Rechtsextremismus unter Jugendlichen
In: Gegenwartskunde: Zeitschrift für Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Bildung, Heft 2, S. 185-195
ISSN: 0016-5875
Die vorliegende Arbeit stellt einige Fakten zum Rechtsextremismus unter Jugendlichen dar, wobei die Verfassungsschutzberichte der Bundesregierung als wichtige Quelle zugrunde liegen. Der Verfasser geht auf die Definitionen der Begriffe Rechtsextremismus, Neonazismus, Faschismus und die verschiedenen, als rechtsextremistisch bezeichneten Gruppierungen ein. Die durch die Entstehung des Kalten Krieges gekennzeichnete weltpolitische Lage und die Diskussion um eine neue deutsche Armee gaben nach dem Krieg untergetauchten Rechtsextremisten Gelegenheit, die Ideen des Nationalsozialismus und des Führerstaates wieder neu zu artikulieren. Dabei handelte es sich überwiegend um die älteren Anhänger des Nationalsozialismus. Zwischen 1952 und 1963 war die Entwicklung des Rechtsextremismus durch Zerfall und Zersplitterung gekennzeichnet. Mit der Gründung der NPD 1964 nahm der Rechtsextremismus wieder erkennbaren Aufschwung. Obwohl auch diese Phase weitgehend von der älteren Generation getragen wurde, zeigte sich bei den Jüngeren eine erhöhte Bereitschaft zum Aktionismus. Seit ca. 1976 begann eine dritte Phase des Rechtsextremismus, deren Merkmale eine Tendenz zu zunehmender Aggressivität, die steigende Verbreitung von NS-Literatur, NS-Kennzeichen und -Ausrüstungsgegenständen sowie die besondere Aktivität und steigende Anzahl Jugendlicher sind. Einige Ursachen des Rechtsextremismus sind zu suchen in Versäumnissen im Bereich der politischen Bildung, im Zusammenhang zur wirtschaftlichen Rezession sowie darin, daß die Komplexität des politischen Systems und die Kompliziertheit des demokratischen Staatsapparates für viele nicht mehr durchschaubar sind. (SD)