Dieser Beitrag geht der Frage nach, wie bürgerschaftliches Engagement gestärkt, gesichert und ausgebaut werden kann. Anhaltspunkte die die Autoren nennt und weiter ausführt sind: 1) Möglichkeiten aufzeigen, Vernetzung erleichtern, 2) Infrastruktur schaffen, 3) Erfahrung nutzen, 4) Organisationen müssen umdenken, 5) Mehr Anerkennung für Engagierte. (Redaktion USB Köln)
"Zu Beginn dieses Jahrtausends sind erste Programme entwickelt worden, die durch neue Rollenangebote gezielt das freiwillige Engagement von Älteren fördern wollen. Durch das Engagement Älterer sollen Impulse für die Weiterentwicklung des im starken Wandel befindenden Freiwilligen-Sektors gegeben werden. Ausgangspunkt bei den drei im folgenden vorgestellten Modellen ist das Erfahrungswissen der Älternen. 1) Legacy Leadership Institutes (USA) 2) SESAM Academie (Niederlande) 3) Erfahrungswissen für Initiativen (EFI) (Deutschland)" [Textauszug]
"Innerhalb der europäischen Demografie-Debatte gewinnt die gesellschaftliche Beteiligung älterer Menschen an Bedeutung. Erkannt werden die Impulse, die von der Verantwortungsübernahme Älterer für die Weiterentwicklung der Zivilgesellschaft ausgehen. Im Kern geht es darum, die Potenziale und Ressourcen älterer Menschen zu nutzen, sie zu bestärken und an ihrem Erfahrungswissen zu partizipieren. Die gesellschaftliche Beteiligung älterer Menschen ist daher kein abstraktes Phänomen. Sie beginnt mit der Frage 'In welcher Welt will ich leben'? Menschen, die Projekte im Gemeinwesen zur Lösung lokaler Probleme entwickeln, Menschen, die sich für ihre unmittelbare Umgebung stark machen, Menschen, die z.B. in Seniorenvertretungen die Interessen der älteren Generationen nach vorne bringen – sie alle haben etwas gemeinsam: Sie bringen sich aktiv ein mit dem, was sie können, was sie wissen. Und das überall in Europa. Ein breiter Definitionsrahmen von gesellschaftlicher Beteiligung eröffnet die Chance, bürgerschaftliches Engagement als Kernidee von Partizipation und gesellschaftlicher Teilhabe in den Vordergrund zu rücken." (Textauszug)
"Der Beitrag stellt ein Weiterbildungskonzept vor, mit dem Ältere auf eine freiwillige Tätigkeit als seniorTrainerinnen vorbereitet werden. Der sechs Wochen dauernde Kurs ist im Modellprogramm 'Erfahrungswissen für Initiativen' (kurz: EFI) entwickelt worden, das vom Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) über fünf Jahre gefördert wurde und 2006 beendet wurde. Der Kurs verbindet erfahrungsbezogene Elemente mit Modulen, die auf praktische Kompetenzentwicklung zielen und solchen, die rollenspezifische Kenntnisse vermitteln." (Autorenreferat)
Die Verfasserin stellt das Bundesmodellprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen" vor, dessen Ziel es war, das Erfahrungswissen älterer Menschen durch die Ausbildung sogenannter seniorTrainerInnen für Initiativen, Vereine und Einrichtungen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen zu aktivieren und nutzbar zu machen. Das Rollenmodell "seniorTrainerIn" stellt ein Angebot zur Rollenfindung für Ältere dar, das den besonderen biographischen Erfahrungen der neuen Altengeneration Rechnung trägt. Die Konzeption zur Nutzung des Erfahrungswissens Älterer umfasst vier Kernelemente: eine Anlaufstelle für bürgerschaftliches Engagement, eine Bildungseinrichtung, eine seniorKompetenzteam und die seniorTrainerInnen. Die seniorTrainerInnen verstehen sich als Unterstützer und Berater, Initiatoren neuer Projekte, Vernetzer im Gemeinwesen sowie Moderatoren und Koordinatoren. Bundesweit sind ca. 1000 seniorTrainerInnen aktiv. Die Gründung des Vereins "EFI Deutschland e.V." verstetigte die Arbeit des Modellprogramms in Deutschland; auf europäischer Ebene gibt es ähnliche Projekte wie beispielsweise das EU-Projekt "Lifelong Learning and Active Citizenship in Europe's Ageing Society (LACE)". (ICE2)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 3465-3476
"Der zweite Freiwilligensurvey 2004 hat eindrucksvoll gezeigt, dass sich viele ältere Menschen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen bereits freiwillig engagieren und die Bereitschaft zu freiwilligem Engagement in diesen Altersgruppen zunimmt. Innerhalb der Altengenerationen vollzieht sich jedoch ein sozialer Wandel: Neue Altengenerationen wachsen heran mit anderen demografischen Erfahrungen (z.B. soziale Bewegungen der 60er und 70er Jahre) und daraus resultierenden anderen Einstellungen und Erwartungen an die nachberufliche Lebensphase. Für diese Zielgruppe ist das Konzept zur Nutzung des Erfahrungswissens Älterer entwickelt worden, das im Rahmen des Bundesmodellprogramms 'Erfahrungswissen für Initiativen' (EFI) (2002-2006) erfolgreich erprobt wurde und sowohl national als auch international auf großes Interesse stößt. Das Modellprogramm wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Kooperation mit zehn Bundesländern entwickelt und in 35 Kommunen erfolgreich umgesetzt. Das ISAB-Institut ist für die wissenschaftliche Begleitung und Projektsteuerung verantwortlich. Die Zielgruppe sind Ältere, die sich nicht (nur) im traditionellen Ehrenamt engagieren, sondern ihre Kompetenzen und Fähigkeiten flexibel einbringen, ihr Engagement selbst gestalten und als Multiplikatoren wirken wollen. Auf der Grundlage eines von der Hochschule Neubrandenburg entwickelten Weiterbildungskonzeptes wurden mittlerweile rund 1.000 'seniorTrainer' ausgebildet, die derzeit Initiativen und Organisationen beraten, neue Projekte entwickeln, Netzwerke stärken oder in örtlichen 'seniorKompetenzteams' - den örtlichen Zusammenschlüssen der seniorTrainer - organisatorische oder moderierende Aufgaben übernehmen. Die Erfahrungen im Bundesmodellprogramm haben gezeigt, dass selbstbestimmtes und selbstorganisiertes Engagement Älterer durch den Aufbau von Netzwerkstrukturen - bestehend aus Kommunen (d.h. Verantwortliche aus Politik und Verwaltung), Bildungseinrichtungen, Verbänden und Freiwilligenorganisationen - gefördert werden kann. Kontextuelle Faktoren wie z.B. die Vermittlung und Begleitung des Engagements durch lokale Agenturen für Bürgerengagement (z.B. Freiwilligenagenturen, Seniorenbüros, Selbsthilfekontaktstellen) oder die Unterstützung und Begleitung durch selbstorganisierte seniorKompetenzteams sind wichtige Eckpfeiler einer neuen Partizipationskultur." (Autorenreferat)
"Nach Abschluss des Modellprojektes kann festgehalten werden, dass sich der konzeptionelle Ansatz der Leitpfade bewährt hat. Koordinierungsstellen sind eine erforderliche Investition in die Förderung ehrenamtlicher Mitarbeit und damit eine sinnvolle Investition für den Ortsverein insgesamt. Koordinator/innen sind maßgebliche Motoren einer neuen Kultur des freiwilligen Engagements in den Fachverbänden der verbandlichen Caritas." (Textauszug)
"23 million people in Germany – almost one in three over the age of 14 – are involved in civil society. This is an impressive figure that we talk about far too little. But today we need involvement in civil society more than ever. The state could not perform all of the tasks that young and old do for no money. Voluntary involvement is a very important component of a society with a human face. The power of cohesion and helping each other, caring for each other – this is a commodity that we can and have to bring back to life in involvement in civil society, in voluntary work. In view of the demographic challenge, the older generation in particular will have an increasingly important role. After the career and family phase it has a great wealth of knowledge gained through experience and time. This potential must be made useful for society. But for this we also need local authorities where the politicians and administrators, responsible parties in educational facilities, associations and voluntary organisations are open to the great demand for self-determined and selforganised involvement by older people. The model programme 'Experience for Initiatives' (EFI) is an important step in this direction: around 1,000 older people have already taken part in courses to be seniortrainers in order to learn something new and to use their experience in many local projects – for the benefit of all age and population groups locally. 'enior expertise teams' become reliable partners and important pace setters for voluntary involvement in local communities. Active senior citizens develop creativity, innovation and a willingness to act. They are putting the cycle of give and take between the generations back in motion and, at the same time, are drawing a new picture of old age." (excerpt)
"23 Millionen Menschen in Deutschland – fast jeder Dritte über 14 Jahre – sind bürgerschaftlich engagiert. Das ist eine beeindruckende Zahl, über die wir viel zu wenig sprechen. Dabei brauchen wir das bürgerschaftliche Engagement heute mehr denn je. Der Staat könnte gar nicht alle Aufgaben übernehmen, die Jung wie Alt unentgeltlich leisten. Freiwilliges Engagement ist ein ganz wichtiger Bestandteil einer Gesellschaft mit menschlichem Gesicht. Die Kraft des Zusammenhaltens und der Hilfe untereinander, der Sorge füreinander – dieses Gut können und müssen wir wieder beleben im bürgerschaftlichen Engagement, im Ehrenamt. Insbesondere der älteren Generation kommt angesichts der demografischen Herausforderung eine zunehmend wichtige Rolle zu. Sie verfügt nach der Berufs- und Familienphase über einen großen Schatz an Erfahrungswissen und Zeit. Dieses Potenzial gilt es, für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Dafür benötigen wir aber auch Kommunen, in denen die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung, bei Bildungseinrichtungen, Verbänden und Freiwilligenorganisationen der großen Nachfrage an selbstbestimmtem und selbstorganisiertem Engagement seitens älterer Menschen aufgeschlossen gegenüberstehen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist das Modellprogramm 'Erfahrungswissen für Initiativen' (EFI): Rund 1.000 ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger haben bereits an den Kursen zum seniorTrainer oder zur seniorTrainerin teilgenommen, um Neues zu lernen und ihre Erfahrung in eine Vielzahl lokaler Projekte einzubringen – zum Wohle aller Altersund Bevölkerungsgruppen vor Ort. SeniorKompetenzteams werden verlässliche Partner und wichtige Impulsgeber für freiwilliges Engagement in den Kommunen. Die aktiven Seniorinnen und Senioren entfalten dabei Kreativität, Innovationskraft und Leistungsbereitschaft. Sie setzen den Kreislauf des Gebens und Nehmens zwischen den Generationen neu in Gang und zeichnen zugleich ein neues Bild des Alters." (Textauszug)