von denen eine Bedrohung für Stabilität und Ordnung des Gemeinwesens ausgehen könnte, in diesem Fall Langzeitarbeitslose, zu regieren und sie aus mangelhaften und unzulänglichen Subjekten in funktionierende, das heißt in diesem Fall erwerbsfähige Individuen zu verwandeln. Damit wird nicht nur der Umbau ganzer Verwaltungsmaschinerien (Hartz I-IV) gerechtfertigt, sondern ein umfassendes politisches Interventionsfeld erzeugt, auf dem Technologien eingesetzt werden, die bis in die intimsten Verhältnisse, die sozialen Beziehungen, die Wohnbedingungen, die Tagesabläufe, die Nahrungsgewohnheiten - kurz: in die gesamte Lebensführung von Individuen, Familien und Partnerschaften eingreifen. Das Bemerkenswerte an dieser ungeheuren Steigerung der Regierungsintensität ist aber: All dies geschieht im Namen der Freiheit und des Glücks der Individuen. (ICI2)
In: Anonyme Herrschaft: zur Struktur moderner Machtverhältnisse ; Eigentum - Gesellschaftsvertrag - Staat III, p. 174-190
Im Beitrag wird das liberale Regierungsdenken über seine genealogische Herkunft beschrieben. Die liberale Gouvernementalisierung erscheint nicht in einem Akt, sondern in sogenannten Problematisierungsschüben, die sich von der Mitte des 18. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts erstrecken. Unter Problematisierungen wird ein Bündel von gesellschaftlichen Beunruhigungen, Befürchtungen, Bedrohungen und Infragestellungen verstanden, die sich allesamt auf die Rationalität des Verhältnisses der Regierenden zu den Regierten beziehen. In einem ersten Schub dreht sich alles um die beunruhigende Frage, wie die Menschen so regiert, geführt und geleitet werden können, dass diese Regierungsweise nicht die Freiheit, den Wohlstand und das Glück der Menschen gefährdet oder beeinträchtigt. In einem zweiten Schub wird das Problem des Regierens weiter getrieben. Es erscheint nun als bedrohliche Frage danach, wie man die Armen, die Arbeits- und Armutsbevölkerung, dergestalt regieren könnte, dass der massiv wahrgenommene Pauperismus verschwindet, ohne dabei den konstitutiven Zusammenhang von Armut und Arbeit aufzulösen oder zu beseitigen. In einem dritten und letzten Schub der Formierungsperiode wird die Gouvernementalisierung auf der Ebene des staatlichen Handelns vollzogen, und zwar mit der Frage, wie man den Staat regiert, wie man eine notwendige, aber reformierte staatliche Regierungsweise etablieren könnte, die die Sicherheit, Einheit und Stabilität des sozialen Raumes gewährleistet, ohne dass diese Regierungsweise die Imperative der Freiheit, einer freien Lebensführung und der freien Lohnarbeit missachtet und überhört. (ICF2)
In: Revista de sociología, Volume 0, Issue 22
In: Ideenpolitik: geschichtliche Konstellationen und gegenwärtige Konflikte, p. 3-18
Der Autor unternimmt den an Michel Foucault angelehnten Versuch einer Archäologie der Idee von Kritik. Ausgehend von Immanuel Kants aufklärerischer Kritik über Karl Marx' gesellschaftstheoretisch gewendete Kritik bis hin zu Friedrich Nietzsches genealogischer Kritik an den Wissensgrundlagen und Moralbeständen legt der Autor die geschichtliche Durchsetzung und Ausweitung eines Kritikgedankens frei, welcher ein reflexives Verhältnis zu ideenpolitischen Operationen ermöglicht. Es bestehen dabei seiner Meinung nach drei zentrale Anknüpfungspunkte: eine Debatte um die Krise der Kritik, eine Frage nach dem Modus einer zukünftigen kritischen Praxis und ein Text über die Herkunft von Kritik. Dies sind drei Anknüpfungen, die die grundsätzliche Frage "Was ist Kritik" einkreisen, kontextualisieren und verständlich machen können. Anstelle einer mehr oder minder genauen Bestimmung dessen, was Kritik ist, geht es bei den vorliegenden Überlegungen vor allem um die historischen Bedingungen der Möglichkeit von Kritik. (ICI2)
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Volume 62, Issue 3, p. 244-250
ISSN: 2510-4179
Der Beitrag kommentiert das Buch von Luc Boltanski "Soziologie der Abtreibung. Zur Lage des fötalen Lebens" (Frankfurt 2007), das versucht, folgende Fragen zu klären: Wie werden die Menschen in der Gesellschaft erzogen, sozialisiert, wie werden sie regiert und beherrscht, wie produzieren und tauschen sie ihre Güter, wie und um was kämpfen, streiten und töten sie und wie begründen, imaginieren und rechtfertigen sie ihr Tun. All diese Fragen aber setzen für Boltanski etwas scheinbar Selbstverständliches voraus: nämlich die dauerhafte Zeugung und Erzeugung menschlicher Wesen, die in eine Gesellschaft kommen, die schon von anderen menschlichen Wesen und nicht nur von diesen bevölkert ist. Wie werden Menschen gemacht? Das ist der Einsatzpunkt von Luc Boltanskis "Soziologie der Abtreibung". Der Essay zeigt, dass es Boltanski um die unvermeidliche Zerbrechlichkeit des Menschen in der modernen neokapitalistischen Gesellschaft geht und um die Gefahren, die mit dem möglichen Verschwinden dieser Zerbrechlichkeit verbunden sind. Sein Einsatz, die Abtreibung nicht vergessen zu machen, ist ein anthropologisches Plädoyer für die Unruhe, für das dauerhafte Unbehagen an unserer Gesellschaft und gegen jene "gewollte Gleichgültigkeit, die uns die beiden Utopien des sterilen und schmerzfreien Menschenmachens anzubieten haben". (ICA2)
In: Revista de sociología, Volume 0, Issue 22
In: Politische Ideengeschichte im 20. Jahrhundert: Konzepte und Kritik, p. 89-106
Der Autor umreißt anhand der drei Begriffe - Gouvernementalität, Biopolitik und Problematisierung - das späte und fragmentarisch gebliebene Werk von Michel Foucault. Denn dieses weist in der Geschichte und Kritik der politischen Vernunft von allen Unternehmungen Foucaults - angefangen von der historischen Epistemologie und Diskursanalyse der 1960er Jahre bis hin zur Genealogie und Machtanalyse der 1970er Jahre - die größte Nähe, aber auch eine weitreichende Provokation zur politischen Theorie- und Ideengeschichte auf. Der Autor geht mit Foucault von einer aktuellen Krise des Regierens aus, wobei ein weiterer, nicht-etatistischer Regierungsbegriff unterstellt wird. Er zeigt, dass Foucaults anfängliche Krisendiagnose an Konturen gewinnt, indem der Gouvernementalitätsansatz das Regierungswissen, das Regierungsziel und die Regierungspraktiken miteinander verbindet. Von hier aus wird das weitgespannte Projekt verfolgt, das von Foucault bis in Antike verlängert wurde, wobei erst in der frühen Neuzeit der Staat als Selbstzweck begriffen wurde. Der Autor kritisiert zwar, dass die gleichzeitige historische Darstellung (Archäologie) und Kritik (Genealogie) bei Foucault systematisch unzureichend miteinander verbunden sind, hält aber dessen Ausweg der "Problematisierung" insgesamt für überzeugend. (ICI2)
In: Ästhetik & Kommunikation, Volume 36, Issue 129-130, p. 121-130
ISSN: 0341-7212
In: Vorgänge: Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Volume 43, Issue 4, p. 34-45
ISSN: 0507-4150
Warum ist es sinnvoll, die Menschen in sinnloser Arbeit zu beschäftigen? Warum ist der Müßiggang im Verhältnis zur sinnlosesten Tätigkeit eine Verschwendung menschlichen Lebens? Hinter der Auflösung dieses Rätsels steht die noch recht junge Geschichte der so genannten "Arbeitslosigkeit", die Entdeckung und Problematisierung jenes "erzwungenen Müßiggangs", auf deren Grundlage William Beveridge als einflussreicher sozial- und wirtschaftspolitischer Regierungsberater zwischen 1909 und 1944 das weit über England hinausreichende Konzept des modernen Wohlfahrtsstaats ausarbeitete. In Zeiten, in denen mit technokratischer Semantik von einem "Um- oder Abbau" des Wohlfahrtstaates die Rede ist, ist die Genealogie seiner Herkunft vielleicht mehr als nur die historische Erinnerung an eine allmählich verblassende Gestalt unserer jüngsten Vergangenheit. Im vorliegenden Aufsatz wird gezeigt, wie sich die Arbeitslosigkeit mit William Beveridges Programm von 1909 von einem vormals "gespenstischen Phänomen" zu einem sozialpolitischen Indikator wandelte, mit dessen Hilfe man präzise Aussagen über die Normalisierung des Arbeitslebens innerhalb der Industriegesellschaft treffen konnte. (ICI2)
In: Berliner Debatte Initial: sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Issue 1, p. 121-125
ISSN: 0863-4564
In: Berliner Debatte Initial: sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Issue 2, p. 118
ISSN: 0863-4564