The architecture and the urban planning of the 1960s and 1970s are currently the focus of a wide-ranging discussion. A high-profile international symposium that took place at the Bauhaus University in Weimar in January 2011 brought together the different but often parallel discourses on this theme and collated a wide variety of experiences. This conference included Eastern Europe, with its political heritage and the associated problems, as well as the scientific, didactic and artistic issues connected with listed structure
Verwaltungsbauten entstehen an Orten mit administrativen oder wirtschaftlichen Funktionen. Während in den 1950er Jahren eher eingreifende territoriale Umstrukturierungen (Bezirksbildung und «Kreisreformen») und die Etablierung neuer Massenorganisationen Anlässe für derartige Neubauten im DDR-Gebiet waren, gestalteten sich die Rahmenbedingungen später anders: Die 1960er Jahre waren eine Zeit beschleunigter wirtschaftlicher Entwicklung. Dass damit städtebaulicharchitektonische Schwerpunkte gesetzt wurden, zeigen neben den bekannten Planstädten dieser Jahre beispielsweise Schwedt/Oder und Halle-Neustadt weitere umfassende Industrieansiedlungen. Für die thüringischen Bezirke bedeuteten die 1960er Jahre industrielle Entwicklungsschübe, auch jenseits der Städteachse Erfurt Weimar Jena Gera. Am bekanntesten wurde der so genannte Eichsfeldplan, der vorsah, die katholisch verwurzelte Region im Nordwesten des Bezirkes Erfurt – ein vermeintlich «wirtschaftliches Notstandsgebiet» – industriell zu überprägen. Neben industriellen Ansiedelungen wurden während der 1960er Jahre auch die Innenstadtbereiche der DDR-Großstädte zum Ausbreitungsfeld für neue Verwaltungsbauten. Hier drängte die Politik darauf, den Wiederaufbau endlich abzuschließen. In den Stadtzentren sollten «geschlossene und städtebaulich wirkungsvolle Komplexe» entstehen, die ein Bild der neuen Gesellschaft zu vermittelten im Stande waren. Auch wenn die Umgestaltung der Innenstädte kaum die erhofften Ausmaße erreichte, waren Verwaltungsbauten hierbei wichtige Stadt-Bausteine. Gerade gegen Ende des Jahrzehnts wurden als krönende Abschlüsse der Städte bauliche Höhendominanten vorgesehen stadtbildprägende Turmhochhäuser, die vornehmlich die profilbestimmenden Industrien oder Forschungseinrichtungen der jeweiligen Stadt bildzeichenartig repräsentieren und deren Büro- und Verwaltungsräume aufnehmen sollten. Diese prominent positionierten und bedeutungsmäßig aufgeladenen Projekte stellen sich angesichts des Blicks auf das Gesamtthema Verwaltungsbau der 1960er Jahre in der DDR allerdings als Ausnahmen dar. Prägender als die Episode der «sprechenden Bildzeichenarchitektur» war hier die konsequente Fortsetzung des 1955 mit der so genannten Wende im Bauwesen begonnenen Weges der Abkehr von der historistischen Stildoktrin der Stalin-Zeit und der Nachholung der Moderne. Das bedeutete neben einer ästhetischen Modernisierung vor allem vom traditionell-handwerklichen zum industriellen Bauen überzugehen und schloss vielfältige technische und strukturelle Rationalisierungsbestrebungen ein. Schließlich vollzogen sich auch erhebliche Veränderungen in der Organisation des Bauwesens. Die planungsorganisatorischen, konstruktions- und gebäudetypologischen Entwicklungslinien werden am Beispiel der drei thüringischen DDR-Bezirke Erfurt, Gera und Suhl überblickartig dargestellt.
Symposium der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte der Bauhaus-Universität Weimar, 28. und 29. Januar 2011. Architektur und Städtebau der 1960er und -70er Jahre stehen aktuell im Fokus einer breiten Diskussion. Ihre beginnende Wertschätzung und denkmalpflegerische Aneignung befindet sich allerdings in einem Wettlauf mit der Anpassung an zeitgenössische Standards. »Veraltet, aber noch nicht historisch«, wird häufig kolportiert. Viele qualitätvolle Zeugnisse sind bereits abgebrochen oder eingreifend umgebaut und damit für die Nachwelt verloren. In Ostdeutschland kommt erschwerend hinzu, dass diese Bauten ein überwundenes politisches System repräsentieren. Doch die Verlusterfahrungen lösen in geradezu klassischer Weise ein neues Interesse an dem noch Vorhandenen aus. Das Symposium greift solche jüngeren Impulse auf. Es wird das Thema mit dem Blick der Denkmalpflege und in großer Breite diskutieren. Dazu gehört der Einbezug Osteuropas mit seinen erbepolitischen Problemstellungen. Raum wird auch der Denkmalvermittlung gegeben, welche angesichts der Debatten und Projekte um die Ost-Moderne interessante Facetten zeigt. Ziel ist es, oft parallel verlaufenden Diskurse und unterschiedliche Erfahrungen zusammenzuführen.
Wenige Begriffe vermögen so viel Faszination und Unbehagen gleichzeitig auszulösen wie die Moderne. Der Begriff birgt so viele Unschärfen, dass man eigentlich gut daran tun würde, ihn zu vermeiden. Allein die Frage, was modern sei, oder wann die Moderne begann, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Vielleicht am meisten Kontur besitzt die Moderne als Epochenbegriff der Geschichtswissenschaften, wobei auch dort zwischen ökonomischen, politischen und weiteren Modernen unterschieden wird. Geradezu inflationär ist die Verwendung in der Kunsthistoriografie: Über weite Strecken des 20. Jahrhunderts wurde die Moderne als hauptsächlich ästhetisches Phänomen verstanden und tradiert, bis zur Konstruktion des längst relativierten Mythos der Begründung der Moderne allein durch das Neue Bauen oder gar das Bauhaus. Spätestens die Postmoderne hat den Begriff endgültig diversifiziert und dazu beigetragen, dass lange "als antimoderne Rückfälle" (G. Weckerlin) beschriebene Strömungen in einer erweiterten Sichtweise als Phänomene modernen Kunstschaffens wahrgenommen werden, wie etwa die Heimatschutzarchitektur oder die Monumentalbaukunst im Nationalsozialismus. Angesichts des entstandenen Spektrums ist heute von einem pluralistischen Begriff der Moderne auszugehen. Für die zweite Jahrhunderthälfte spricht man von Nachkriegsmoderne, Spätmoderne und Postmoderne. Stilistisch decken diese Varianten ein breites Feld ab – vom Funktionalismus über Strukturalismus, Brutalismus bis zum postmodernen "anything goes". Dass diese Strömungen in ihrer Begriffsdefinition sowie in der Abgrenzung zueinander teils große Ungenauigkeiten aufweisen, verdeutlicht der Begriff der Nachkriegsmoderne, der sich auf das Ende des Zweiten Weltkrieges bezieht und dabei andere Konflikte außer Acht lässt. In manchen osteuropäischen Ländern spricht man daher eher von Ostmoderne oder Sozmoderne. Unabhängig von der Wirkungsweise der Begriffe ragt die Moderne in verschiedensten Szenarien in unser alltägliches Leben hinein. Dieses Heft zeigt die Vielfalt solcher Situationen an verschiedenen Orten: bei der Betrachtung von Fassaden im Straßenraum, im Museum für Gegenwartskunst, an der Bushaltestelle oder beim Stadtlauf. Die Moderne ist so allgegenwärtig, dass ihre Werte, aber auch ihre Verletzlichkeit gerade deshalb oft nicht erkannt und erfasst werden. Mit dem Problem einer voreingenommenen Wahrnehmung und fehlenden Auseinandersetzung kämpfen zurzeit viele Denkmalämter und bürgerschaftliche Initiativen, die sich zunehmend mit den Baubeständen der Moderne beschäftigen. Das vorliegende Heft bildet eine Spurensuche nach verschiedenen Szenarien der Moderne ab, die ganz bewusst abseits der breiten Pfade verläuft. Dabei versucht das Heft, die schillernden Facetten und die trotz allem große Bindekraft des Moderne-Begriffes aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und zu ergründen.