Inhaltsverzeichnis: Volker Rittberger: Einführung: Wie lässt sich die globale Aufrüstungsdynamik umkehren? Handlungsoptionen für eine friedenssichernde Abrüstungs- und Rüstungskontrollpolitik (5-9); Harald Müller: "Vom Eise befreit": Rüstungskontrolle nach Bush (10-21); Martin B. Kalinowski: Nukleare Verifikation - so stark wie nie zuvor und doch versagt? (22-30); Peter J. Croll: Der Kleinwaffen-Dominoeffekt: kleine Waffen mit großen Auswirkungen (31-37).
Die Berichte der Klimaforschung deuten mit immer größerer Sicherheit darauf hin, dass der anthropogene Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten zu weit reichenden Umweltveränderungen führen wird. Die Wirkungen des Klimawandels und dessen Nebeneffekte (z.B. Meeresspiegelanstieg, extreme Wetterereignisse, Wassermangel und Dürre, Mangel an Nahrungsmitteln, Migration) werden die sozio-ökonomischen Lebensbedingungen möglicherweise so tief greifend verändern, dass innerhalb und jenseits der Grenzen des Nationalstaates die Entstehung neuer Konflikte droht und sich die Intensität vorhandener Konflikte verschärft. Die Folgen des Klimawandels entfalten sich besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern, die fragile politische und gesellschaftliche Strukturen aufweisen und in denen die Kapazitäten zur Gewaltprävention häufig schwach ausgebildet sind. Für die Friedens- und Konfliktforschung ergibt sich die Aufgabe, die zukünftigen Konflikte und die davon betroffenen Länder und Gebiete zu identifizieren und Strategien für eine friedliche Konfliktbearbeitung zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der Beitrag konzeptionelle und kausalanalytische Fragen zu Klimawandel und gewaltsamem Konfliktaustrag: (1) der umweltinduzierte Konflikt (2) ökologische Sicherheit und die Generalisierbarkeit empirischer Befunde, (3) Umweltzerstörung und Gewaltkonflikt und das Problem der Multikausalität, (4) Umweltzerstörung/Klimawandel als intervenierende Variable sowie (5) Umweltzerstörung/Klimawandel als unabhängige Variable. Im Anschluss wird der Zusammenhang von Klimawandel, neuen Konflikte und angemessener Gewaltprävention betrachtet. Dabei werden folgende Aspekte erörtert: (1) Energieverbrauch und Energiesicherheit, (2) Nahrungsmittel und Wasser, (3) Migration und Urbanisierung, (4) von ex post-Studien zur ex ante-Forschung: Konfliktanalyse und -szenarien, (5) Analyseebenen und Formen der Gewalt sowie (6) Krisenländer, -regionen und -städte im Vergleich. Abschließend werden einige Forschungsfragen für die zukünftige Friedens- und Konfliktforschung mit Blick auf den Klimawandel formuliert. (ICG2)
"Das Projekt widmet sich den Unterschieden im Bereich der parlamentarischen Kontrolle bei Entscheidungen über den Einsatz von Streitkräften in Demokratien. Das Projekt möchte herausfinden, aufgrund welcher Faktoren in einigen Demokratien vor einer Entsendung von Streitkräften die Zustimmung des Parlaments erforderlich ist, während in anderen Demokratien die Regierung das Parlament nicht einmal konsultieren muss." (Textauszug)
"New technologies of non-lethal weapons (NLW) are under military research and development, mainly in the USA. Due to incomplete information, judgement under criteria of the laws of warfare or of human rights is hampered. This study analyses four potential NLW technologies which are based on physics to provide reliable information for such assessment." (excerpt)
Wer den Krieg überwinden und wirksame Strategien des Friedens entwickeln will, muss ihn studieren und analysieren. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, beschäftigten sich Analysen bewaffneter Konflikte lange Zeit fast ausschließlich mit den Korrelaten und empirischen Entwicklungen zwischenstaatlicher Kriege. Die Entstehung von global vernetzten Kriegswirtschaftssystemen und nichtstaatlichen Gewaltordnungen transformiert nicht nur die Gewaltmotive und Handlungslogiken der Konfliktakteure, sondern hat auch veränderte Konfliktdynamiken zur Folge. Forscher sehen in diesen Transformationsprozessen die Kernelemente des Übergangs von "alten" zu "neuen" Kriegen. Im Wesentlichen werden drei miteinander verknüpfte Entwicklungslinien identifiziert, um die Entwicklungen zu den "neuen" Kriege zu verdeutlichen und zu erklären: erstens die Entstaatlichung und Privatisierung kriegerischer Gewalt, zweitens die strategische "Asymmetrisierung" des Krieges sowie drittens die Verselbständigung der Gewaltformen, in deren Folge reguläre Streitkräfte die Kontrolle über das Konfliktgeschehen verlieren. Das vorliegende Projekt geht der Frage nach, durch welche Kriegsformen das internationale System der Gegenwart sicherheits- wie ordnungspolitisch geprägt wird und ob letztlich nichtstaatliche Gewaltformen in Räumen begrenzter Staatlichkeit Ausdruck eines übergreifenden Wandels der Kriegsformen sind und dabei die These von den "neuen Kriegen" rechtfertigen. Zur Verwirklichung der Forschungsziele wurden die zentralen Erklärungsansätze zum Wandel der Kriegsformen herausgearbeitet und Erkenntnisse der Friedens- und Konfliktforschung, der Regionalwissenschaften und der Internationalen Beziehungen zusammengeführt. Es wird deutlich, dass sich die Schlussfolgerungen vom übergreifenden Wandel des Krieges ("neue Kriege") als empirisch und methodisch problematisch erweisen. Faktisch bestehen zwei Kernprobleme: erstens die unscharfe Begriffsbildung und die in der "neuen Kriegsliteratur" fehlenden operationalen Kriterien; zweitens die dürftige empirische Basis und die damit einhergehende Tendenz zur Überpointierung des Wandels. (ICD2)
"Plurale Gesellschaften im Allgemeinen und multi-ethnische im besonderen haben ein Integrationsproblem, da mehrere Gruppenloyalitäten miteinander konkurrieren, kollektive Wertesysteme eine je eigene Suprematie beanspruchen und im Namen von kollektiven Werten Forderungen nach privilegiertem Zugang zu politischer Macht oder ökonomischen Ressourcen angemeldet werden. Vielvölkerstaaten mit kompakt siedelnden Gruppen verkörpern eine spezifische Form dieses Integrationsproblems, und zwar weil kompakte Siedlung meist mit hoher Kommunikationsdichte, Ressourcenbündelung und subnationalen Identitäten, d.h. politischer Mobilisierungsfähigkeit, einhergeht. Unter welchen Voraussetzungen kann Föderalismus zur Deeskalation, Einhegung, Diffusion und Verregelung von ethnischen Konflikten beitragen? Wodurch werden gewaltfreie, lösungsorientierte, kooperative Formen der Konfliktbearbeitung gefördert? Das Konfliktregelungspotential wird daran gemessen, ob Konflikte in bestehenden Institutionen oder als Kampf um die Institutionen an sich ausgetragen werden, ob legitime, neutrale und autoritative Institutionen der Konfliktregelung existieren und institutionelle Arrangements flexibel und fähig sind, ethnisch-territoriale Kohäsion zu fragmentieren. In vier vergleichenden Fallstudien zu Russland, Indien, Nigeria und Spanien werden diese Indikatoren angewandt. (...)" (Autorenreferat)
"The Rwandan genocide of 1994 was a prime example for the negative impact of manipulation and propaganda discourses which incited a large section of the Hutu population to kill approximately 800,000 Tutsi and moderate Hutu. The project asked if and how today, more than a decade after the genocide, the antagonistic relationships between the parties to the conflict have changed and whether sustainable peace is possible in the future. The overall object of analysis was thus the process of conflict transformation in Rwanda. Against this backdrop, it analysed the impact of various peacebuilding discourses, leading to two objectives: objective 1: Development of a framework for the analysis of conflict transformation; objective 2: Assessment of the impact of peacebuilding discourses on conflict transformation in Rwanda. (...)" (author's abstract)
"Das Ende eines organisierten Gewaltkonflikts stellt in der Regel weder einen Bruch mit der Vergangenheit noch einen Neuanfang dar. Bestenfalls bietet es die Chance auf Veränderungen und auf die Verringerung und Einhegung von Gewalt. Gewaltkontrolle ist eine zentrale Herausforderung für Nachkriegsgesellschaften, weil sie die unterschiedlichen Transformationsprozesse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beeinflusst. Forschung und politische Praxis haben sich hierbei allerdings entweder auf das Problem des Rückfalls in den Krieg konzentriert oder aber Nachkriegsgewalt als gänzlich neues, mit dem Krieg allenfalls indirekt verbundenes Phänomen betrachtet. Die Frage von Kontinuität und Wandel der Gewalt nach einer formalen Kriegsbeendigung ist bisher nicht systematisch analysiert worden. Die vorliegende Studie will hierzu einen Beitrag leisten und konzentriert sich dabei auf die Frage von Jugendgewalt. (...)" (Autorenreferat)
"Die Rolle von Religion in subsaharischen Gewaltkonflikten stellt ein weitgehend vernachlässigtes Forschungsfeld dar, besonders was generalisierende empirische Studien angeht. Eine von der DSF finanzierte Pilotstudie zur Ambivalenz von Religion in Gewaltkonflikten – der ein umfangreicheres Vorhaben folgen soll – näherte sich der Thematik zunächst auf Grundlage einer umfangreichen Bibliographie, der Würdigung des Forschungsstandes und der Entwicklung von Forschungshypothesen an. Mittels der Analyse von vier Variablenclustern, nämlich a) konfliktspezifischen Merkmalen (wie Dauer, Intensität, Konfliktprävalenz), b) klassischen risk factors (wie Armut, ethnische Zersplitterung, vorherige Konflikte), c) religionsdemographischen Merkmalen (wie Anteile und Polarisierungsgrad von Gruppen) und d) Variablen, welche die Rolle von Religion in Gewaltkonflikten beschreiben (wie religiös motivierte Gewalt- oder Friedensaufrufe/ Friedensinitiativen, Überlappung von religiösen Identitäten mit Konfliktlinien, Verbindungen von Konfliktparteien und religiösen Organisationen) wurden qualitative fact sheets für 28 Konfliktfälle erstellt und in einer Datenbank erfasst, um sie auch für Korrelationsanalysen und makroqualitative Vergleichsverfahren analysefähig zu machen.(...)" (Autorenreferat)
"Eine wichtige Komponente von Konfliktmanagement und Mediation besteht in der Verhandlung widerstreitender Interessen. Während sich die bisherige Forschung in diesem Bereich vor allem auf Situationen mit nur zwei Konfliktparteien konzentriert hat, behandelt dieser Beitrag einige Besonderheiten von multilateralen Verhandlungen. Das Aushandeln einer Einigung wird als das Aufstellen einer gemeinsamen Entscheidungsregel, der Lösungsstrategie, charakterisiert. Eine prominente Regel ist das 'log-rolling', bei dem ein Ausgleich zwischen verschiedenen Verhandlungsthemen angestrebt wird. In der einfachsten Form beinhaltet log-rolling, bei wichtigen Themen auf der eigenen Position zu beharren, dafür aber bei unwichtigen Themen nachzugeben. In multilateralen Verhandlungen kann jedoch eine andere Form von log-rolling notwendig sein, bei der gerade die wichtigen Themen aufgegeben werden müssen, um der Gruppe ein möglichst gutes Ergebnis zu ermöglichen. In diesem Fall steht eine schwer nachvollziehbare Regel im Widerspruch zu einer leicht nachvollziehbaren. Es liegt ein Regelkonflikt vor, der zu schlechteren Verhandlungsergebnissen führen sollte. Diese Überlegungen werden in drei experimentellen Studien mit formalisierten Verhandlungsaufgaben in Rollenspielen überprüft. In zwei unterschiedlichen Szenarien, einer Geschäftsverhandlung und einer Friedensverhandlung, werden Interessen so vorgegeben, dass Verhandlungen mit und ohne Regelkonflikt entstehen. Wie sich zeigt, führt ein Regelkonflikt zu deutlich schlechteren Verhandlungsergebnissen. Dieser Effekt ist sehr robust und kann auch durch eine Strukturierung der Diskussion und zusätzliche Hilfestellungen für die Verhandlungsparteien nur ansatzweise aufgehoben werden. Es wird deshalb empfohlen, in multilateralen Konflikten eine möglichst flexible Suche nach Lösungsansätzen anzuregen und auch bei Positionen, die den Parteien besonders wichtig sind, nach Alternativen zu suchen. Eine vermittelnde Partei sollte ihre Unterstützung nicht nur auf die Generierung von Ansätzen, sondern insbesondere auf die Umsetzung dieser Ansätze konzentrieren." (Autorenreferat)
"This research paper analyzes the efforts of the past decade to turn the UN peace operations apparatus into a learning organization. It begins by examining a traditional organizational culture of peacekeeping, which is the subject of section 2 of this paper. The traditional culture emerged under the conditions of Cold War peacekeeping operations. It prized maximum political flexibility over professional management practices. After the shock of the UN's catastrophic failures in the face of genocide in Rwanda and Srebrenica, this traditional culture came to be challenged by a new generation of peace operations officials. This group of 'reformers' promoted objectives such as critical reflection and organizational learning while the 'traditionalists' sought to protect the organization from excessive bureaucratic standardization. Section 3 details the structural and political constraints to learning that the reform agenda had to deal with in the beginning. The peace operations bureaucracy is a fragile, extremely decentralized and highly politicized organization – and none of these traits have served to promote its capacity to institutionalize learning. Perhaps most importantly, the fact that all but a few civilian staff can only ever receive short-term contracts and have had, in 2009, less than two years of experience in peace operations underscores the adverse career incentives and limited cause to identify strongly with the organization that individuals have. Together with the cultural rift that had begun to emerge in the late 1990s, these structural and political constraints provided the backdrop for the reform efforts that began in 2000 with the so-called Brahimi report, driven by the new generation of managers who gradually came into influential headquarters jobs from the field. Their initial efforts are outlined in section 4, which draws on examples from several in-depth case studies on specific attempts at learning particular lessons in various subject areas of peace operations. After several years of focusing on the nuts and bolts of managing growth, the learning agenda took shape in 2005 as part of 'Peace Operations 2010,' Under-Secretary-General Jean-Marie Guéhenno's central professionalization initiative. Section 5 depicts the 'Peace Operations 2010' agenda that put learning at the center of reform efforts, again with illustrations from our in-depth case studies on the impact of those efforts (published in full detail elsewhere). Two of the key elements of Peace Operations 2010 were a top-down guidance development effort and a bottom-up knowledge sharing toolbox, the products of which could be used as a source of feedback to inform the formulation and improvement of guidance for as long as it would take to establish an effective evaluation capacity as well. Training and evaluation, however, did not receive the same level of attention and political/financial support from member states. As a result, even the lessons that were taken up by the organization, debated, refined and formally adopted often languished for lack of effective institutionalization in practice." (author's abstract)