Innere Sicherheit und Kriminalitätsentwicklung: Ambivalenzen der niederländischen Kriminalpolitik
In: Neue Kriminalpolitik: NK ; Forum für Kriminalwissenschaften, Recht und Praxis, Band 18, Heft 1, S. 33-37
ISSN: 0934-9200
Die Niederlande, die einst als kriminalpolitisches Vorzeigeland und als Mekka einer Toleranzpolitik galten, haben sich von dieser mittlerweile endgültig verabschiedet, wie die Autorinnen in ihrem Beitrag zeigen. Dabei handelt es sich um eine Entwicklung, die sich in den letzten 20 Jahren zunächst subtil, dann aber in jüngerer Zeit mit rasantem Tempo vollzogen hat. Seinen vorläufigen Höhepunkt findet diese Entwicklung in dem Sicherheitsprogramm "Naar een veiliger samenleving" aus dem Jahr 2002 unter der Regierung Balkenende. Dieser durch das Innen- und Justizministerium herausgegebene Sicherheitsbericht versteht sich als ein detailliertes Programm, das konkrete Vorschläge zur Erhöhung der Sicherheit und des Sicherheitsgefühls der Bevölkerung umfasst. Das Programm läuft bis zum Jahre 2006 und 800 Millionen Euro wurden dafür bereitgestellt. Das Programm zielt auf die Stärkung der Sicherheit des öffentlichen Raums mit folgenden Schwerpunkten: die Handhabung und Verfolgung der Wiederholungstäter und der Jugendkriminalität, das Verstärken der Aufklärung und Rechtspflege sowie der Bewachung und Kontrolle des öffentlichen Raumes und das Intensivieren gerichteter Präventionsprojekte. Die Autorinnen gehen anhand einer vergleichenden Strafaktenanalyse in den Niederlanden und Deutschland der Frage nach, ob sich Belege für eine Veränderung der Quantität und Qualität der Gewaltdelikte finden lassen. Sie erörtern ferner die Unterschiede zwischen polizeilichen Kriminalstatistiken und Opferbefragungen. (ICI2)