Ostpreußische Fischer in Büsum: ein Beitrag zur Industrialisierung der Fischerei vor 1914
In: Fremdheit und Migration, S. 167-181
Ausgehend von vereinfachenden und verfälschenden Darstellungen der Bedeutung der Einwanderung ostpreußischer Fischer in Büsumer Ortschroniken, soll die Rolle der Zuwanderer in der Büsumer Krabbenfischerei und ihre Aufnahme durch die alteingessene Bevölkerung nachvollzogen werden. Die Untersuchung basiert auf Gesprächen und Archivauswertungen. Beginnend 1886, wird die stärkste Zuwanderung nach der Gründung zweier Konservenfabriken 1905 ermittelt. Als "Push-" und "Pull-Effekte" werden mangelnde Verdienstmöglichkeiten in Ostpreußen und der, durch die Industrialisierung der Nordseefischerei hervorgerufene, starke Anstieg des Arbeitsbedarfs ausgemacht. An Einzelschicksalen wird verdeutlicht, daß die ökonomisch erfolgreichen Ostpreußen zunächst auf starken Widerstand der Büsumer Fischer trafen, aber spätestens seit 1914 als akzeptiert gelten konnten. Die Betonung ihrer kulturellen Herkunft begann bei den weitgehend assimilierten Zuwanderern erst mit der "Ostpreußenwelle" nach 1918 und ist heute einem harmonisierenden Einheitsbild gewichen. (HS)