Wettbewerb im Hörfunk in Deutschland: eine industrieökonomische Analyse
In: Schriften zur Medienwirtschaft und zum Medienmanagement 2
Der Hörfunk steht in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion meist im Schatten des Fernsehens, obwohl er ebenso stark genutzt wird und noch stärker reguliert ist. Dies rechtfertigt eine eingehende Untersuchung. Die Arbeit basiert auf dem industrieökonomischen Marktstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-Paradigma. Zunächst werden die Märkte, auf denen Hörfunkveranstalter agieren, identifiziert. Hörfunkveranstalter sind neben zwei Arten von Absatzmärkten, den Hörer- und den Werbemärkten, auf Distributions- und Inputmärkten tätig. Für diese Marktbereiche werden detaillierte Marktabgrenzungen vorgenommen, die die Grundlage und Argumentationsbasis für die weitere Arbeit bilden. Im anschließenden Kapitel wird untersucht, ob und inwieweit die Argumente, die in der ökonomischen Literatur für die Rechtfertigung sektorspezifischer Regelungen herangezogen werden, auf den Hörfunk anwendbar sind und einer ökonomischen Analyse standhalten. Im Ergebnis zeigt sich, dass nur in Teilbereichen des Hörfunks Marktversagen vorliegt. - Anschließend erfolgt eine Analyse der Hörfunkmärkte in Deutschland. Die Darstellung der institutionellen Rahmenbedingungen offenbart hohe staatliche Marktzutrittsbarrieren für private Hörfunkveranstalter. Die Marktanalysen zeigen die Dominanz der öffentlich-rechtlichen Veranstalter und damit verbundene Ineffizienzen auf. Als Beispiel für einen liberalen Ordnungsrahmen im Rundfunk wird anschließend das Hörfunksystem der USA vorgestellt. Der Vergleich mit Deutschland anhand verschiedener Merkmale zeigt viele Vorteile des amerikanischen Systems. Die Diskrepanz zwischen den klaren ökonomischen Ergebnissen einerseits, dass nur in kleinen Teilbereichen des Hörfunks eine sektorspezifische Regulierung erforderlich ist, und der beobachtbaren Regulierungsdickichte in Deutschland andererseits legen ordnungspolitische Empfehlungen nahe, die im abschließenden Kapitel skizziert werden. Diese Vorschläge zielen auf einen deregulierten, von staatlicher Dominanz befreiten wettbewerblich ausgerichteten Hörfunk in Deutschland ab. Sie umfassen vor allem eine explizite Aufgabenzuweisung für den öffentlichen Hörfunk mit einer Beschränkung auf Angebote, die die privaten Programme ergänzen. Die daraus resultierende erhöhte Wettbewerbsintensität zwischen einer größeren Anzahl privater Hörfunkveranstalter lässt erhebliche Effizienzsteigerungen und größere Auswahlmöglichkeiten für die Konsumenten erwarten.