Auf Milzbrand, Ebola, eine neue Pandemie ähnlich Covid-19 haben sich die deutschen Krankenhäuser inzwischen eingestellt – die Corona-Krise hat viele Kliniken aufgerüttelt.
Reform der Notfall- und Akutversorgung, Cannabis-Freigabe, Hitzeschutzplan und natürlich die Krankenhausreform mit Vorhaltepauschalen, Level-Einstufungen, Qualitätsansprüchen und Mengenvorgaben – Karl Lauterbach und das Bundesgesundheitsministerium arbeiten gerade an vielen Baustellen gleichzeitig.
Erst in den kommenden Wochen und Monaten wird sich wohl entscheiden, ob es in der deutschen Kliniklandschaft wirklich zu einer "Revolution" kommt, wie sie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Vorstellung der Reformvorschläge durch eine Expertenkommission verkündet hatte.
Energiekrise, Klimakrise, wachsender Fachkräftemangel, Corona-Wellen, Ukraine-Krieg – wir werden in diesen Tagen nahezu überflutet von Nachrichten, die unsere Überzeugung, dass stetiger Fortschritt in einer prosperierenden Gesellschaft nicht aufzuhalten ist und ökonomische Verwerfungen eigentlich immer nur von kurzer Dauer sind, nachhaltig erschüttern.
Knapp 300 Seiten stark ist das aktuelle Gutachten des IGES-Instituts zur Ambulantisierung von OP-Leistungen. In Auftrag gegeben von Kassenärztlicher Bundesvereinigung, GKV-Spitzenverband und der Deutschen Krankenhausgesellschaft, sollte dieser Bericht zur Pflichtlektüre für alle Klinik-Manager werden, denn er kann erhebliche Auswirkungen auf das Erlösgeschäft haben.
Sechs Milliarden Euro! Das ist der Investitionsrückstand in deutschen Kliniken im Sommer 2021, wie gesetzliche und private Krankenversicherungen in seltener Einmütigkeit zusammen mit der DKG ermittelt haben. Ganz gleich, wer die schwere Aufgabe übernimmt, das Gesundheitsministerium zu führen – der erforderliche Kassensturz wird in jedem Fall ein erschreckendes Ergebnis liefern. Denn neben den Defiziten in der Infrastruktur wird endlich auch Klarheit darüber herrschen, dass kaum oder zumindest zu wenig Geld da ist für die Therapie einer großen Anzahl von Post-Covid-Patienten und dass es keine Reserven mehr zur Finanzierung von Pflegepersonal gibt.
Es ist ja wirklich nicht so, dass Krankenhaus-Verantwortliche in den vergangenen Monaten Däumchen gedreht hätten: Freihaltepauschalen, Erlösausfälle, Rettungsschirme – mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen müssen sich die Klinik-Managerinnen und -Manager beschäftigen, um zumindest finanziell einigermaßen unbeschadet durch die Pandemie-Krise zu kommen. Und dann gibt es ja noch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), das dafür sorgen soll, die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen endlich auf internationales Niveau anzuheben. Es ist ja auch höchste Zeit.
In einem Fachmagazin der Gesundheitswirtschaft wie der kma können Sie zu Recht erwarten, dass sich die meisten Themen direkt oder indirekt mit Finanzierungsmöglichkeiten, Erlösquellen, Rendite-Erwartungen, Abschreibungs-Bedingungen – kurz gesagt mit Geld – beschäftigen.
Die immer wieder versprochenen Vorteile bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens können Krankenhaus-Manager inzwischen im Schlaf aufsagen: Kosteneinsparung, Personalentlastung und deutliche Fortschritte in Diagnostik und Therapie.
Die digitale Transformation des Gesundheitswesens ist enorm vorangekommen: Was noch vor Jahren als Utopie galt, ist inzwischen Realität. Es haben sich ungeahnte Möglichkeiten in Diagnostik und Behandlung ergeben; jetzt gilt es abzuwägen, was uns in der Patientenversorgung wirklich weiterbringt.
Kommt jetzt durch politischen Druck neuer Schwung in die Einführung einer flächendeckenden elektronischen Patientenakte? Noch immer ist sie kein wesentlicher Bestandteil des Datenmanagements im deutschen Gesundheitswesen. Das betrifft sowohl die arztgeführte Krankenakte in Kliniken als auch – und besonders – die Gesundheitsakte, bei der die Versicherten die Datenhoheit über Vorerkrankungen, Arztbriefe oder Diagnostikdaten haben. Dabei könnte die ePA für hohe Effizienz bei allen Leistungserbringern sorgen, zudem Bürokratie und Papierflut deutlich eindämmen. Und: Mit der ePA steigt die Behandlungsqualität messbar, die Patientensicherheit wird erheblich erhöht.