Um in Deutschland und Europa Klimaneutralität bis 2045 bzw. 2050 zu erreichen, wurden bisher Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Ausbau der erneuerbaren Energien verstärkt in den Fokus genommen. Jedoch reichen Emissionsreduktionen nicht mehr aus, um die Klimaziele zu erfüllen. Der Atmosphäre muss zusätzlich auch das wichtigste Treibhausgas CO2 aktiv und dauerhaft entzogen werden. So wird ein dritter Handlungsbereich auf dem Weg zur Klimaneutralität bedeutend: das Kohlenstoffmanagement. Die Ad-hoc-Stellungnahme "Schlüsselelemente eines Kohlenstoffmanagements" gibt Empfehlungen zu den verschiedenen Möglichkeiten der Speicherung und langfristigen Nutzung von CO2. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler empfehlen zudem Maßnahmen zur technischen Umsetzung, für ökonomische Anreize und zur internationalen Zusammenarbeit.
Das Gesundheitssystem in Deutschland soll es ermöglichen, alle Patientinnen und Patienten zur richtigen Zeit und am geeigneten Ort bestmöglich so zu behandeln, wie es ihrem medizinischen Bedarf und dem jeweils anerkannten Stand der Wissenschaft entspricht. Diese wissenschaftlich fundierte Patientenversorgung erfordert eine exzellente Forschung, deren Ergebnisse rasch in der medizinischen Praxis umgesetzt werden. Auf diesen Aspekt macht die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der Ad-hoc-Stellungnahme "Die Krankenhausreform für eine wissenschaftlich fundierte Gesundheitsversorgung nutzen" aufmerksam. Darin plädieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für eine zentrale Rolle der Universitätsmedizin bei der Bildung und Koordination von forschungsbasierten Versorgungsnetzwerken.
Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 bedarf eines Technologie-Maßnahmeplans, der unter Beteiligung aller wissenschaftlichen Disziplinen erstellt und fortlaufend aktualisiert wird, so die G7-Akademien in der Stellungnahme "A net zero climate-resilient future – science, technology and the solutions for change". Zusätzlich müssten notwendige Investitionen in Forschung und Entwicklung im öffentlichen und privaten Sektor beschleunigt und gemeinsam beschlossene wirtschaftliche Anreize geschaffen werden, empfehlen die Expertinnen und Experten. Zudem fordern sie dazu auf, Länder mit mittlerem und niedrigem Einkommen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu unterstützen.
Die Coronavirus-Pandemie hat für Kinder und Jugendliche vielfältige Auswirkungen auf deren Bildung, soziale Interaktion, sozioemotionale Entwicklung, körperliche Aktivität sowie auf das psychische Wohlbefinden. Viele Betroffene werden in der Lage sein, die Auswirkungen zu überwinden. Manche dagegen werden mittel- und wahrscheinlich auch langfristig von den erlittenen Defiziten begleitet. Um diesen zu begegnen, empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der Ad-hoc-Stellungnahme "Kinder und Jugendliche in der Coronavirus-Pandemie: psychosoziale und edukative Herausforderungen und Chancen" den Auf- und Ausbau von Unterstützungs- und Bildungsstrukturen. Diese sollten die derzeit bestehenden Ungleichheiten in Bildungs- und Entwicklungschancen nachhaltig adressieren und nicht nur pandemiebedingte Nachteile ausgleichen, sondern die Situation im Vergleich zum Status Quo vor der Pandemie verbessern.
The confrontation with a new viral disease has highlighted the importance of a healthcare that is both patient-oriented and research-based; university medicine is particularly crucial in this: not only for the rapid development of options for prevention, diagnostics and therapeutics, but also for the establishment of adequate structures and the sharing of knowledge with other actors in the healthcare system.Due to the rearrangement of medical care and the expansion of capacities to cope with the pandemic, ambulatory and stationary care for patients with other illnesses has, however, faded into the background. Even important preventive measures had to be interrupted. The same applies to research activities. Now, needs-based preventive, diagnostic and therapeutic measures for all patients need to be resumed promptly and, whenever possible, to their full extent. In the long term, the healthcare system should be set up to guarantee good care for patients and research activities at all levels, even in times of extraordinary challenges.In order to ensure healthcare for all patients in times of a dynamically unfolding pandemic it is necessary to: install capacities; establish a regional and in-hospital early warning system for SARS-CoV-2 infections; secure personnel, rooms and technical reserves for the treatment of COVID-19 patients when required; implement science-based, targeted testing strategies, and particularly strengthen public confidence in a safe and patient-oriented medical treatment. It is crucial to provide patients with high-quality care and health services by promptly integrating new research developments. It is the responsibility of the state to ensure healthcare in times of crisis and a quality-assured and science-based medical treatment for the population. This is especially provided by university hospitals.
Das Coronavirus SARS-CoV-2 und die damit einhergehende Atemwegserkrankung COVID-19 breiten sich weltweit mit hoher Dynamik aus. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe zusammengerufen, um sich mit der aktuellen Situation zu befassen.
The worldwide spread of the coronavirus SARS-CoV-2 and its associated respiratory disease COVID-19 proceeds at a highly dynamic pace. The Leopoldina has convened an interdisciplinary group of scientists to investigate the current situation. The resulting ad-hoc-statement "Coronavirus Pandemic in Germany: Challenges and Options for Intervention" discusses potential health policy options to counter the further spread of coronavirus in Germany.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat eine zweite Ad-hoc-Stellungnahme zum Coronavirus veröffentlicht. Das Papier konzentriert sich auf gesundheitsrelevante Maßnahmen, die zu einer schrittweisen Normalisierung des öffentlichen Lebens beitragen können. Drei werden als besonders wichtig erachtet: 1. flächendeckende Nutzung von Mund-Nasen-Schutz, 2. kurzfristige Verwendung mobiler Daten und 3. Ausbau der Testkapazitäten.
The National Academy of Sciences Leopoldina has published a second ad-hoc-statement entitled "Coronavirus Pandemic – Measures Relevant to Health". The paper focuses on measures relevant to health, which can contribute to a gradual normalisation of public life. Three measures are particularly important: (1) general use of mouth and nose protection, (2) short-term use of mobile phone data and (3) increase in testing capacities.
Since the end of July, the number of new infections with the coronavirus has been on the rise again in Germany. Because of falling temperatures and group activities being relocated indoors, the pandemic's development is at risk of becoming difficult to control again. In its ad-hoc-statement "Coronavirus pandemic: Establishing effective rules for autumn and winter" the German National Academy of Sciences Leopoldina points out that to counter this threat in time and maintain public life in the coming months, protective measures must be taken now. The Leopoldina appeals to all responsible parties at the federal and state levels to quickly agree on national, effective, and standardized rules for preventive measures and to ensure that these measures are implemented and complied with more consistently than has been the case to date.
Die gegenwärtige Situation ist nach wie vor ernst und droht sich weiter zu verschärfen. Trotz des seit Anfang November in Deutschland geltenden Teil-Lockdowns sind die Infektionszahlen auf einem sehr hohen Niveau. Jeden Tag sterben mehrere Hundert Menschen. Die Krankenhäuser und insbesondere das medizinische Personal sind bereits jetzt an ihren Grenzen und die Gesundheitsämter überlastet. Um die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zurückzuerlangen, empfiehlt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in der Ad-hoc-Stellungnahme "Coronavirus-Pandemie: Die Feiertage und den Jahreswechsel für einen harten Lockdown nutzen" ein zweistufiges Vorgehen. Die Rahmenbedingungen - Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und eingeschränkter Betrieb in vielen Unternehmen und Behörden - bieten die Chance, in der Eindämmung der Pandemie ein großes Stück voranzukommen.
Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 steigt seit Ende Juli in Deutschland wieder an. Noch deutlicher zeigt sich diese Entwicklung in anderen europäischen Ländern (z. B. Frankreich, Spanien, Niederlande, Österreich) oder in Israel, wo die Zahlen teilweise schon jetzt über dem Stand von Ende März 2020 liegen. Um der Gefahr einer auch in Deutschland wieder schwerer zu kontrollierenden Entwicklung der Pandemie rechtzeitig zu begegnen, ist es dringend notwendig, dass sich die Verantwortlichen in Bund und Ländern rasch auf bundesweit verbindliche, wirksame und einheitliche Regeln für das Inkrafttreten von Vorsorgemaßnahmen einigen und diese konsequenter als bisher um- und durchsetzen. Die Herausforderung, die Pandemie unter Kontrolle zu halten, wird zudem größer in Anbetracht sinkender Temperaturen, der Verlagerung von Gruppenaktivitäten in Innenräume, der anstehenden Herbst- und Weihnachtsferien sowie vermehrter sozialer Aktivitäten in der Advents- und Weihnachtszeit. Mit der beginnenden Erkältungs- und Influenzasaison wird das Gesundheitssystem stärker beansprucht; zudem wird sich häufiger das Problem stellen, Infektionen mit SARS-CoV2 von symptomähnlichen Erkrankungen zu unterscheiden. Ein wirksamer Impfstoff wird auch nach optimistischer Einschätzung nicht vor dem Frühjahr 2021 in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen und könnte erst dann sukzessive nach einem noch festzulegenden Verteilungsplan flächendeckend zum Einsatz kommen. Auch die Wirksamkeit medikamentöser Therapien ist bisher begrenzt. Ziel der Vorsorgemaßnahmen sollte es sein, das öffentliche und wirtschaftliche Leben in den kommenden Monaten so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. Bei allen anstehenden politischen Entscheidungen wird es noch wichtiger sein als bisher, ihre ökonomischen, sozialen und psychischen Folgen, aber auch die Folgen für das Gesundheitssystem, bestmöglich zu klären und abzuwägen, sie transparent zu kommunizieren und gut zu begründen sowie bestehende Grenzen des Wissens über die Pandemie und Unsicherheiten in der Einschätzung ihrer Entwicklung klar zu benennen.
Die vierte Ad-hoc-Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur Coronavirus-Pandemie widmet sich dem Thema: "Medizinische Versorgung und patientennahe Forschung in einem adaptiven Gesundheitssystem". Das Papier konzentriert sich auf kurz- und mittelfristige Aspekte der medizinischen und pflegerischen Versorgung unter den Bedingungen einer anhaltenden Pandemie und zeigt langfristige Maßnahmen für ein resilientes und anpassungsfähiges Gesundheitssystem auf. Die Autorinnen und Autoren empfehlen ein bedarfs- und nicht primär gewinnorientiertes System, das sich am Patientenwohl orientiert und qualitätsgesichert arbeitet. Es müsse alle Mitarbeitenden wertschätzen sowie Innovationen und digitale Lösungen integrieren. Ziel sei ein adaptives Gesundheitssystem, in dem Öffentlicher Gesundheitsdienst, ambulanter sowie stationärer Sektor gut zusammenarbeiten und eine schnelle Translation von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis erfolgt.
The coronavirus pandemic and all measures taken to curb the spreading of the infection have led to a situation where many childcare facilities and schools were temporarily unable to fulfill their educational mandate. Others were only able to comply with this mandate to a very limited extent. A reliable technological and organizational infrastructure, which could compensate for a complete shutdown of educational institutions, is not yet available in Germany. Children and young people, their families and educational professionals are therefore particularly affected by the current crisis. In the ad-hoc statement "The Coronavirus Pandemic: Towards a Crisis-Resistant Education System", the German National Academy of Sciences Leopoldina indicates suitable measures, outlining how the existing education system can become more resilient and react more flexibly under crisis conditions. The document is a translation of the original statement published in German that was addressed to the responsible stakeholders in the national education system, i.e. state ministries, state institutes, education providers as well as day-care centers and schools.