In all European countries unemployed persons face a high risk of relative poverty, but poverty rates vary greatly among EU countries. We analyse to what extent these differences could be explained by a different composition of the unemployed or by differences in the national income distribution functions. Our results indicate that the effects of individual characteristics on the poverty risk are roughly comparable between countries, but the composition of the unemployed is very different, which explains on average half of the cross-country differences in poverty rates.
Ziel der vom Bundestag beschlossenen Wohngeldreform, die am 1. Januar 2016 in Kraft treten soll, ist es, das Wohngeld zu erhöhen und den Empfängerkreis auszuweiten. Das IAB legt hiermit Simulationsrechnungen zur Abschätzung der Effekte der Wohngeldreform auf Einkommensverläufe, die Zahl der Transferempfänger sowie die öffentlichen Haushalte vor. Alleinerziehenden und Paarhaushalten mit Kindern im SGB II könnte es durch die Reform häufiger gelingen, aus der Grundsicherung in das Wohngeld und gegebenenfalls in den Kinderzuschlag zu wechseln. Für Alleinstehende und Paare oh-ne Kinder dürfte die Reform eher geringe Auswirkungen haben. Die Wohngeldreform würde kurzfristig zu einem Rückgang der Haushalte mit SGB-II-Bezug um 16 Tausend Haushalte führen. Rund. 24 Tausend Haushalte würden aus der Grundsicherung nach SGB XII in das Wohngeld wechseln. Die Zahl der Wohngeldempfänger würde mit ca. 440 Tausend Haushalten deutlich stärker ansteigen. Beim Kinderzuschlag würde die Reform ebenfalls zu einem Anstieg der Zahl der Empfängerhaushalte um ca. 47 Tausend führen. Beim Arbeitslosengeld II ergäben sich Einsparungen von 3 Millionen Euro und bei den Kosten der Unterkunft von 78 Millionen Euro. Beim Wohngeld und beim Kinderzuschlag wäre mit Mehrausgaben von 773 Millionen Euro bzw. 120 Millio-nen Euro zu rechnen.
"Bezieher von Hartz IV oder Sozialhilfe bekommen zwar kein Wohngeld. Die Wohngeldreform wird aber trotzdem Auswirkungen auf die nachgelagerten Systeme der Grundsicherung haben. Denn durch die Erhöhung des Wohngeldes werden manche, die bisher Hartz IV oder Sozialhilfe bekamen, künftig einen Anspruch auf einen Zuschuss zur Miete (oder zu den Belastungen von Wohneigentum) haben. Im Folgenden wird untersucht, wie sich die Zahl der Grundsicherungsbezieher durch die aktuelle Wohngeldreform verändern könnte. Die Simulationsergebnisse zeigen, dass die zu erwartenden Auswirkungen der Wohngeldreform auf die Grundsicherung insgesamt gering sein dürften." (Autorenreferat, IAB-Doku)
"Die mit der Umsetzung des vierten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt erfolgte Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe stellte eine grundlegende Änderung im System der deutschen Arbeitslosenunterstützung dar. Im vorliegenden Artikel wird anhand von Befragungsdaten aus einer Querschnittsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung untersucht, welche Effekte die neue Gesetzeslage auf die ehemaligen Bezieher von Arbeitslosenhilfe hatte. Für 11% dieser Gruppe kann davon ausgegangen werden, dass sie aufgrund des Systemwechsels keine Leistungsansprüche mehr haben. Des Weiteren kann gezeigt werden, dass insbesondere Paarhaushalte, ältere Personen und Personen mit Wohneigentum eine hohe Wahrscheinlichkeit zur Beendigung des Leistungsbezugs besitzen." (Autorenreferat)
Abstract In diesem Papier simulieren wir die Auswirkungen einer deutlichen Ausweitung der Hinzuverdienstmöglichkeiten für Bezieher/-innen der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) auf das Arbeitsangebot, die öffentlichen Haushalte und die Zahl der Leistungsbeziehenden. Die Analyse beruht auf einem statischen Mikrosimulationsmodell (IAB-MSM), das ein ökonometrisches Arbeitsangebotsmodell beinhaltet und Daten des Sozioökonomischen Panel (SOEP) verwendet. Bei der Ermittlung der Effekte werden Wechselwirkungen mit den vorgelagerten Leistungen Wohngeld und Kinderzuschlag berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Arbeitsangebotseffekte moderat ausfallen, während die Effekte auf die Empfängerzahlen beim SGB II und bei Kinderzuschlag ebenso wie auf die Kosten dieser Leistungen deutlich sind. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Verbesserung der Hinzuverdienstmöglichkeiten für Erwerbstätige aus einkommensschwachen Haushalten, ohne gleichzeitig die Zahl der Grundsicherungsbeziehenden deutlich auszuweiten, nur durch umfassende Reformen gelingen kann, die das gesamte Steuer- und Transfersystem betrachten.
Die Stellungnahme enthält die Bewertung der IAB-Experten im Hinblick auf Inanspruchnahme, Arbeitsanreize und Arbeitsmarktintegration zum Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung des Wohngeldes (Wohngeldstärkungsgesetz - WoGStärkG) und zum Antrag der FDP-Bundestagsfraktion 'Bezahlbare Mieten sichern - Zielgerichtet unterstützten - Liberales Bürgergeld einführen' bei der Anhörung im Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen des Deutschen Bundestags am 25. September 2019. Nach Darstellung der Schnittstellenproblematik zwischen den bedarfsgeprüften Leistungen Arbeitslosengeld II, Wohngeld und Kinderzuschlag plädieren die Autorin und die Autoren für eine verbesserte Abstimmung der Leistungen, sowohl mit Blick auf Arbeitsanreize als auch zur Reduzierung der Kosten für die Inanspruchnahme. Sozialrechtliche Vereinfachungen und Harmonisierungen bei Leistungen und Anspruchsprüfungen seien erforderlich, um Bürokratiekosten zu senken und die Transparenz für die Betroffenen zu erhöhen. Das IAB schlägt die Einführung eines Erwerbszuschusses vor, der die drei bedarfsgeprüften Leistungen für Erwerbstätige ersetzt. Positiv gesehen werden daher die politischen Vorschläge zur Integration von Arbeitslosengeld II, Kosten der Unterkunft, Wohngeld und Kinderzuschlag in einer Leistung wie im 'Liberalen Bürgergeld' oder in einem 'Garantieeinkommen für Alle'. (Autorenreferat, IAB-Doku) ; The present IAB statement addresses the draft of a law to strengthen the housing allowance (Wohngeldstärkungsgesetz - WoGStärkG) and the proposal of the FDP parliamentary group to integrate the three existing means-tested benefits into a single transfer at the hearing in the Committee on Building, Housing, Urban Development and Local Government of the German Bundestag on 25 September 2019. After presenting the problems in the interplay of means-tested benefits, the authors argue for improved coordination between the means-tested benefits unemployment benefit II (Arbeitslosengeld II), housing allowance (Wohngeld) and supplementary child allowance (Kinderzuschlag) in order to increase incentives to work and to reduce the costs of benefit take-up. Legal simplification and harmonization of benefits and entitlement tests is necessary to reduce bureaucratic costs and increase transparency for recipients. The IAB proposes the introduction of an in-work benefit to replace the three means-tested benefits for employed persons. The proposals on the integration of unemployment benefit II, housing allowance and supplementary child allowance in a single benefit are assessed positively.
Erwerbstätige, die mit einem nur geringen Verdienst für sich oder ihre Familie sorgen müssen, können neben ihrem Erwerbseinkommen Sozialleistungen beziehen. Unter den passiven Sozialleistungen sind die Grundsicherung für Arbeitsuchende, das Wohngeld und der Kinderzuschlag zentral. Eine Reform der drei Leistungen ist angesichts der Komplexität der Transfersysteme und hoher Grenzbelastungen für Geringverdiener notwendig. Gezielte Verbesserungen in den Transfersystemen können zu mehr Beschäftigung unter Geringverdienern beitragen, ihre Inanspruchnahme unter Bedürftigen erhöhen und Einkommensungleichheiten abbauen. Die Bundesregierung greift die bestehende Problematik auf und kündigt eine Entbürokratisierung der Leistungen an. Zudem soll geprüft werden, wie Kinderzuschlag, Wohngeld und Unterhaltsvorschuss besser aufeinander abgestimmt werden können. Der Kinderzuschlag soll ausgeweitet und durch eine Reform die Arbeitsanreize für Bezieher erhöht werden. Generell sollen Familien und Alleinerziehende durch eine Erhöhung des Kindergeldes und einer Rechtsverschiebung der Eckwerte in der Einkommensteuer entlastet werden. In diesem Forschungsbericht untersuchen wir die Auswirkungen der im Koalitionsvertrag verabredeten Maßnahmen auf das Arbeitsangebot und die Einkommensverteilung. Die Effekte werden mit dem Mikrosimulationsmodell des IAB (IAB-MSM), das auf dem Sozio-ökonomischen Panel basiert, simuliert. Den Reformvorhaben der Großen Koalition wird eine umfassende Neuausgestaltung des Transfersystems gegenübergestellt. ; Employed persons with low earnings living in low-income households can receive social benefits in addition to their earned income. The three most important means-tested benefits available for low-wage earners in Germany are social assistance for individuals capable of working (Arbeitslosengeld II), housing allowance (Wohngeld) and the enhanced child allowance (Kinderzuschlag). There exists a distinct overlap between these three benefit programs, which creates a complex benefit structure with high marginal tax rates, which negatively affects the individual labour supply. Additionally, the three programmes are characterised by high rates of non-take-up, indicating that the effectiveness of the programs in reaching their target groups could be improved. Using the microsimulation model of the IAB (IAB-MSM), which is based on representative panel data, we analyse the outcomes of implementing an in-work benefit designed close to social assistance, which addresses the weaknesses of the existing system. We compare labour supply, distributional as well as fiscal effects with a benchmark scenario, a set of policy changes the German government has recently agreed on. The results show that the in-work-benefit is well targeted to low-income households.