Armut durch Wohlstand -- I. Eine Gesellschaftstheorie sozialer Ungleichheit -- Die unendliche Geschichte oder die Pauperinnen der Industrialisierung werden Postmodern... -- Regulation, Nach-Fordismus und "global cities" — Ursachen der Armut -- Differenzierung und Desintegration Staatliche Regulierung auf ihrem Weg in die Krise! Wege aus der Krise? -- Creaming the poor? — die Underclass-Debatten in Großbritannien und Deutschland -- Sozialstruktur und Armut in der nach-fordistischen Gesellschaft -- Die Krise der Erwerbsgesellschaft aus feministischer Sicht -- Sexismus, Rassismus und Armut -- II. Raum als Merkmal sozialer Ungleichheit und Armut -- Die räumliche Dimension städtischer Armut -- Sozial-räumliche Milieus der Armut -- III. Armut als Folge rationaler Modernisierung — Das Fallbeispiel Hamburg -- Stadtentwicklung in Hamburg zwischen 'Unternehmen Hamburg' und, 'Sozialer Großstadtstrategie' -- Hinweise zu den Autorinnen.
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Das Buch will dazu beitragen, den Begriff "Lebensstile" zu klären und zu konkretisieren. Städte, insbesondere Großstädte, sind Orte, in denen gegenwärtig wieder Lebensstilisierung bewusst zur sozialen Positionierung und sozialen und räumlichen Abgrenzung eingesetzt wird.
Die mangelnden Fortschritte in der aus ökologischen Gründen notwendigen Verkehrswende sind trotz gewisser technologischer Entwicklungen der Fahrzeugtechnik zum einen auf Lock-in-Effekte (Infrastrukturen, Pfadabhängigkeiten bei politisch-planerischen Entscheidungen) und zum anderen auf ein nach wie vor wenig verändertes Mobilitätsverhalten zurückzuführen (sog. Rebound-Effekte). Warum sich Menschen häufig "irrational", "eigensinnig" und in der Summe wenig nachhaltig verhalten, kann bislang nicht ausreichend gut erklärt werden. Nach der Darstellung der aktuellen Diskussion zu sozialwissenschaftlichen Handlungstheorien im deutschsprachigen Raum werden in diesem Beitrag empirische Ergebnisse der Studie "mobility2know" (m2k) vorgestellt, in der der Ansatz der Sinus-Milieus® angewendet wurde, um unterschiedliches Mobilitätsverhalten beschreiben und erklären zu können. In Bereichen hoher Wahlfreiheit können mit dem Milieu-Modell die Unterschiede innerhalb strukturgleicher Gruppen (also innerhalb von Alters-, Geschlechts-, Haushalts-, Bildungs- und Einkommenskategorien) recht gut erklärt werden - ansonsten überwiegen die bekannten Zwänge aus eingeschränktem Zugang, mangelnder Erreichbarkeit und haushaltssowie personenbezogenen Constraints. Auch wenn es Aspekte gibt, bei denen der Milieu-Ansatz zu besseren Erklärungen unterschiedlichen Mobilitätsverhaltens führt, so muss überlegt werden, ob sich der recht hohe Erhebungsaufwand lohnt. ; The little success of the turn for more sustainable mobilities that is needed due to ecological reasons is - even if of some developments of vehicle technologies - is caused on the one hand by lock in-effects (infrastructures, path dependencies of governance and spatial planning) and on the other hand by so called rebound effects of a hardly changed mobility behaviour. Why people often be mobile in an "irrational" or "wayward" manner, which in sum is not sustainable at all, cannot be explained right now in a proper manner. After a brief overview of the recent discussion about behavioural theories within the German speaking community empirical results of the study "mobility2know" (m2k) are presented and discussed. Within that study Sinus- Milieus® had been exerted to describe and explain the variety of different mobility behaviour. In fields of a broader freedom of choice the differences within social groups - defined by socio-demographic (age, gender, household-types) or socio-economic categories (educational level, income) - can be explained very well, while in those aspects where access is restricted or car dependencies exist the well-known constraints of individuals and households can be demonstrated. Even if there are some aspects, for which the milieu concept leads to better explanation of mobility behaviour, quite exacting inquiry expenses must be considered.
Der gesellschaftliche Modernisierungsprozess (gesellschaftlicher Wandel) nimmt gegenwärtig weltweit an Intensität zu. Wesentliche Treiber sind technologische Entwicklungen, welche neue Produkte und Dienstleistungen erzeugen sowie Arbeitsverhältnisse, Kommunikation und Medienkonsum verändern und auf vielfältige Weise das berufliche und private Leben und damit auch die Mobilität neu prägen. Diese Trends verstärken zudem die seit den 1970er Jahren bestehenden wirtschaftlichen und geografischen Disparitäten (wachsen vs. schrumpfen) auf allen räumlichen Maßstabsebenen. In diesem Kontext werden darüber hinaus die Schieflagen zugunsten der Zentren und zulasten der regionalen und ökonomischen Peripherien durch politisch-planerische Entscheidungen zum Aus- und Rückbau von Verkehrsinfrastrukturen und -angeboten meist verstärkt. Für die Entwicklung der Verkehrsträger und der Mobilität sind ein weiterer wesentlicher Treiber die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Klima- und Umweltentwicklung, welche aktuell die politische Steuerung hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs und der Menge der Emissionen von Treibhausgasen neu bestimmen. Die Folge sind zum einen verstärkte Anstrengungen, den technologischen Wandel im Sinne einer höheren Energieeffizienz zu forcieren, und zum anderen wird - noch zögerlich - auf Verhaltensänderungen und neue umweltfreundliche Mobilitätsund Lebensstile gesetzt. Um nachhaltigere Lebensweisen forcieren und Rebound- Effekte minimieren zu können, bedarf es allerdings vertiefter Forschungen in den Bereichen der Sozialpsychologie (Motivation und Coping-Strategien) sowie der Segmentierung unterschiedlicher Zielgruppen im Bereich der Soziologie und Sozioökonomie. ; Recently societal modernisation dynamics (social change) increase worldwide. Technological developments are important drivers, which lead not only to new products, services and working conditions, but also impact both professional and private life. These trends are boosting further the existing spatial disparities concerning economic and demographic developments (growing vs. shrinking) on all territorial levels. Moreover, decisions in the fields of politics, spatial and transport planning often are deepening the clashes in favour of the centres and at the expense of the regional and economic peripheries. Further relevant drivers of transport system and supply development are the awareness of the results of natural science research about climate and environment processes, which are setting the frame for political goals concerning the consumption of resources and the amount of emissions of greenhouse gases. Strategies are on the one hand intensified efforts to make technological developments in favour of improved energy efficiency and on the other hand - even though more assertive - to foster new mobility modes and new environment friendly mobility- and life-styles. However, to improve a more sustainable way of life and to minimize rebound effects more detailed socio-psychological research (motivation and coping strategies) as much as research about segmentation of relevant target groups is needed in the fields of sociology and socio-economy.
Die Analyse der Segregation migrantischer Gruppen stand nicht nur am Anfang der Stadtsoziologie der Chicagoer Schule, sondern ist auch heute noch einer der zentralen Bereiche der Stadt- und Raumsoziologie. Zudem wird die Konzentration bestimmter Zugewanderter in Stadtteilen seitens der Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit sehr emotional und normativ behandelt sowie meist durchweg abgelehnt. Dieser Einschätzung steht jedoch allenfalls eine geringe wissenschaftliche Evidenz hinsichtlich der Verhinderung/Unterstützung von sozialer Kohäsion gegenüber. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Zum einen sind "Nationalität" und "Zuwanderungshintergrund" keine sinnvollen sozialwissenschaftlichen Kategorien, da der Zusammenhang zu integrationsrelevanten Einstellungen und Verhaltensweisen aufgrund der starken Binnenvariation weiterer Ungleichheitsmerkmale gering und offensichtlich weiter schwindend ist. Ein zweiter Grund ist, dass mögliche Nachbarschafts-/Ortseffekte von Quartieren mit hohem Ausländeranteil bislang nicht systematisch untersucht wurden. Drittens können empirische Erkenntnisse aus anderen Studien aufgrund der hohen Orts- und Zeitabhängigkeit sozialräumlicher Phänomene kaum in vergleichenden Analysen übertragen werden. Schließlich stellt sich vor dem Hintergrund der Wirkung sozialer Netze und der hohen Mobilität in der Stadt die Frage, zu welchem Grad die unmittelbare Wohnumgebung als (nahezu ausschließliche) Sozialisationsinstanz angesehen werden kann. Abschließend wird auf die Defizite einer Migrations-Soziologie hingewiesen, so lange sie nicht in der Lage ist, sozialräumliche Typologien zu entwickeln, mit denen sich integrationsrelevante Einstellungen und Verhaltensweisen beschreiben und erklären lassen. ; The analysis of segregation of migrants not only was one of the starting points of Chicago School of urban sociology, but is up to now still one of the central aspects of urban and spatial sociology. Moreover, the debate about the spatial concentrations of specific migrants in policies, administration and the public is rather emotional and normative. Spatial concentrations are refused mainly without any exception. However, this position is lacking a proper statistical evidence for either support or prohibition of social cohesion. There are some reasons for this mismatch: First of all, 'nationality' and 'migration experience' are no sufficient categories of social sciences, as the correlation with relevant attitudes and behaviour is small (and obviously shrinking) due to the internal variance within these broad groups. Second, supposable neighbourhood/place effects of neighbourhoods with high rates of foreigners are not systematically analysed up to now. Third, empirical results of other studies can hardly be used in a simple comparative analysis, as these results are highly dependent from place and time. Forth, considering the impact of social media and the high mobility rates within cities, the immediate neighbourhood cannot be understood as the almost exclusive area of socialisation. Finally, deficits of migration sociology are mentioned, particularly as no proper socio-spatial typologies are developed in this field so far to describe and explain attitudes and behaviour which are relevant for integration. ; 21
Der Abbau räumlicher Disparitäten hat sowohl innerhalb der Europäischen Union (EU), als auch innerhalb der Nationalstaaten Verfassungsrang. Dennoch haben sich die Disparitäten auf nahezu allen Maßstabsebenen in den letzten Jahrzehnten (wieder) verstärkt. Der Grund hierfür ist das Spannungsverhältnis aus Wachstums- und Ausgleichspolitik bzw. der Widerspruch aus den Zielsetzungen einzelner Fachpolitiken gegenüber den eher schwachen Instrumenten der Kohäsionspolitik.
Die residentielle Segregation - verstanden als die ungleichmäßige Verteilung der Wohngelegenheiten sozialer Gruppen - wird über Segregationsindices als relative Abweichung der Anteilswerte in städtischen Teilgebieten gegenüber der Gesamtstadt gemessen. Diese Durchschnittswerte sagen jedoch nichts darüber aus, ob es in einer städtischen Agglomeration "problematische" sozialräumliche Konstellationen gibt, sie haben daher keinen kommunalpolitischen oder stadtentwicklungsplanerischen Wert. Zudem kann nichts über die Ursachen ausgesagt werden und die meist genannten Zusammenhänge (Abhängigkeit von der Größe der Minorität; Segregation verhindere die Integration von Minderheiten) sind entweder widersprüchlich oder falsch. Hinweise zur Verringerung (x Prozent müssen umziehen, um eine Gleichverteilung zu erzielen) sind zudem mathematisch falsch und normativ hoch aufgeladen. Die ursprüngliche wissenschaftliche Betrachtung richtete sich jedoch auf die Konzentration von Mitgliedern von Minoritäten in bestimmten Quartieren. Auch hier sind sich die kommunalen Stakeholder einig: Man solle eine soziale Mischung anstreben. Für die Wirksamkeit gibt es jedoch keinen empirischen Beleg, schon gar nicht ist man sich über "Mischungsverhältnisse" oder die angemessene Maßstabsebene einig. Schließlich können ähnliche sozialstrukturelle Konstellationen einerseits zu "überforderten Nachbarschaften" oder andererseits zu integrativen multi-nationalen und multi-kulturellen Quartieren führen. ; Residential segregation - understood as the unequal distribution of the dwellings of social groups - is measured by indices of the relative divergence of proportions of social groups within quarters in relation to the mean of the entire city. However, these averages provide no information about whether "problematic" socio-spatial constellations exist in an urban agglomeration and are therefore of no value for local politics or town planning. Moreover, nothing can be stated about causes and most of the named interdependencies (dependent on the size of the minority; segregation hinders the integration of minorities) are either contradictory or wrong. Additionally, advice on reducing segregation (x percent have to move in order to achieve an equal distribution) is both mathematically incorrect and normatively boosted. The original scientific observations, however, are concerned with concentrations of minorities within specific quarters. Local stakeholders share a joint position, seeing a social mix as the goal. However, there is no empirical proof about the effectiveness of a social mix in supporting social integration. Moreover, there is no agreement about "good" proportions of mixing or the appropriate scale on which these should be achieved. Indeed, the same socio-structural concentrations can result in "overstrained neighbourhoods" or, on the other hand, in well-integrated and multi-cultural neighbourhoods.
AbstractAnalysing the social situation of hyperghettos in Chicago and the banlieues in Paris, Loïc Wacquant goes far beyond the empirical comparison by detecting the underlying logics of social polarization. Thus, he contends that each society produces its own social inequalities through its respective power relations and that place matters for social exclusion processes. This fact, however, should not be analysed simply by structural factors. Therefore, a theory of space is needed by which it is possible to explain the inner logics of socio‐spatial exclusion. Following the theory of the self‐recruiting of the upper classes by Pierre Bourdieu (the structure–habitus–practise reproduction formula) this theory has to connect the macro level (market economy, neoliberal regulation, the production of images, goals and attitudes towards social justice, etc.) which explains the logics of regulation and class composition, the meso level (territories and places with their own logics, social structures and social relations in networks — bridging or bonding) and the micro level (with its subjective constructions of realities and everyday behaviour). The commentary concludes with the question why critical books like Urban Outcasts are so rare and argues that the 'economy of awareness' is negatively impacting on the scientific community.Résumé Dans Urban Outcasts (Parias urbains), analyser la situation sociale des hyperghettos de Chicago et des 'banlieues' de Paris conduit Loïc Wacquant au‐delà de la comparaison empirique en détectant la logique sous‐jacente de la polarisation sociale. En conséquence, il affirme que chaque société produit ses propres inégalités sociales au travers des relations de pouvoir en place, et que le lieu joue un rôle dans les processus d'exclusion sociale. Néanmoins, ce fait ne devrait pas être analysé uniquement selon des facteurs structuraux. Il faut donc une théorie de l'espace permettant d'expliquer la logique interne de l'exclusion socio‐spatiale. Partant de la théorie de Pierre Bourdieu sur l'auto‐recrutement des classes supérieures (formule de reproduction: structure, habitus, pratique), cette théorie doit relier trois niveaux: le niveau macro (économie de marché, régulation néolibérale, production d'images, objectifs et attitudes en faveur de la justice sociale, etc.) qui explique la logique de la régulation et de la composition des classes; le niveau méso (territoires et lieux ayant chacun leur logique, leurs structures sociales et leurs réseaux de relations sociales, qu'ils soient bonding ou bridging); le niveau micro (avec ses interprétations subjectives des réalités et du comportement au quotidien). En conclusion, le commentaire se demande pourquoi les livres critiques comme Urban Outcasts sont aussi rares et préconise que 'l'économie de l'attention' a un impact négatif sur la communauté scientifique.
In dem Beitrag wird darüber reflektiert, dass Architektur und Städtebau in ihren sozial selektiven Auswirkungen und Bedeutungen strategisch bewusst eingesetzt werden (beispielsweise beim "branding" eines Standortes oder beim "designing out" sozialer Problematik aus dem innenstadt-nahen öffentlichen Raum). Die These ist, dass die Instrumentalisierung der Architektur zur "Reinigung" des öffentlichen Raumes resp. zur Markenbildung von Städten, Regionen und Nationalstaaten eine ausgrenzende Wirkung gegenüber weniger erwünschten sozialen Gruppen entfaltet. Dazu steht nicht im Widerspruch, wenn ex-post dieser Fakt entschuldigend resp. schulterzuckend zur Kenntnis genommen wird. Mit dem Beitrag wird das Ziel verfolgt, die Zusammenhänge zwischen dem Bau spektakulärer Gebäude, dem internationalisierten Architekturdiskurs und der ausgrenzenden Wirkung semiotischer Signale zu verdeutlichen. (ICF2)
Vor dem Hintergrund mehrheitlich monodimensionaler Ansätze, auf die die Städte mit ihren strategischen Planungen zu reagieren haben, verdeutlicht der Beitrag die Regulationsweise, die sich aus dem Wechsel zu verstärkter strategischer Planung ergibt. Gerade durch die Ansätze der Regulationstheorie rückt das Entstehen neuer flexibler Steuerungsmechanismen von politisch-administrativen, aber auch zivilgesellschaftlichen Einheiten in den Mittelpunkt der Überlegungen. Im ersten Schritt erfolgt zunächst eine Ableitung des Begriffs der strategischen Planung aus der 'Kriegskunst' und dem unternehmerischen Management. Zudem werden grundlegende Positionen der Strategischen Raumplanung diskutiert. Im zweiten Schritt werden sodann die Herausforderungen für Städte, Regionen und Nationalstaaten durch den 'strategic shift' dargestellt. Im dritten Schritt gilt das Augenmerk der Tatsache, dass sich die 'individuellen' Konzepte für die Gestaltung der Zukunft der Städte sehr ähneln. In diesem Zusammenhang werden hier die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Strategien europäischer Großstädte nach (1) den Inhalten, (2) Diskursen und (3) strategischen Allianzen betrachtet. Im vierten Schritt widmet sich der Autor abschließend der Frage, ob es Alternativen zum Mainstream gibt oder Hoffnungen von PlanerInnen nur in Nischen ökonomischen Desinteresses möglich sind. (ICG2)