In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 68-69
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 94-117
"Die Nützlichkeit des Konzeptes der Postmoderne wird in der Soziologie häufig angezweifelt. Demgegenüber vertrete ich die Meinung, daß es ein wichtiger Bezugspunkt für theoretische und methodologische Analysen sein kann. Voraussetzung dafür ist die Unterscheidung der Diskurse, in denen das Attribut 'postmodern' verwendet wird, so im Alltag, in der Ästhetik (Literatur-, Architektur-, Kunst- und Musikritik), in der Philosophie (Sprachtheorie, Wissenschaftstheorie, Sozialphilosophie) und der Soziologie. Hier gebt es zunächst um den Anschluß an und die Differenz zu Theorien der Modernisierung und im weiteren darum, in wissens- und wissenschaftstheoretischen Untersuchungen den sozialen Tatbestand der zunehmenden Verbreitung des Konzeptes in den genannten Diskussionen und seine Rolle in zeitdiagnostischen Texten zu analysieren. Dabei ergeben sich Bezüge zu den gegenwärtig lautenden Auseinandersetzungen über die Relevanz unserer Disziplin. Ich werde die Auffassung begründen, dass Theorien der Postmoderne eine allgemeine heuristische Hypothese zur Zeitdiagnose beinhalten. Auf dieser Basis werde ich unter Bezug auf aktuelle Beispiele aus der Forschung darlegen, wie eine fruchtbare Auseinandersetzung mit den Ideen, Thesen und Prognosen zur Postmoderne geführt werden kann." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 255-270
"Der verschärfte Wettbewerb auf globalen Märkten scheint unter heutigen Bedingungen (paradoxerweise) ein hohes Maß an Kooperation in den Austauschbeziehungen zwischen industriellen Organisationen zu erzwingen. Anonyme Marktbeziehungen sind aus der Sicht der meisten Unternehmen offenbar längst nicht mehr hinreichend, um dem Druck der Konkurrenz standhalten zu können. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Frage nach den Bedingungen der Genese von engen und vertrauensbasierten Beziehungen zwischen ökonomischen Akteuren ihre besondere Bedeutung und Aktualität. Dieser Beitrag knüpft nicht an die in der ökonomischen Literatur üblichen Modelle zur Erklärung von Kooperation unter eigennützig handelnden Individuen an, sondern geht von der Einsicht in die Eingebundenheit ökonomischen Handels in soziale Rahmenstrukturen aus (Granovetter). Vertrauen wird als ein genuin soziologisches Konzept rekonstruiert, das auf einen grundlegenden Mechanismus zur Koordination von Erwartungen und Handlungen zwischen sozialen Akteuren referiert. Unter Bezugnahme auf Luhrnann, Coleman und den New Institutionalism wird die Leistungsfähigkeit, aber auch die Fragilität dieses Koordinationsmechanismus diskutiert. In diesem Zusammenhang wird insbesondere der Frage nach den Möglichkeiten der Minimierung des (theoretisch wie praktisch) niemals auszuschließenden Risikos nachgegangen, welches darin besteht, daß Vertrauen mißbraucht werden kann. Im Anschluß daran wird ein begriffliches Konzept entwickelt, welches die Rolle institutioneller Rahmenstrukturen bei der Entwicklung von vertrauensbasierten Beziehungen genauer bestimmt. Diese theoretischen Überlegungen werden anhand empirischer Forschungen auf ihre Tauglichkeit für die Analyse unterschiedlicher Muster der sozialen Organisation zwischenbetrieblichen Handelns überprüft. Dabei werden verschiedene Formen von Vertrauen differenziert und ihre jeweiligen strukturellen Voraussetzungen in internationalvergleichender Perspektive (Deutschland - Großbritannien) diskutiert." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 764-778
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 402-420
"Der Beitrag verbindet theoretische Ansätze der Rechtssoziologie, ihre Vorarbeiten über die gesellschaftliche Bedeutung von Recht für soziale Integration und Exklusion mit der in der feministischen Theorie auch international breitgeführten Debatte um Geschlechterdifferenz. Ausgehend von einem prozeduralen Rechtsverständnis wird in Anlehnung, aber auch in einer inhaltlichen Kritik an der Diskurstheorie des Rechts insbesondere die Rolle sozialer Bewegungen für die Erweiterung und Neukonstitution sozialer Staatsbürgerrechte diskutiert. Am Beispiel der Frauenbewegungen als eine der 'Schlüsselfiguren der modernen Zivilgesellschaft' (Cohen/ Arato) werden die verschiedenen Stufen im Kampf um Bürgerrechte und damit um politische, bürgerliche und soziale Gleichberechtigung vorgestellt, um anhand dieser historisch empirischen Analyse die Dimensionen feministischer Rechtskritik zu entfalten: eine rechtssoziologisch empirische, eine moraltheoretisch begründete sowie die feministischen Theorien zur Geschlechterdifferenz. Die Frage, wieviel Differenz zur Herstellung von Gleichheit oder Gerechtigkeit im Geschlechterverhältnis zu berücksichtigen bzw. inwieweit von ihr zu abstrahieren ist, hat unterschiedliche politische Strategien auch in den Frauenbewegungen provoziert und trifft gegenwärtig ins Zentrum der Diskussionen über Liberalismus, Kommunitarismus und Zivilgesellschaft. Die Erörterungen zielen auf den Versuch, ein dynamisches Konzept von Recht und sozialen Bürgerrechten zu begründen, das notwendigerweise die Teilhabe und Inklusion auch der Frauen voraussetzt." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 389-401
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 696-709
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 324-342
"Der Terminus 'Hausfamilie' ist bisher nicht in der mit Haushalten und Familien beschäftigten sozialwissenschaftlichen Forschung präsent. Gemeint sind zwei oder mehr scheinbar selbständige Privathaushalte (vorwiegend im ländlichen Raum), die von Mitgliedern desselben Familienverbandes bewohnt werden und 'unter einem Dach' lokalisiert sind. Z. B.: Ein verheiratetes Paar um die 50 (er Facharbeiter in der Automobilindustrie, sie Verwaltungsangestellte) lebt zusammen mit dem noch minderjährigen, ledigen Sohn (17, Auszubildender) in der Hauptwohnung eines Einfamilienhauses. In der Einliegerwohnung im Souterrain residieren die Eltern des Ehemannes (beide um 75 und Rentner), das Appartment im Dachgeschoß wird von einer Tochter (23, Bankangestellte) mit Ihrem Lebensgefährten (25, Elektriker) bewohnt. Hausfamilien scheinen vor dem Hintergrund modernisierungs- und individualisierungstheoretischer Ansätze auf den ersten Blick ebenso eine anachronistische Erscheinung zu sein, wie angesichts der bekannten Haushaltsstrukturverschiebungen und des Wandels familialer Lebensformen. Sie stellen jedoch aufgrund der großen räumlichen - und wie sich zeigen wird: sozialen - Nähe der Teilfamilien eine Sonderform ländlichen Familienlebens dar, deren quantitative Bedeutung und deren Funktionen bei der Organisation familialer Unterstützungsnetzwerke nicht zu unterschätzen sind. Der Frage nach dem quantitativen und qualitativen Stellenwert von Hausfamilien soll mit dem Vortrag nachgegangen werden, wobei ich mich auf die Daten einer regionalen Studie stütze, in der das Konzept 'Hausfamilie' erstmals umgesetzt und operationalisiert wurde. Im Rahmen einer computergestützten telefonischen Befragung haben wir im Herbst 1995 3.318 Mitglieder von 582 Hausfamilien untersucht. An diesen Daten sollen die Zusammensetzung, die interne Vernetzung und die Funktionen von Hausfamilien verdeutlicht werden." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 740-749
"Die Globalisierung wirtschaftlichen Handelns im Allgemeinen und die Integration des europäischen Marktes im Besonderen sind neue Umweltbedingungen, die nationale Politik und Wirtschaft unter erheblichen Anpassungsdruck setzen. Nationalstaaten auf der einen Seite scheinen an Handlungs- und Steuerungskapazität in einem globalen Umfeld verloren zu haben. In immer mehr Politikfeldern ist es die Europäische Union oder auch 'internationale Regime', deren Harmonisierungs- und Deregulierungspolitiken auf eine Angleichung der Spielregeln des weltweiten Wettbewerbes abzielen. Marktteilnehmer auf der anderen Seite geraten jetzt unter zunehmenden Wettbewerbsdruck: entweder haben sie sich als 'global players' auf dem Weltmarkt zu behaupten oder sie teilen sich sinkende Gewinnmargen auf dem heimischen Markt. Beide Strategievarianten aber lassen kollektives Handeln auf nationaler Ebene immer schwieriger erscheinen - wo früher Verbände oder kooperative Formen von Selbstorganisation Akteuren zur 'Selbststeuerung' verhalfen, scheint jetzt die marktliche Koordination Einzug zu halten. Ein schwacher Nationalstaat und eine entsprechend schwache intermediäre Ebene würden gemäß dieses pessimistischen Szenarios das neue Steuerungsmodell globalisierter Wirtschaftssektoren kennzeichnen. Vor diesem Hintergrund wird am Beispiel der Transformation des deutschen Börsensektors, eines Sektors, der wohl wie kein zweiter von einer räumlichen Entgrenzung seiner Geschäftstätigkeit betroffen ist, gleichzeitig aber weltweit durch ein stabiles Modell von Selbstregulierung gekennzeichnet war, aufgezeigt, daß eine Stärkung der Marktkräfte auf nationaler Ebene einhergehen kann mit einer gleichzeitigen Stärkung des Nationalstaates. Der Staat agiert jetzt als regulativer Staat, der als territoriale Zentralinstanz wichtig wird, um globale Spielregeln bi- und multilateral auszuhandeln und dessen Legitimität benötigt wird, um diesen Regeln international Glaubwürdigkeit zu verleihen." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 1075-1087
"Politische Begriffe haben oft ein beträchtliches Alter. Sie werden im Laufe der Zeit durch Anpassung an veränderte Verhältnisse abgeschliffen und dadurch undefinierbar, bleiben aber trotzdem auf dem Markt der öffentlichen Meinung. Am Begriff des politischen Entscheidens soll überprüft werden, ob das notwendigerweise so ist. Politisches Entscheiden wird entweder im Schema der unvermeidlichen Willkür und der notwendigen Beschränkung definiert. Dies Schema stammt aus der Diskussion über Souveränität Oder man orientiert sich am allgemeinen Entscheidungsbegriff Entscheiden wird dann als Auswahl unter Alternativen begriffen und das Politische in der Art der Alternativen gesehen. Das läuft auf die Zurechnung auf ein "Subjekt" hinaus. Die Willkür der Auswahl wird durch eine mystische Größe, nämlich durch Mystifikation eines uneinsichtig operierenden Subjekts interpretiert. Beide Versionen geben keinen zureichenden Einblick in die Entscheidungspraxis der Politik. Diese gängigen Versionen lassen sich dadurch ersetzen, daß man Entscheiden als Wiedereinführung von Zeit in die Zeit auffaßt; oder in anderen Worten: als Wiedereinführung eines Unterschieds von Vergangenheit und Zukunft in den gesellschaftlich vorgegebenen Unterschied von Vergangenheit und Zukunft. Dies Wiedereinfuhren geschieht dadurch, daß Ausschnitte der (unabänderlichen) Vergangenheit und Ausschnitte der (unvorhersehbaren) Zukunft als kontingent, als auch anders möglich begriffen werden Dazu muß die Entscheidung thematisch eingeschränkt werden Beispiel: Ladenschlußzeiten, Maastricht II, Rinderseuche. Dann kann man sehen, daß die Vergangenheit, obwohl unabänderlich, die Gegenwart auch anders hätte bestimmen können; und daß die Zukunft, obwohl unbekannt, als Oszillation im Rahmen bestimmter Unterscheidungen begriffen werden kann. Entscheiden in diesem Sinne ist Kontingenzmanagement. Es kommt nicht, oder nur in zweiter Linie, darauf an, wer entscheidet, obwohl jedem Beobachter freigestellt bleibt, sich am Subjekt des Entscheiders zu orientieren." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 237-240
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 750-763
"In der alten Bundesrepublik haben die industriellen Beziehungen jahrzehntelang eine herausragende Scharnierfunktion zwischen System- und Sozialintegration wahrgenommen. Die aktuelle Debatte um intensivierte Globalisierung schürt Zweifel, ob diese Funktion und ihr institutioneller Rahmen in Zukunft noch Bestand haben können. Nach einer verbreiteten Deutung begünstigt ökonomische Gloablisierung Kapitalismen, in denen kollektivvertraglich geregelte Lenkungssysteme traditionell geringer entwickelt sind. Als Konsequenzen für den 'rheinischen Kapitalismus' deutscher Prägung werden genannt: Aufzehrung sozialstaatlicher Regulierungskapazität, Druck auf kollektive Verhandlungssysteme, schwindende Integrationskraft intermediärer Organisationen und eine neuartige Heterogenisierung der Gesellschaft mit demokratiegefährdenden Potentialen. In Auseinandersetzung mit solchen Auflösungsszenarien formuliert der Beitrag eine andere These: Danach handelt es sich bei der Ausweitung transnationaler Untemehmensaktivitäten um riskante Strategien, deren Gelingen - auch - von kompatiblen Formen der Interessenvertretung und Regulierung abhängt. Transnationale Unternehmensnetzwerke bleiben letztlich auf eine Einbettung ihrer Aktivitäten in ortsgebundene Interaktionszusammenhänge angewiesen. Das spricht für einen neuartigen Regulationsbedarf, der innerhalb der bestehenden institutionellen Konfiguration jedoch kaum zu befriedigen ist. Es kommt zu einer anomischen Konstellation: Dem sich durchsetzenden neuen Muster internationaler Arbeitsteilung fehlt das 'regulierende soziale Band', eine kompatible Regulationsweise mit geeigneten Institutionen und kompromissfähigen Akteuren." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 941-951
"Trotz aller Krisen der Moderne bewegen sich die meisten von uns ja keineswegs panisch durch den Alltag. Und das liegt offensichtlich nicht daran, daß die statistische Lebenserwartung in modernisierten modernen Gesellschaften - allen nuklearen, genetischen und ökologischen Katastrophen zum Trotz - noch immer ansteigt, sondern an sehr viel intimeren Konstellationen. In der Regel haben wir ja durchaus das Gefühl, Organisatoren unseres Lebenslaufs zu sein. Selbst wenn die Dinge anders verlaufen, als wir uns gewünscht oder vorgestellt hatten, nehmen wir Korrekturen unserer Lebensplanung gewöhnlich unter dem Eindruck persönlicher Autonomie vor. Dieser intuitiven Einstellung zum Leben scheint auch die Tatsache nichts anhaben zu können, daß unsere sozialen Praxen, die entscheidenden Gesellungs- und Vergemeinschaftungsformen, unsere Arbeits- und Konsumgewohnheiten, unser gesamter Lebensstil sich drastisch geändert haben. Auch die unübersehbaren Individualisierungsprozesse, denen wir ausgesetzt sind, modifizieren unsere biographischen Grunddispositionen nur sehr allmählich. Die Hintergrundgewißheit einer relativen 'inneren Dauer' des persönlichen Lebens auch angesichts spürbarer sozialer Veränderungen ist eine theoretische Herausforderung für soziologische Modernisierungstheorien. Ihre systematische Rekonstruktion könnte zeigen, daß die Prägungen dramatischer sozialer Wandlungsprozesse nicht als neuartige inputs, sondern eher als überraschende intakes zu interpretieren sind. Langfristig wirkende Modernisierungen müssen vor allem als Synergieeffekte individueller Modernisierungsprozesse begriffen werden. Sie schließen an biographische Konstruktionen sozialer Akteure an. Diese gemäßigt konstruktivistische Lesart gesellschaftlicher Modernisierung soll in dem angekündigten Vortrag an Fallbeispielen plausibilisiert und knapp theoretisch begründet werden." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 861-875
"Der Beitrag interessiert sich für die Irritationen, die in den Gesellschaftswissenschaften im allgemeinen und in der Soziologie im besonderen durch die unerwartete Zunahme von ethnischen Spannungen in jüngster Zeit ausgelöst worden sind. Erkennbar ist dies an der Intensität mit der insbesondere die Soziologie lange geltende und selbstverständliche Grundbegrifflichkeiten in Zweifel zieht und neu diskutiert. Die Soziologie ist wieder reflexiver geworden. Mit den Folgen dieser Selbstbefragung wird sich der Vortrag in zwei Schritten befassen. Erstens wird gezeigt, weshalb und wie dieser 'Ethnic Revival' die moderne Konzeption von 'Gesellschaft' in Frage gestellt hat. Von Bedeutung ist dabei die Skepsis, die erneut und diesmal unabweislich der Modernisierungstheorie entgegengebracht wird. Die Vorstellung einer linearen Entwicklung der sozialen Integration von der traditionalen 'Gemeinschaft' zur modernen 'Gesellschaft' ist nicht mehr haltbar. Im zweiten Schritt wird versucht, einige Möglichkeiten zu skizzieren, wie sich die Soziologie ihre Grundfrage nach der sozialen Integration neu vorlegen könnte. Nicht, indem sie auf Begriffe wie 'Gemeinschaft' und 'Gesellschaft' verzichtet, sondern indem sie sie aus dem Modernisierungskorsett befreit und in ein neues dialektisches Spannungsverhältnis setzt. Das wird nichts anderes bedeuten, als eine Einladung an die Soziologie, sich zu historisieren. Zu erklären gilt es nicht nur die aktuelle, sondern die diskontinuierlich wiederkehrende Ethnisierung des Politischen." (Autorenreferat)