Was können diskurs- und hegemonietheoretische Ansätze zur Kritik aktueller gesellschaftlicher Verhältnisse beitragen? Der Band bietet vielfältige Antworten auf diese Frage. Die Beiträge erarbeiten verschiedene Herangehensweisen zur Analyse und Kritik komplexer und sich überlagernder gesellschaftlicher Ungleichheiten. Hierbei wird auf Theorietraditionen zurückgegriffen, die von gouvernementalitätstheoretischen, queer-feministischen, postkolonialen und neogramscianischen bis hin zu politisch-ökonomischen und raumtheoretischen Ansätzen reichen. Rezension »Der Band zeichnet sich dadurch aus, das
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
In my research project on "worlding medicine" I follow the genesis, enactment, and circulation of scientific facts in the field of traditional medicine in Thailand. Therefore, I set out for the multiple trajectories and mundane practices of diverse actors. STS scholars focus on how biomedical technologies and standards travel globally. Feminist and postcolonial STS scholars argue, that these often circulate along the route of globalization understood as universalizing western knowledge, neoliberalism, neo-colonialism and humanitarian reason structured by epistemic and physical violence. Drawing on fieldwork in Thailand, I argue that in contrast to mainstream medical discourses the making of scientific facts in traditional medicine is more than a simple translation of traditional knowledge into biomedical facts. I introduce worlding as a way of ethnographic theorizing in order to open an alternative perspective that contrasts this hegemonic understanding of globalizing health as unidirectional distribution of technological and political health standards. It allows to enter into dialog with actors about their world-making practices, how they unequally live and share their bodies, infrastructures, technologies, and (scientific) evidences in order to understand the global entanglements of traditional medicine. In my talk I show how actors in the field of traditional medicine in Thailand enact a medicine that diffracts the taxonomies of the seemingly separate worlds of hard bioscience and traditional belief systems in their scientific world-making practices. Mapping these diffractions enables me to tell a story about the making of scientific facts and worlds that crisscross global space and to decentre the geopolitics of biomedical knowledge.
The paper introduces diffractive reading to economic geographic thinking and suggests to add a further understanding of what diversity can mean in the debate about diverse economic practices and their geographies. Drawing on field work in Thailand the paper shows how free trade policies and protection of traditional knowledge and biological diversity acts have reconfigured traditional herbal medicine heavily in recent years. These regimes do not simply work differently - one as opposed to the other - but diffractively. That means both regimes coevolve in interaction. Diffractive reading helps to understand how capitalistic and non-capitalistic practices co-constitute in transnational and relational geographies and allows to read for greater difference in the diverse economies debate.
Die »kreative Stadt« ist in den vergangenen Jahren zu einer global zirkulierenden mobile policy geworden, deren Programme und Strategien auch in Deutschland von vielen Städten begeistert aufgenommen wurden. Inwiefern trägt das Politikmodell der kreativen
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Im Neoliberalismus sind die politischen Handlungsspielräume für das zu Selbstführung und -verwertung verdammte Kreativsubjekt eng geworden und auch im Unternehmen Stadt werden politische Prozesse zunehmend Marktlogiken und "-zwängen" untergeordnet. Am Beispiel der Auseinandersetzungen über die Planung eines KulturCampus in Frankfurt am Main und mit Hilfe neuerer Theorien des Politischen untersucht dieser Artikel aktuelle Formen des Unvernehmens gegen hegemoniale Formen unternehmerischer Politik und lotet neue Möglichkeiten politischer Subjektivitäten in der kreativen Stadt aus, wie sie derzeit u.a. im Kontext der Recht-auf-Stadt-Bewegung und in den performance studies erprobt werden. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwiefern diese neuen Formen des Widerstandes in der Lage sind, die marktlogischen, postdemokratischen Regeln von Politik selbst zum Thema, neue Subjektpositionen artikulierbar und Stadt politisch wieder verhandelbar zu machen.
Die unzähligen und weitreichenden Bezüge der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Covid-19-Infektion stehen nun schon einige Zeit im Zentrum sozialwissenschaftlicher Aufmerksamkeit. Ergänzend zu prägnanten unmittelbaren Diagnosen der Effekte und Blindstellen bei der Bewältigung richten wir das Augenmerk auf strukturelle Einstellungen im Vorfeld der Pandemie. Die aktuelle Krise entfaltet sich teils in der Realisierung solcher Voreinstellungen. Mit der kritischen Sozialepidemiologie führen wir eine Perspektive ein, die darauf verweist, dass Gesundheit eine soziale Frage ist. Mit Hilfe der Perspektive des worldings verfolgen wir, wie bestimmte Logiken und Regierungsweisen der Krise sich im Moment der Krise materiell entfalten, dabei an Kontexte angepasst werden, sich verändern und dabei ganz konkrete Welten der Krisenbewältigung erschaffen. Unter der Klammer "Logik des Ausbruchs" zeigen wir die Verschränkung von zwei Momenten – die Klassifikation als Feind sowie die Zurichtung als Sicherheitsproblem – die richtungsweisend für die gesellschaftliche Interaktion mit dem neuartigen Virus sind. In dem wir die aktuelle Bearbeitungsweise der Krise als eine strukturell voreingestellte, machtgeladene, aber letzten Endes nur eine von vielen anderen möglichen dekonstruieren, öffnen wir den Blick für Bedingungen einer solidarischen Politik des Lebens, die wir abschließend knapp skizzieren. Damit liefert der Artikel einen Beitrag zu einer Geographie der Gesundheit, die im Sinne einer Sozialepidemiologie zweiter Ordnung nicht nach der Verbreitung und Bekämpfung von Viren und Seuchen fragt, sondern nach den Topologien der Macht, die den Ausbruch strukturieren.
August 2011 − London's burning. Vier Tage lang kommt es zunächst in verschiedenen Stadtteilen Londons und später auch in anderen britischen Städten zu den größten Aufständen und Plünderungen der Nachkriegsgeschichte. Konservative Medien und Politik sind sich schnell einig: Der Abschaum, der sich für die Verwüstungen und Plünderungen verantwortlich zeigt, gehört mit aller Härte aus den Straßen gefegt. Die Aufständischen stellen keine politischen Forderungen. Entgegen hegemonialer Deutungen, die den riots eine politische Dimension absprechen, fragt der Artikel, inwiefern sich hier eine neue Qualität des Politischen und politischer Subjektivität zeigt, die wir mit den vertrauten repräsentationspolitischen Deutungsmustern nicht verstehen können. ; August 2011 – London's burning. Over a period of 4 days, spreading from various districts of London to other cities, Britain was struck by the largest uprisings and lootings in post-war-history. Conservative media and politics quickly agreed: The scum, responsible for all this havoc and looting, needs to be wiped off the streets ruthlessly. The insurgents did not raise any political demands. Contrary to hegemonic interpretations, which deny their political dimension, this article discusses a new political quality and subjectivity within the riots beyond the familiar frame of politics of representation.
Der Sammelband "Diskurs und Hegemonie", den dieser Beitrag einleitet, enthält Arbeiten aus der Politikwissenschaft, der Humangeografie, der Soziologie, der politischen Philosophie, den Gender Studies und der Internationalen Politischen Ökonomie. Die Beiträge diskutieren das Verhältnis von Hegemonie, Diskurs und Gesellschaftskritik auf unterschiedliche Weise und bilden damit ein breites Spektrum theoretischer Weiterentwicklungen sowie gesellschaftstheoretisch basierter Analysen in diesem Feld ab. Dieser einleitende Beitrag gibt einen kurzen Überblick über Entwicklungen innerhalb der Debatte um Diskurs- und Hegemonietheorien und diskutiert deren theoretische Verschränkung. Er enthält zudem eine inhaltliche Übersicht über die einzelnen Beiträge. (ICE2)
Insbesondere in Städten werden Gesundheitsungleichheiten individuell verkörpert. Gleichzeitig werden sie in Recht-auf-Stadt-Kämpfen kollektiv adressiert. Dennoch bleibt das Verhältnis zwischen Gesundheit und Ungleichheit in der Kritischen Stadtgeographie unterrepräsentiert. Wie genau werden Machtverhältnisse in Form von Gesundheit und Krankheit konkret und ortsspezifisch ungleich verkörpert und mit welcher Raumwirksamkeit? Mithilfe eines relationalen Gesundheitsverständnisses fragen wir, wie Machtverhältnisse – vermittelt über Gesellschaftsstrukturen und (politisch konstruierte) Umwelten – krank machen. Urbane Gesundheitsinitiativen verfolgen vielfältige räumliche Strategien zur Sichtbarmachung und Bearbeitung krank machender Verhältnisse. Mithilfe des Konzepts Worlding tragen wir das verstreut vorliegende Wissen dieser Initiativen bezogen auf Stadtteilgesundheit, Frauen- und migrantische Gesundheit zum Einfluss bioökosozialer Verhältnisse auf Gesundheit zusammen. Wir diskutieren die Raumrelevanz für die Hervorbringung von Krankheit und die kollektive Repolitisierung von Gesundheit auf Stadtteilebene. Damit tragen wir zu einer Kritischen Stadtgeographie verkörperter Ungleichheiten bei, die zeigt, wie Machtverhältnisse sich in Form von Krankheit und Gesundheit in Körper einschreiben. ; Cities are sites of the individual embodiment of health inequalities and their collective contestations in struggles for the right to the city. This remains underrepresented in Critical Urban Studies. How are power relations embodied unequally as health and sickness in concrete and place-specific terms? What are the spatial implications? With relational health concepts, we ask how power relations – mediated through social structures and (politically constructed) environments – make sick. Urban health initiatives pursue manifold spatial strategies to uncover the conditions that make people sick and to change them. By Worlding, we gather these dispersed knowledges from community, women's and migrants' health about the health impacts ...