Unglück und Mit-Leiden bei Simone Weil
In: Simone Weil: Philosophie, Religion, Politik, S. 71-91
Der Autor legt zunächst dar, was Simone Weil unter Unglück i.S. von Malheur versteht. "Malheur" ist das schlechte Geschick, das härteste Schicksal, der unheilvolle Zufall, nicht nur das gewöhnliche Leiden. Nichts dergleichen findet sich im Unglück, das von Weil als "ein Zerriebenwerden der Seele von der mechanischen Brutalität der Umstände" definiert wird. Der Autor zeigt, daß Weil zwischen dem Unglück, das in "einem gewissen Sinn das Wesen der Schöpfung ausmacht" und zufälligen Formen des (sozialen) Unglücks differenziert. Die Frage nach dem "Warum" des Unglücks führt, so wird deutlich gemacht, in Richtung der einzigen Finalität: zum absolut Guten. "Es ist Gott selbst, der sich offenbart für denjenigen, der die Erfahrung des Unglücks macht, ohne seine liebende Aufmerksamkeit vom absoluten Guten abzuwenden." Im weiteren untersucht der Autor die Rolle des Mitleidens im Werk von S. Weil. Das reine Mit-Leiden erfordert, "sich an die Stelle eines Wesens zu versetzen, dessen Seele durch das Unglück verstümmelt ist", es heißt, "die eigene Seele zu erniedrigen." Abschließend wird dem Zusammenhang von Unglück und Freude im Kontext religiösen Erlebens nachgegangen. (ICD)