Inklusiver Biologieunterricht – emotionale Kompetenzförderung im Humanbiologieunterricht
Mit der Ratifizierung der Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen (2008) hat Deutschland sich unter anderem zur Umsetzung eines inklusiv ausgerichteten Bildungssystems verpflichtet. Universitäten und Schulen stehen seitdem vor der Herausforderung, dieser zunächst politischen Entscheidung Rechnung zu tragen. Insbesondere für Fachlehrer*innen der Sekundarstufe I stellt diese Situation eine Her-ausforderung dar. Denn bisher fehlen evidenzbasierte Ansätze, die Möglichkeiten aufzeigen, mit der bestehenden Situation umzugehen. Die vorliegende Dissertation möchte einen Beitrag leisten, der beschriebenen Situation zu begegnen. Das Forschungsprojekt Inklusiver Biologieunterricht (IBU) richtet sich an Lehrkräfte von Schüler*innen der Jahrgangsstufen 5 und 6. Denn diese Schüler*innen befinden sich in einer vulnerablen Phase, welche durch den Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe I und den Übergang von der mittleren Kindheit in die frühe Adoleszenz geprägt ist. Konkret fokussiert das Projekt die entwicklungsbezogene Förderung der emotionalen Kompetenz und die fachliche Förderung humanbiologischer Bildungsinhalte. Realisiert werden ebendiese durch den Einsatz der dualen Unterrichtsplanung. Im Rahmen des ersten konzeptionellen Fachbeitrages werden die Planungskonzepte Lernstrukturgitter, inklusionsdidaktische Netze und duale Unterrichtsplanung zur Planung und Durchführung inklusiv ausgerichteten Biologieunterrichts vorgestellt. Daran anknüpfend zeigt der zweite Fachbeitrag die theoretischen Hintergründe einer dualen Unterrichtsreihe zum Thema Humanbiologie und emotionale Kompetenz in den Jahrgangsstufen 5 und 6 auf. Der dritte Fachbeitrag setzt sich mit dem expliziten Einsatz ausgewählter Classroom Management-Strategien im Biologiefachunterricht der Sekundarstufe I auseinander. Dabei steht die Frage, ob ebendieser Einsatz zu einer Reduktion des Störverhaltens und zu einer Verbesserung des Lern- und Arbeitsverhaltens bei ausgewählten Schüler*innen führen kann, im Fokus. Im anschließenden vierten Fachbeitrag wird die Fragestellung, inwieweit sich bei Schüler*innen der Jahrgangstufen 5 und 6 die emotionale Kompetenz durch eine duale Unterrichtsreihe im Kontext der Humanbiologie fördern lässt beantwortet. Abschließend wird die Perspektive der Biologielehrer*innen auf die Umsetzung einer manualisierten dual geplanten Biologie-Unterrichtsreihe zur Förderung emotionaler Kompetenz im inklusiven Fachunterricht Biologie aufgegriffen. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl eine Reduktion des Störverhaltens als auch eine Förderung des Lern- und Arbeitsverhaltens bei den ausgewählten Schüler*innen erreicht werden konnte. Die Ergebnisse zur emotionalen Kompetenzförderung zeigen ferner, dass in den Bereichen Erkennen und Verstehen eigener Emotionen, Erkennen von Emotionen bei anderen, Regulation der Gefühle anderer und Einstellung zu Gefühlen positive Effekte erzielt werden konnten. Die Umsetzung der Unterrichtsreihe IBU wurde durch die Lehrer*innen insgesamt positiv bewertet. Insbesondere die methodischen Anregungen und die motivierte Teilnahme der Schüler*innen wurden durch die Lehrer*innen betont. Deutlich wurde aber auch, dass nicht alle beteiligten Lehrer*innen die Verknüpfung biologischer Fachinhalte mit dem Bereich der emotionalen Kompetenz nachvollzogen haben. Die Mantelschrift fasst die theoretischen Grundlagen des Gesamtprojektes zusammen und diskutiert die Ergebnisse über die Fachbeiträge hinaus und stellt diese in einen Zusammenhang.