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Am 15. Januar 1999 hatte Brasilien bedingungslos kapituliert. Die über vier Jahre lang durchgehaltene Wechselkurspolitik mußte aufgehoben werden: Die brasilianische Währung stürzte ab und verlor binnen kurzer Zeit etwa 50 Prozent ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar. Waren die ersten Opfer eher die brasilianischen Touristen und Käufer importierter Waren, so erreicht die Krise nunmehr auch die Armen. Und langsam wird klar, daß sie es sind, die letztendlich die Rechnung bezahlen werden. (Lat.am Nachr/DÜI)

In den sechziger Jahren einer der profiliertesten Vertreter der Dependenztheorie, von den Militärs zwangspensionierter Soziologieprofessor, ist Fernando Henrique Cardoso heute der gewählte Präsident Brasiliens. Etwa 55 Prozent der gültigen Stimmen konnte er am 3. Oktober 1994 auf sich vereinigen, so daß die brasilianische Präsidentschaftswahl bereits im ersten Durchgang entschieden wurde. Seine Lancierung des Plano Real ist wohl ein Lehrstück, wie bürgerliche Politik in einem Land mehrheitsfähig gemacht werden kann, in dem die Mehrheit der Bevölkerung von den Segnungen des Realkapitalismus ausgeschlossen ist. (Latam Nachr/DÜI)

"Angesichts der bereits recht alten industriellen Entwicklung im Südosten Brasiliens sowie einiger anderer markanter ökologischer Problembereiche (u.a. das Kernkraftwerk von Angra dos Reis, Großwasserkraftwerke, Pestizideinsatz) ist zwar bereits in den 1970er Jahren eine bemerkenswerte Umweltbewegung entstanden, doch führte der Erdgipfel nicht nur zu einem quantitativen Wachstum der Umweltgruppen, sondern vor allem zu einer verstärkten Integration von ökologischen, sozialen und ökonomischen Problemen. Der gesamte Bewußtseinswandel hat auch dazu geführt, daß die brasilianischen politischen Parteien beginnen, sich der Thematik anzunehmen, ohne sie allerdings besonders ernstzunehmen, wie die vom Verfasser beschriebene Behandlung ökologischer Fragestellungen auf dem ersten Kongreß der PT (Partei der Arbeit) illustriert." (Autorenreferat)

"Rettet die Regenwälder!" Internationale Organisationen, Pharmamultis, Tropenholzimporteure oder Regenwald- und Indianergruppen auf der ganzen Welt haben sich diese Forderung auf ihre Fahnen geschrieben. Das Bild, das sie sich dabei z.B. von Amazonien machen, hat allerdings zumeist recht wenig mit den tatsächlichen ökologischen und sozialen Bedingungen dieser Region zu tun. Irreführende Angaben über die Ursachen der Regenwaldzerstörung werden da gehandelt und zwischen der zerstörerischen Aneignung durch landwirtschaftliche Großprojekte und kleinbäuerlicher Produktion wird nicht ausreichend unterschieden. (LA-N)

Auch Gurupa verdeutlicht die Grundprobleme Amazoniens: das Vordringen der Holzhändler, den Raubbau an der Natur, den Niedergang der lokalen Wirtschaft. Dennoch gibt es etwas Besonderes: Seit Januar regiert hier kein Vertreter der örtlichen Elite, sondern ein Kleinbauer. Gurupa ist eine von zwei Gemeinden Paras, in denen die Arbeiterpartei im Oktober 1992 die Kommunalwahlen gewinnen konnte. Seitdem gibt der Ort ein Beispiel, wie neue soziale Akteure in Amazonien sichtbar werden und unter schwierigsten Bedingungen versuchen, alternative Konzepte der Regionalentwicklung umzusetzen

Mag der Konferenzort der UNCED auch recht weit von den Unbilden der Stadt entfernt liegen, Rios Gegensätze lassen sich nicht verbergen. Gewalt, Favelas und Straßenkinder sind ebenso Teil des Rio-Klischees geworden wie Zuckerhut und Copacabana. Auf der erhöhten Schnellstraße, die den Flughafen mit der Südzone verbindet, geraten die Elendsviertel zur vorbeirauschenden Kulisse. Dennoch: Zwischen dem 8. April und dem 10. Mai 1992 registrierte die Polizei 28 leergeräumte Supermärkte und 15 versuchte Plünderungen

Elf Jahre nach ihrer Gründung hat die PT zum ersten Male zu einem Parteikongreß aufgerufen. Nachdem ihr Vorsitzender Lula 1989 fast zum Präsidenten gewählt worden war, geriet die Partei, nicht zuletzt durch den Zusammenbruch des europäischen Staatssozialismus, in eine Krise. Am 29.11.1991 stand denn auch nicht die Wahl von Parteiämtern zur Debatte, sondern es wurden ausschließlich inhaltliche und strukturelle Fragen behandelt. Statt als letzte marxistisch-leninistische Partei wollte die PT sich als erste Massenpartei eines erneuerten Sozialismus für das 21. Jahrhundert präsentieren

In Brasilien wurde im Vorfeld der ECO 92 ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß eingerichtet, der sich mit der Gefahr einer Internationalisierung Amazoniens beschäftigen soll. Zur gleichen Zeit fand in Mülheim ein Seminar der evangelischen Akademie zu den deutschen Interessen am Amazonas statt

Einen Tag nach seinem Amtsantritt am 15. März 1990 überraschten der neugewählte Präsident Brasiliens Fernando Collor und seine Wirtschaftsministerin Zelia Cardoso mit drastischen Maßnahmen: Alle Bankguthaben über 75.000 Cruzados Novos wurden für 18 Monate eingefroren, zugleich wurde ein umfassendes Wirtschaftsprogramm verkündet. Die Beschlüsse traten als "medidas provisorias" sofort in Kraft, mußten aber innerhalb eines Monats vom Parlament gebilligt werden. In der Osterwoche stimmte eine Mehrheit im Kongreß den wichtigsten Punkten des Plans zu

Vom 26.-31.3.89 haben sich in Rio Branco Kautschukzapfer und Indios zu einem gemeinsamen Kongreß getroffen, dessen Ziel es war, ihre Organisation nach der Ermordung von Chico Mendes neu zu strukturieren und ein Bündnis zwischen Seringueiros und Indios zu organisieren

Der neue Bürgermeister von Sao Paulo, der größten Stadt Südamerikas, wird eine Frau sein: Luiza Erundina, die als Kandidatin des Partido dos Trabalhadores (PT) die Kommunalwahlen am 15. November gewann. Aber auch in zahlreichen anderen Städten konnten sich Kandidaten der Opposition gegen die Regierung Sarney durchsetzen; die Wahlen wurden zu einer Volksabstimmung gegen die Regierungspolitik