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Eine zornige Frau: Brief aus Algier an die in Europa lebenden Gleichgültigen
In der Debatte um Identitätspolitiken setzt die algerische Feministin Wassyla Tamzali dem Mythos der kollektiven Identität die Erinnerung an den Kampf für Freiheit und Gleichheit entgegen. Sie verteidigt den universalistischen Feminismus der Gleichberechtigung gegen kulturalistische und postmoderne Einschränkungen. Ihre besondere Kritik gilt jenem Teil der europäischen Linken, die die Ideale und Ziele der Revolte von 1968 vergessen haben und sich kulturrelativistischem Denken ergeben. Diese Haltung hat in Algerien und Frankreich – wie auch in Deutschland – zu einer Stärkung orthodox-religiöser und fundamentalistischer Positionen und Gruppen geführt. Dass viele europäische Feministinnen einem Kulturrelativismus folgen, ruft bei Tamzali das Gefühl hervor, "zur Einsamkeit verurteilt" zu sein. Ihr Buch ist daher als Aufruf an die europäischen Freund*innen zu verstehen, ihr koloniales Schuldgefühl zu überwinden und den gemeinsamen Kampf für die unteilbaren Allgemeinen Menschenrechte weiter zu führen.