Soul-Musik und »Black Power«-Solidarität, blonde »Afros« und schwarz-weiße Werbekampagnen: Afroamerikanisches hatte in verschiedenen Feldern der Gegen- und Popkultur der Bundesrepublik um 1968 Konjunktur. Diese Studie zeigt Formen und Hintergründe der »Afroamerikanophilie« auf und zeichnet damit ein ungewohntes Bild der Zeit um 1968, als ein zunehmend »exklusives« afroamerikanisches Selbstbewusstsein entstand und die »weiße« Suche nach imaginären Einlassstellen in die »schwarze« Welt zugleich eine neue Qualität gewann. Aus einer Vielzahl von Quellen werden dabei auch theoretische Fragen nach dem Zusammenspiel von Identifikation und Solidarität, Rassismus, Aneignung und Nachahmung entwickelt
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Da kein Abstract des Artikels vorhanden ist, finden Sie hier den Beginn des Artikels: Die Digitalisierung des Geldes und der Geldzahlungen hat sich in den letzten Jahren stark beschleunigt. Graduelle Veränderungen alltäglicher Handlungsabläufe scheinen in qualitative, kategoriale umzuschlagen. Digitale Bezahlpraktiken wie das Nutzen der Twint-App oder die QR-Code-Rechnung, die kürzlich noch als neuartig galten, werden zu unhinterfragten, ‹normalen› Handlungen. Für die Empirische Kulturwissenschaft stellen sich damit – so der Ausgangspunkt dieses Buches und der Forschungsbeiträge, die darin zusammengefasst sind – neue Fragen nach den Formen und den Implikationen des heutigen «Umgangs mit Geld»: Fragen darüber, worin die neuen Praktiken tatsächlich bestehen, welche Implikationen sie beinhalten und welche Folgen sie möglicherweise haben, aber auch über die symbolischen, imaginären und ideologischen Aufladungen des nun digitalen Geldes, dieser nur vermeintlich nüchternen Zahlungs-, Wertspeicher- und Messeinheit. Solche Fragen sollen in diesem Einleitungstext ausgeführt werden, um die Hintergründe der Fallstudien, aus denen sich dieses Buch zusammensetzt, zu erläutern.
Dieser Kommentar zu Neil Smiths klassischem Rent-Gap-Aufsatz argumentiert, dass Smiths ökonomischer Reduktionismus für die Gentrifizierungs- und allgemeiner die Stadtforschung in durchaus vorteilhafter, erkenntnisförderlicher Weise Übersichtlichkeit erzeugt hat – auch aus kulturwissenschaftlicher Sicht, denn auch Kulturwissenschaften benötigen kluge ökonomische Analysen und müssen die Welt nicht in jedem Fall "kulturell erklären". Diese Übersichtlichkeit schafft zugleich klare Fronten zwischen "politisch-ökonomischen Radikalen" und "kulturalistischen Liberalen" in Wissenschaft, Zeitdiagnose, sozialen Bewegungen, wobei sich diese Frontlinien beim näheren Hinsehen als ausgesprochen zerklüftet erweisen und die strikte Unterscheidung von Ökonomie und Kultur allerlei politische und intellektuelle Probleme aufwirft. Der Beitrag warnt deshalb vor einem zur Geste gewordenen Antikulturalismus, der die konstitutive Rolle kultureller Prozesse für das Soziale, die je nach konjunkturalem Zusammenhang ganz unterschiedlich ausfallen kann und unterschiedliche Analysestile und -vokabulare erfordert, ableitungstheoretisch herunterspielt.
In Jugendsubkulturen entstehen verschiedene Arten von Sozialbeziehungen zwischen Angehörigen niedriger und höherer sozialer Schichten. Auf der Grundlage einer ethnographischen Studie über junge Männer in Berlin und ihren Umgang mit einem als "Gangsta" und "Proll" titulierten Stil werden Schlaglichter auf verschiedene Typen solcher Sozialbeziehungen geworfen. Sozialbeziehungen mit Betreuenden; imaginäre Sozialbeziehungen; Sozialbeziehungen außerhalb der subkulturellen Szene - jedoch innerhalb einer Altersgruppe; innerszenische Sozialbeziehungen. Subkulturelle Szenen fungieren als klassenübergreifende Kontaktzonen, aber es wäre zu einfach, die dabei entstehenden Netzwerke als Grundlage sozialer Mobilität anzusehen.
In the late 1960s, African American culture and politics provided 'lines of flight' (Deleuze and Guattari) from outdated modes of subjectivity for many 'white' Germans; appropriating culture politics, and experimenting with forms of symbolically 'becoming black' represented a major cultural theme of the time. These tendencies resonated with: radical, anti-imperialist politics; countercultural sensibilities, where African American culture provided a radically contemporary critique of European modernity; the racialized, erotically charged logics of primitivism and romanticism in which 'the repressed' was to be brought back to the surface; and with a consumer-based economy and pop culture that supported the incorporation, domestication and aestheticisation of difference, desire and conflict. This article sketches the patterns, forms and politics of the cultural theme of Afro-Americanophilia in Germany at the time, stressing the links between politics and corporeality. In doing so, it illustrates that questions of race and racism were crucial for the 1968 conjuncture in Germany and it critically reviews the assumptions and implications of a specific form of hedonistic anti-racism in which 'white' European protagonists claimed 'chains of equivalence' (Laclau and Mouffe) between their position and that of people oppressed by racism and white supremacy. Two case studies illustrate different forms and common patterns. The first concerns a West Berlin network of radical-left groups that called itself 'The Blues' and combined militant political action (partly modelled on the activities of the Black Panther Party, according to some of its participants) with a countercultural sensibility. This included a felt connection to African American culture and stylistic practices. The second case study reviews the reception of soul music in the German music press and in countercultural circles, contrasting different readings of the supposedly 'authentic.' Overall, the article reconstructs practices of Afro-Americanophilia as ambiguous phenomena that foreshadow later forms of fetishistic cultural appropriation, but where, in some cases, the selective, erotically charged exoticism also led to tangible solidarity and strong connections.
In the late 1960s, African American culture and politics provided 'lines of flight' (Deleuze and Guattari) from outdated modes of subjectivity for many 'white' Germans; appropriating culture politics, and experimenting with forms of symbolically 'becoming black' represented a major cultural theme of the time. These tendencies resonated with: radical, anti-imperialist politics; countercultural sensibilities, where African American culture provided a radically contemporary critique of European modernity; the racialized, erotically charged logics of primitivism and romanticism in which 'the repressed' was to be brought back to the surface; and with a consumer-based economy and pop culture that supported the incorporation, domestication and aestheticisation of difference, desire and conflict. This article sketches the patterns, forms and politics of the cultural theme of Afro-Americanophilia in Germany at the time, stressing the links between politics and corporeality. In doing so, it illustrates that questions of race and racism were crucial for the 1968 conjuncture in Germany and it critically reviews the assumptions and implications of a specific form of hedonistic anti-racism in which 'white' European protagonists claimed 'chains of equivalence' (Laclau and Mouffe) between their position and that of people oppressed by racism and white supremacy. Two case studies illustrate different forms and common patterns. The first concerns a West Berlin network of radical-left groups that called itself 'The Blues' and combined militant political action (partly modelled on the activities of the Black Panther Party, according to some of its participants) with a countercultural sensibility. This included a felt connection to African American culture and stylistic practices. The second case study reviews the reception of soul music in the German music press and in countercultural circles, contrasting different readings of the supposedly 'authentic.' Overall, the article reconstructs practices of Afro-Americanophilia as ambiguous phenomena that foreshadow later forms of fetishistic cultural appropriation, but where, in some cases, the selective, erotically charged exoticism also led to tangible solidarity and strong connections.
Die umgangssprachliche Rede vom "Prolligen" verdeutlicht, wie im alltäglichen Kommentieren von Kleidung, Körperhaltung oder Frisur die wechselseitige Antipathie von sozialen Gruppen mitverhandelt wird. Wie hängen die eigenmächtige Stilisierung als "Proll" und die feindselige oder spöttische Etikettierung von außen zusammen? Was bedeutet zum Beispiel die Aussage, man sei "auch nur ein Proll, aber ein Proll mit Klasse"? Auf der Grundlage ethnografischer Forschung bietet Moritz Ege Einblicke in solche "Klassifikationskämpfe" und in die Lebenswirklichkeit junger Männer, deren proletenhafte Stilpraxis als Bedrohung und Provokation wahrgenommen wird. Dadurch kommen erstmals junge Erwachsene selbst zu Wort, die sonst nur Gegenstand von Debatten um gesellschaftliche Entwicklungen sind.
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Soul-Musik und »Black Power«-Solidarität, blonde »Afros« und schwarz-weiße Werbekampagnen: Afroamerikanisches hatte in verschiedenen Feldern der Gegen- und Popkultur der Bundesrepublik um 1968 Konjunktur. Diese Studie zeigt Formen und Hintergründe der »Afroamerikanophilie« auf und zeichnet damit ein ungewohntes Bild der Zeit um 1968, als ein zunehmend »exklusives« afroamerikanisches Selbstbewusstsein entstand und die »weiße« Suche nach imaginären Einlassstellen in die »schwarze« Welt zugleich eine neue Qualität gewann. Aus einer Vielzahl von Quellen werden dabei auch theoretische Fragen nach dem Zusammenspiel von Identifikation und Solidarität, Rassismus, Aneignung und Nachahmung entwickelt.