In: Integration: Vierteljahreszeitschrift des Instituts für Europäische Politik in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Europäische Integration, Band 41, Heft 1, S. 81-88
Als "Krisen" werden immer wieder kathartische Momente beschrieben, in denen wichtige Entscheidungen fallen. Wer eine Führungsrolle für sich in Anspruch nehmen will, präsentiert sich in diesen Momenten als entscheidungsstark und richtunggebend. Für ein Gros der Bevölkerung sind es jedoch Zeiten der Verunsicherung und das Sprechen über die Krise nährt eine gewisse Erwartungshaltung: Es müssen Entscheidungen fallen, der Handlungsdruck steigt. In der seit 2015 anhaltenden "Flüchtlingskrise" – die angemessener als "Flüchtlingsschutzkrise" zu bezeichnen ist – zeigen sich diese Mechanismen exemplarisch. Migrationsrecht und Migrationspolitik unterlagen und unterliegen bis heute den Gesetzen der "Krise" und zeitigen diskussionsbedürftige Ergebnisse im politischen und im gesetzgeberischen Prozess.
Noch ganz beeindruckt von der starken Leistung des Organisationkomitees der 57. Assistententagung, die erst vor wenigen Tagen ihr Ende fand, haben wir frische Ideen und neue Kraft aus Hagen mit nach Köln gebracht, um diese nun in die Vorbereitung des JuWissDay 2017 zu investieren. Der JuWissDay – die Fachtagung des Vereins "Junge Wissenschaft im Öffentlichen Recht" – findet in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge statt. Für die erste Veranstaltung im Jahr 2015 durften wir einige von Euch im Europäischen Haus in Berlin willkommen heißen, um zu dem Thema "Freihandel vs. Demokratie – Grundsätze transnationaler Legitimation: Partizipation, Reversibilität, Transparenz" zu diskutieren. Im letzten Jahr lockten wir Euch zu Fragen von "Digitalisierung und Recht" an die Bucerius Law School in Hamburg. In diesem Jahr soll das Thema des JuWissDay "40 Jahre 'Deutscher Herbst': Neue Überlegungen zu Sicherheit und Recht" lauten und Euch im Oktober nach Köln führen.
Das Spannungsverhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit auszutarieren, ist eine fundamentale Herausforderung für den freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat. Wie schwierig es ist, eine Balance zwischen diesen Topoi zu finden, offenbarte sich in der Epoche des RAF-Terrors besonders deutlich. 40 Jahre später ist die Frage nach dem richtigen Maß weiter aktuell. Angesichts einer zunehmend von Digitalisierung und Globalisierung geprägten Gesellschaft verlangen die aus diesem Konflikt erwachsenden Rechtsfragen indes nach neuen Antworten. Der Band zum JuWissDay 2017 stellt sich dieser Aufgabe. Er vereint Beiträge zum Reformbedarf der europäischen Sicherheitsarchitektur, zur Grundrechtsbindung des Bundesnachrichtendiensts, zu Transparenzpflichten im Gefahrenabwehrrecht, zur Funktion des Aufenthaltsrechts in der Terrorismusbekämpfung sowie Reflexionen über einen "antizipierten Ausnahmezustand" in der Gesetzgebung. Er begründet die Reihe "Schriften der Jungen Wissenschaft im Öffentlichen Recht".Mit Beiträgen von Felix Krämer (Gießen); Judith Sikora (Marburg); Timo Schwander (Berlin); Dr. Björn Schiffbauer (Köln); Maria Wilhelm (Münster); Mirka Möldner (Erlangen); Elisabeth Kath, LL.M. (Innsbruck); Dr. Carsten Hörich (Halle/Saale); Dr. Tristan Barczak, LL.M. (Münster); Dr. Benjamin Rusteberg (Freiburg); Tobias Brings-Wiesen (Köln); Dr. Frederik Ferreau (Köln).
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