A main reason for the slow advance of a political theory of care is the conceptual differences between two strands of approaching care. Ethico-political approaches of care ask how to better perform supportive interactivities. They aim to bring the traditional concept of justice out of the centre to achieve room for other normative viewpoints such as attentiveness. The welfare-resourcing strand asks who provides support and how the fact of its performance is linked with society's unjust social structures. These researchers believe that making attentive interaction more central is likely to hinder a fairer distribution of needs-meeting activities, not help it.
Über das kommunale Wahlrecht von Einwohnern, die weder deutsche Staatsangehörige noch Unionsbürger sind, hat sich seit Längerem eine scharfe Kontroverse entwickelt. Es sind insbesondere zwei Positionen, die den Diskurs bestimmen und sich disziplinär und politisch verorten lassen: Die eine Position korrespondiert mit Ansätzen aus der rechtswissenschaftlichen Staatsrechtslehre, die andere greift Thesen der sozialwissenschaftlichen "Citizenship Studies" auf. Die Vertreter der ersten Position interpretieren die das Wahlrecht direkt und indirekt betreffenden Artikel des Grundgesetzes im Lichte einer umfassenden Konzeption von Staat, Volk, Souveränität, Staatsangehörigkeit und Nation. Im Mittelpunkt steht für sie die Konzeption vom Volk als Staatsvolk und damit die Legitimation autoritativer Entscheidungen, die der Staatsgewalt zuzurechnen sind. Demgegenüber verschieben die Verteidiger der zweiten Position den Akzent von der Autorität auf die Integration und fragen nach den Möglichkeiten gesellschaftlicher Integration und politischer Partizipation von Zuwanderern angesichts einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft. Während die erste Position sich an der Bewahrung des normativen Status quo orientiert und eine Veränderung nur für zulässig hält, wenn diese nachweislich mit bisherigen Verfassungsgrundsätzen übereinstimmt, entstand die zweite Position unter Bezugnahme auf einen theoretischen Ansatz, der den gesellschaftlichen Wandel für wünschenswert hält. Die Autorin thematisiert vor diesem Hintergrund das Wahlrecht als demokratietheoretische Frage und diskutiert die Zugehörigkeit ausländischer Staatsbürger zum "demos". (ICI2)
The special section on democratic theory discusses the lasting impact of the late Iris M. Young's (1949-2006) thought for political theory today. In his introductory essay, Peter Niesen suggests that the two central motives of Young's work, her political conception of justice addressed to phenomena of oppression, & her understanding of democracy as communicative rather than deliberative, are both oriented towards an ideal of maximal social inclusion as equals. The articles in the special section take up various facets of Young's thought, from gender difference to global inequalities to the theory of civil society & democratic public spheres. Inspired by Young's characteristic style, the contributions refer back to concrete social observations & perceptions of injustice in order to sharpen & revise the analytical & normative concepts of political theory. Ina Kerner gives a reading of Young's writings on the phenomenology of the female body, showing how Young purposely subverts the lines between 'essentialist' & artificial interpretations of sex & gender differences in order to use the resources of 'body language' as a reservoir of critique. Regina Kreide takes up Young's writings on global justice & the question of whether there exists a 'just way of producing' a T-Shirt, and, if not, who ought to be considered responsible for that fact. She discusses & modifies Young's 'social connection' model of responsibility as not involving strict individual liability for past action or inaction, but as involving collective duties geared to future relations. Moving from the theory of justice to democratic theory, Elisabeth Conradi invokes the practice of 'greeting' to suggest that argumentative democratic practices ought to be supplemented by alternative forms of inclusion & recognition. Sandra Seubert develops Young's idea of a civil society structured by group affinities & struggles. She suggests that support for marginalized groups need not necessarily strengthen a society's democratic credentials, as it may empower the destructive potential of 'uncivil' groups. Taken together, the essays document the rich inspiration still originating from Young's work. Adapted from the source document.
Der Beitrag analysiert Hannah Arendt als eine prominente unkonventionelle Intellektuelle, die sich bewusst gegen akademische und politische Zuordnungen gewehrt hat. Arendt bestand auf einem politischen Denken "ohne Geländer", das sich dem Neuen zuwendet, für das es noch keine klaren Maßstäbe gibt. Von diesem Ansatz her hat sie den Fragen der "politischen Urteilskraft" von Akteuren und Intellektuellen als Grundlage von Verantwortungsübernahme und Verantwortungszuschreibungen ausführliche Überlegungen gewidmet. Im Zentrum steht der achtsame Umgang mit und die achtsame Darstellung des Leides von Opfern. Arendts Buch geht auf Reportagen für den "New Yorker" zurück und stellt Eichmann als einen historisch neuen Typus des "Schreibtischtäters" vor, der nicht zu "echtem Denken in der Lage sei, da er sich nicht in die Position anderer versetzen könne". Arendt war mit dem Buch über den Totalitarismus Anfang der 1950er Jahre als brillante Leitfigur in den Kreis der jüdischen New Yorker Intellektuellen aufgenommen worden. Ihr wird durch das Eichmann-Buch diese Stellung streitig gemacht, weil sie ihre intellektuelle Brillanz - so der Vorwurf - auf Kosten der jüdischen Opfer demonstriert habe. Ähnlich argumentierte auch Gershom Scholem gegen sie. (ICA2)
Der Haushalt ist der Ort, an dem wirtschaftend alltäglichen Bedürfnissen nachgegangen wird. Zugleich bietet der Haushalt den Raum für einen sozialen Zusammenschluss. Im vorliegenden Beitrag wird der Haushalt - in seiner wirtschaftenden und seiner sozialen Funktion - auch als ein politisch relevanter Ort betrachtet: Dies geschieht am Beispiel der Wohngemeinschaft als einem "zivilgesellschaftlichen Zusammenschluss". Die Analyse ist durch folgenden Tatbestand motiviert: Der Begriff der Zivilgesellschaft ist zwar in aller Munde; was er umfasst und wo seine Grenzen liegen, ist jedoch nicht immer klar. Gewöhnlich wird die Zivilgesellschaft dem Markt und dem Staat als dritte Einheit gegenübergestellt. Eine politiktheoretische Auseinandersetzung mit dem Haushalt passt jedoch nicht in dieses gängige begriffliche Schema, gerade weil der Haushalt ökonomische und soziale Aspekte miteinander vereint. In der einschlägigen Zivilgesellschaftsliteratur wird daher der Haushalt im Hinblick auf seine politischen Implikationen bisher nicht beachtet. Um den Haushalt in seiner Bedeutung für die Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert zu verstehen, wird zunächst auf die "Politik" des Aristoteles und Hegels "Rechtsphilosophie" eingegangen. Aristoteles verbindet in seinem Begriff des Haushalts das Wirtschaften und die Gemeinschaft miteinander. Auch Hegel hat im Unterschied zur gegenwärtigen Zivilgesellschaftsdiskussion beides im Blick: den wirtschaftenden Aspekt der bürgerlichen Gesellschaft und die soziale Gemeinschaft, die er als Familie fasst. (ICA2)
Der Spruch "yes, we care" zeigt: Gesellschaftlich gibt es ein großes Interesse an Achtsamkeit, Sorge und Verantwortung. Dennoch lässt die philosophische Ethik diese scheinbar privaten Themen meist unberücksichtigt. Das Buch eröffnet neue Perspektiven, indem es die in verschiedenen europäischen Ländern entwickelte Ethik der Achtsamkeit und Sorge - "Ethics of Care" - transdisziplinär präsentiert. Im Zentrum stehen die Fragen, wie Versorgung gelingend zu gestalten ist und wie der Umgang mit menschlicher Verletzbarkeit und Abhängigkeit unser politisches Zusammenleben bestimmt. Mit Beiträgen unter anderem von Marian Barnes, Sophie Bourgault, Mieke Grypdonck, Helen Kohlen, Sandra Laugier, Christoph Rehmann- Sutter, Andrew Sayer, Christina Schües, Hilal Sezgin und Helena Sensöta.