Freiheit macht arm: das Leben nach Rock'n'Roll 1990-93
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Pop-Musik, sagt Diederichsen, ist gar keine Musik. Musik ist bloß der Hintergrund für die viel tiefer liegenden, viel weiter ausstrahlenden Signale des Pop. Pop ist ein Hybrid aus Vorstellungen, Wünschen, Versprechungen. Er ist ein Feld für Posen und Pakte, für Totems und Tabubrüche. Der Autor bezieht seine Argumente aus Semiotik und Soziologie ebenso wie aus der Geschichte und Gegenwart der Pop-Kultur und aus den angrenzenden Gebieten Jazz, Kino, Oper. Diederichsen greift immer wieder auf die eigenen Erfahrungen zurück, sein Initiationserlebnis war ausgerechnet ein Konzert des bleichen Bluesrockers Johnny Winter. Was er über dessen Auftritt schreibt, gilt für viele, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgewachsen sind: Pop hat "eingelöst, was wir alle immer schon geahnt hatten, aber als Kinder nie ganz genau wussten: dass es etwas gibt. Nicht, wovon Winter heulte, war wichtig, sondern dass in komischen Geräuschen ein Weg zur Welt war". "Pop-Art, Pop-Musik: Pop galt bislang als ästhetische Unterkategorie. Nun nicht mehr. Mit hohem intellektuellen Einsatz und stupendem Detailwissen stellt Diederichsen Pop als Phänomen sui generis dar" (Jurybegründung, Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2014 in der Kategorie Sachbuch/Essayistik)
In: Booklet
Schon ein Klassiker unter den besonders qualitätsvollen TV-Serien wird auch die Reihe "The Sopranos" mit einem Band der Reihe "booklet" geehrt. Diedrich Diederichsen schreibt über Tony Soprano, seine Familie und dessen Mafia-Machenschaften für seine Verhältnisse erstaunlich distanziert, möglicherweise ist dies dem gröe︢ren zeitlichen Abstand zur Ausstrahlung der Serie geschuldet. Dennoch erfährt der interessierte Leser Neues, kann sich auch als möglicher Neuling in das Universum der "Sopranos" einfühlen und in die vielfältig verstrickte und kontinuierlich weitererzählte Geschichte eintreten
In: Pop: Kultur und Kritik, Band 6, Heft 2, S. 104-123
ISSN: 2198-0322
In: Pop: Kultur und Kritik, Band 5, Heft 1, S. 99-102
ISSN: 2198-0322
In: Pop: Kultur und Kritik, Band 4, Heft 1, S. 148-160
ISSN: 2198-0322
In: Pop: Kultur und Kritik, Band 3, Heft 2, S. 130-138
ISSN: 2198-0322
In: Pop: Kultur und Kritik, Band 4, Heft 1, S. 133-152
ISSN: 2198-0322
In: Glück, S. 313-320
In: Masse - Macht - Emotionen: zu einer politischen Soziologie der Emotionen, S. 330-344
"Den zumeist jugendlichen Pop- und Gegenkulturen widmet sich der Beitrag von Diedrich Diederichsen. Massenereignisse ermöglichen diesen Subkulturen nicht nur eine Inszenierung, sondern vor allem auch eine Aneignung ihres kulturellen Selbstbildes. In der jüngeren Geschichte der Popmusik, die Diederichsen nachzeichnet, lässt sich die Differenz von medial vermittelter Außen- und erfahrungsbezogener Selbstwahrnehmung geradezu als konstitutive Voraussetzung für die Ausbildung sub- oder gegenkultureller Selbstbilder beschreiben. An fünf modellhaft zugespitzten 'Massentypen' wird diese Differenz von Außen- und Selbstwahrnehmung unter Einbezug der jeweiligen Wechselwirkungen in ihrer identitätsstiftenden Funktion für die Pop- und Gegenkulturen analysiert. Die 'aufgewiegelte Masse' von die öffentliche Ordnung gefährdenden jugendlichen Halbstarken bildet das öffentliche Wahrnehmungsmuster der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre. Bis heute zieht sich diese Wahrnehmung als Leitidee sozialer Kontrollinstanzen durch und trägt - etwa bei den 'Chaos-Tagen' - erheblich dazu bei, dass sich aus der Erfahrungsperspektive der Beteiligten gegenkulturelle Selbstbilder einstellen. Die 'ekstatische Masse' der Hippiekultur der siebziger Jahre benutzt die Musik nicht mehr als sozialen Anlass, sondern versteht die Musik selber als Chiffre neuer Erfahrungen. Die in der kalifornischen Bay Area entstandene Rezeptionsästhetik einer 'Musik-an-sich' trägt zu einer neuen Differenz von Selbst- und Außenwahrnehmung bei: Der in der Binnenwahrnehmung 'progressiven', ekstatischen Musik steht ihre kommerzielle Instrumentalisierung gegenüber. Woodstock steht als Massenereignis für die Selbsterfahrung der Popkultur als 'Nation' in der Einheit ihrer Verschiedenheit. Von dort begründet sich die Hochkonjunktur der Pop-Festivals der siebziger Jahre und auch noch die Kultur der 'Gegenfestivals', die insbesondere im Umfeld der neuen sozialen Bewegungen zu einer festen Szene-Institution wurden. Bis in die Selbstwahrnehmung der DDR-Bürgerbewegungen lässt sich das Muster 'subkultureller Nationenbildung' auffinden, das dort freilich nicht entlang des Gegensatzes 'authentisch-kommerziell', sondern entlang des Gegensatzes 'authentisch-offiziell' verlief. Die Love Parade als vierter Typus steht für Massenveranstaltungen im Zeitalter von Differenzierung und Individualisierung. Die integrative Veranstaltungsform lässt den Anspruch auf Sub- oder Gegenkultur fallen und ist offen für Kommerzialisierung. In der Love Parade zeigt sich Subkultur, die gar nicht mehr Subkultur sein kann und will, die auf den Anspruch lebensstilistischer Avantgarde verzichtet und vor allem in der Resonanz der Außenwahrnehmung eigene Relevanzerfahrungen macht. Allerdings liegt in der offensiven Einforderung der Versprechungen der Konsumgesellschaft angesichts der sich verschärfenden sozialen Situation ebenfalls ein politisches Spannungspotenzial. Als fünfter Typ müssen in der Popkultur schließlich all die Formen betrachtet werden, die sich - trotz bestehender Angewiesenheit auf Anerkennung auch in Massenveranstaltungen - vor allem in Sub-Szenen zum Ausdruck bringen und nicht in der spektakulären Masse aufgehen." (Textauszug)
In: Masse — Macht — Emotionen, S. 330-344