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Psychoanalyse des Antisemitismus nach 1945
In: Antisemitismus nach dem Holocaust: Bestandsaufnahme und Erscheinungsformen in deutschsprachigen Ländern, S. 105-113
In dem Beitrag wird deutlich die These aufgestellt, daß es gesellschaftliche Bedingungen und Strukturen sind, die solche Phänomene wie Antisemitismus hervorbringen oder zum Verschwinden bringen können. Deshalb werden folgende Aspekte untersucht: "Was durch die industrielle Massenvernichtung zum Ausdruck kam, sind weder Phänomene des Antisemitismus, wie sie während der Inquisition, im Mittelalter oder auch in den Emanzipationsbestrebungen der Juden nach der Französischen Revolution zu finden sind. Es sind Phänomene, die aufgrund der veränderten gesellschaftlichen Bedingungen dieses Jahrhunderts zum Ausdruck kommen konnten. Die industrielle Vernichtung von Menschen war bis dahin nicht möglich, weil es bis dahin nicht die Möglichkeiten einer industriellen Organisierung - weder Arbeit noch des Massenmordes - gab. Das wiederum brachte veränderte Persönlichkeitsstrukturen hervor." Diese veränderten Persönlichkeitsstrukturen stehen im Mittelpunkt des Interesses. Es wird gefragt, warum Antisemitismus als Massenphänomen so folgenschwer auftreten konnte. Dazu wird der Antisemitismus als massenpsychologisches Phänomen im Zusammenhang mit Allmachts- und Omnipotenzwünschen und Phantasien erklärt. Am Beispiel Psychoanalysen aus der eigenen Praxis werden die Ausführungen belegt. (RW)
Vom Gedanken zur Tat: psychoanalytische Überlegungen zu Über-Ich, Verantwortung und Aggressionsbarrieren
In: Antisemitismus in Osteuropa: Aspekte einer historischen Kontinuität, S. 131-146
In dem vorliegenden Aufsatz gehen die Autoren der Frage nach, wie es unter verschiedenen historischen Bedingungen immer wieder zu Grenzüberschreitungen vom Gedanken zur Tat kommen konnte, d.h. von paranoiden Verdächtigungen und Anschuldigungen gegen Juden, über Einschränkungen ihrer Lebenssphäre, ihre Beraubung und Vertreibung bis hin zur physischen Vernichtung. Die Autoren beschreiben welche physischen Mechanismen in Individuen außer Kraft gesetzt werden, die unter "normalen" Bedingungen das Zusammenleben von Menschen ohne Mord und Totschlag ermöglichen. Sie untersuchen desweiteren die psychische Funktion von "Führer", Ideologie und totalitären Herrschaftsstrukturen für das Verschwinden von Eigenverantwortlichkeit, Aggressionsbarrieren und moralischen Normen im Nationalsozialsimus. Nach ihrer Auffassung beruhigt der "Führer" Ängste, die aus Ich- und Über-Ich Konflikten entstehen; reicht dies nicht aus, greift das Individuum zu Bewältigungsstrategien, die von der Entindividualisierung und Schuldzuweisung an die Opfer bis hin zur bedingungslosen Pflichterfüllung gehen. (psz)